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Psychodrama in der Pädagogik

 

  1. Zur Person Morenos und die Geschichte des Psychodramas
  2. Jakob Levi Moreno wurde 1889 in Bukarest (Rumänien) geboren und starb 1974 in New York. Er studierte Medizin und Philosophie in Wien, wo er 1917 promovierte und als Psychiater arbeitete.

    Nach eigenen Angaben spielte Moreno von früh auf Theater. Als Student veranstaltete er Stegreifspiele mit Kindern in den Gärten von Wien, wobei er entdeckte daß diese Spiele positiven Einfluß auf die schöpferische Spontanität der Kinder, aber auch auf ihr Verhalten hat. Hier fand er auch die Elemente, die seiner späteren Psychodramatherapie eigen sind:

    spontane Improvisation

    szenische Darstellung

    kreative Konfliktlösung

    Moreno entwickelte die Methode der Soziometrie, mit der die allen Gruppenhandlungen zugrunde liegenden Gefühle aufgedeckt und dargestellt werden können. Durch diese Erkenntnisse lassen sich soziale Spannungen durch Umgruppierungen lösen. Morenos Verständnis von psychischen Störungen beruht auf Defiziten, Fehlentwicklungen und Beeinträchtigungen des individuellen Interaktions- und Beziehungsnetzes. Im Rollenspiel und Soziodrama werden den Beteiligten diese Probleme bewußt gemacht, die sie dann im Spiel lösen sollen.

    In Wien gründete er 1921 ein Stegreiftheater ("Theater der Spontanität"), in dem er mit verschiedenen Techniken experimentierte (z.B.: ‘lebendige Zeitung’). Bei der Arbeit mit Stegreiftheater sah sich Moreno in seinen bisherigen Erkenntnissen über die therapeutische Kraft bestätigt, die ein spontanes und persönliches Spiel auf den Menschen ausüben kann. Bei der Suche nach einer theoretischen Grundlage dieser Beobachtungen stieß er auf den aristotelischen Begriff der Katharsis, der aus dem griechischen stammenden Bezeichnung für seelische Reinigung oder innere Befreiung. Anders als bei Aristoteles, bei dem sich die kathartische Wirkung nur auf das Publikum bezog und der sich auf fertige, schriftliche Texte stützte, beruht die Katharsis beim Psychodrama auf der improvisierten Handlung im spontanen Spiel.

    Der Mensch ist nach Moreno auf die Begegnung mit anderen Menschen ver- und angewiesen, denn sie eröffnet ihm die Begegnung mit sich, mit der Gruppe, mit der Gesellschaft und letztlich mit der Welt. Psychodrama ist demnach eine Psychotherapiemethode, bei der ‘Heilung aus der Begegnung’ geschieht. Wiederholt ein Mensch freiwillig und spontan eine Situation aus seiner Vergangenheit oder tut etwas, was er versäumt hat zu tun, kann ihm das Befreiung verschaffen. Die Möglichkeit Gefühle, die er damals unterdrücken mußte in einer Spielsituation auszudrücken kann ihm eine Katharsis verschaffen. "Jedes wahre zweite Mal ist eine Befreiung vom ersten" (Moreno 1973, S. 89). Durch diese Erkenntnisse beeinflußt löste sich der Gründer des Stegreiftheaters im weiteren immer mehr von seinem ursprünglichen Theatermodell und gelangte schließlich zum "therapeutischen Psychodrama".

    Die Behandlung ‘in der Gruppe, der Gruppe, durch die Gruppe’ führte zu einem Paradigmawechsel, der von der isolierten Einzeltherapie wegführte, doch Anfang der 20ger Jahre gab es für diesen Weg noch sehr wenig Verständnis.

    1925 wandert Moreno in die USA aus, wo er in New York eine psychiatrische Praxis eröffnete. Dort widmete er sich neben dem Psychodrama den wissenschaftlichen Untersuchungen der zwischenmenschlichen Beziehungen und gelang 1934 zu einer endgültigen Ausarbeitung der "Soziometrie", die er als "Wissenschaft von den Messungen zwischen menschlichen Beziehungen" (Moreno 1973, S. 19) bezeichnet.

    Zudem forderte er die Einführung von Gruppenpsychotherapien in der Psychiatrie und im Strafvollzug. Durch seine Publikationen und Lehrtätigkeit machte er seine Methoden bekannt. 1936 eröffnete Moreno eine private Psychiatrieklinik, in der er die erste spezielle Psychodramabühne errichten ließ.

    Moreno gilt als Begründer der Soziometrie und des Psychodramas und lieferte somit die theoretische Grundlage der Gruppendynamik und Gruppenpsychotherapie.

    Nach dem zweiten Weltkrieg kam das Psychodrama über Frankreich nach Europa. Inzwischen wird diese Methode - mit unterschiedlichen Schwerpunkten - in der Psychotherapie, in sozialen Diensten, Organisationsberatung und Pädagogik angewandt und weiterentwickelt.

  3. Das klassische Psychodrama

Das klassische Psychodrama weist drei Phasen auf:

  1. Initialphase: Jeder psychodramatische Prozeß beginnt mit der Erwärmungsphase, einem warm up. Hier sollen mögliche Widerstände abgebaut werden, die Gruppenmitglieder sollen sich wechselseitig auf ihre Interessen und Bedürfnisse einstellen und sich vorhandenen Problemen zuwenden. Es geht darum Konflikte, aus der persönlichen Lebens- und Lerngeschichte der Gruppenteilnehmer zu thematisieren. Für das warm up gibt es eine Reihe von Techniken, die darauf ausgerichtet sind, den Protagonisten und die Gruppe zu stimulieren.
  2. Aktionsphase: (Spielphase) In dieser Phase einigt sich die Gruppe auf ein Problem und den Protagonisten, das ist die Person, in der das Problem am deutlichsten zum Ausdruck kommt. Konfliktbesetzte Szenen sollen jetzt ausagiert werden. Lebensgeschichtliche Ereignisse werden psychodramatisch wiederholt, um das Problem stärker hervortrete zu lassen, es zuzuspitzen und dadurch einer Lösung näher zu bringen. Das Geschehen im Spiel soll dabei so "emotionsdicht" verlaufen, daß die vergangene Ereignisse zur Gegenwart werden. Durch verschiedene Techniken soll es dem Protagonisten samt Gruppe gelingen, in dieser Situation kreativ neue, angemessene Handlungsstrategien zu entwickeln, um sich aus alten Fesseln zu befreien. Hat sich zwischen Protagonisten und Gruppe durch das Spiel eine dichte Kommunikationsstruktur entwickeln können, kann diese Erfahrung für den Protagonisten zur Befreiung werden und Läuterung bringen und für die Gruppe zur Erweiterung des Wahrnehmungsfeldes führen.
  3. Integrationsphase: (Nachbesprechung) Im dritten Teil des klassischen Psychodramas äußern sich die Teilnehmer zum Geschehen, wobei vorrangig das emphatische, nicht wertende Feedback gemeint ist. In einem zweiten Schritt müssen die Erfahrungen vom Regisseur, sowohl für den Protagonisten als auch für die Gruppe, analysiert, verdeutlicht und transparent gemacht werden.

Aus dem klassisch psychodramatischen Behandlungsprozeß, des triadischen Psychodramas, entwickelte sich das tetradische Psychodrama, das eine vierte Phase, die der Neuorientierung, anschließt.

 

Voraussetzung für den psychodramatischen Prozeß ist der Regisseur. Er ist Spielleiter, Therapeut und Analytiker zugleich. Er hat darauf zu achten, daß der Lebenslauf des Protagonisten mit dem Spielverlauf verschmilzt, aber auch darauf, daß das Spiel den Bezug zur Gruppe nicht verliert. Beim Auftreten von Störungen ist seine Aufgabe neue Anregungen zu geben, andere Situationen zu schaffen, um Einsichten und Lernen zu ermöglichen.

Der Protagonist ist die Hauptperson der Sitzung. Sein Problem ist Thema der psychodramatischen Sitzung, was zählt ist seine Sicht der Situation, so wie er sie im hier und jetzt empfindet. Allein die Darstellung seiner Wahrheit hat einen befreienden Aspekt, indem er ein Bild seines Lebens aus seiner ureigenen Sicht zeichnet. Im verlaufe dieser Spielphase können sich Gruppenmitglieder in das Spielgeschehen mit einbringen. Sie fungieren als Hilfs-Ichs und übernehmen Rollen bedeutsamer Personen in wichtigen Situation, die dem Protagonisten gegenüber treten (nicht nur als Personen, auch als Begriffe und Objekte). Der Protagonist stellt sich im Psychodrama der bedeutsamen Person oder Situation, die durch die Hilfs-Ichs konkrete Gestalt annimmt.

Das Psychodrama ist von großer Anpassungsfähigkeit, Spontanität, Flexibilität und Kreativität. Alles, was zu einer solchen Sitzung notwendig ist, sind ein (philosophischer oder konkreter) Konflikt, eine Gruppe und ein Spielleiter. Es bedarf nur weniger oder keiner Utensilien und einer Bühne oder einfach eines ungestörten Raums.

2.1Zusammengefaßte Grundelemente des Psychodramas:

Regisseur: ... (auch Spielleiter oder Therapeut) ist ein wichtiger Koordinator und Kataly-

sator einer Sitzung. Unter Beteiligung der Gruppe bestimmt er den Protagonisten mit und bespricht mit ihm und der Gruppe den Sitzungsverlauf.

Er kann alle Rollen übernehmen. Grenzen sind ihm gesetzt durch: seinen Fähigkeiten, die Erfordernisse der Situation und die Wünsche des Protagonisten. Zum anderen ist er dafür zuständig, darauf zu achten, daß das Spiel nicht den Bezug zur Gruppe und damit zum Gesamtprozeß verliert. Auch der Regisseur ist Mitglied der Gruppe und unterliegt als solcher auch ihrer Beurteilung.

Protagonist: ... ist der jeweilige Hauptakteur ("Hauptdarsteller") und somit Autor der Sitz-

ung. Er bestimmt Thema und die Szenenabfolge, repräsentiert aber auch ein Anliegen der Gruppe, da er als Protagonist aus der Interaktion mit ihr hervorgegangen ist. Gespielt wird seine Sicht der Dinge, so wie er sie ’hier und jetzt’ sieht. Dabei ist zunächst nicht wichtig, ob sich diese Szene in der Vergangenheit wirklich so abgespielt hat oder nicht. Der Protagonist hat die Freiheit das Bild seines Lebens aus seiner Sicht und ohne zu starke Einmischung darzustellen.

Hilfs-Ich: ... sind Gruppenmitglieder, die während der Sitzung den Protagonisten und den

Regisseur unterstützen. Sie werden vom Protagonisten ausgesucht und spielen seinen Gegenpart (beispielsweise Mutter, Vater ...).

Durch die Hilfs-Ichs soll das Spiel erleichtert und zwischenmenschliche Situationen in ihrer Bedeutung stärker hervorgehoben werden. Der Hilfsdarsteller kann den Umfang seiner Rolle auch erweitern oder übertreiben. Damit kann der Protagonist die verschiedenen Ebenen seiner Probleme deutlicher wahrnehmen. Ein "gutes" Hilfs-Ich ist sensibel für die Gefühlsnuancen des Protagonisten und hilft ihm, das innere Bild, das er von seiner Gefühlswelt hat, zu objektivieren (zur Realität in Beziehung zu setzen).

Double: Das Double erweitert das Spiel des Protagonisten um eine wichtige Dimension.

Es sitzt/steht dicht beim Protagonisten und spielt die gleiche Rolle. Der Protagonist wird vom Regisseur angewiesen, zu seinem Double Stellung zu nehmen. Dadurch hat der Protagonist die Möglichkeit tiefer in seine Gefühlswelt einzutauchen. Er überprüft, ob das Double Recht hat, oder ob es seine Gefühle nicht getroffen hat. Dadurch kommen auch hier neue Hinweise und Andeutungen hinzu, die dem Protagonisten helfen sollen.

2.2Techniken des Psychodramas

Die im folgenden dargestellten Methoden oder Techniken des Psychodramas stellen Hilfsmittel dar, um therapeutische Szenen und Interaktionen zu bewirken. Sie werden im Spielverlauf vom Regisseur spontan eingesetzt, um die Diagnose und die Lösung des Problems des Protagonisten und der Gruppe zu erleichtern. Dazu ist wichtig, das Problem des Protagonisten emphatisch zu erfassen und den Gruppenprozeß aufmerksam zu verfolgen, um im "richtigen" Moment die "richtige" Technik anzuwenden. Die Techniken im einzelnen:

Rollentausch: Der Protagonist übernimmt eine andere Rolle in seinem Spiel, um:

    1. dem Hilfs-Ich zu zeigen, wie er diese Person erlebt, um das identische Rollen finden zwischen Hilfs-Ich und Protagonisten zu erleichtern
    2. um sich selbst mit den Augen dieser Person sehen zu können und etwas über dessen Gefühlen und Beweggründen zu erfahren
    3. durch veränderte Sichtweisen neue Impulse zur Problemlösung zu bekommen

Doppeln: Protagonist bekommt ein Double hinzugefügt, das die gleiche Rolle spielen

soll wie der Protagonist, es spricht mit ihm als seine innere Stimme. Das Double befindet sich dicht hinter dem Protagonisten und soll dessen Haltung, emotional wie körperlich, nachahmen. Das Double verstärkt somit das Spiel des Protagonisten und fügt ihm eine weitere Dimension hinzu, indem es Stellung zu seiner Rolle beziehen kann. Empfindet das Double beispielsweise anders als der Protagonist dies zu tun scheint, kann das Double die Echtheit der Gefühle in Frage stellen und Thesen dazu formulieren, denen der Protagonist zustimmen oder widersprechen kann. Dabei können die Reaktionen des Protagonisten auf die Äußerungen des Doubles sehr aufschlußreich und damit nützlich für den weiteren Sitzungsverlauf sein.

Eine weitere wichtige Funktion des Doubles besteht darin, den Protagonisten Rückhalt zu geben und ihm bei der Bewältigung von Schwierigkeiten zur Seite zu stehen.

Dem entsprechend hat das Double unterschiedliche Aufgaben, als: ein emphatisches (hilft Gefühle zu verdeutlichen und zu äußern), ein persuasives (überzeugendes), ein provokatives (absichtlich falsches doppeln, um Widerspruch herauszufordern), ein stützendes (emotionale Stütze), ein multiples (zwei Seelen des Protagonisten in seiner Brust darstellendes).

Spiegeln: Verfahren, durch das der Protagonisten sich selbst in einer Schlüsselsituation

mit einen hinreichenden Abstand beobachten kann, indem ein Hilfs-Ich seine Rolle spielt.

Monolog: Beim Monolog spricht der Protagonist seine Gedanken in einer Szene laut aus.

Das ermöglicht den Gruppenmitgliedern die Einsicht in die Sichtweise und Gefühlswelt des Protagonisten. Zum anderen läßt sich so eine Kluft zwischen dem Ausgesprochenen und dem Gedachten aufdecken.

Zauberladen: Die Wünsche des Protagonisten können imaginäre erfüllt werden. In der Aus-

einandersetzung um die Gegenleistung und den Preis können diese Wunschvorstellungen konkretisiert werden.

Zukunftsprobe: Bei der Zukunftsprobe wird eine für den Protagonisten zukünftige Situation

durchgespielt, um ihn damit vertraut zu machen und so eine erfolgreiche Bewältigung vorzubereiten.

 

Die verschiedenen Arten psychodramatischen Vorgehens sind folgende:

gruppenzentriert: Gegenstand der Analyse und Bearbeitung ist die Interaktion

zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern und das Verhalten der Teilnehmer in der Gruppe.

gruppengerichtet: Der Protagonist stellt ein Problem dar, das jedes Gruppenmit-

glied gleichermaßen betrifft oder angeht (z.B.: Lehrer-Schüler Konflikt). Der Protagonist ist Repräsentant einer (relativ) homogenen Gruppe (z.B.: Lehrer).

protagonistenzentriert: Problematik eines einzelnen wird aufgegriffen die Gruppenmit-

glieder sind aktive Zuhörer und stehen als Hilfs-Ichs zur Verfügung.

 

3. Psychodrama und Pädagogik

 

Grundsätzlich ist in der psychodramtischen Arbeit zwischen Psychotherapie und Gruppentherapie zu unterscheiden. Die Psychotherapie ist eine Behandlungsmethode psychischer Störungen, die zwischen Arzt und Patienten als Behandlungsmethode gewählt wurde. Den Terminus Gruppentherapie verwendet Moreno demgegenüber dann, wenn die therapeutische Wirkung eine sekundär ist, gleichsam als ein Nebenprodukt der primären Gruppentätigkeit wirkt.

3.1Psychodrama und Unterricht

Die Arbeit in einer Schulklasse wirft nicht nur Fragen zum Lehr- und Lernstoff auf, sondern auch Fragen der Mitteilung, Verständigung und Interaktion. Denn jede Klasse ist ein Verband, eine Gruppe von Lernenden, die themenzentrierte und gruppenzentrierte Aufgaben lösen, so daß von gruppendynamischen Prozessen ausgegangen werden darf.

So betrachtet ist jede Klasse eine Gruppe und der Unterricht ein gruppendynamisches Verfahren oder wenigstens ein Prozeß mit gruppendynamischen Faktoren. Kognitive und affektive Aspekte haben in einer Klasse viele Berührungspunkte.

Herrscht in der Klasse ein Klima sozialer Kooperation, in dem der Lehrer integrierter und integrierender Faktor ist, dann ist das eine optimale Voraussetzung dafür, um am und mit dem Unterrichtsstoff zu arbeiten.

Schwierigkeiten, dieser Aufgabe als Lehrer gerecht zu werden liegen in einer unzureichenden Ausbildung und an mangelnder Kenntnis praktischer Verfahren, um nur zwei zu nennen.

Die kognitiven Lernbereiche ergänzende und über diese hinausgehende Verfahren können verschiedene Formen psychologischer Gruppenarbeit sein: das Rollenspiel, das Soziodrama, das Psychodrama oder das didaktische Theater. Allen diesen Verfahren gemeinsam ist, daß sie den Lernstoff konkretisieren, persönlicher erfahrbar machen und Situationen schaffen können, in denen eine optimale Gruppenlernsituation entsteht.

Vorgehensweise in der Gruppenarbeit:

3.1.1Tetradisches Psychodrama in der Schule

Da es hier schwerpunktmäßig um lerntheoretische und nicht um therapeutische Komponenten in der Gruppenarbeit geht, werden die analytischen Elemente zurückgestellt. Eine therapeutische Wirkungen wird vermutlich ebenfalls erreicht, ist aber nicht primäres Ziel.

1. Die diagnostische Phase:

Das Thema der Arbeit wird dadurch gefunden, daß Konflikte und Schwierigkeiten diagnostiziert werden. Im Unterschied zum therapeutischen Psychodrama wir hier die Diagnostik zu einem wesentlichen Teil von der Gruppe (Klasse) entwickelt. Dies geschieht in Form kleiner gespielter Szenen, die gleichzeitig die Funktion des warm up übernehmen.

2. Die psychokathartische Phase

Lassen sich Ursachen eines Konfliktes erkennen, werden sie nun aktiv angegangen. Das kann in Form gruppendynamischer Interaktionen (verbal) oder im Spiel (ausagierend) zwischen Beteiligten ausgetragen werden, wobei aufgestauter Ärger herausgelassen wird, Ängste und Befürchtungen geäußert, Fronten geklärt und Barrieren eingerissen werden. Es kommt zur Gruppenkatharsis. Nachdem in der diagnostischen Phase der Konflikt benannt und in der psychokathartischen Phase wiederholt wurde, kommt der dritten Phase die Aufgabe des Durcharbeitens zu.

3. Die kommunikative Phase

In der Arbeit mit Klassen ist das Sharing (aus dem klassischen Psychodrama) und Feedback (Bezeichnung aus der französischen triadischen Psychodramaschule) besonders wichtig, weil sie die Kohärenz der Klassengemeinschaft fördert und neben einem emotionalen Zusammenhalt ein Klima des gegenseitigen Vertrauens und Achtung voreinander schafft. In dieser Phase wird, nach emotionalen Äußerungen, ein gewisser Abstand von der Emotionalität hergestellt, der zur sachlichen Betrachtung des Spielgeschehens überleitet.

Die Analyse des Spielgeschehens konzentriert sich auf den Aufbau und das Zustandekommen von Verhaltensmustern und deren Bedeutung in Bestimmten Situationen. Die Transparenz des Gruppengeschehens ist dabei ein wesentliches Anliegen. Die Einsicht in offenliegende Zusammenhänge fördern die pädagogische Situation. Zugleich wird die Beobachtung und Wahrnehmung von Verhaltensmustern geschult und zwar am konkreten Eigenerleben. Sowohl die emotionalen als auch die rationalen Einsichten im psychokathartischen Teil dürften für die Schüler von großem pädagogischen Wert sein.

4. Die verhaltensmodifizierende Phase

Werden in der zweiten Phase mehr emotionale und in der dritten mehr rationale Einsichten gefördert, scheint es aus therapeutischer aber auch pädagogischer Sicht wesentlich zu sein, daß aus diesen Erkenntnissen auch unmittelbare Konsequenzen gezogen werden, die sich nicht auf gute Vorsätze reduzieren. Daher wird empfohlen an die dritte Phase eine vierte Phase des Psychodramas zu hängen. Hier sollten die zuvor gemachten Erfahrungen im Rollenspiel (behaviourdrama) erprobt werden. Dies geschieht mit der Unterstützung verhaltenstherapeutischer Techniken, auf die hier nicht weiter eingegangen werden kann.

Im Spielgeschehen des Behaviourdramas erfolgt in der Regel nur ein direktes Feedback auf die Vorgänge im Spiel mit Lob und Tadel. Auch ein erweitertes Feedback ist denkbar. Oft entsteht aus dieser Phase neuer Stoff für ein folgendes Psychodrama.

3.2Psychodrama in der pädagogischen Aus- und Fortbildung

Die Ziele in der pädagogischen Aus und Weiterbildung lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Literatur:

Altstedt-Kriwet, I.: Psychodrama in der Sonderschullehrerausbildung. In: Zeitschrift für Heilpädagogik H. 7/1990, S. 452-465

Moreno, J. L.: Gruppenpsychotherapie und Psychodrama. Stuttgart 1973, 2. Aufl.

Petzold, H./Schulwitz, I.: Tetradisches Psychodrama in der Arbeit mit Schulkindern. In: Petzold, H. (Hg.):Angewandtes Psychodrama in Therapie, Pädagogik und Theater. Paderborn 1993, 4. Aufl.

Thiele, U.: Psychodrama - Arbeit mit Kindern. Diplomarbeit Uni Hamburg 1993