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1. Einleitung 2

2. Zum Begriff des Imperialismus

3. Die Akkumulation des Kapitals

4. Das höchste Stadium des Kapitalismus

5. Der staatsmonopolistische Kapitalismus 11

6. Die Dependencia-Theorie

7. Grenzen der marxistisch-leninistischen Imperialismusdeutung 19

7.1. Das Primat der Teleologie

7.2. Das Primat der Strategie

7.3. Das Primat der Ökonomie

8. Fazit

9. Literatur: 23

9.1. Hilfsmittel

9.2. Quellen

9.3. Sekundärliteratur

 

 

 

1. Einleitung

Zur Deutung jenes "universalhistorisch ungemein wichtigen und folgenreichen Phänomens" des Imperialismus wurde eine nahezu unüberschaubare Fülle unterschiedlicher Ansätze entwickelt. Als in historischer und politischer Hinsicht äußerst vieldeutiger Begriff umfaßt Imperialismus dabei neben geschlossenen Theoriesystemen auch bloße Phänomenologien imperialistischer Prozesse oder einzelner Ursachen, Zielsetzungen und Instrumente derselben. Nach einigen einführenden Überlegungen zur Funktion von Imperialismus als "politisch-polemischer Terminus" soll die marxistisch-leninistische Imperialismusdeutung als einer der bis heute wichtigsten Stränge der Imperialismusdiskussion in dieser Arbeit ausführlich dargestellt und auf ihre Stichhaltigkeit hin untersucht werden. Die Analyse Rosa Luxemburgs betont die unbedingte Notwendigkeit nichtkapitalistischer Bevölkerungsgruppen und Gebiete für den Fortgang der Akkumulation des Kapitals und somit für die weitere Existenz des Kapitalismus. Wladimir Illic Lenin hingegen versucht den Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus aus dem für die weitere Ausdehnung der großen Monopolkonzerne unerläßlichen Kapitalexport zu erklären. Im Bereich des orthodoxen Marxismus führt die Weiterentwicklung der Theorie Lenins dann zum Theorem des staatsmonopolistischen Kapitalismus. Die Dependencia-Theorie schließlich versucht, von der Untersuchung der Entwicklung bzw. Unterentwicklung in Lateinamerika ausgehend den Fortbestand der imperialistischen Ausbeutung als Ergebnis des Dominanz-/Dependenz-Verhältnisses zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zu deuten.

 

Auf die Beiträge von Marx und Engels kann auf Grund des begrenzten Umfangs dieser Arbeit nicht näher eingegangen werden. Zwar findet sich bei den beiden Klassikern des Marxismus keine explizite Imperialismustheorie, aber sehr wohl einige wichtige Elemente derselben. Jedoch hielten gewisse "Grundstrukturen des Marxschen Denkens" diesen von der Entwicklung einer in sich geschlossenen Imperialismustheorie ab. Engels entwickelte nach Marx´ Tod unter Fortführung und Weiterentwicklung Marxscher Ansätze elementare Bestandteile einer Imperialismustheorie, ohne diese jedoch unter ein Gesamtphänomen des Namens Imperialismus zu subsumieren.

Wegen der im Rahmen dieser Untersuchung unvermeidbaren Abstraktion von der empirischen Ebene können die verschiedenen Ansätze nicht daraufhin überprüft werden, ob sie zum Zeitpunkt der Abfassung der konkreten historischen Situation entsprachen oder den heutigen politischen Verhältnissen noch gerecht werden. Vielmehr werden die Deutungen theorieimmanent auf ihre logische Konsequenz hin untersucht. Neben Darstellung und Kritik der theoretischen Ansätze soll auch der Frage nachgegangen werden, inwieweit ideologische Prämissen und (partei-)politische Bedürfnisse Auswirkungen auf die Formulierung der einzelnen Imperialismusdeutungen hatten.

Im Sinne einer möglichst übersichtlichen Darstellung werden Luxemburgs und Lenins Schriften direkt im Text zitiert: In Kapitel 3 Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals. Ein Beitrag zur ökonomischen Erklärung des Imperialismus: (Seitenzahl) und Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals oder Was die Epigonen aus der Marxschen Theorie gemacht haben. Eine Antikritik: (A und Seitenzahl); in Kapitel 4 Wladimir Illic Lenin, Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus: (Seitenzahl) und Wladimir Illic Lenin, Der Imperialismus und die Spaltung des Sozialismus : (S und Seitenzahl).

 

2. Zum Begriff des Imperialismus

Im Gegensatz zur marxistisch-leninistischen konnte sich die nichtmarxistische Imperialismusforschung bis heute nicht auf eine eindeutige und unumstrittene Definition von Imperialismus einigen. Lange Zeit bezeichnete man die Ära der kolonialen Expansion der europäischen Staaten und der USA in den Jahren 1880-1914 als Zeitalter des Imperialismus. Gegen die enge chronologische Fixierung wurde jedoch Kritik laut: Einerseits wurde die Phase von 1880 bis 1914 nur mehr als "höchste und systematischste Stufe der europäischen Expansion in Übersee" angesehen, die schon mit der Entdeckung Amerikas um 1500 begonnen habe. Andererseits wurde verschiedentlich die Expansionspolitik des deutschen und italienischen Faschismus und des japanischen Kaiserreiches noch als letzte Lebensäußerungen des Imperialimus betrachtet und so die Zäsur erst im Jahre 1945 angesetzt. Eine weitere Differenzierung erfolgte durch die Unterscheidung zwischen formellem Imperialismus in Form direkter territorialer Herrschaft über Kolonien und Protektorate und informellem Imperialismus als indirekte Herrschaft etwa durch die Kontrolle von Verkehrswegen oder die Aufrechterhaltung von Handels- und Einflußsphären. Der Unterschied war zwar "nicht grundsätzlicher Natur, sondern gradueller Art", ermöglichte aber eine beträchtliche Ausweitung des Imperialismusbegriffs. So war es möglich, auch bei Abhängigkeit unterhalb der Ebene unmittelbarer territorialer Herrschaft, und somit auch noch nach der in den zwei Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten Dekolonisation, von Imperialismus zu sprechen. Jedoch erscheint die genaue Abgrenzung zwischen normalen wirtschaftlichen Kontakten und informellem Imperialismus problematisch, wiewohl sie für die analytische Trennschärfe unerläßlich ist.

Wie bei kaum einem anderen Begriff der Politikwissenschaft schlägt sich beim Phänomen des Imperialismus die ideologisch-politische Grundeinstellung der Autoren auch in Definition, Periodisierung und Bewertung nieder, zumal die Mehrzahl gerade der älteren Theorien im Umfeld parteipolitischer Programmatik zu finden sind. Als "eines der meistgebrauchten Schlagworte der politischen Propaganda" wird der Begriff des Imperialismus oft als Instrument der Polemik gegen politische Gegner eingesetzt. Wegen seiner eindeutig negativen ideologisch-moralischen Konnotationen ist er daher auch weniger politische Selbstbezeichnung als vielmehr Mittel zu Negativabgrenzung und Diffamierung. Obwohl der Ausdruck Imperialismus also eher Agitations- und Kampfbegriff als wissenschaftlicher Terminus ist, erfreut er sich - vermutlich wegen seiner Einprägsamkeit und Bekanntheit - auch in der Wissenschaft weiterhin großer Beliebtheit und Verbreitung. Jedoch droht durch diesen geradezu inflationär zu nennenden Gebrauch des Begriffs Imperialismus seine weitgehende Entleerung und Enthistorisierung und damit der Verlust jeglicher Aussagekraft. Darüberhinaus verhält sich die terminologische Schärfe und der Erkenntnisgewinn des Imperialismusbegriffs meist umgekehrt proportional zu seiner agitatorisch-parteipolitischen Inanspruchnahme.

 

3. Die Akkumulation des Kapitals

Rosa Luxemburg geht in ihrem Beitrag zur ökonomischen Erklärung des Kapitalismus von den Marxschen Reproduktionschemata des Kapitals aus. Da die Möglichkeit der Mehrwertaneignung eine "Lebensfrage der kapitalistischen Akkumulation"(273) sei, müsse nach der Quelle des Mehrwertes gefragt werden. Während eine gesteigerte Konsumtion der Kapitalistenklasse selbst als "Todsünde wider den heiligen Geist des Kapitals"(A 392) nur deren Profite schmälere und somit ausscheide, seien die Arbeiter mit ihren das Mindestmaß des zur unmittelbaren Lebenserhaltung notwendigen nie überschreitenden Löhnen gar nicht zu gesteigerter Nachfrage in der Lage. Beamtentum, Militär und Klerus schließlich ermöglichten keinerlei zusätzliche Nachfrage, da sie nur "Anhängsel der Kapitalistenklasse"(A 393) seien und ihre Löhne entweder direkt von den Kapitalisten oder indirekt von den Arbeitern auf dem Umweg über Steuern erhielten. Investitionen der Kapitalisten in Produktionsmittel zur Erweiterung der Produktion verschöben als "Produzieren von Waren um des Produzierens willen"(A 394) das eigentliche Problem nur um einige Zeit nach hinten, bis für die Konsumtion der nun erweiterten Produktion wieder eine - nun noch größere - Nachfrage erforderlich sei. Auch der internationale Handel könne die fehlende Nachfrage als Bedingung weiterer Akkumulation nicht bereitstellen, da er lediglich Austauschverhältnisse innerhalb des kapitalistischen Weltsystems umfasse. Somit sei es innerhalb der von Marx angenommenen, ausschließlich aus den Klassen der Kapitalisten und der Proletarier bestehenden kapitalistischen Weltgesellschaft "ebenso notwendig wie unmöglich"(116), durch vermehrte Nachfrage gesteigerten Mehrwert zu realisieren und damit den kapitalistischen Akkumulationskreislauf in Gang zu halten. Wegen des fundamentalen Widerstreites zwischen ständig steigender Produktionsfähigkeit und begrenzt bleibender interner Konsumtionsfähigkeit sei der Kapitalismus "in jeder Beziehung auf die gleichzeitige Existenz nichtkapitalistischer Schichten und Gesellschaften"(286) angewiesen, die er als Absatzgebiet für seinen Mehrwert und als Reservoir von Produktionsmitteln und Arbeitskräften benötige. Um diese Gebiete in seine Wirtschaftsbeziehungen einzubinden, zerstöre der Kapitalismus erst die althergebrachten sozioökonomischen Strukturen der Naturalwirtschaft und dann die der entstehenden einfachen Warenwirtschaft. Da die ehemals vorkapitalistischen Gebiete durch ihre Entwicklung zu kapitalistischen Staaten als Ort der Akkumulation verloren gingen und sogar zu Konkurrenten auf dem immer enger werdenden Weltmarkt würden, verstärke sich der "Konkurrenzkampf um die Reste des noch nicht mit Beschlag belegten nichtkapitalistischen Weltmilieus"(361). Dadurch treibe das kapitalistische System zwangsläufig immer schneller auf die "historische Schranke der Akkumulationsbewegung"(335) in Form der umfassenden weltweiten Kapitalisierung zu. Dabei sei Imperialismus "ebensosehr eine geschichtliche Methode der Existenzverlängerung des Kapitals, wie das sicherste Mittel, dessen Existenz auf kürzestem Wege objektiv ein Ziel zu setzen"(361). Denn die immer erbittertere Konkurrenz zwischen den Konzernen führe zu sinkenden Löhnen und damit immer erbärmlicheren Lebensbedingungen für die Arbeiter. Da das Kapital durch Einflußnahme auf Parlament und Medien immer weitgehender das staatliche Handeln bestimme, übertrage sich die Zuspitzung der Widersprüche auch auf die politische Sphäre. Imperialismus als politischer Ausdruck der immer brutaleren ökonomischen Konkurrenz sei im Inneren durch zunehmende politische Repression gekennzeichnet, während er auf der weltpolitischen Ebene auf Grund der wachsenden Bedeutung des Militarismus eine forcierte militärische Gewaltanwendung zur Folge habe. Nach immer schwerwiegenderen politischen und sozialen Krisen zeige sich die "objektive geschichtliche Notwendigkeit des Untergangs des Kapitalismus"(335) in Form einer sozialistischen Revolution schon vor der endgültigen kapitalistischen Durchdringung der ganzen Welt. Indem der Imperialismus also als "fortlaufende Lösung und zugleich Potenzierung"(390) der dem Kapitalismus immanenten Widersprüche wirke, schaffe er die Voraussetzung für den Untergang der kapitalistischen Produktionsweise und den Beginn des sozialistischen Zeitalters.

Da für Luxemburg durch eine äußerst fragwürdige Vorabdefinition Imperialismus "schon nach allgemeiner empirischer Wahrnehmung nichts anderes als eine spezifische Methode der Akkumulation"(A 398) sein konnte, suchte sie auch nur noch im Akkumulationsprozeß nach etwaigen Antriebskräften des Imperialismus. "Eklatante Mißverständnisse der Marxschen Produktionsschemata" bewogen Luxemburg dann, nach einem Mittel zur Überwindung der jedoch überhaupt nicht zwanghaft auftretenden Unterkonsumtion zu suchen. Erst durch die Hilfskonstruktion der externen Nachfrage nichtkapitalistischer Gebiete fand Luxemburg dann einen potentiellen Abnehmer des ihrer Meinung nach intern nicht absetzbaren Mehrwerts. Überzeugt von der unbedingten Notwendigkeit der Existenz nichtkapitalistischer Gebiete für die Aufrechterhaltung der kapitalistischen Akkumulation schilderte Luxemburg dann die Ausdehnung des Kapitalismus mit den Auswirkungen auf die eben kapitalisierten Gebiete und die politische und soziale Regression in den kapitalistischen Ländern während ihres imperialistischen Konkurrenzkampfes. Mit ihrer Gesamtdeutung des Imperialismus als der Folge eines der kapitalistischen Wirtschaftsweise zwangsläufig innewohnenden Unterkonsumptionsphänomens konnte sich Rosa Luxemburg in der marxistischen Imperialismusdeutung allerdings nicht durchsetzen.

Deutlich zeigt sich in Luxemburgs Analyse ein utilitaristisches Moment: Die Akkumulation des Kapitals sollte nicht nur theoretische Analyse sein, sondern auch durch die Darstellung des Imperialismus als "feindlich-offensive Totalität" die wissenschaftliche Grundlage für eine verstärkte revolutionäre Tätigkeit der Arbeiter liefern. Dabei schien wissenschaftliche Exaktheit weniger wichtig als Verwendbarkeit in der politischen Agitation, was einige zwar den Luxemburgschen Intentionen entsprechende, aber aus der vorgelegten Analyse so nicht zu belegende Schlußfolgerungen zur Folge hatte. Andererseits konnte Luxemburg die prinzipielle Schrankenlosigkeit der kapitalistischen Akkumulation auch gar nicht akzeptieren, ohne die Zwangsläufigkeit des Klassenkampfes mit der sich daraus entwickelnden Revolution als wesentliche und von ihr vehement propagierte Kategorie ihres politischen Denkens in Frage zu stellen. Schließlich benutzte Luxemburg ihre Imperialismusanalyse auch in den innerparteilichen Auseinandersetzungen um die mehrheitssozialdemokratische Politik des Burgfriedens als "theoretische Begründung ihres Kampfes gegen den Reformismus".

 

4. Das höchste Stadium des Kapitalismus

Einen anderen Ausgangspunkt wählte Lenin bei seinem Versuch der Imperialismusdeutung. Imperialismus war für ihn "Kapitalismus ... auf einer bestimmten, sehr hohen Entwicklungsstufe"(93). Dabei sei die Tendenz zur Konzentration und Zentralisation von Kapital und Produktion "der ökonomische Grundzug, das Wesen des Imperialismus"(S 3; Sperrung im Original). Die Monopolwirtschaft verdränge dem "Grundgesetz des Kapitalismus in seinem heutigen Entwicklungsstadium"(23) folgend immer mehr die Wirtschaft der freien Konkurrenz, wobei dieser Prozeß durch konjunkturelle Wirtschaftskrisen noch enorm beschleunigt werde. Die zunehmende Konzentration in Form vertikaler und horizontaler Integration führe "auf einer bestimmten Stufe ihrer Entwicklung sozusagen von selbst dicht an das Monopol"(19) heran. Die ebenfalls zunehmend monopolisierten Banken steigerten ihren Einfluß auf die Industrie in Form von Kreditgewährung und Aktienbesitz und erlangten so zunehmend Mitbestimmung und schließlich Kontrolle über die Aktivitäten der Industriekonzerne. Die Trennung des Eigentums an Kapital von seiner Anwendung in der Produktion bewirke ein Übergewicht des Finanzkapitals über das industrielle Kapital. Die aus der Vereinigung von Bank- und Industriekapital entstandene Finanzoligarchie durchdringe dann sämtliche Gebiete des öffentlichen Lebens einschließlich der staatlichen Verwaltung. Immer größere Kapitalmengen fänden im Inland keine rentable Anlagemöglichkeit mehr und wichen wegen der auf Grund niedrigerer Preise und Löhne höheren Profite in den Kapitalexport aus. Dieser forciere das "unvermeidliche Streben"(89) der Konzerne, zur Sicherstellung, möglichst sogar Steigerung der Profite monopolistische Einflußsphären im Ausland zu schaffen. Da auch die Politik die imperialistische Expansion vorantreibe, komme es zur verschärften Konkurrenz um die letzten noch freien Gebiete und nach der kompletten Aufteilung der Welt zu andauernden Kämpfen um die ökonomische und politische Neuaufteilung der Welt. Die dem Imperialismus eigene "Tendenz zur Stagnation und Fäulnis"(105) zeige sich darin, daß auf Grund der Monopolpreise der "Antrieb zum technischen und folglich auch zu jedem anderen Fortschritt"(106) verloren gehe und sich durch das stetige Anwachsen des Kapitals eine von der Produktion losgelöste Rentiersschicht herausbilde. Kapitalexport als "Parasitismus ins Quadrat erhoben"(S 5) vergrößere die Gruppe der Rentiers noch und verwandele die imperialistischen Länder in "Schmarotzer am Körper der nichtzivilierten Völker"(S 5), also gewissermaßen in Rentiers im Weltmaßstab. Die auf Grund verstärkter Ausbeutung der unterworfenen Länder ständig steigenden Monopolprofite ermöglichten es, Teile des Proletariats zu bestechen und so zeitweilig vom Klassenkampf fernzuhalten. Imperialismus bedeute angesichts der sich zuspitzenden Widersprüche jedoch auch "Reaktion auf der ganzen Linie"(129), weil er die aus der Kapitalisierung resultierenden nationalen Unabhängigkeitsbewegungen der ausgebeuteten Länder und die gegen die immer ausgreifendere politische und ökonomische Repression aufbegehrende Arbeiterklasse der imperialistischen Länder immer brutaler unterdrücken müsse. Da die kapitalistischen Eigentumsverhältnisse auf Grund der schon fast vollständigen "Vergesellschaftung der Produktion"(136) nur noch eine dem Inhalt nicht mehr entsprechende Hülle darstellten, sei die imperialistische Epoche bereits der "Vorabend der sozialistischen Revolution"(5). Die durch die immer chaotischere, widersprüchlichere und brutalere Entwicklung des Imperialismus hervorgerufene revolutionäre Krise führe somit letztendlich zum weltweiten Sieg des Sozialismus.

 

Lenins Schrift ist weniger eine originäre theoretische Neuschöpfung als vielmehr eine "Zusammenstellung des vorhandenen Materials" zum Imperialismuskomplex. Fragwürdig ist einmal seine nicht näher begründete Periodisierung des Imperialismus als "in den Jahren 1898 bis 1914 voll herausgebildet"(S 4). Da Lenins Monopolbegriff neben Monopolen im strengen Sinn auch Oligopole, kartellartige Zusammenschlüsse und Trusts und somit praktisch jedes Großunternehmen umfaßt, dient er in seiner offensichtlichen Unschärfe deutlich der Überzeichnung einer damals durchaus festzustellenden Tendenz zur Konzentration. Durchgängig ersetzen bei Lenin Hinweise auf die objektive Notwendigkeit und die unstrittige Evidenz einer Entwicklung eine genauere Analyse und Beweisführung. An die Stelle einer detaillierten Untersuchung des Zusammenhangs zwischen dem Profitstreben der Kapitalisten und der Zunahme des Kapitalexports beispielsweise tritt das "Axiom, daß die Monopole einer Art von natürlichem Unterwerfungs- und Expansionsdrang unterliegen". Auch versucht Lenin, seinen Thesen mit Hilfe mitunter recht willkürlich ausgewählter Zitate und Statistiken bürgerlicher Ökonomen einen Anschein von Wissenschaftlichkeit zu geben. Aus keiner der in großer Zahl angeführten Statistiken und Tabellen wird jedoch der von Lenin behauptete Beweischarakter ersichtlich. Vielmehr sind die empirischen Belege für Lenins doch recht weitreichende Schlußfolgerungen in ihrer Wahllosigkeit "geradezu skandalös". Unklar bleiben auch die genauen Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen ökonomischen und außerökonomischen Faktoren des Imperialismus: Während Lenin die Existenz auch nichtökonomischer Antriebskräfte durchaus einräumt, konzentriert sich seine Analyse jedoch fast ausschließlich auf die ökonomischen Aspekte des Imperialismus.

Die taktisch-utilitaristische Komponente zeigt sich bei Lenin noch prägnanter als bei Luxemburg: Ziel seiner Analyse war weniger die exakte Fortschreibung Marxscher Theorien oder der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn als vielmehr ihre Instrumentalisierung zur Unterstützung seines politischen Zieles der Umwandlung des imperialistischen Ersten Weltkrieges in einen sozialistischen Befreiungs- und Bürgerkrieg. Als "Epochenbegriff mit eschatologisch zu nennenden Zügen" benutzte Lenin Imperialismus dabei, um die Arbeiter von der Notwendigkeit und Unausweichlichkeit dieses seiner Ansicht nach entscheidenden Kampfes zwischen Kapitalistenklasse und Arbeiterklasse zu überzeugen. Die dafür notwendige propagandistische Zuspitzung seiner Aussagen hatte aber eine mitunter erschreckende Vernachlässigung der wissenschaftlichen Genauigkeit zur Folge. Viel Platz verwendete Lenin für die über weite Strecken polemische Abrechnung mit seinen innerparteilichen Gegnern aus dem Lager des Reformismus, da ohne "entschiedenen, schonungslosen Kampf auf der ganzen Linie"(S 19) gegen den Opportunismus der Kampf gegen den Imperialismus eine "verlogene Phrase"(135) bleibe. Da die Revolution nur wegen der Irreführung der Arbeiterklasse durch die Kautskyaner noch nicht erfolgt sei, scheinen sie als "Kettenhunde des Kapitalismus" (S 9; Sperrung im Original) fast ein schlimmerer Feind der Arbeiterbewegung als die Kapitalistenklasse selbst zu sein. Angesichts der revolutionstheoretischen Perspektive und der innerparteilichen Auseinandersetzungen tritt daher das Phänomen Imperialismus und seine Analyse bei Lenin in den Hintergrund.

5. Der staatsmonopolistische Kapitalismus

In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts begann aus der Sicht des orthodoxen Marxismus die "dritte Etappe der allgemeinen Krise des Kapitalismus" nach Weltwirtschaftskrise und Zweitem Weltkrieg, weil durch die Existenz der sozialistischen Staaten Osteuropas, der Arbeiterbewegung in den Industrieländern und der unabhängigen Staaten in den ehemaligen Kolonialgebieten der Spielraum des Imperialismus spürbar geschrumpft sei. Als Reaktion auf diese Entwicklung erweitere der spätimperialistische Staat seine Tätigkeit auf dem Gebiet der Ökonomie: Er werde zunehmend zum Produzenten, Nachfrager und Finanzier und steuere in größerem Maße als vorher über Steuer-, Finanz- und Sozialpolitik das gesamtwirtschaftliche Geschehen. Der so aus der "Verschmelzung von Monopolmacht und Staatsmacht" entstehende staatsmonopolistische Kapitalismus mit seinem hohem Grad von vergesellschafteter Produktion in Form von großen staatlichen Unternehmen sei die "geschichtlich bedingte, höhere Stufe des imperialistischen Stadiums der kapitalistischen Produktionsweise". Er sei geprägt durch die in hohem Maße durch staatliche Gelder ermöglichte und vorangetriebene wissenschaftlich-technische Revolution mit ihrer Beschleunigung des technologischen Fortschritts und die Bedeutung des militärisch-industriellen Komplexes. Der Staat als politisches Machtinstrument der herrschenden Klasse genieße "relative Selbstständigkeit" und somit Aktionsspielraum gegenüber den Monopolen. Er könne zum Erhalt der Wirtschaftsordnung unter Umständen auch gegen einzelne Konzerne agieren, um so die gesamtwirtschaftlichen Interessen gegen einzelwirtschaftliche durchzusetzen. Seinem Wesen nach habe sich der Imperialismus jedoch nicht geändert, lediglich die Formen der Ausbeutung seien weniger offensichtlich geworden. Die fortgesetzte Ausbeutung der nur formal unabhängig gewordenen ehemaligen Kolonien geschehe nun durch für sie ungünstige Austauschverhältnisse auf dem Weltmarkt, fortgesetzten privaten Kapitalexport und die als Entwicklungshilfe getarnte staatliche Exportförderung. Im Inneren werde der zur Gewinnung größtmöglichen Profits auf die Ausbeutung der Arbeiter angewiesene Imperialismus durch die immer mächtiger werdende Arbeiterbewegung zwar zu sozialen Zugeständnissen und zur "Friedens- und Menschenrechtsdemagogie" genötigt. Die zeitweilig erreichte Stabilität des imperialistischen Staates sei aber nur von begrenzter Dauer, da die dadurch beschleunigte Entwicklung des Kapitalismus zwangsläufig zu erhöhter Arbeitslosigkeit und verstärkter Ausbeutung und somit letztendlich wieder zur Destabilisierung führe. Im politischen Bereich bewirke zudem die "dem staatsmonopolistischen Kapitalismus eigene Tendenz, parlamentarische Einrichtungen und demokratische Institutionen lahmzulegen", auf lange Sicht eine zunehmende Beschneidung bürgerlicher Rechte und Freiheiten. Die durch die Monopolisierung der Wirtschaft und den zunehmenden Einfluß des Staates stetig fortschreitende Vergesellschaftung der Produktion gerate immer stärker in Widerspruch zum Privateigentum an Produktionsmitteln und schaffe schon die "materiellen und organisatorischen Voraussetzungen für den Sozialismus". Die geschlossene antiimperialistische Front aus sozialistischen Staaten, der Arbeiterbewegung in den kapitalistischen Ländern und den nationalen Befreiungsbewegungen der abhängigen Länder sorge mit der sozialistischen Weltrevolution schließlich für die "erfolgreiche Erfüllung der großen Mission, die die Geschichte ihnen auferlegt hat".

 

Das in der nachstalinistischen Phase entwickelte Theorem des staatsmonopolistischen Kapitalismus war der Versuch, die "heute noch gültigen wissenschaftlichen Erkenntnisse" Lenins theoretisch weiterzuentwickeln und dabei den veränderten weltpolitischen Gegebenheiten anzupassen. Es sollte die Frage beantworten helfen, warum der Kapitalismus entgegen den Vorhersagen Lenins noch nicht untergegangen war und im Gegenteil eine lange und im wesentlichen krisenfreie Prosperitätsphase durchlebte. Der staatliche Monopolkapitalismus wurde als "notwendige und unvermeidliche Fortentwicklung des Privatmonopols" und nun aber endgültig letztes Stadium des Kapitalismus in die geschichtliche Entwicklung eingeschoben, um das weitere Ausbleiben der sozialistischen Weltrevolution zu erklären. Lenins Schrift erlangte als "unerschöpfliche wissenschaftliche Fundgrube" und eine der "bemerkenswertesten wissenschaftlichen Entdeckungen des menschlichen Geistes" kanonischen Status und wurde zur Grundlage zahlreicher - zum Teil bis hin zur Wortwahl identischer - Elaborate. Auf Grund der unkritischen Übernahme durch Lenins Exegeten wurde seine Deutung jedoch nur immer wieder "krampfhaft den jeweiligen Erscheinungsformen angepaßt", statt eine grundlegende Fortentwicklung unter Berücksichtigung der geänderten Verhältnisse zu erfahren.

Die Diffamierung der Politik vor allem Westdeutschlands und der USA als durchgängig imperialistisch befriedigt zwar durch ihren stark emotionalen Gehalt agitatorische Interessen gerade im Hinblick auf die Blockauseinandersetzung im Kalten Krieg. Der Erkenntniswert dieses überaus schwammigen und vorwiegend manipulatorisch gebrauchten Imperialismusbegriffs für eine differenzierte Analyse der Entwicklung kapitalistischer Staaten ist aber nur äußerst gering. Da Imperialismus als "Haupthindernis für den Fortschritt der Menschheit" angesehen wurde, konnten den kapitalistischen und damit zwangsläufig imperialistischen Staaten positive Entwicklungsmöglichkeiten gar nicht zugestanden werden. Aus dogmatisch-marxistischer Sicht war z.B. das System der Sozialen Marktwirtschaft nicht ein - vielleicht durchaus nicht weit genug gehender - Versuch einer sozialeren Wirtschaftsordnung, sondern lediglich eine "Strategie sozialen Manövrierens" mit dem Ziel des Machterhalts der Kapitalistenklasse und somit letztendlich nur ein weiterer Beweis für das "menschenfeindliche und aggressive Wesen" des Imperialismus. Ein Großteil der orthodox-marxistische Imperialismusforschung blieb folglich "scholastische Spielerei mit ideologisch hoch besetzten, aber inhaltlich leeren Begriffen".

 

6. Die Dependencia-Theorie

Für die Dependencia-Theorie ist die Unterentwicklung "zum großen Teil das historische Produkt der vergangenen und andauernden wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem unterentwickelten Satelliten und den jetzt entwickelten Metropolen". Während die Industrieländer eine selbstbestimmte wirtschaftliche Entwicklung durchliefen, vollziehe sich die Entwicklung der unterentwickelten Nationen nur als Reflex dieser metropolitanen Entwicklung im System der abhängigen Reproduktion. Nicht die unvollständige Kapitalisierung dieser Länder, sondern im Gegenteil gerade die Einbindung in die zutiefst widersprüchliche historische Entwicklung der kapitalistischen Weltwirtschaft sei der Grund für die anhaltende "strukturelle Unterentwicklung" der Satellitenstaaten.

Die Ausbeutung der Silber- und Goldminen Lateinamerikas durch Spanien und Portugal im 16. Jahrhundert sei der Ausgangspunkt der Integration der Kolonien in den kapitalistischen Weltmarkt gewesen, welcher die ursprüngliche Akkumulation in den europäischen Metropolen und damit deren spätere Industrialisierung ermöglicht habe, aber gleichzeitig für die lateinamerikanischen Satelliten der Beginn ihrer abhängigen Entwicklung gewesen sei. Die in der Phase der kolonialen Abhängigkeit einseitig ausgeprägte Wirtschaftsstruktur in den beherrschten Ländern habe noch nach der Unabhängigkeit der lateinamerikanischen Staaten in der finanziell-industriellen Phase der Ausbeutung zu einer Konzentration auf die exportorientierten Sektoren von Landwirtschaft und Bergbau mitsamt der zugehörigen Infrastruktur geführt. Die kontinuierliche Reproduktion des traditionellen Exportsektors führe wegen der ausländischen Dominanz zu permanentem Profitabfluß und bewirke eine immer stärkere Abhängigkeit von Auslandsinteressen in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht. Die weltwirtschaftliche Struktur der technologisch-industriellen Epoche nach Ende des Zweiten Weltkriegs bestehe aus Aneignungs- und Abhängigkeitsketten "von dem Makrometropolenzentrum des kapitalistischen Weltsystems bis ´hinunter´ zu den angeblich isoliertesten landwirtschaftlichen Arbeitern", an denen die meisten Glieder als Metropolen und Satelliten Anteil hätten. Die internationalen Metropolen erhielten als das oberste Glied der Aneignungskette den größten Anteil am weltweit produzierten Surplus. In der Abhängigkeitskette seien die letzten Glieder in ihrer Entwicklung am stärksten außerhalb ihres Einflußbereiches liegenden Faktoren ausgeliefert. Neben die Exportabhängigkeit trete zunehmend noch die Tätigkeit der multinationalen Konzerne in der Binnenproduktion der abhängigen Länder in Form von Filialgründungen oder joint-ventures. Durch das infolge der ungünstigen terms of trade und der Gewinnrepatriierung entstehende Handelsbilanzdefizit sei den abhängigen Ländern die Einfuhr von Maschinen und verarbeiteten Rohstoffen als wichtige inputs für die Industrialisierung nur mit Hilfe von Fremdkapital möglich. Die daraus resultierende zunehmende Abhängigkeit von Fremdfinanzierung verstärke auf Grund der hohen Zinsen und der Projektgebundenheit der Entwicklungshilfe die wirtschaftliche Ausbeutung der unterentwickelten Länder noch. Infolge des technologischen Monopols der Metropolen könne die zurückgebliebene Wirtschaft der abhängigen Länder sich nur durch Technologieimport gegen hohe Lizenzgebühren modernisieren. Die Metropolen gestalteten auf Grund ihrer finanziellen und technologischen Suprematie die Wirtschaftsstruktur der unterentwickelten Länder immer mehr entsprechend den Bedürfnissen des internationalen Kapital- und Warenmarktes und damit gemäß ihren eigenen Interessen. In den abhängigen Länder führe diese Entwicklung zu einem hohem Ausbeutungsgrad der Arbeit, während das Wachstum des einheimischen Marktes durch mangelnde Konsumtion auf Grund der niedrigen Löhne der einheimischen Arbeitskräfte begrenzt sei. Aus der stetig zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung und der Marginalisierung immer größerer Schichten der Bevölkerung resultiere unvermeidlich ein "langer Prozeß scharfer politischer und militärischer Auseinandersetzungen und tiefgreifender sozialer Radikalisierung". Letzten Endes seien für die Zukunft nur zwei politische Entwicklungen denkbar: entweder "Gewaltregimes, die dem Faschismus den Weg bereiten, oder revolutionäre Volksbewegungen, die dem Sozialismus den Weg bereiten".

 

Die Dependencia-Theorie ist gleichermaßen gegen die - mit Ausnahme Rosa Luxemburgs - eurozentrische Perspektive der klassisch-marxistischen Imperialismustheorie gerichtet wie gegen den allzuoft apologetischen Ansatz der Modernisierungstheorie, die "nichts anderes als Ideologie" zur Rechtfertigung der bestehenden Herrschaftsverhältnisse sei. Die am Objekt der Expansion orientierte Perspektive äußert sich auch darin, daß der Großteil der Dependencia-Theoretiker selbst aus unterentwickelten Ländern vor allem Lateinamerikas kommt. In Begrifflichkeit und Erklärungsmuster ist die Dependencia außerordentlich pauschal: Einerseits werden alle unterentwickelten Länder undifferenziert unter dem Signet der abhängigen Reproduktion zusammengefaßt, obwohl sowohl der jeweilige vorkapitalistische Status als auch Grad und Methoden der imperialistischen Durchdringung sich zum Teil erheblich unterscheiden. Andererseits werden die entwickelten Länder ohne Rücksicht auf eventuelle Brüche in der jeweiligen kapitalistischen Entwicklung oder Unterschiede innerhalb der entwickelten Welt ausnahmslos zu autonom sich entwickelnden und die Peripherie ausbeutenden dominanten Staaten erklärt. Statt eine detaillierte Untersuchung des Verhältnisses und der Wechselwirkungen von endogenen und exogenen Faktoren der ja nicht zu leugnenden Unterentwicklung vorzunehmen, werden alle Entwicklungen als Resultat der internationalen kapitalistischen Austauschverhältnisse aufgefaßt. Die Romantisierung der vorkapitalistischen Situation und der Versuch einer Erklärung aller Probleme der unterentwickelten Länder aus ihrer Abhängigkeit von den Metropolen bedeuten mit ihrem unreflektierten Täter-Opfer-Schema de facto nur ein Negativ der heftig bekämpften Modernisierungstheorie. Auf Grund dieser Entlastungsfunktion eignet sich die Dependencia-Theorie daher auch bestens zur Rechtfertigung endogen verschuldeter Mißstände in den unterentwickelten Ländern. Ihrem immer wieder betonten Anspruch der historischen Perspektive wird die marxistische Dependencia-Theorie nicht gerecht, da durchgängig das Konstatieren geschichtsphilosophischer Zwangsläufigkeiten die konkrete historische Analyse ersetzt.

Die politischen Konnotationen werden vor allem durch die Selbstabgrenzung der marxistischen von der bürgerlich-nationalistischen Dependenz-Theorie deutlich. Obwohl nur sehr allgemeine Korrelationen zwischen der jeweiligen Analyse und der geforderten Strategie erkennbar sind, werden die oft differenzierteren bürgerlichen Untersuchungen von den Marxisten entschieden abgelehnt. Für die bürgerliche Richtung ist die Schlußfolgerung aus den festgestellten Abhängigkeitsverhältnissen eine stärkere Abkoppelung vom Weltmarkt zur Entwicklung einer autonomen nationalen Wirtschaft bei grundsätzlicher Beibehaltung des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Die Suche nach politischen Strategien zur Überwindung der Unterentwicklung führt die marxistische Richtung hingegen zur Schlußfolgerung, daß "der einzige Weg aus der lateinamerikanischen Unterentwicklung die bewaffnete Revolution" mit dem Endziel des Sozialismus sei. Etwaige Zwischenlösungen unterhalb dieser Ebene seien angesichts der widersprüchlichen kapitalistischen Realität "sinnlos und utopisch", da die nationalen Bourgeoisien unvermeidlich Handlanger des internationalen Kapitals seien und eine vollständige Ablösung aus der Abhängigkeit verhinderten. Anstatt Ursachen und Folgen der Unterentwicklung umfassend zu analysieren und darauf aufbauend umsetzbare Auswege aus der Situation der unterentwickelten Länder aufzuzeigen, bleiben die Deutungen der marxistischen Dependenciatheoretiker bloße "Illustration einer a priori determinierten These" und Rechtfertigung eigener politischer Aktivitäten.

 

7. Grenzen der marxistisch-leninistischen Imperialismusdeutung

7.1. Das Primat der Teleologie

Das in sich geschlossene Theoriegebäude der marxistischen Imperialismusdeutung ruht auf dem unsicheren Fundament einer teleologisch-deterministischen Geschichtsauffassung. Statt detaillierter Darstellung von kausalen Zusammenhängen wird daher immer wieder auf die gesetzmäßige Notwendigkeit oder die objektive Unausweichlichkeit bestimmter Entwicklungen verwiesen. So werden die zwangsläufige Tendenz zur Monopolbildung in einem bestimmten Stadium der kapitalistischen Entwicklung und der systemimmanente Zwang zur brutalen Ausbeutung und Unterdrückung der Arbeiterklasse im Kapitalismus nicht belegt, sondern als unvermeidliche Folgeerscheinungen der kapitalistischen Wirtschaftsweise schon vorausgesetzt. Die "wissenschaftlich fundierte Erkenntnis ... , daß der Untergang der kapitalistischen Ordnung geschichtlich unausbleiblich ist", läßt jede Krise als Endkrise des Kapitalismus erscheinen, während jegliche nicht ins Bild passende positive Entwicklung der kapitalistischen Staaten nur als eine letzte Erholungsphase vor dem endgültigen Untergang angesehen wird. Dabei werden nicht mit der vorgefaßten Theorie zu vereinbarende Fakten und Entwicklungen nicht umfassend analysiert, sondern als Ausdrucksformen der zutiefst widersprüchlichen dialektischen Entwicklung des Kapitalismus oder notwendige Verschärfung der kapitalistischen Widersprüche angesehen und so letztlich wegdefiniert.

7.2. Das Primat der Strategie

Die marxistischen Imperialismusdeutungen werden "zum guten Teil von der schon festliegenden Haltung zu den Fragen des Klassenkampfs und der Revolution gefärbt", statt einer differenzierten Analyse der konkreten historischen und politischen Situation zu entspringen. Die jeweilige Imperialismusdeutung dient immer auch zur - meist nachträglichen - Rechtfertigung einer bestimmen taktischen oder revolutionstheoretischen Ansicht vor allem in innerparteilichen oder innermarxistischen Auseinandersetzungen. Durch diesen Rechtfertigungscharakter der Imperialismustheorien werden hauptsächlich diejenigen Fakten zur Kenntnis genommen und in die Deutung integriert, welche sich zur theoretischen Begründung angeblich bevorstehender revolutionärer Kämpfe und zur diesbezüglichen Mobilisierung der Arbeiterklasse eignen. Die dogmatische Imperialismusdeutung als Bestandteil der herrschenden Ideologie in den Ostblockstaaten war darüber hinaus Kampfmittel in den ideologischen und militärischen Auseinandersetzungen des Ost-West-Konflikts und Legitimation für die Unterdrückung demokratischer Bewegungen im eigenen Land. Der Anspruch des Marxismus, neben konkreter Analyse immer auch "Theorie von der Möglichkeit und Notwendigkeit der Revolution" zu sein und daher nach Beseitigung erkannter Mißstände zu streben, wird so größtenteils dem Bestehen in innerparteilichen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen geopfert.

7.3. Das Primat der Ökonomie

Die marxistisch-leninistischen Analysen beschränken sich auf Grund ihrer überaus starren Interpretation des Marxschen Basis-Überbau-Schemas auf ökonomische Faktoren als mögliche Ursachen des Imperialismus. Politische, gesellschaftliche oder ideologische Einflüsse spielen keine eigenständige Rolle als Antriebskräfte des Imperialismus, da sie nur als Ausfluß ökonomischer Entwicklungen wahrgenommen werden. Da jedoch zwischen Erscheinungsform und Ursache von Imperialismus klar unterschieden werden muß, bedingt ein hauptsächlich im ökonomischen Bereich sich ausdrückender Imperialismus noch nicht ausschließlich ökonomische Ursachen desselben. Gerade die überaus wichtigen Wechselwirkungen zwischen den Sphären von Ökonomie, Politik und Gesellschaft in ihrer Bedeutung für imperialistische Expansionsprozesse werden von den marxistischen Deutungen nicht wahrgenommen. Deswegen können diese zwar eine - durchaus wichtige - Ebene der imperialistischen Expansion wenigstens teilweise erklären, werden jedoch in ihrer Reduktion auf die Ökonomie der viel komplexeren Realität geschichtlicher Prozesse nicht gerecht.

 

8. Fazit

Gegenüber den sehr stark voneinander abweichenden und sich sogar oft diametral widersprechenden bürgerlichen Imperialismusdeutungen bestechen die marxistisch-leninistischen Analysen durch ihre logische Stringenz und Vehemenz. Auf Grund ihres durchgängig kritisch-antikapitalistischen Ausgangspunktes sind die Einzelergebnisse an Prägnanz und Handlungsorientierung denen der bürgerlichen Analysen oft deutlich überlegen. Gerade die marxistisch geprägten Analysen der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Erster und Dritter Welt decken immer noch existente Ausbeutungsverhältnisse wesentlich weitgehender und schonungsloser auf als viele bürgerliche Untersuchungen. Jedoch sind auf Grund der Gleichsetzung von Imperialismus mit Kapitalismus in den marxistische Analysen imperialistische Handlungen oder Akte der Ausbeutung von Seiten sozialistischer Staaten grundsätzlich unmöglich und werden daher auch nicht untersucht. Die Handlungs- und Veränderungsorientierung der marxistischen Analysen und ihr kritischer Anspruch werden fast durchgängig übergeordneten politischen, ideologischen oder taktischen Bedürfnissen geopfert und verlieren dadurch viel ihrer Glaubwürdigkeit. Die Angriffe gegen die "unverhüllten und verkappten Apologeten des modernen Kapitalismus" in der bürgerlichen Wissenschaft kommen von ebenso engagierten Apologeten des noch erstrebten oder schon real existierenden Sozialismus, denn der ideologiekritische Anspruch der marxistisch-leninistischen Imperialismustheoretiker erschöpft sich in der Kritik der bürgerlich-kapitalistischen Ideologie.

Fortlaufend durchzieht die Imperialismusdeutung das Problem des Verhältnisses zwischen Nähe zur empirischen Basis und Grad der theoretischem Abstraktion. Die monokausal-deterministischen Ansätze der marxistischen Deutung werden mit ihrem realtitätsfernen Idealtypus des Imperialismus der Fülle der imperialistischen Einzelphänomene verschiedener Epochen und Regionen nicht gerecht, während konkrete historische Untersuchungen am Einzelfall nur äußerst zurückhaltend generalisiert werden können. Wenn das Ziel weniger ideologisch-polemische Instrumentalisierung als vielmehr wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn sein soll, geht der Weg nur über detaillierte Analysen der spezifischen historischen Situation. Die aus den Untersuchungsergebnissen bei äußerst zurückhaltender Verallgemeinerung resultierende Imperialismusdeutung wird vermutlich kaum einen umfassenden Allgemeingültigkeitsanspruch erfüllen können, aber auf jeden Fall mehr dem historisch-politischen Erkenntnisinteresse dienen als die aus einer schmalen empirischen Basis meist allzu vorschnell verallgemeinerten und dann politisch mißbrauchten Schlußfolgerungen der marxistischen und auch eines großen Teils der bürgerlichen Imperialismusdeutung.

 

9. Literatur:

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