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Inhaltsverzeichnis:

 

1. Einleitung *

2. Historische, politische und regionale Ursachen des Krieges *

3. Vergleich der Armeen *

4. Rüstungspolitik vor dem Krieg *

4.1. Verhalten der Supermächte *

4.1.1. Sowjetunion *

4.1.2. USA *

4.1.2.1. Vor der Revolution *

4.1.2.2. Nach der Revolution *

4.2. Iran *

4.3. Irak *

5. Rüstungspolitik während des Krieges *

5.1. Verhalten der Supermächte *

5.1.1. Sowjetunion *

5.1.2. USA *

5.2. Iran *

5.3. Irak *

6. Bewertung *

Literaturverzeichnis: *

 

 

  1. Einleitung
  2.  

    In den Jahren 1980 –1988 herrschte im Nahen Osten der Iran-Irak-Krieg. Der Ausbruch des Krieges resultierte sowohl aus jahrzehntelangen Grenzkonflikten, als auch aus einem Streben nach regionaler Vormacht, nach welcher beide Länder trachteten. Ständige Auseinandersetzung zwischen den Grenztruppen beider Staaten mündeten in einen regelrechten Kleinkrieg. Diese Konflikte eskalierten durch die irakische Besetzung eines Grenzstreifens nahe bei Qasr-Shirin, die Kündigung des 1975 geschlossenen Abkommens von Algier durch den Irak am 17.9.1980 und den Einmarsch der irakischen Armee in Ilam und Khuzestan am 22.9.1980.

    Die Versuche des Irak, eine schnelle militärische Entscheidung zu erzwingen, mündete im Frühjahr 1981 in einer militärischen Pattsituation. Im Frühjahr 1982 startete der Iran eine Gegenoffensive, mit dem Ergebnis, daß die irakischen Positionen im Iran zusammenbrachen. Eine erneute iranische Offensive mit dem Ziel, den Krieg in den Irak hineinzutragen, scheiterte. Der Krieg erstarrte in Stellungskämpfen, es kam erneut zu einer Pattsituation.

    In dieser Arbeit wird das Rüstungsverhalten der beiden Staaten auf die Frage hin untersucht, ob sich Rüstung an dem symbolischen Wert der Waffen orientiert. Es wird untersucht, ob die Aufrüstung mit hochentwickelten Waffen nicht aufgrund der Bedürfnisse der nationalen Sicherheit, sondern aufgrund ihrer hohen symbolischen Bedeutung stattfindet.

    Die Arbeit von Dana P. Eyre und Mark C. Suchman diente bei der Aufstellung der These als Vorlage. In dieser Arbeit wird speziell das Rüstungsverhalten vor Ausbruch und während des Krieges untersucht, wobei das Verhalten der Supermächte jeweils kurz erläutert wird. Nach einem kurzen Überblick über die Ursachen des Kriegsausbruches folgt ein Vergleich der Armeestrukturen zum Zeitpunkt des Kriegsausbruches.

    Bewaffnete Streitkräfte, ausgerüstet mit so modernen Waffen wie möglich, werden von Regierungen der dritten Welt, und zu dieser zählen auch der Iran und der Irak, als ein Symbol

    für Einheit und Unabhängigkeit und als klarer Beweis für das Vorhaben der Regierung gesehen, die eigene Souveränität zu verteidigen; der eigentlich Nutzen dieser Waffen ist dabei häufig nur zweitrangig. Dies liegt daran, daß manchen Waffen eine höhere symbolische Bedeutung zukommt als anderen. So wird ein modernes Kampfflugzeug höher bewertet als z.B. ein Lkw. Der symbolische Wert einer Waffe spiegelt die Unabhängigkeit wieder. So ist eine hochentwickelte, einmalige Waffe als Symbol für die Unabhängigkeit effektiver als weltliche, nicht bemerkenswerte Waffen.

     

     

  3. Historische, politische und regionale Ursachen des Krieges
  4.  

    Am 30. November 1971 besetzte der Iran die drei Inseln Abu Musa, Großer und Kleiner Tunb, auf die Teheran seit langem historische Rechte zu haben glaubte. Sie besaßen nicht nur erhebliche Bedeutung für die Kontrolle der Schiffahrt im Golf, sondern darüber hinaus waren Erdölgesellschaften in der 12-Meilen-Zone der Inseln fündig geworden. Die arabischen Staaten protestierten gegen diese Annexion, doch kam es nicht zu einer empfindlichen Störung des iranisch-arabischen Verhältnisses. Nur der Irak protestierte hartnäckig und brach seine diplomatischen Beziehungen zum Iran ab. In den Beziehungen Irans zu seinen arabischen Nachbarstaaten nahm der Irak in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung ein. Hauptstreitpunkte waren die ungelöste Grenzfrage (vor allem im Bereich des Schat-el-Arab), gegenseitige Einmischung in die inneren Angelegenheiten und der iranische Anspruch auf eine regionale Vormachtstellung. Insbesondere die sozialistische Orientierung Bagdads und der starke Einfluß der UdSSR im Irak, speziell nach Abschluß des irakisch-sowjetischen Freundschaftsvertrages 1972, stieß in Teheran auf Ablehnung und weckte Befürchtungen hinsichtlich der inneren und äußeren Sicherheit.

    Da der Irak für den Iran ein ständiger Unsicherheitsfaktor war, verfolgte Teheran gegenüber Bagdad ein Politik der permanenten Schwächung im Innern. Der Schah bediente sich hierzu der irakischen Kurdenbewegung, welche er mit Waffen versorgte; außerdem verstrickte er den Irak immer wieder in Grenzgefechte, um die irakischen Kräfte im Innern zu binden.

    Nach dem Sturz des Schahs im Frühjahr 1979 und dem damit verbundenen Sieg der islamischen Revolution verschlechterten sich die Beziehung zwischen dem Iran und dem Irak in weniger als sechs Monaten derart, daß sich beide Seiten gegenseitig einer Einmischung in die eigenen Angelegenheiten beschuldigten und ihre Bereitschaft zu gewaltsamen Aktionen ankündigten.

    Am 9. April 1980, teilte Irans Außenminister über Rundfunk mit, daß seine Regierung entschieden habe, "das baathistische Regime in Bagdad zu stürzen". Da die irakische Regierung befürchtete, daß der Iran einen Putsch im Irak vorbereitete, nahmen die Grenzkonflikte stetig zu.

    Die Entscheidung des Iraks für den Krieg fiel zu einem recht günstigen Zeitpunkt. Aufgrund der Geiselnahme war der Iran in einer bis dahin nicht gekannten internationalen Isolation, zum anderen war die iranische Armee nach der Hinrichtung zahlreicher Führungskräfte nur noch ein Torso. Der Irak nutzte die Zeit zur ständigen Aufrüstung. Anfang 1980 standen die Zeichen für einen irakischen Sieg gut, die irakische Armee galt – nach der Israels – als die am besten ausgebildete Armee im Nahen Osten. Die iranische Armee bot – aufgrund der Hinrichtungen und da durch den Abzug der US-Militärberater aus dem Iran die Wartung der Waffen nicht mehr gesichert war; zudem mangelte es an Ersatzteilen – einen desolaten Eindruck. Der Irak rechnete mit einem schnellen Sieg.

     

     

  5. Vergleich der Armeen

 

Ein Vergleich der Armeestruktur beider Kriegsparteien zeigte erhebliche Unterschiede. Die iranische Seite kämpfte den gesamten Krieg hindurch mit zwei sich politisch verfeindeten Armeen: der regulären Armee, die als einziges mächtiges Überbleibsel des gestürzten Schahregimes angesehen wurde, sowie den Pasdaran und Freiwilligenverbänden (Basij), die nach der Revolution als Gegengewicht und späterer Nachfolger der regulären Truppen geschaffen wurden. Diese duale Struktur, die Existenz von quasi zwei Armeen, wurde 1988 von den iranischen Verantwortlichen als eine Ursache der jüngsten Niederlagen angesehen. So sollte 1988 eine Zentralisierung der Armeestruktur in Verbindung mit einer allgemeinen Reform der Gesellschaft durchgeführt werden.

Die irakische Armee unterteilte sich in eine reguläre Armee und eine "Volksarmee" und Milizverbände. Eine der zentralen Fragen in der neueren irakischen Geschichte bildete u.a. die Herrschaft über die Armee. Die meisten Putsche wurden aus der Armee heraus oder mit ihrer Unterstützung durchgeführt. Vor diesem Hintergrund definieren sich auch die Hauptaufgaben der Volksarmee. Sie dient dem Schutz der Partei gegen oppositionelle Gruppen. Mit dieser Stütze begann die Baath-Partei gleichzeitig, innerhalb der regulären Armee ihre Herrschaft auszubauen. Ein Vergleich der Waffensysteme und –arsenale beider Kriegsparteien zeigte rein quantitativ eine irakische Überlegenheit bei Panzern, Artillerie und gepanzerten Fahrzeugen. Die iranischen Truppen waren dank der Größe der Bevölkerung bei den Bodentruppen den irakischen in sämtlichen Belangen überlegen. Durch die US-amerikanischen Waffen und die entsprechende Ausbildung sollen die iranischen Truppen, zumindest bis zum Schahsturz, jeder anderen arabischen Armee überlegen gewesen sein. Bei einer Betrachtung lediglich der quantitativen Entwicklung beider Armeen während des Krieges zeigte sich 1986 eine quantitative irakische Überlegenheit in sämtlichen Waffensystemen. Im selben Jahr wurde noch eine Überlegenheit der iranischen Truppen angezeigt, wobei der Irak in der Luftwaffe schon eine Überlegenheit erkennen ließ. 1988 wurde dem Irak eine Überlegenheit in allen Bereichen attestiert. Diese Überlegenheit wirkt sich nun doppelt aus, denn der Anteil von kampferfahrenen und ausgebildeten Kämpfern war auf irakischer Seite größer als auf iranischer.

 

4. Rüstungspolitik vor dem Krieg

 

In diesem Kapitel wird auf die Rüstungspolitik der beiden Kriegsparteien vor Ausbruch des Krieges eingegangen. Das Verhalten der Supermächte USA und UdSSR wird dabei getrennt behandelt, da es einen maßgeblichen Einfluß auf die Waffenimporte der beiden Länder hatte.

 

4.1 Verhalten der Supermächte

 

Die beiden Länder Irak und Iran waren bis 1979/80 durch ihre militärischen Beziehungen mit anderen Ländern auch in den Ost-West-Gegensatz involviert. Der Iran lehnte sich in den fünfziger Jahren eng an die USA und wurde von diesen ab Beginn der 70er Jahre zu einer regionalen Vormacht am Golf aufgebaut. Der Irak war zwar ein blockfreies Land – und insofern sind seine Beziehungen zur UdSSR auch nicht direkt mit den Beziehungen des Iran zu den USA vergleichbar –, hatte sich aber ab Beginn der 70er Jahre an die UdSSR gelehnt und war von ihr mit Waffen beliefert worden. Beide Blöcke hatten zahlreiche Berater und regelrechte Militärmissionen im Irak und Iran stationiert und Freundschafts- und Bündnisverträge mit den beiden Ländern abgeschlossen. Diese Situation veränderte sich 1979.

 

4.1.1 Sowjetunion

 

Mit dem Rückzug der Briten aus der Golfregion zwischen 1967 und 1971 stieg die Bedeutung des Irak für Moskau erheblich, da die UdSSR nur über Bagdad Einfluß auf die Entwicklung im Golf nehmen konnte. Aus diesem Grund war sie seit Mitte der 60er Jahre bereit, dem Irak MiG-21 Abfangjäger zu liefern, womit der Irak als erstes Land am Golf über Überschallflugzeuge verfügte. Der Abschluß des irakisch-sowjetischen Freundschaftsvertrages von 1972 stellte zugleich Höhe- und Wendepunkt in den irakisch-sowjetischen Beziehungen dar. Beim Krieg des Irak gegen die Kurden 1974/75 weigerte sich die Sowjetunion, dem Irak weitere Waffen zu liefern. Die UdSSR hatte durch großzügige Waffenlieferungen bewußt eine Situation geschaffen, in der sich der Irak ohne die aktive Unterstützung der Sowjetunion nicht auf einen Feldzug einlassen konnte. Die Weigerung Moskaus, dem Irak weitere Waffen zu liefern bewirkte im Irak ein Umdenken, zumal er sich schon länger dieser Abhängigkeit von Moskau entziehen wollte.

Dem Irak mißfiel zudem die sowjetische Forderung, der Irak solle eine Außenpolitik im Schlepptau Moskaus betreiben.

 

4.1.2 USA

 

Nach dem Rückzug Großbritanniens aus der Golfregion schickte sich der Iran an, das von den Briten hinterlassene Machtvakuum auszufüllen. Der Iran entwarf ein Sicherheitskonzept, das auch die arabischen Golfanrainer mit einbezog, für den Iran jedoch eine Vormachtstellung vorsah. Es war Irans ausgesprochenes Ziel, die Großmächte aus der Golfregion herauszuhalten; es strebte jedoch für sich selbst eine Führungsrolle an. Hierin stimmten die USA mit dem Iran überein.

Die USA unterstützten den Iran unter dem Schahregime erheblich, nach der Revolution verloren sie jedoch an Einfluß. Deshalb wird das Verhalten der USA vor und nach der Revolution getrennt behandelt.

 

4.1.2.1 Vor der Revolution

 

Die USA unterstützten den Iran unter dem Schahregime in seinem Bestreben, eine regionale Vormachtstellung zu erlangen. Die USA sahen vitale Interessen, wie das Interesse an Öllieferungen, in der Golfregion tangiert. Mit Iran sahen die USA die Gelegenheit, in der Golfregion Fuß zu fassen.

Die US-Unterstützung manifestierte sich in einer beispiellosen Aufrüstung Irans. Unter dem Schah wuchs, zwischen1965 und 1978, der Militäretat von 0,536 Mrd. $ auf 8,92 Mrd. $, und war damit größer als der Saudi-Arabiens und Iraks zusammengenommen. Die US-amerikanische Aufrüstung des Iran erweckte den Eindruck, daß der Iran alle Waffengattungen mit Ausnahme von Atomwaffen erhalten würde.

In den 70er Jahren galt die iranische Armee sowohl qualitativ als auch quantitativ als die stärkste im Nahen Osten.

Allerdings räumten die USA prestigeträchtigen Waffensystemen wie der F-14 Vorrang ein, während bereits für andere Systeme ausgebildetes Personal von Waffen, die für Bedrohungen der folgenden Zeit relevanter waren (z.B. der F-5E und der F-4), abgezogen und zu den neuen Systemen überstellt wurde, was zu einer nicht zu bemessenden Schwächung der Gesamtschlagkraft führte. Dadurch wurde es einem US-Bericht zufolge unwahrscheinlich, daß der Iran, ohne die tagtägliche Unterstützung der USA, in den folgenden fünf bis zehn Jahren einen Krieg führen könnte.

 

4.1.2.2 Nach der Revolution

 

Durch die iranische Revolution wurden die USA aus dem Land gedrängt und das iranische Militär als ein Instrument amerikanischen Einflusses im Iran schwer erschüttert. Die Bemühungen der amerikanischen Regierung, ein Arrangement mit der neuen Regierung unter Mehdi Bazargan zu suchen, scheiterten genauso wie die Versuche durch Militärputsche und Interventionen von außen das System der iranischen Revolution zu zerschlagen. Gleichzeitig konnte man im Irak beobachten, daß die Baath-Partei ihre engen Bindungen an die UdSSR lockerte und sich zunehmend nach Westen hin orientierte. Dieser Prozeß wurde durch den Kriegsbeginn 1980 noch verstärkt, da die UdSSR ihre Waffenlieferungen an den Irak zunächst einstellte und dieser damit auf andere Lieferanten angewiesen war.

Die iranische Revolution demonstrierte zunächst einmal drastisch die Grenzen der Einwirkungsmöglichkeiten beider Supermächte. Die USA waren nicht in der Lage, die Revolution zu verhindern, und mußten damit das Scheitern ihrer bisherigen Politik einer regionalen Ordnungsstruktur unter amerikanischen Vorzeichen hinnehmen. Das Geiseldrama in Teheran, das erst nach 444 Tagen, nach einem völlig fehlgeschlagenen Kommandounternehmen und der Anwendung einer ganzen Palette von wirtschaftlichen Sanktionsmaßnahmen, zu einem glimpflichen Ende kam, zeigte die Ohnmacht der amerikanischen Supermacht.

 

4.2 Iran

 

Die iranische Außen- und Sicherheitspolitik war seit den 50er Jahren von zwei Hauptfaktoren gekennzeichnet: Zum einen mußte der Iran auf die Sicherheitsbedürfnisse seines nördlichen Nachbarn, der UdSSR, bei allen außenpolitischen Handlungen Rücksicht nehmen, zum anderen sah es seine Sicherheit von Ordnung und Stabilität im Persisch-Arabischen Golf abhängig. Ein Übergreifen arabischen, revolutionären Gedankenguts auf die konservativen arabischen Golfstaaten – mit sowjetischer Unterstützung – wurde von Teheran als nahezu lebensbedrohend empfunden. Nach dem Rückzug Großbritanniens 1967 aus der Golfregion, schickte sich der Iran an, das von Großbritannien hinterlassene Machtvakuum auszufüllen.

Des weiteren hatte der Iran seit Jahrhunderten mit Aufständen lokaler Minderheiten zu kämpfen. Die Weite und die Unwegsamkeit des Landes, sowie die mangelnde Infrastruktur verhinderten, daß die jeweilige Zentralregierung bzw. der jeweilige Schah sämtliche Gebiete beherrschen konnten. Die Unterdrückung dieser nationalen Minderheiten erfolgte erst nach dem 1. Weltkrieg durch das Pahlwi-Regime mit Hilfe modernster Kriegstechnik. Nach dem Sturz des Pahlwi-Regimes meldeten die größeren Minderheitengruppen wieder ihre Rechte an, die sie aber weder unter dem Schah noch unter der islamischen Regierung zugestanden bekamen. Sowohl der Schah als auch die islamische Regierung versuchten die iranischen Minderheiten mit militärischen Mitteln mundtot zu machen. Darin zeigte sich aber auch die Schwäche des iranischen Militärs: es war falsch ausgerüstet, zu klein und zu schlecht ausgebildet zur Abwehr einer sowjetischen Invasion, aber zu groß und zu technologisiert zur Niederschlagung einer inneren Rebellion.

Durch die iranische Revolution wurde das Kräfteverhältnis im Persischen Golf radikal erschüttert, die traditionelle arabisch-persische Rivalität bekam neue Impulse.

 

4.3 Irak

 

Der Irak war in den siebziger Jahren in eine Abhängigkeit von der Sowjetunion geraten, von der er sich lösen wollte. Spätestens nach der Weigerung der UdSSR, im Krieg gegen die Kurden 1974/75 den Irak mit Waffen zu beliefern, sah sich das Regime in Bagdad, nach anderen Lieferanten um. Der Irak orientierte sich in Richtung Westen und fand dort, vor allem mit Frankreich, Lieferanten von Großwaffensystemen.

Der Handvoll von Spitzentechnikern in der irakischen Luftwaffe war schon lange klar, daß die Navigations- und Waffensteuerungssysteme der sowjetischen MiGs, einschließlich der MiG 23, die ihnen geliefert wurden, stark zu wünschen übrig ließen. Den irakischen MiGs fehlte die Hälfte des elektronischen Zubehörs, mit dem die Luftwaffen des Warschauer Paktes normalerweise ausgerüstet waren. Deshalb waren allein schon wegen der Elektronik die französischen Mirages ihr Geld wert. Saddam Hussein versicherte, bei einem Besuch in Frankreich, seinen französischen Gasgebern, er sei nicht interessiert an unterentwickelten Exportvarianten. Er wollte dieselben Mirages, mit denen die französische Luftwaffe ausgerüstet war, einschließlich der Radar- und Elektronikausrüstung.

Durch die westliche Orientierung stieg auch das Interesse westlicher Industriestaaten am Irak. Das Interesse resultierte aus dem durch die revolutionären Veränderungen im Iran entstandenen, für die westliche Industrie uneingeplanten Vakuum. Zudem hatte die Regierung in Bagdad zur gleichen Zeit einen neuen Fünfjahresplan verabschiedet, der ein enormes Aufbauprogramm beinhaltete. Dieses Aufbauprogramm sollte vor allem mit Hilfe westlicher Technologie und westlichem Know-how realisiert werden.

 

5. Rüstungspolitik während des Krieges

 

Das Rüstungsverhalten der beiden Kriegsparteien veränderte sich während des Krieges drastisch, der Iran wurde von den USA mit einem Embargo belegt, die UdSSR nahm den Anfang des Krieges verhängten Waffen-Lieferstop für den Irak zurück. Nach der Gegenoffensive des Iran kam es 1982 zu einer Pattsituation. Beobachter bescheinigten beiden Seiten, daß sie zu schwach seien um eine Entscheidung herbeizuführen. Dennoch ging der Krieg weiter. In diesem Kapitel wird auf das Rüstungsverhalten eingegangen; ebenso wird erklärt, warum der Iran die Bereitschaft des Iraks zum Waffenstillstand nicht nutzte, obwohl auch der Iran den Krieg nicht gewinnen konnte.

 

5.1 Verhalten der Supermächte

 

Der Verlust des Einflusses der USA im Iran, sowie die Abnahme des sowjetischen Einflusses im Irak führte zu einer Einbuße der Einwirkungsmöglichkeiten der Supermächte auf die Akteure. Da die Armeen der beiden Kriegsparteien jedoch zum Teil abhängig von der jeweiligen Supermacht waren, ist eine getrennte Betrachtung erforderlich.

 

5.1.1 Sowjetunion

 

Der Kriegsausbruch stellte für die UdSSR zunächst eine Begünstigung der amerikanischen Position dar. Durch den Kriegsausbruch wurde auf der arabischen Seite des Golfes ein Gefühl der Bedrohung geschürt, welches sich in einer wachsenden Bereitschaft zur militärischen Zusammenarbeit mit den USA und zur Intensivierung der regionalen Kooperation niederschlug. Zugleich war sich Moskau nicht im Klaren, welchen der beiden Staaten es unterstützen sollte. Moskau entschied sich dafür, beide Kriegsparteien zu unterstützen: dem Iran offerierte die UdSSR Waffen und wirtschaftliche Hilfe, dem Irak gegenüber blockierten die Sowjets direkte Lieferungen neuer Waffen, tolerierte aber Rüstungslieferungen osteuropäischer Staaten.

Das nach Kriegsausbruch verhängte Lieferverbot für sowjetische Waffen wurde 1982 wieder aufgehoben, nachdem der Iran ein Waffenstillstandsangebot des Irak ablehnte und versuchte weiter auf irakischen Boden vorzudringen.

Die UdSSR blieb auch weiterhin der wichtigste Großwaffenlieferant des Irak. Zusätzlich zu den Flugzeugen, Panzern und Raketen, die sie bis 1980 an den Irak geliefert hatte, lieferte sie ab 1982 – wahrscheinlich als Reaktion auf die umfangreichen französischen Waffenlieferungen an den Irak – modernste Helikopter, Jäger, Flugabwehrsysteme, Panzer, Raketen und Munition. Die Lieferungen trugen erheblich dazu bei, die Überlegenheit der irakischen Feuerkraft und Luftwaffe gegenüber der iranischen aufrechtzuerhalten. Im übrigen trugen sie natürlich auch dazu bei, daß die UdSSR nicht durch Frankreich aus seiner Position als wichtigster Rüstungslieferant des Irak verdrängt wurde.

 

5.1.2 USA

 

Der Ausbruch des Krieges führte für die USA zu einer Sorge um die Sicherheit der westlichen Ölversorgung, die durch die ersten Kampfhandlungen beeinflußt wurde. Das wichtigste Ziel der USA zu Beginn des Krieges bestand darin, eine Ausbreitung der Kampfhandlungen zu verhindern und die Straße von Hormuz offenzuhalten. Dazu entsandte Washington vier AWACS Aufklärungsflugzeuge nach Saudi-Arabien. Die rein defensive Funktion dieser Flugzeuge berücksichtigte die sowjetischen Sicherheitsinteressen. Die konservativen arabischen Staaten erklärten sich im Gegenzug bereit, ihre Ölförderung zu steigern und somit für eine Bewältigung des Ausfalls irakischer und iranischer Öl-Exporte zu sorgen. Im Golfkrieg erklärte die USA ihre strikte Neutralität. Allerdings kann man von einer pro-iranischen Neutralität sprechen, da Washington befürchtete, daß im Falle eines irakischen Sieges ein Zerfall des Iran folgen könnte. Aus diesem Grund erklärte sich die amerikanische Regierung bereit, dem Iran Ersatzteile für seine amerikanischen Waffensysteme zu liefern. In dem Maße, in dem die Gefahr eines Auseinanderbrechens des Iran schwand und sich die Ereignisse auf dem Schlachtfeld zu Ungunsten des Irak verschoben, tendierte auch die Neutralität der Supermächte zu Gunsten des Irak. Dies führte zu einer Verbesserung der Kontakte zwischen den USA und dem Irak, bis es am 26.11.1984 zur Wiederaufnahme der 1967 abgebrochenen Beziehungen kam.

Durch die "Operation Stau" versuchte die USA, den Iran am Erwerb von Panzern, Flugzeugen, Raketen, Radargeräten und jeglicher Ausrüstung zu hindern, die dazu beitragen konnten, die hochtechnologischen amerikanischen Waffensysteme im iranischen Arsenal zu reaktivieren.

 

5.2 Iran

 

Nach der islamischen Revolution, der damit verbundenen Loslösung von den USA und der Hinrichtung zahlreicher Führungskräfte in der Armee geriet der Iran in eine mißliche Lage. Seine Armee war ein Torso, die Waffen schlecht oder gar nicht gewartet worden und die Beziehungen zur USA denkbar schlecht. Zwar sagte das Revolutionsregime Imperialismus, Zionismus und der Verwestlichung den Kampf an, dennoch konnte der Iran auf die westliche Technologie nicht verzichten. Aufgrund des US-Embargos, war es dem Iran allerdings nur möglich, sich auf dem Schwarzmarkt mit entsprechenden Waffen zu versorgen.

Der Iran hatte sehr viel weniger Staaten als der Irak mobilisieren können, die ihm moderne Großwaffensysteme lieferten oder dazu beitrugen, die existierenden einsatzfähig zu halten. Es handelte sich meist um sowjetische Waffen der 50er oder 60er Jahre oder um chinesische Nachbauten entsprechender Typen, die gegenüber vergleichbaren Modellen aus der UdSSR, die diese im selben Zeitraum in den Irak lieferte, erheblich veraltet waren.

Die USA und ihre Verbündeten, die bis zur iranischen Revolution die wichtigsten Lieferanten von Großwaffensystemen an den Iran waren, hatten nach der Revolution zwar Ersatzteile und Munition, Patronen und Granaten und kleinere Waffensysteme, jedoch keine Großwaffensysteme mehr an den Iran geliefert. Lediglich die VR-China hat an den Iran Großwaffensysteme geliefert.

Dem Iran fehlte es somit an schwerer Bewaffnung, um die irakische Verteidigung zu durchbrechen.

Der Krieg kam dem Iran trotzdem gelegen, da er so von seinen inneren Problemen ablenken konnte. Die letzten Enthüllungen über das erste Testament Khomeinis vom August 1983 bestätigten dies. Unter anderem beinhaltete das Testament folgendes:

"...Der Krieg ist ein Geschenk Gottes...Wir haben viele Früchte daraus geerntet. Ohne den Krieg war es nicht möglich gewesen, die Struktur der Heuchler, die Feinde der Revolution, die Linken, Liberalen und Nationalisten, die gegen uns waren, zu zerstören. Im Klima des Krieges war es uns möglich gewesen, unser Regime zu befestigen, so daß wir zur Zeit alle Regime in der Region überraschten und alle Staaten der Welt vor uns Angst haben..."

Der Krieg sollte von den inneren Problemen, vor allem von den internen Machtauseinandersetzungen ablenken. Ein Friede mit dem Irak hätte diese sofort wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Der Krieg war daher geeignet, das Machtmonopol und die Politik der fundamentalistischen Mullahs zu legitimieren.

Daß im Iran die Zahl derjenigen größer geworden war, die gegenüber den USA eine flexible Politik bevorzugen würden, kann man aus der Freilassung der 53 amerikanischen Geiseln schließen. Sicherlich spielte auch die Hoffnung auf Lieferungen von Waffen und Ersatzteilen seitens der USA eine wichtige Rolle, denn dadurch hätte die Schlagkraft der iranischen Armee erhöht werden können.

  

5.3 Irak

 

Der Irak begann den Krieg gegen den Iran in der Annahme, daß die iranische Armee unterhöhlt sei und zusammenbrechen werde, sobald ein kräftiger militärischer Schlag ausgeführt werde. Ein kurzer und siegreicher Krieg gegen den Iran hätte dazu gedient, das Prestige des Irak als Golfmacht zu festigen.

Daß dies jedoch nicht geschah lag daran, daß der Irak keine geeignete Militärstrategie besaß, da er zu schnell aufgerüstet hatte. Zudem hatten die irakischen Truppen keine militärische Erfahrung in Kriegen mit anderen Staaten, da sie bisher fast ausschließlich gegen die innere Opposition eingesetzt worden waren. Allerdings begann der Irak während des Krieges diese Mängel zu beseitigen. Ein Vergleich der Kampfweisen zeigte beim Irak eine Betonung auf die Feuerkraft und die Luftwaffe, während der Iran sich fast ausschließlich auf seine Bodentruppen stützte. Weiterhin ist auffällig, daß kaum operative Vorstöße von Panzereinheiten durchgeführt wurden, wie sie andere moderne Kriege auszeichneten.

Der Irak, der im Gegensatz zum Iran, seine Waffen ganz offiziell beziehen konnte, rüstete während des Krieges intensiv auf. Dabei zeigte sich nicht nur eine quantitative, sondern auch eine qualitative Veränderung innerhalb der irakischen Armee. Durch eine zunehmende Integration westlicher Waffensysteme (z.B. französische Kampfflugzeuge und brasilianische Radpanzer) in die irakische Armee, konnte der Irak während des Krieges eine qualitative wie quantitative Überlegenheit gegenüber dem Iran aufbauen, während sich die Position des Iran in beiderlei Hinsicht verschlechterte.

Allerdings zeigte der Irak Rückhaltung, da er nicht gewillt war, seine Luftwaffe aufs Spiel zu setzen. Denn schwerwiegende Verluste, vor allem bei den ausgebildeten Piloten, hätten Iraks wirksamste Reserve an militärischer Macht zerstören können. Die Luftangriffe des Irans zeigten eine Labilität der Moral der irakischen Öffentlichkeit und durchkreuzten die Pläne des Regimes, das irakische Hinterland vom Krieg abzuschirmen. Der Irak verstärkte sein Verteidigungssystem in der Hoffnung, die drohende iranische Offensive damit zu verhindern, oder sie, falls sie dennoch stattfinden sollte, endgültig abzuwehren. Der Iran war sich dessen bewußt; wäre es ihm aber nicht gelungen, die sichtbare Verwundbarkeit seines Gegners auszunutzen, hätte umgekehrt seine eigene Schwäche offengelegt werden können.

 

 

  1. Bewertung

 

Nachdem in dieser Arbeit die Unterschiede im Rüstungsverhalten der beiden Kriegsparteien vor und während des Krieges dargelegt wurden, erfolgt eine Prüfung der eingangs aufgestellten These in zwei Abschnitten.

Vor dem Krieg läßt sich im Rüstungsverhalten beider Kriegsparteien eine Orientierung am symbolischen Wert der Waffen ausmachen. Im Iran, der von den USA beliefert wurde, fand eine Konzentration auf Prestige-Systeme statt. Dies führte, wie oben bereits geschildert, dazu, daß der Iran laut den Angaben eines US-Berichtes nicht in der Lage war, einen Krieg in den folgenden fünf bis zehn Jahren zu führen. Der Iran, der den Anspruch hatte, eine regionale Vormachtstellung in der Golfregion zu erringen – und das mit Unterstützung der USA –, vertraute offensichtlich auf die symbolische Wirkung dieser Waffen, da sie den anderen Golfstaaten demonstrierten, daß Teheran gewillt sei, seine Souveränität zu verteidigen. Beim Erwerb dieser Waffen war für den Iran die Funktionalität der Waffen offenbar nur zweitrangig, da sie weder für die Abwehr einer sowjetischen Invasion noch für die Niederschlagung einer inneren Rebellion geeignet waren.

Im Irak zeigte sich vor dem Krieg ein ähnliches Bild: er besaß als erstes arabisches Land am Golf Überschallflugzeuge und rüstete mit sowjetischer Hilfe sehr schnell auf. Allerdings waren die irakischen Truppen schlecht ausgebildet und konnten somit die Technologie die ihnen zu Verfügung stand, nicht ausnutzen. Die irakischen Piloten waren einfach nicht gut ausgebildet.

Während des Krieges änderte sich das Kaufverhalten: der Irak versuchte die personelle Überlegenheit der iranischen Armee durch hochentwickelte Waffen zu kompensieren. Er importierte dafür nicht nur die Waffen, sondern auch die nötigen Ausbilder. Eine Orientierung am symbolischen Wert der Waffen ist dabei nicht zu erkennen. Vielmehr war der Irak bereit, auch hohe Kosten in Kauf zu nehmen, um mit dem notwendigen Know-how und den notwendigen Ausbildern versorgt zu werden.

Der Iran, der sich aufgrund des US-Embargos nur auf dem Schwarzmarkt mit neuen Waffen versorgen konnte, hatte nicht die Möglichkeit, sich am symbolischen Wert der Waffen zu orientieren. Denn die auf dem Schwarzmarkt erhältlichen Waffen befanden sich ohnehin nicht auf dem neuesten Stand der Technik. Der Iran mußte sich vielmehr am verfügbaren Angebot auf dem Schwarzmarkt orientieren.

Abschließend läßt sich also feststellen, daß sich sowohl der Iran als auch der Irak in Friedenszeiten durchaus am symbolischen Wert der Waffen orientierten. Dies bedeutete bei der Beschaffung neuer Waffen keine ausschließliche Orientierung am Prestige, es spielte aber eine nicht unerhebliche Rolle. Während des Krieges war jedoch die Funktionalität bei der Waffenbeschaffung wesentlich ausschlaggebender als die symbolische Bedeutung.

 

 

Literaturverzeichnis: