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INHALTSVERZEICHNIS

 

1.Einleitung

 

2. Begriffsbestimmung: Objektive und subjektive Lebensbedingungen

 

3. Entwicklung objektiver Lebensbedingungen

3.1. Haushaltseinkommen

3.2. Arbeitsmarkt und Erwerbsbeteiligung

3.3. Wohnen

3.4. Bildung

3.5. Gesundheit

 

4. Entwicklung subjektiver Lebensbedingungen

4.1. Bewertung der objektiven Lebenslagen

4.2. Zufriedenheit

4.2.1. Allgemeine Zufriedenheit

4.2.2. Zufriedenheit nach Lebensbereichen

4.2.3. Zufriedenheit nach sozial relevanten Merkmalen

4.2.4. Zufriedenheitsentwicklung

4.3. Negative Aspekte der subjektiven Lebensqualität

4.3.1. Einsamkeit, Ängste und Sorgen

4.3.2. Orientierungslosigkeit

4.4. Positive Aspekte der subjektiven Lebensbedingungen

4.4.1. Zukunftszuversicht

4.4.2. Glück

 

5. Problemlagen einzelner Bevölkerungsgruppen: "Gewinner" und "Verlierer" im Transformationsprozeß in den neuen Bundesländern

 

6. Zusammenfassung

 

7. Tabellenverzeichnis

 

8. Literaturverzeichnis

 

 

 

 

 

 

1.Einleitung

 

Die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten und besonders die "Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion", ebenso politische Versprechen, haben in der ostdeutschen Bevölkerung die Hoffnung einer möglichst schnellen Angleichung der ostdeutschen Lebensverhältnisse an die westdeutschen erweckt. Die Angleichung der Lebensverhältnisse ist sicherlich mit einem Abbau des Wohlstands- und des Modernitätsgefälles zwischen den alten und neuen Bundesländern verbunden. Dieses ist ohne Zweifel ein wichtiges Ziel der Gesellschaftspolitik.

Aber allein die Tatsache, daß in den neuen Bundesländern in einer sehr kurzen Zeit Millionen Menschen den Arbeitsplatz verloren haben, und daraus folgend nur mit Hilfe mächtigen Transferzahlungen das Einkommen vieler Personen und Familien gesichert werden konnte, wirft Probleme in der Frage der Angleichung zwischen den beiden Teilen Deutschlands auf. Ebenso ist nicht zu vergessen, daß sich die Folgen der Einheit nicht nur auf die neuen Bundesländer beschränken. Zu bedenken wären hier die finanziellen Umwälzungen zur Sanierung der neuen Bundesländer (Solidarzuschlag).

Das Ziel der Sozialberichterstattung ist primär die Beobachtung und die Beschreibung des sozialen Wandels. Wenn man den Begriff des sozialen Wandels etwas präzisiert, dann ist für meine Fragestellung der Aspekt der Wohlfahrtsentwicklung von Bedeutung. Unter Wohlfartsentwicklung versteht man die Entwicklungen im sozialen Wandel, die sich auf gesellschaftlich allgemein hoch bewertete Ziele beziehen. Solche Ziele können die verschiedensten Lebensbereiche betreffen, z.B. den Arbeitsmarkt (sicherer Arbeitsplatz) oder die Wohnungsausstattung und -größe. Denkbar wäre auch ein ausreichendes Maß an Sozialbeziehungen als gesellschaftlich hoch bewertetes Ziel. Wohlfahrt würde in diesem Sinne die Summe oder die Anordnung von verschiedenen Bedingungen in den verschiedenen Bereichen des Individuums bedeuten.

Im folgenden werde ich mich mit Fragen zu den Lebensbedingungen in den neuen und alten Bundesländern befassen. Dabei soll sowohl auf die Lebensbedingungen eingegangen werden, die wertneutral beobachtbar sind (Arbeitssituation, Wohnung, etc.), als auch auf die Bewertung der Lebenssituation seitens der betroffenen Personen und Familien. Darüber hinaus soll versucht werden zu zeigen, ob verschiedene Bevölkerungsgruppen sichtbar unterschiedlichen Lebensbedingungn ausgesetzt sind.

 

2. Begriffsbestimmung: Objektive und subjektive Lebensbedingungen

Zur Beschreibung der Lebensbedingungen in den neuen und alten Bundesländern ist es grundsätzlich möglich, zwei verschieden Arten von Merkmalen der Lebensbedingungen zu untersuchen. Zum einen stehen die objektiven Lebensbedingungen der Sozialberichterstattung zur Verfügung und zum anderen die subjektiven Lebensbedingungen und die subjektive Bewertung der Lebenssituation. Im folgenden wird eine kurze Unterscheidung der beiden Begriffe vorgenommen.

Die objektiven Lebensbedingungen beziehen sich auf im Prinzip beobachtbare Bereiche wie z.B. Arbeit, Wohnungsgröße und -ausstattung, Gesundheitszustand oder Haushaltseinkommen. Diese Merkmale dienen, wie wir später noch sehen werden, ebenfalls der Operationalisierung. Anhänger dieses Denkansatzes stehen in der Tradition der skandinavischen "Level-of-Living" Forschung und begründen ihre Ansicht mit dem Argument, daß nur die im oben beschriebenen Sinne objektiven Lebensbedingungen politisch gestaltbar und langfristig verbesserbar sind.

Ihnen gegenüber stehen die subjektiven Lebensbedingungen. In ihnen sind z.B. die Bereiche Einsamkeit, Glück, Ängste und Sorgen, Zukunftszuversicht oder Orientierungslosigkeit enthalten. Sie dienen als Beschreibung der Lebensqualität durch die Betroffenen. Die Anhänger dieses Ausgangspunktes fühlen sich der angelsächsischen "Mental-Health und -Happiness" - Forschung verbunden. Sie argumentieren, daß die Lebensqualität im Endeffekt von den Betroffenen selber wahrgenommen werden muß.

In der Sozialberichterstattung ist es allerdings üblich, die subjektive Bewertung der Lebensqualität als Ergänzung zu den Informationen über die objektiven Lebensbedingungen anzusehen. "Denn nur dann, wenn man Kenntnis über die Lebensbedingungen der Bürger hat und weiß, wie die einzelnen Personen und Familien ihre eigene Situation bewerten, [...] kann ein umfassendes Bild der Lebensqualität erstellt werden". Dieser Einstellung schließe ich mich an und werde im weiteren Verlauf dieser Arbeit die Entwicklung sowohl objektiver als auch subjektiver Lebensbedingungen in den neuen und alten Bundesländern versuchen darzustellen.

Zur Datengrundlage muß gesagt werden, daß in dieser Arbeit überwiegend die Ergebnisse von Längsschnittstudien herangezogen werden. Personen- und haushaltsbezogene Längsschnittdaten scheinen mir notwendig, wenn Abhängigkeiten von Veränderungsprozessen in verschiedenen Lebensbereichen untersucht werden sollen. Es werden also Daten des sozio-ökonomischen Panels und des Wohlfahrtssurveys zur Beschreibung der Entwicklung von objektiven und subjektiven Lebensbedingungen benutzt. Überdies werden Daten der amtlichen Statistik und Einzeluntersuchungen in die Bearbeitung der Fragestellung einfließen.

 

3. Entwicklung objektiver Lebensbedingungen

Wie oben bereits erwähnt soll es in diesem Abschnitt um die objektiven Lebensbedingungen in den neuen und alten Bundesländern gehen. Dabei lassen sich vor allem folgende Bereiche voneinander trennen: Haushaltseinkommen, Bildung, Arbeitsmarkt und Erwerbsbeteiligung, Wohnen, Lebensstandard, Waren- und Dienstleistungsangebot, Umwelt, Gesundheit, Freizeit und Sozialbeziehungen. Durch den begrenzten Umfang dieser Arbeit wird es erlaubt sein, nicht alle dieser Bereiche zu behandeln. Vielmehr soll im folgenden auf die Entwicklung einiger wichtiger Lebensbereiche eingegangen werden. Gleichzeitig sollen spezielle Problemgruppen näher betrachtet werden.

 

 

3.1. Haushaltseinkommen

Bei Betrachtung des Nettoeinkommens der Arbeitnehmerhaushalte in den letzten Jahrzehnten in der DDR und der BRD wird deutlich, daß es einen erheblichen Unterschied in der Höhe der Einkommen zwischen beiden Ländern gab. Zwar stiegen auch in der DDR die Löhne kontinuierlich, aber nicht in dem Maße wie zu Zeiten der Wohlstandsexplosion in der BRD. Das führte dazu, daß die Unterschiede im Einkommen immer beträchtlicher wurden. In den 60er Jahren lag das reale Durchschnittseinkommen in der DDR um 30% unter dem westlichen. Diese Zahl erhöhte sich zu Beginn der 80er bis auf ungefähr 55%. Zu fragen wäre, ob diese Unterschiede sich bis in die Gegenwart durchgesetzt haben, oder inwieweit die Angleichung der Haushaltseinkommen zwischen den neuen und alten Bundesländern voran geschritten ist.

Die erste Erhebung des Wohlfahrtssurveys in den neuen Bundesländern (Wohlfahrtsurvey-Ost) wurde direkt nach der staatlichen Wiedervereinigung im Oktober / November 1990 durchgeführt. Parallel dazu fand auch die erste Erhebung in den neuen Bundesländern des sozio-ökonomischen Panels statt. Die Ergebnisse dieser beiden Längsschnittuntersuchungen werden eindeutig, im Gegensatz zu späteren Erhebungen, den Verhältnissen in der DDR zugeschrieben. Beide Untersuchungen kommen in Bezug auf das Haushaltseinkommen zu ähnlichen Ergebnissen.

Zu erwähnen ist, daß es sich beim untersuchten Haushaltseinkommen um ein bedarfsgewichtetes Pro-Kopf-Einkommen handelt. Ausgehend von der Überlegung daß bei wachsender Haushaltsgröße ein zunehmender Einkommensbedarf entsteht, diese jedoch nicht proportional zur Haushaltsgröße wächst, werden folgende Annahmen gemacht. Der erste Erwachsene im Haushalt erhält die Gewichtung 1, alle anderen Erwachsenen erhalten die Gewichtung von 0,8, Kinder im Alter von 0 bis 7 Jahren die Gewichtung 0,45, Kinder von 8 bis 11 Jahren die Gewichtung 0,65, von 12 bis 15 Jahren 0,75 und von 16 bis 21 Jahren 0,90.

Die bedarfsgewichtete Wohlstandsposition ergibt sich aus der Division des Haushaltseinkommens durch die Summe der Personengewichtungen des Haushalts

 

Tabelle 1 lassen zwei Ergebnisse erkennen, die zeigen, wie das bedarfsgewichtete Pro-Kopf-Einkommen in den neuen und alten Bundesländern zu zwei vergleichbaren Zeitpunkten verteilt ist. Der Einkommenszuwachs in den neuen Bundesländern von ca. 48% (von durchschnittlich 830 DM auf 1230 DM von 1990 auf 1993) fällt ins Auge. Gleichzeitig ist zu sehen, daß dies erst 70% des Niveaus der alten Bundesländer ausmacht. Außerdem bleibt in diesen Zahlen die Preissteigerungsrate, die für den Ostteil bei rund 40% seit 1990 liegt, unberücksichtigt. Ebenfalls keine Angaben macht diese Aufstellung über die Herkunft der Haushaltseinkommen. Es kann vermutet werden, daß sich vor allem in den neuen Bundesländern, durch den Zusammenbruch der Wirtschaftsstruktur und infolge dessen durch den Wegfall eines erheblichen Teils von Beschäftigungsmöglichkeiten, die Haushaltseinkommen aus einem Anteil von staatlichen Transferleistungen zusammensetzen.

Will man Aussagen über die Differenzierung der Einkommensverteilung in den neuen und alten Bundesländern treffen, reicht es nicht, allein die Mittelwerte zu betrachten. Hier sind Werte über die Streuung von Bedeutung. Die Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) für die alten und die neuen Bundesländer geben durch die Angabe der Standardabweichung darüber Aufschluß. So betrug die Standardabweichung im Westen 1990 1.044 DM (bei einem Mittelwert von 1.798 DM). In den neuen Bundesländern verläuft die Entwicklung der Differenzierung nahezu parallel zu der der Einkommenssteigerung. 1990 betrug die Standardabweichung 271 DM (Mittelwert 811 DM), 1991 waren es 366 DM (Mittelwert 967 DM) und schließlich 1992 441 DM (Mittelwert 1201 DM). Wie oben schon erwähnt kann man aus diesen Zahlen lesen, daß eine Angleichung der Haushaltseinkommen voran schreitet, aber bei weitem das Niveau der alten Bundesländer von den neuen nicht erreicht wird. Gleiches gilt für die Differenzierung in den neuen Bundesländern. "Bestimmte Kennzeichen der früheren DDR-Gesellschaft, nämlich relativ niedrige Einkommensniveaus mit geringer Einkommensdifferenzierung, haben sich demnach in kurzer Zeit verändert."

Zu gleichen Ergebnissen kommt man, wenn man Ungleichheitsmaße, wie z.B. den Ginikoeffizienten näher betrachtet. Der Ginikoeffizient ist ein Ungleichheitsmaß, das zwischen den Extremwerten 0 (völlige Gleichverteilung) und 1 (maximale Ungleichheit) variiert. Die folgenden Daten beziehen sich auf das Bruttoarbeitseinkommen.

Aus Tabelle 2 kann ersehen werden, daß von 1990 bis 1993 der Ginikoeffizient in den neuen Bundesländern von 0,198 auf 0,226 stieg. In den alten Bundesländern hingegen blieb der Ginikoeffizient auf höherem Niveau (ca. 0,28) relativ konstant. Auch diese Daten belegen die Entwicklung, daß die Ungleichheit in den neuen Bundesländern zugenommen hat, aber das Westniveau nicht erreicht.

Bis hierhin habe ich mich lediglich auf die Beschreibung der beiden Großgruppen neue und alte Bundesländer beschränkt. Ein weiterer Gesichtspunkt ist die Betrachtung der Einkommenssituation nach Einkommensquintilen zu zwei verschiedenen Meßzeitpunkten. Die Einteilung in Einkommensquintile funktioniert so, daß das oberste Quintil die 20% der Bevölkerung mit dem höchsten Einkommen beinhaltet, entsprechend sind im untersten Quintil die 20% mit dem niedrigsten Einkommen vertreten. Man kann diese Darstellungsart dazu benutzen, die Mobilität von Erwerbstätigen in den einzelnen Quintilen zu beschreiben. Als Meßpunkte dienen die Untersuchungszeiträume 1990 und 1992.

Als Ergebnisse dieser Betrachtungsweise ergeben sich bei genauerer Tabelleninspektion von Tabelle 3, daß die Mobilität zwischen den einzelnen Einkommensquintilen in den neuen Bundesländern höher ist als in den alten. Besondere Aufmerksamkeit ist auf die drei mittleren Quintile zu richten, aus denen hervorgeht, daß eine relativ geringen Zahl von zwischen 24,9% und 28,0% keine Mobilität vorweisen können hinsichtlich ihres Einkommens. Anders gesagt, 24,9% der Erwerbstätigen in den neuen Bundesländern sind sowohl 1990 als auch 1992 zum dritten Quintil der Einkommensverteilung zu rechnen. Die Felder neben der Hauptdiagonalen sind erwartungsgemäß mit ähnlichen Werten besetzt, da Mobilität über ein Quintil hinweg wahrscheinlicher ist als über zwei oder sogar drei (nur 12,3% der Ostdeutschen waren 1990 im zweiten Quintil anzusiedeln und 1992 im vierten, sogar nur 3,5% sind vom ersten Quintil ins fünfte "abgestiegen"). Die relativ hohen Zahlen in der Hauptdiagonalen für das oberste und unterste Quintil werden verständlich, wenn man sich klar macht, daß es für die Personen, die diesen Quintilen zuzurechnen sind nur ein Richtung für Mobilität besteht (Ceiling-Effekt).

Anders sieht es für die Bevölkerung in den alten Bundesländern aus. Man kann eine höhere Stabilität in den einzelnen Quintilen feststellen. Die Zahlenwerte in der Hauptdiagonalen sind sehr viel höher. Wenn Einkommensmobilität vorlag, dann in hohem Maße nur über ein Quintil. Sprünge über mehr als ein Quintil sind noch seltener als in den neuen Bundesländern.

Die zwei Betrachtungsweisen von Ginikoeffizient und Quintilsverteilung bringen zwei unterschiedliche Ergebnisse. Während der Ginikoeffizient einen schwachen Unterschied in der Einkommensungleichheit und relative Stabilität erkennen läßt, zeigt die Aufteilung der Einkommensverteilung in Quintile, daß sehr wohl große Mobilität bei den Individuen zu verzeichnen ist.

Nun sollen kurz Erklärungsansätze für die Einkommensmobilität vorgestellt werden. Der erste Ansatz bezieht sich eher auf die Familie, bzw. das Individuum. Hier werden Ereignisse im Lebensverlauf (z.B. Krankheit, Unfall, Arbeitsplatz- oder Berufswechsel) oder Veränderungen der Haushaltsstruktur (z.B. Geburt, Tod, Scheidung), sowie soziale Risiken (z.B. Krankheit, Unfall) zusammengefaßt. Die zweite Ebene betrifft das Eingreifen des Wohlfahrtsstaates, und die dritte Ebene umfaßt volkswirtschaftliche Veränderungen beispielsweise des Arbeitsmarktes und der Lohnstruktur. Eine weitere Ebene, die nur auf die neuen Bundesländer zutrifft ist die Umstellung auf ein neues Wirtschafts- und Gesellschaftssystem. Aus Platzgründen muß eine nähere Beschreibung ausfallen.

 

3.2. Arbeitsmarkt und Erwerbsbeteiligung

Die Tatsache, daß 1992 im Jahresdurchschnitt 14,8 % der Erwerbspersonen in den neuen gegenüber 6,6% in den alten Bundesländern arbeitslos waren, sollte die Sozialberichterstattung veranlassen, ein wenig genauer die Entwicklung der Bedingungen des Arbeitsmarktes und der Erwerbsbeteiligung zu begutachten. Erwerbsbeteiligung und Arbeitsmarkt sollen in diesem Abschnitt vor allem auf das Problem der Arbeitslosigkeit bezogen werden. Es sollte jedoch nicht vergessen werden, daß Erwerbstätigkeit nicht nur die Sicherung des Lebensunterhalts bedeutet, sondern gleichfalls persönliche Selbstentfaltung bedeuten kann. Darüber hinaus ist davon auszugehen, daß die Arbeitsbedingungen die gesamten Lebensumstände entscheidend beeinflussen.Auf die Bewertung der Arbeitsbedingungen werde ich in Abschnitt 4 ausführlicher eingehen.

Ergebnisse des Mikrozensus vom April 1993 weisen eine Arbeitslosenquote in den neuen Bundesländern von 19,3% aus. Aber auch der verbleibende Rest der Erwerbstätigen ist aufzuteilen in Kategorien der Arbeitsplatzsicherheit. Konzentriert man seinen Blick auf die potentiell unsicheren Arbeitsplätze, fällt die Zahl der Erwerbstätigen mit sicherem Arbeitsplatz noch geringer aus. So sind 4,6% aller Befragten bwmäß einer Studie der Kommission für die Entwicklung sozialen und politischen Wandels (KSPW) an einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme , 2,8% an einer Vollzeitmaßnahme zur Fortbildung, 5,5% an einer Umschulung beteiligt. Bei 5,7% war der gegenwärtige Arbeitsvertrag befristet und bei 5,8% wurde die Arbeitsstelle durch ein ABM-Programm finanziert. Zusammengezählt ergibt sich ein Anteil von 39,1% der Gesamtbevölkerung, also mehr als ein Drittel. Andere Daten sprechen von einem 29%igem Anteil der Bevölkerung, die im Erwerbsalter zwischen November 1989 und November 1992 Erfahrungen mit Kurzarbeit gemacht haben. 7% der Wohnbevölkerung haben Erfahrungen mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gemacht und 9% sind von Vorruhestand oder Altersübergangsgeld betroffen gewesen. Diese Anteile sind selbstverständlich zu berücksichtigen, wenn man sich der Problemen der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt nähert.

Es erscheint vernünftig die Großgruppe der Bewohner der neuen Bundesländer zu verlassen und einen genaueren Blick auf die Betroffenheit von speziellen Bevölkerungsgruppen zu werfen. Bei der Betrachtung dieser Daten fällt auf, daß sich eine Spaltung der ostdeutschen Bevölkerung zwischen den Geschlechtern und zwischen verschiedenen Altersgruppen im Hinblick auf die Chancen auf dem Arbeitsmarkt abzeichnet. Im Februar 1994 war die Arbeitslosenquote der Frauen in den neuen Bundesländern mit 23% beinahe doppelt so hoch wie die der Männer (13%). Anders ausgedrückt waren weit über 60% aller Arbeitslosen weiblichen Geschlechts. In den alten Bundesländern ist die Arbeitslosenquote von Männern und Frauen bei etwa 10% gleich. Bei der Betrachtung der Entwicklung der Erwerbstätigkeit der Frauen fällt auf, daß sie sowohl bei der Gruppe der Abgänger aus der Erwerbstätigkeit,

als auch bei den Nichterwerbstätigen und dort vor allem bei den konstant Nichterwerbstätigen, das sind diejenigen, die in dem gesamten Zeitraum von Juni 1990 bis März/April 1993 nicht zurück oder gar nicht erst in die Erwerbstätigkeit kamen. Sie nehmen eine immer bedeutendere Position ein. Tabelle 4 verdeutlicht diese Ergebnisse. Man kann davon ausgehen, daß vor allem die Reduzierung der Kinderbetreuungseinrichtungen nach 1990 für diesen Effekt verantwortlich sind. Bei näherer Betrachtung der Altersstruktur in den neuen Bundesländern fällt auf, daß der Anteil älterer Beschäftigter (55 - 64 Jahre) zwischen 1990 und 1992 von rund 90 % auf 25% abfiel. Das läßt sich sowohl durch einen Überbetroffenheit der 55 - 64-jährigen von Arbeitslosigkeit, als auch durch die Inanspruchnahme der Vorruhestandsregelung. Erwerbsquoten jüngerer Altersgruppen zeigen für Männer geringsten Altersgruppen. Das Prinzip der Rationalisierung der Betriebe in den neuen Bundesländern scheint also so ausgesehen zu haben, daß ältere Menschen eher in den Ruhestand oder in die Arbeitslosigkeit entlassen wurden als jüngere.

 

3.3. Wohnen

Wenn man über die Lebensbedingungen in den neuen und alten Bundesländern im Vergleich redet, darf man die unterschiedliche Wohnungssituationen in den beiden Teilen nicht hintanstellen. Größe und Ausstattung der Wohnungen stellen besonders für Freizeit und die Erholung von der Arbeit sowie für Kinder und nicht erwerbstätige Menschen, die einen großen Teil des Lebens in der Wohnung verbringen, einen wichtigen Lebensraum dar. Ich werde mich in dieser Arbeit auf die Beschreibung der Unterschiede in Ausstattung und Größe beschränken, da ich denke, daß es sich hierbei um die wichtigsten Merkmale handelt. Weiterhin denkbar wären Indikatoren wie monatliche Kosten, Besitzverhältnisse, ökologisches und infrastrukturelles Wohnumfeld oder die regionale Lage der Wohnung.

Das sozio-ökonomische Panel nimmt folgende Einteilung vor. Erfragt wurde die Ausstattung der Wohnung mit WC, Bad und Zentralheizung, Bei der Größe der Wohnungen wird die Anzahl der Wohnungsräume pro Haushaltsmitglied erhoben. Tabelle 5 läßt folgende zusammenfassende Beobachtungen zu.

Die Entwicklung der Wohnungsgröße in den neuen Bundesländern bleibt relativ konstant. Gleiches gilt für die alten Bundesländer. Bei der Ausstattung der Wohnungen ist insgesamt eine Verbesserung der Wohnsituation über den Zeitraum 1990 bis 1993 in den neuen Bundesländern zu beobachten. Hier steigt der Anteil der Haushalte mit WC, Bad und Zentralheizung von 49% auf 53%, er liegt aber noch weit unter Westniveau (88% in 1993). Wie sieht die Lage für einzelne Bevölkerungsgruppen aus? Den größten Anteil der Wohnungen mit WC, Bad und Zentralheizung bewohnen sowohl in den alten als auch in den neuen Bundesländern Selbständige bzw. Freiberufler, während bei der Wohnungsgröße in beiden Teilen Deutschlands die Gruppe der Rentner oder Pensionäre überwiegt. Letzteres dürfte häufig mit dem Familienstand "verwitwet" zusammenhängen. Dabei muß gesehen werden, daß die Gruppe der Rentner und Pensionäre in beiden Teilen Deutschlands bei der Ausstattung der Wohnung am untersten Ende und noch hinter den Arbeitslosen liegen. Allgemein kann man aufgrund dieser Daten folgende Aussage treffen. Die große Mehrheit der Bürger in den alten Bundesländern lebt unter guten Wohnbedingungen. Haushalte in den neuen Bundesländern haben bezüglich der Wohnform und der Wohnausstattung einen deutlich geringeren Standard.

 

3.4. Bildung

Die Bildung wird zu einem erwähnenswerten Aspekt in der Entwicklung der Lebensbedingungen, wenn man sich klar macht, daß eine fehlende Schulbildung es dem einzelnen schwer macht eine Chance für eine Berufsausbildung zu bekommen. Die Berufsausbildung wiederum ist in der Zeiten anhaltend hoher Arbeitslosigkeit eine Beeinträchtigung, da die Betroffenen "... mit immer mehr qualifizierten Arbeitskräften konkurrieren müssen". Man kann feststellen, daß sich die Lebensbedingungen im Bereich der Ausbildung in den alten Bundesländern zwischen 1988 und 1993 deutlich verbessert hat. Während 1988 noch 23,7% der Bundesbürger im erwerbsfähigen Alter keine abgeschlossene Berufsausbildung hatte, war dieser Teil 1993 auf etwa 18% geschrumpft. In den neuen Bundesländern kann man ein relativ höheres Ausbildungsniveau erkennen. Dies hat seine Ursachen in der zeitlich früheren Anhebung der Qualifikation. Nur etwa 6% der erwerbsfähigen Bevölkerung war zu 1990 ohne berufliche Ausbildung. Bei dieser Betrachtung könnte man zum Schluß gelangen, daß in den neuen Bundesländern erstens ein höheres Bildungsniveau vorherrscht, und zweitens, daß mehr Individuen eine berufliche Ausbildung haben. Zumindest der erste Punkt stimmt so nicht. Zahlen dieser Art sagen nichts aus über die konkrete Qualität der Bildungsabschlüsse. Damit ist gemeint, daß der vermeintliche Berufsausbildungsvorsprung keinen Nutzen für die Zertifikatsträger beim Prozeß der Arbeitssuche hat, da die Zertifikate in der DDR meist ein qualitativ nicht für Westinstitutionen passendes Niveau der Berufsausbildung implizierten, das durch Umschulung und Weiterbildung angepaßt werden mußten. "Die Probleme bei der Umgestaltung der Arbeitsplätze in den neuen Ländern zeigen, daß eine häufig veraltete Arbeitsplatzstruktur mit häufig veralteten Qualifikationen der Erwerbstätigen einher ging". So stimmt zwar die Aussage, daß die Zahl derjenigen mit Berufsausbildung in den neuen Ländern höher ist als in den alten, aber die Behauptung, daß auch das Ausbildungsniveau über dem der alten Länder liegt ist wohl verfehlt.

 

3.5. Gesundheit

Als eine ebenfalls wichtige Bedingung für die Lebensqualität und somit für die Lebensbedingungen ist die Gesundheit, denn durch gesundheitliche Beeinträchtigungen sind die Haupttätigkeiten des täglichen Lebens nur noch eingeschränkt wahrnehmbar. Gesundheit kann wie folgt operationalisiert werden. Gefragt wird im sozio-ökonomischen Panel beispielsweise nach andauernden Krankheiten oder Behinderungen, die zwingend für die Umstellung des Lebens waren oder nach der Notwendigkeit regelmäßiger Medikamenteneinnahme. Rund 13% der Befragten gaben 1990 in den neuen und 1988 in den alten Bundesländern an, daß für ihn das Merkmal der andauernden Krankheit oder Behinderung zutraf. Wirft man einen Blick auf die Indikatoren gesundheitlicher Beeinträchtigung im Jahre 1993 in den alten und neuen Bundesländern, erkennt man, daß sich allgemein keine großen Veränderungen ergaben. Tabelle 6 zeichnet folgendes Bild. 1993 gaben 11% der Befragten an, daß sie eine andauernde Krankheit oder Behinderung hatten, sowohl in den alten wie in den neuen Bundesländern. Zieht man die geschlechts- und altersspezifischen Unterschiede mit ein, kann man sagen, daß erwartungsgemäß ältere Menschen stärker von einem schlechteren Gesundheitszustand betroffen sind. Im Vergleich fällt auf, daß 28% der Menschen über 60 Jahren in den neuen und 20% der gleichen Gruppe in den alten Bundesländern von andauernder Krankheit oder Behinderung betroffen ist. Dieser Unterschied ist aber meiner Meinung nach nicht sehr groß. Auffallend bei den Frauen in den neuen Bundesländern ist die Gruppe der 40-59-jährigen, wo lediglich 4% eine andauernde Krankheit oder Behinderung angeben. Das ist im Vergleich zu den Männern (12%) und dem Gesamtdurchschnitt (11%) deutlich niedriger. Außerdem weisen die Frauen der gleichen Gruppe in den alten Ländern mit 11% ein ebenfalls höheres Niveau auf. In Anbetracht der Tatsache, daß 1990 in der zusammenbrechenden DDR noch 92% der Frauen in Erwerbsarbeit standen, ein bemerkenswerter Punkt.

Diesen Abschnitt zusammenfassend, kann man sagen, daß vor allem ältere Menschen eher gesundheitlich beeinträchtigt sind und in den neuen Ländern das Niveau der Beeinträchtigung nur bei den älteren Menschen höher ist als in den alten Ländern.

 

4. Entwicklung subjektiver Lebensbedingungen

Dieses Kapitel soll sich mit der Entwicklung subjektiver Lebensbedingungen in den alten und neuen Bundesländern beschäftigen. Der Hauptaspekt der subjektiven Lebensbedingungen betrifft die Lebensqualität, die sich nicht auf der Bühne der öffentlichen Lebensbereiche (Arbeit, Wohnung, Einkommen, Gesundheit, etc.) abspielen. Die subjektiven Lebensbedingungen setzen sich vielmehr aus individuelle Präferenzen, Wünschen, Bestrebungen und Hoffnungen, und vor allem aus Zufriedenheiten zusammen. Im folgenden wird deswegen über die individuelle subjektive Bewertung objektiver Lebenslagen, über Zufriedenheit, sowie über negative und positive Aspekte der subjektiven Lebensqualität berichtet.

 

4.1. Bewertung der objektiven Lebenslagen

Es erscheint also sinnvoll, in diesem Kapitel auf die Bewertung einzelner Bereiche einzugehen, um mögliche Diskrepanzen zwischen objektiven Lebensbedingungen und deren Bewertung durch die Betroffenen aufzudecken. Hier steht vor allem die Wichtigkeit der Bereich für die Individuen im Vordergrund.

Aufgrund der unterschiedlichen Sozialisation in den beiden deutschen Staaten, ebenso durch Modernitäts- und Wohlstandsgefälle, könnte man zu der Hypothese kommen, daß sich auch die Bedeutungszuweisungen der einzelnen Bereiche in den beiden Teilen Deutschlands unterscheiden. Als erstes Ergebnis für 1990 kann man jedoch formulieren, daß die Rangfolge der Wichtigkeiten in den alten und neuen Bundesländern eine starke Ähnlichkeit erkennen läßt. Der Lebensbereich Gesundheit steht in der Rangfolge in beiden Teilen Deutschlands an erster Stelle, gefolgt von Familie, Umweltschutz, Freizeit, Arbeit Einkommen und Erfolg. An letzter Stelle steht der Lebensbereich "Politischer Einfluß". Diese Erkenntnisse beziehen sich mit einigen Ausnahmen auf alle Altersgruppen. In den neuen Bundesländern fällt die besondere Betonung des Bereichs "Einkommen" auf, der zumindest für die 18-30 und 31-64-jährigen an dritter Stelle der Rangskala liegen. Allgemein ist zu sagen, daß in den neuen Bundesländern private Lebensbereiche (Gesundheit, Familie) auf deutlich höherem Niveau beurteilt werden.

Auf der Basis von Tabelle 7 soll jetzt exemplarisch auf die Entwicklung der individuellen Bewertung von Arbeit und Einkommen bei der Betrachtung Wert gelegt werden.

In den neuen Ländern ist die Bewertung des Bereiches "Einkommen" als wichtig in allen Gruppen zurückgegangen, während der Bereich "Arbeit" in allen Gruppen zunimmt, sogar in denen, die durch den Arbeitsmarkt gar nicht mehr betroffen sind (60 Jahre und älter). Die weitgehend vollständigere Tabelle 8 läßt erkennen, daß die Bedeutung von Einkommen in den neuen Bundesländern 1993 noch weiter gestiegen ist. Die Entwicklung der Kategorie "Arbeit" ist erstaunlicherweise trotz massiver Umstrukturierungen auf dem Arbeitsmarkt nur leicht angewachsen. Man kann sagen, daß die beiden materiellen Bereiche "Arbeit" und "Einkommen" deswegen so hohe Wichtigkeit in den neuen Bundesländern aufweisen, weil sie zentrale und die Lebensqualität bestimmende Faktoren sind.

Stellt man diesen Betrachtungen die individuelle Bewertung der Einkommenssituation im Zeitraum Juni 1991 bis Mai 1992 gegenüber, erkennt man , daß in den neuen Bundesländern der Anteil derer deutlich überwiegt, die ihr Einkommen als gestiegen oder deutlich gestiegen beschreiben (57%), gegenüber einem Anteil von 14%, die ihr Einkommen als gesunken oder deutlich gesunken bewerten. Der verbleibende Teil (30%) gibt an, das Einkommen sei etwa gleich geblieben. Diese Aussagen unterscheiden sich nach sozialen Gruppe. Man kann aber sehen, daß hinsichtlich der Bewertungsstruktur zwischen den neuen und alten Bundesländer 1990 kaum Unterschiede zu verzeichnen sind. Ein weiteres Ergebnis ist die Tatsache, daß über die Hälfte der Befragten in den neuen Bundesländern ihr Einkommen zwischen 1991 und 1992 als gestiegen betrachten.

Der wichtigste Aspekt der subjektiven Lebensbedingungen ist meiner Meinung nach aber die Zufriedenheit. Im folgenden Abschnitt möchte ich auf allgemeine Zufriedenheit eingehen, sowie auf die Differenzierung nach Lebensbereichen und nach sozial relevanten Merkmalen.

 

4.2. Zufriedenheit

Die Annahme, daß durch die Bereitschaft für die politischen Veränderungen und durch die Beteiligung an den Vorraussetzungen für die dann folgende Transformation eine globale Anerkennung aller eingetretenen Veränderungen seitens der Bevölkerung in den neuen Bundesländern erfolgte, ist wohl in dieser Form nicht aufrecht zu erhalten. Die Zufriedenheit allgemein und bezogen auf bestimmte Lebensbereiche scheint mir ein Maß dafür zu sein, in wie weit Haltungen und Auffassungen der Bürger und Bürgerinnen in den neuen Bundesländern von den weiter oben gezeigten Verbesserungen der objektiven Lebensbedingungen abweichen oder mit diesen konform sind.

 

4.2.1. Allgemeine Zufriedenheit

Nach der Lebenszufriedenheit im allgemeinen wird gefragt, um die zusammenfassende Bilanzierung aller Lebensbereiche in der Bevölkerung zu ermitteln. In den Erhebungen des Wohlfahrtssurveys wird üblicherweise folgende Frage gestellt: "Was meinen Sie, wie zufrieden sind Sie gegenwärtig - alles in allem - heute mit ihrem Leben?". Dabei wird den Befragten eine Werteskala von 0 bis 10 präsentiert, wobei 0 eine völlige Unzufriedenheit ausdrückt und 10 absolute Zufriedenheit. In der Auswertung werden dann die Bereiche 0-4 zusammengefaßt als der Bereich der Unzufriedenheit.. Dementsprechend wird im folgenden überwiegend mit Mittelwerten diese Skala betreffend gearbeitet. Die Erhebung des Wohlfahrtssurveys in den neuen Ländern 1990 und die vergleichbare Erhebung in den alten Ländern 1988 führten zu den Ergebnissen in Tabelle 9. Die durchschnittliche allgemeine Lebenszufriedenheit in den neuen Bundesländern liegt bei 6,5, während die in den alten Bundesländern bei 7,9 liegt. Der Wert für die alten Bundesländer ist über die Zeit gesehen relativ konstant (1978: 7,9, 1980:7,7, 1984: 7,7). Dies ist von Bedeutung, um zu sehen, daß der Wert für 1988 keinen Extremwert darstellt.

Der Anteil der völlig Zufriedenen liegt in den neuen Ländern bei 6%, der für hochgradig Unzufriedene bei 13%. Diese Relation sieht in den alten Bundesländern nahezu entgegengesetzt aus (17% völlig Zufriedene und 3% hochgradig Unzufriedene). Jetzt kann man sich die Frage stellen, ob diese Entwicklung im Laufe der Zeit einen anderen Weg einschlägt, oder ob sie bestimmend für die Zufriedenheitsniveaus in beiden Teilen Deutschlands bleibt?

1991 ergab sich für die neuen Bundesländer eine Verschlechterung des Durchschnittswerts der allgemeinen Zufriedenheit auf 6,0. Gleichzeitig waren nur noch knapp die Hälfte mit den eigenen Lebensumständen zufrieden. Das wird sowohl im Zusammenhang mit Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit, die in dieser Phase ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten, und andererseits durch die enttäuschten Erwartungen der Bürger und Bürgerinnen in den neuen Bundesländern bezüglich des bisherigen Verlaufs des Transformationsprozesses.Diese genannten Verschlechterungen konnten sich für 1992 nicht zeigen lassen, sie war wiederum etwas gestiegen (6,1). 1993 lag der Wert bei 6,9 in den neuen und bei 7,9 in den alten Bundesländern. Die Zufriedenheitsentwicklung, graphisch gedacht, hat also in etwa eine Wannenform.

Allgemein ist zu beobachten, daß die Verteilung der Zufriedenheit in de neuen Bundesländern in der Entwicklung bis 1992 homogener wurde. Das kann daran festgemacht werden, daß die Anzahl der hoch Zufriedenen auch abgenommen hat, gleichzeitig erhöhte sich die Zahl derer die Zufriedenheitswerte zwischen "5" und "7" angaben. Allerdings ist zu bemerken, daß 1992 der Anteil der eher Unzufriedenen noch fast dreimal so hoch lag wie in den alten Bundesländern.

Sicherlich ist es notwendig, die Zufriedenheit sowohl nach Lebensbereichen als auch nach sozial relevanten Merkmalen der Befragten zu unterscheiden. Dies soll in den beiden folgenden Abschnitten passieren.

 

4.2.2. Zufriedenheit nach Lebensbereichen

Bei der Betrachtung der Zufriedenheit in einzelnen Lebensbereichen finden sich teilweise Entsprechungen zu der Entwicklung der objektiven Lebensbedingungen. Hier findet erneut eine Beschränkung meinerseits auf die wichtigsten Bereiche statt. Aus Tabelle 10 ist zu entnehmen, daß die Zufriedenheit in den neuen Bundesländern in den Bereichen Wohnung (6,5 auf 6,9), Wohngegend (6,8 auf 7,2) und Lebensstandard (6,0 auf 6,3) etwas, die Zufriedenheit im Einkommensbereich jedoch stärker steigt (4,7 auf 5,8). In den alten Bundesländern beobachtet man eine relative Konstanz in diesen Bereichen, jedoch fallen Verschlechterungen in den Bereichen des öffentlichen Lebens auf. So fällt in den Bereichen der politischen Beteiligung (6,0 auf 5,2) und dem Netz der sozialen Sicherung (7,0 auf 6,6) die Zufriedenheit. Allgemein im Vergleich der beiden Teile Deutschlands ist zu sagen, daß entsprechend der objektiven Lebensbedingungen auch in der Zufriedenheit große Niveauunterschiede zu verzeichnen sind. Lediglich in den als privat zu charakterisierenden Bereichen Familie, Ehe/Partnerschaft und Ausbildung (in Tabelle 10 grau unterlegte Felder) ist eine Angleichung der Zufriedenheitsniveaus zwischen den alten und neuen Bundesländern zu erkennen.

Diese zeitlich grobe Darstellung darf aber nicht über Entwicklungen der Zufriedenheit in den Jahren zwischen 1990 (bzw. 1988) und 1993 hinweg täuschen. Hervorzuheben ist die Entwicklung der Einkommenszufriedenheit, die 1991 im Vergleich zu 1990 noch schlechter bewertet wurde. Rund 40% der Bevölkerung in den neuen Bundesländern waren mit ihrer Einkommenssituation eher unzufrieden. Dies ist besonders zu beachten, fällt doch in diese Zeit die "Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion". Erklärbar wird diese Tatsache durch die Berücksichtigung der massiven Unsicherheiten in den neuen Bundesländern angesichts der sich verändernden Preisstrukturen und der Befürchtung, "... ob das bestehende Einkommensniveau mit den steigenden Lebenshaltungskosten Schritt halten würde." Auch in der Zufriedenheitsentwicklung der Wohnsituation gab es zwischen 1990 und 1993 in den neuen Bundesländern Schwankungen. So sank die Zufriedenheit zwischen 1990 mit 6,5 1993 auf 6,2 und stieg 1993 auf 6,9. Erklärbar wird diese Entwicklung durch die Mietsteigerungen, die aber keine oder nur langsame Verbesserungen der Wohnsituationen mit sich brachten. Sowohl die Verteilung der Zufriedenheitswerte im Bereich des Einkommens als auch im Bereich des Wohnens sind somit graphisch als Wanne darstellbar.

Im einzelnen sind Unterschiede der subjektiven Zufriedenheit auch zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu beobachten. Im folgenden Abschnitt soll eine Darstellung dahingehend versucht werden.

 

4.2.3. Zufriedenheit nach sozial relevanten Merkmalen

Sozial relevante Merkmale, auf die ich mich beziehen werde, sind Geschlecht mit den Merkmalsausprägungen "Männer" und "Frauen", sowie Alter mit den Merkmalsausprägungen "18 - 34 Jahre", "35 - 59 Jahre" und "älter als 60 Jahre". In der Literatur zu diesem Thema werden noch differenziertere Gruppen gebildet, wie z.B. nach Nationalität, Erwerbsstatus, Stellung im Beruf, Angehörigkeit zu bestimmten Einkommensquintilen, Bildungsabschluß, Haushaltsform, oder Stadt-Land-Kontinuum. Dies ermöglicht einen Vergleich sowohl zwischen alten und neuen Bundesländern als auch zwischen den einzelnen Gruppen untereinander. Tabelle 12, beruhend auf den Daten des Wohlfahrtssurveys 1993, zeigt folgende Ergebnisse. Den Bereich der Wohngegend betreffend sind die Gruppe der jüngeren Menschen deutlich unzufrieden, gleiches gilt für die Zufriedenheit mit der Wohnung selber. Das gilt für beide Teile Deutschlands. Ein beachtenswerter Unterschied der Zufriedenheit zwischen den Geschlechtern zeigt sich lediglich bei der Arbeitsteilung. Hier sind sowohl in den neuen als auch in den alten Bundesländern Frauen durchschnittlich unzufriedener. Bei der Zufriedenheit mit dem Einkommen stellt sich für die neuen Bundesländer heraus, daß ältere Menschen relativ zufriedener sind als jüngere. Das wird allgemein mit den geringeren Ansprüchen der älteren Menschen begründet. Meine Vermutung sieht dahingehend aus, daß durch die Einführung der westdeutschen Rentenversorgung eine Verbesserung der finanziellen Lage für ältere Menschen eingetroffen ist und gleichzeitig wegen der überproportionalen Betroffenheit von Arbeitslosigkeit bei jüngeren Menschen, deren Unzufriedenheit erklärbar wird. Wie sieht aber die Entwicklung der Zufriedenheit in den Jahren 1990 (bzw. 1988) bis 1993 aus? Unterschiede in der Bewertung der Wohnungszufriedenheit sind zwischen den Geschlechtern von 1991 bis 1992 nicht zu beobachten. Allerdings gibt es Veränderungen zwischen den Altersgruppen. Die Gruppe der jüngeren Menschen zeigt eine ansteigende Zufriedenheit. Die Einkommenssituation steigt von 1991 bis 1992, außer bei den älteren Menschen, über alle Gruppen hinweg.

Trotz dieser Steigerungen der Zufriedenheit sei hier noch einmal angemerkt, daß die Zufriedenheitswerte in den neuen Bundesländern teilweise weit unter dem Niveau der alten Bundesländer zurückbleiben. Deswegen ist die Bewetung dieser Tendenzen schwierig. Denn beispielsweise ein Zufriedenheitswert von 6,3 bei der Gruppe der 18 - 34 -jährigen bei der Bereichszufriedenheit "Wohnung" deutet zwar auf eine Verbesserung hin, aber der Vergleichwert in den alten Bundesländern von 7,7 läßt doch erhebliche Mängel an der Wohnsituation und entsprechenden Handlungsbedarf erkennen.

 

4.2.4. Zufriedenheitsentwicklung

Als letzten Punkt in diesem Kapitel möchte ich die Frage behandeln, wie sich die subjektiver Lebenszufriedenheit in der Vergangenheit in der Zukunft und in der Gegenwart bewertet werden. Hierzu stellt das Wohlfahrtssurvey-Ost 1990 explizit die Fragen. " Was meinen Sie, wie zufrieden sind Sie gegenwärtig (waren Sie vor 5 Jahren, werden Sie in 5 Jahren sein) alles in allem mit Ihrem Leben?" Folgende Ergebnisse des Wohlfahrtssurvey-Ost sind zu verzeichnen. 61% glaubten, in fünf Jahren zufriedener zu sein, der Vergleichswert für die alten Bundesländer (Bundesrepublik 1988) lag bei 22%. 25% in den neuen Ländern erwarteten keine Veränderung (BRD 1988: 60%) und rund 14% erwarteten einen Rückgang der Zufriedenheit. Der retrospektive Vergleich ergab, daß 42% der Menschen in den neuen Bundesländern heute zufriedener waren als vor fünf Jahren (Westen 1988: 35%). Das läßt darauf schließen, daß die Transformationsprozesse trotz ihrer Unsicherheiten für einen großen Teil der Befragten einen positiven Faktor für die Zufriedenheit darstellen. Diese Daten verglichen mit denen des Wohlfahrtssurveys 1993, gibt Auskünfte darüber, wie sich die Zufriedenheit der Lebensverhältnisse entwickelt hat. 1993 gaben 48% (alte Bundesländer: 10%) der ostdeutschen Bevölkerung an, daß sich ihre Lage verbessert hat, 29% (alte Bundesländer: 59%) berichteten von keinem großen Unterschied und 23% (alte Bundesländer: 31%) meinten, ihre Lage hätte sich verschlechtert. Die schlechten wirtschaftliche Krise finden hier ihren Ausdruck. Den 61% in den neuen Bundesländern, die 1990 angaben, in fünf Jahren zufriedener zu sein, stehen "lediglich" 48% der Bevölkerung gegenüber, die angeben seit 1990 hätte sich ihre Lage verbessert. Trotz der nur bedingten Vergleichbarkeit der Begriffe Zufriedenheit und Lebensbedingungen, kristallisieren sich hier enttäuschte Erwartungen und eine Fehleinschätzung des Tempos der Angleichung in den neuen Bundesländern heraus, obwohl zu bedenken bleibt, daß 48% fast die Hälfte der Bevölkerung darstellt.

 

4.3. Negative Aspekte der subjektiven Lebensqualität

Voranstellend sei angemerkt, daß die Wahl der Begriffe positive und negative Aspekte ist eine recht willkürliche ist. Denn beispielsweise Glück als positiver Aspekt wird zu einem negativen, wenn man an seiner Stelle Unglück verwendet. In der Erhebung wird aber das selbe Gefühl abgefragt.

Die staatliche Wiedervereinigung 1990 und besonders die Konkretisierung selbiger 1991 mit allen Verunsicherungen, die von Massenarbeitslosigkeit über Veränderungen im sozialen Leistungssystem, Erhöhung der Mieten und Tarife, bis zu den Rückübertragungsansprüchen von Grundstücken reichten vollzog vor allem in den neuen Bundesländern zum Aufbrechen traditioneller Strukturen. An den Wertestrukturen aber waren Aspekte gebunden, über deren Entwicklung in den folgenden Abschnitten etwas gesagt werden soll. Zu den negativen Aspekten der subjektiven Lebensbedingungen gehört die Einsamkeit, Ängste und Sorgen, Orientierungslosigkeit, sowie andere Symptome der Besorgnis und mangelnder sozialer Ordnung. Ich werde mich auf die drei erstgenannten beschränken.

 

4.3.1. Einsamkeit, Ängste und Sorgen

Tabelle 13 zeigt den groben zeitlichen Vergleich zwischen 1990 (bzw. 1988) und 1993 in den neuen und alten Bundesländern in Bezug auf Einsamkeit und Ängste und Sorgen. Sicherlich ist die hohe Zahl derer, die in den neuen Bundesländern 1990 mit Ängsten und Sorgen konfrontiert wurden (27,8%), auf die individuelle wirtschaftlichen und beruflichen Schwierigkeiten zurückführen. Um so erstaunlicher die Zahlenentwicklung bis 1993. Obwohl sich die Probleme der Arbeitslosigkeit manifestierten und auf absehbare Zeit keine Besserung in Sicht ist, nimmt die Zahl der von Ängsten und Sorgen geplagten ab (25,6%). Dies wird verständlich durch die Verbesserung in anderen Lebensbereichen, wie zum Teil oben gezeigt. Eine andere Erklärung sieht eine "... `psychische Stabilisierung´, ein subjektiver Verarbeitungsprozeß der ostdeutschen Bevölkerung...". Eine ähnliche Entwicklung findet sich im Bereich der Einsamkeit. Hier fällt der Anteil der Betroffenen in den neuen Bundesländern von 22,2% auf 16,1%. Für die alten Bundesländer läßt sich sagen, daß auch hier die Anteile in beiden Bereich zurück gehen, aber bei der Einsamkeit nicht im gleichen Maße. Im allgemeinen Vergleich gilt, daß das Niveau in den neuen Bundesländern das in den alten deutlich übertrifft.

Ängste und Sorgen hegen die Menschen auch, wenn es um die allgemeine und die eigene wirtschaftliche Entwicklung geht. Da diese, wie oben unter 4.3. erwähnt, durch die Wiedervereinigung erheblich verändert wurde, scheint sich ein genauerer Blick zu lohnen. Die Daten des SOEP-Ost (1990 - 1991) und des SOEP-West (1990) entwerfen folgendes Bild. Die Bevölkerung in den neuen Bundesländern machten sich in der Regel häufiger Sorgen über wirtschaftliche Angelegenheiten. Das wird klar unter Berücksichtigung der ökonomischen Situation. Es kann weiterhin gesagt werden, daß der Großteil der Bevölkerung in beiden Teilen Deutschlands sich eher Sorgen um die allgemeine als um die eigene Wirtschaftslage machen. Meine Erklärung lautet so, daß sich die meisten Menschen wohl bewußt sind, daß eine bessere allgemeine wirtschaftliche Lage einen positiven Einfluß auf die eigene hat, jedoch nicht oder nicht spürbar umgekehrt. Die Entwicklung der wirtschaftlichen Sorgen haben sich in den Jahren von 1990 bis 1991 erhöht, erreichen aber 1992 fast das Niveau von 1990 wieder.

 

4.3.2. Orientierungslosigkeit

Das Gefühl der Orientierungslosigkeit wird meistens so erhoben, daß gefragt wird, ob die Person das Gefühl hat "sich in den komplizierten Verhältnissen nicht mehr zurechtzufinden". Bei der Bevölkerung in den neuen Bundesländern ist dieses Gefühl relativ gering ausgeprägt, aber im Vergleich zu den alten Ländern mehr als doppelt so groß. Insgesamt von 1990 bis 1991 nahm diese Gefühl in der ostdeutschen Bevölkerung zu (von fast 30% auf etwa 33%), ging aber 1992 wieder aufgrund 31% zurück. Auffallend ist, daß besonders die Gruppe der über 61-jährigen 1992 mit nahezu 50% stark von Orientierungslosigkeit betroffen ist. Der Umgang mit Situationen und Institutionen hat sich geändert. Für viele ältere Menschen ist dies ein schwieriger Prozeß. Auf diesem Hintergrund sind die hohen Zahlen durchaus zu erklären. Diese Entwicklung lassen sich auch mit den Daten des Wohlfahrtssurveys nachweisen. Die Erhebung 1993 ermittelt ein konstantes Niveau von orientierungslosen älteren Menschen (über 60 Jahre) in den neuen Bundesländern von 1990 51% und 1993 ebenfalls 51%. Vergleichswerte aus den alten Bundesländern zeigen einen Anteil aus der gleichen Gruppe von relativ konstanten 21%. Weiterhin fällt auf, daß die Anteile der jüngsten Gruppe in den neuen Ländern um 9% (von 35% auf 25%) und bei der mittleren Altersgruppe sogar um 12% (von 38% auf 26%) zurückgeht. Die Vergleichszahlen in den alten Ländern liegen für beide Gruppen bei 10%. Diese Zahlen lassen hoffen, daß sich in naher Zukunft die Werte im Bereich der Orientierungslosigkeit annähern.

 

4.4. Positive Aspekte der subjektiven Lebensbedingungen

4.4.1. Zukunftszuversicht

Die Zukunftszuversicht soll ein Bild von der subjektiven Einschätzung der allgemeinen Lebensbedingungen und einzelnen Lebensbereichen zeichnen. Ebenfalls zur Zukunftszuversicht zählt die Gegenüberstellung von Optimismus und Pessimismus etwa im Bereich der erwarteten Angleichung der Lebensbedingungen in beiden Teilen Deutschlands.

Der große Optimismus in den Neuen Bundesländern 1990 ist bis 1993 deutlich zurückgegangen, dennoch schätzen lediglich etwa 20% ihre persönliche Zukunft als pessimistisch ein (alte Länder rund 14%). Ein Vergleich über verschiedene Lebensbereiche und verschiedener Bevölkerungsgruppen erlaubt einen differenzierten Blick. Exemplarisch wurden die Bereiche Einkommensentwicklung Kostenentwicklung für den Lebensunterhalt und die allgemeine persönliche Zukunft ausgewählt. Als Bevölkerungsgruppen sind die Erwerbstätigen, die Arbeitslosen und die Rentner im Vergleich zu betrachten (siehe Tabelle 11). In allen Bereichen sinkt der Zukunftsoptimismus in den neuen Bundesländern, im Schnitt um 12,3%. Am meisten geht der Optimismus bei den Arbeitslosen im Bereich der allgemeinen persönlichen Zukunft zurück (von 83% auf 48%). Hier ist bei der Erklärung wohl die Frustation auf dem Arbeitsmarkt ins Blickfeld zu ziehen. Die gleiche Erklärung gilt für den Rückgang des Arbeitslosenoptimismus bei der Kostenentwicklung für den Lebensunterhalt (51% auf 24%). Erstaunlich bleibt die Tatsache, daß trotz Verbesserung des Rentensystems der Zukunftsoptimismus bei der Gruppe der Rentner ebenfalls rückläufig ist. Hier sind 1993 nur noch 19% der Befragten in den neuen Bundesländern optimistisch oder eher optimistisch gegenüber 23% 1990 und sogar 36% 1993 in den alten Ländern. Wie schon erwähnt verschlechtert sich in fast allen Gruppen der Zukunftsoptimismus für alle Bereiche.

Ähnliche Ergebnisse liefert das Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen, die die Zukunftsperspektiven in den neuen Bundesländern untersuchte. Hier wurde gefragt, ob das nächste Jahr eher besser wird. Ergebnisse liegen für 1992, 1993 und 1994 vor. Man erkennt aus Tabelle 14, daß in den neuen Bundesländern ein höherer Optimismus vorherrscht als in den alten. 1993 schätze 67% der Befragten in den neuen Ländern das kommende Jahr im Osten als eher besser ein. Dem gegenüber stehen 51% in den alten Ländern. Es lassen sich demnach Diskrepanz zwischen den Zukunftsperspektiven und den eigentlichen Lebenssituationen festmachen, wenn man sich, wie geschehen, die Entwicklung der Zukunftszuversicht im Laufe der Zeit ansieht.

 

4.4.2. Glück

Als letzten Punkt in diesem Kapitel möchte ich kurz auf die Entwicklung des affektiven Zustandes "Glück" eingehen. Die Verteilung zeigt sich in den alten Bundesländern von 1978 bis 1988 relativ stabil. Rund 1% der Bevölkerung über 18 Jahren gab an "sehr unglücklich" zu sein. Die Skala, die in den Erhebungen des Wohlfahrtssurveys benutzt wird, sieht eine vierstufige Einteilung von "sehr unglücklich" über "ziemlich unglücklich" und "ziemlich glücklich" bis zu "sehr glücklich" vor. Tabelle 15 stellt heraus, daß 1993 und 1990 in den neuen Bundesländern nahezu dreimal so viele Personen wie in den alten Bundesländern angaben, "sehr" oder "ziemlich" unglücklich zu sein, und etwa nur halb so viele Befragte fühlten sich "sehr" glücklich. Der relativ große Teil derer, die sich 1990 eher glücklich fühlten darf nicht über die relativ ungünstige Verteilung hinwegtäuschen. Trotz leichter Verbesserungen 1993 der Stimmungslage, bezeichnen sich immer noch etwa 13% in den neuen Bundesländern als "unglücklich" oder "eher unglücklich". In den alten Bundesländern fühlt sich die Mehrheit "glücklich". Zwischen 20% - 25% bezeichnen sich sogar als "sehr glücklich", dagegen sind nur rund 1% der Kategorie "sehr unglücklich" zuzurechnen. Die unterschiedlichen Zahlen in den beiden Teilen Deutschlands, vor allem der Vergleich von 1990 und 1988, weist auf höhere Probleme in den neuen Bundesländern hin. Subjektiv bedeutet "glücklich sein" eine Steigerung der Lebensqualität. Aufgrund der gleichbleibend hohen Zahlen in den neuen Bundesländern muß die Annahme gemacht werden, daß dort auf Dauer Beeinträchtigungen der Lebensqualität aus subjektiver Sicht anzutreffen sind und es sich beim fehlenden emotionalen Wohlbefinden nicht um eine saisonale Einzelerscheinung handelt.

 

5. Problemlagen einzelner Bevölkerungsgruppen: "Gewinner" und "Verlierer" im Transformationsprozeß in den neuen Bundesländern

Nach der Beschreibung der verschiedenen Lebensbedingungen soll in dem abschließenden Kapitel der Versuch unternommen werden, heraus zu arbeiten, ob es bestimmte Problemgruppen gibt, die durch eine Zugehörigkeit zu überproportional vielen ungünstige Lagen charakterisiert werden kann. Dabei werde ich mich auf die Unterscheidungskriterien beziehen, die auf folgende Weise erstellt werden können. Ausgehend von der Überlegung, daß ein bestimmtes Maß an Unterversorgung in den vielen oben beschriebenen Bereichen zu einer Schlechterstellung in der Gesellschaft führt, können für die einzelnen Bereiche die Grenzen wie folgt festgelegt werden. Ich beschränke mich bei der Darstellung auf die objektiven Problemlagen.

Dementsprechend herrscht eine Unterversorgung im Bereich Einkommen vor, wenn die Betroffenen dem untersten Dezil, also den untersten zehn Prozent der Verteilung zuzurechnen sind. Eine Unterversorgung im Wohnungsbereich liegt dann vor, wenn die Familie oder der Haushalt über weniger als einen Raum pro Haushaltsmitglied verfügt oder in der Wohnung kein Bad oder WC vorhanden ist. Im Bereich der Ausbildung gilt in Individuum als unterversorgt beim Fehlen eines Ausbildungsabschlusses. Personen, die alleine leben und zugleich ohne feste Freunde sind, kann man der Problemgruppe mit mangelnden Sozialbeziehungen zurechnen. Als letzten Indikator ist eine dauerhafte Krankheit oder Behinderung zur Lokalisierung der Problemgruppe im Bereich der Gesundheit zu nennen.

Tabelle 16 zeigt erste Ergebnisse für die Untersuchung der Problemlagen in den neuen und alten Bundesländern im Zeitvergleich 1990 (bzw. 1988) und 1993. So kann man auch hier erkennen, daß die Ausstattung der Wohnungen besser geworden ist und daß nur noch 8% der Bevölkerung in den neuen Bundesländern 1993 gegenüber 10% 1990 im Bereich Bildung unterversorgt ist. Vermuten läßt sich, daß in diesen Anteilen nicht alle Bevölkerungsgruppen zu gleichen Anteilen vertreten sind. Diese Überlegung entspringt der Tatsache, daß z.B., wie oben gezeigt, nicht alle Haushalte gleichermaßen an Einkommensverbesserungen teilnehmen konnten. So zeigen sich tatsächlich am unteren Ende der Verteilung in beiden Teilen Deutschlands identischen Problemlagen. Als da sind: kinderreiche Familien, Arbeitslose und unvollständige Familien. Dazu kommen noch die älteren Menschen mit einem Lebensalter von 64 Jahren und älter. Es geht jetzt darum, herauszuarbeiten, ob und wenn ja, wie stark diese Problemgruppen von anderen Unterversorgungen betroffen sind. Beider Aufstellung der einzelnen Unterversorgungsbereiche und den Anteilen der Problemgruppen fällt als erstes auf, daß in den neuen Bundesländern die Anteile deutlich über denen in den alten liegt, das gilt für jeden Bereich. Anders ausgedrückt, in jedem Unterversorgungsbereich sind die Anteile der Problemgruppen in den neuen Bundesländern stärker vertreten. In der Gruppe derer, die dem untersten Einkommensdezil zugehören sticht in den neuen Ländern die Problemgruppe der unvollständigen Familien heraus. Ihre Entwicklung von 1990 bis 1993 ist allerdings rückläufig. Ähnliche Benachteiligungen sind im Unterversorgungsbereich Wohnen zu verzeichnen. Interessanter scheint mir die Fragestellung, ob die herausgebildeten Problemgruppen von den Problemlagen kumulativ betroffen sind, ob sich also zeigen läßt, daß Arbeitslose, unvollständige Familien, kinderreiche Familien und alte Menschen von mehreren Problemlagen betroffen sind. Tabelle 17 liefert die Daten, die mit Hilfe des Wohlfahrtssurveys ermittelt wurden. Ergebnisse lassen sich dahingehend formulieren, daß in beiden Teilen Deutschlands das gleich Muster vorherrscht. Relativ viele Menschen leben in einer Problemlage (in den neuen Ländern 1990 29%, 1993 30%, in den alten Ländern 1988 32% und 1993 27%), und relativ wenige leben in mehreren Problembereichen zur gleiche Zeit. Daten über die Anteile in mehr als drei Problemlagen belegen diese Aussage (in den neuen Ländern 1990 9%, 1993 5%, in den alten Ländern 1988 5% und 1993 3%). Wie sind jetzt die oben genannten Problemgruppen in dieser Gruppe der von mehr als drei Problemgruppen Betroffenen verteilt? Angemerkt sei, daß es sich hier auch um subjektive Problemlagen handeln kann. Rund 65% der Rentner i den neuen Bundesländern ohne Partner und der Arbeiterschicht zugehörig lebten 1990 in mehr als drei Problemlagen. Die Gruppe stellt auch 1993 noch den höchsten Wert. Die Vermutung scheint nahezuliegen, daß bis auf die Einkommenssituation die Rentner zu den Benachteiligten gehören. Denn auch die beiden anderen Gruppen der Rentner mit Partner und Angehörige der Arbeiterschicht und die Rentner ohne Partner und Angehörige der Mittelschicht weisen eine relativ hohe Beteiligung in der Gruppe der von mehr als drei Problemlagen Betroffenen aus, oder zeigen zumindest ein entsprechende Entwicklung. Dann wäre noch die Gruppe der Alleinerziehenden zu nennen, Während ihr Anteil in den alten Bundesländern von rund 17% in 1988 auf über 20% in 1993 ansteigt, fällt der Anteil in den neuen Ländern rapide ab, nämlich von rund 50% in 1990 aufgrund 23% in 1993. Hier scheinen sich wohlfahrtsstaatliche Maßnahmen ausgewirkt zu haben. Allgemein bleibt auch bei dieser Fragestellung sie Feststellung, daß das Anteilsniveau in den neuen Ländern für nahezu jede Gruppe höher ist als in den alten Bundesländern. Allgemein fällt der Anteil von von knapp 20% in 1990 auf etwa 16% in 1993 in den neuen Ländern, und in den alten Ländern von rund 12% auf knapp unter 10%. Man kann also aufgrund dieser Daten kein Ausschließen breiter Bevölkerungsteile erkennen.

 

6. Zusammenfassung

Es wurde versucht zu zeigen, wie die objektiven und subjektiven Lebensbedingungen in den neuen und alten Bundesländern sich seit der Wiedervereinigung entwickelt haben. Man kann folgende Thesen ableiten.

- In manchen, aber das tägliche Leben dominierenden, objektiven Lebensbedingungen (Wohnsituation, Haushaltseinkommenssituation) zeigen sich Verbesserungen in den neuen Bundesländern im Laufe der Zeit. Gleichzeitig wurde Arbeitslosigkeit zu einem Massenphänomen.

- Entsprechend den schlechten objektiven Bedingungen sind vor allem die Zufriedenheitswerte zwischenzeitlich als kritisch zu beurteilen. Ausnahmen bilden hier die relativ konstanten Zufriedenheiten der Erwerbstätigen und der Rentner.

- Die Stimmung in beiden Teilen Deutschlands aber besonders in den neuen Bundesländern brach um 1991 ein. Als Gründe gelten vornehmlich enttäuschte Erwartungen über das Tempo der Angleichung der Lebensverhältnisse.

- Das regionale Gefälle von Modernisierung und Wohlstand zwischen beiden Teilen Deutschlands ist auch 1993 (mit Vorsicht auch 1994) nicht verschwunden. Von gleichen Lebensverhältnissen in den neuen und alten Bundesländern kann keine Rede sein, knapp vier Jahre nach der Wiedervereinigung ist dieses gesellschaftspolitische Ziel nicht erreicht worden.

Meiner Meinung nach wird es im Laufe der Zeit schwieriger werden, die subjektiven Lebensbedingungen anzugleichen als die objektiven. Es scheint mir sogar für ein Zusammenleben ohne Diskrepanzen zwischen "Ossis" und "Wessis" wichtiger, bei der Angleichung der subjektiven als der objektiven Lebensbedingungen anzusetzen. In der politischen Diskussion bleibt dieser Punkt häufig im Schatten der - nicht zu bestreitenden - ökonomischen und politischen Verbesserungen in den neuen Bundesländern stehen.

Alle sind gefragt, möglichst viel über "Einsamkeit, Glück, Ängste und Sorgen, Zukunftszuversicht oder Orientierungslosigkeit" der anderen zu erfahren, um diese Angleichung mit voranzutreiben und zu gestalten.

 

 

7. Tabellenverzeichnis

 

Tabelle 1: Verteilung bedarfsgewichteter Pro-Kopf-Einkommen

 

Westdeutsche Haushalte

1988 1993

Ostdeutsche Haushalte

1990 1993

Arithmet. Mittel (DM)

1.380 1.760

830 1.230

Zentralwert (DM)

1.270 1.560

780 1.170

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1988, 1990-Ost, 1993

 

 

Tabelle 2: Ginikoeffizient zur Verteilung der Bruttoarbeitseinkommen

 

Westdeutschland

Ostdeutschland

 

1990

1991

1992

1990

1991

1992

1993

Ginikoeffizient

0,285

0,280

0,273

0,198

0,228

0,216

0,226

Datenbasis: Eigene Berechnungen der Autoren aus SOEP-West, Wellen 7, 8, 9; SOEP-Ost, Wellen 1, 2, 3, 4.

 

 

 

 

Tabelle 3: Mobilität von Vollzeitbeschäftigten von 1990 bis 1992 (Anteile in %)

 

1992

1990

1. Quintil

2. Quintil

3. Quintil

4. Quintil

5. Quintil

Westdeutschland

 

 

 

 

 

1. Quintil

70,6

20,2

(6,5)

*

*

2. Quintil

24,6

49,4

19,8

(5,3)

*

3. Quintil

(5,6)

27,9

48,9

15,0

(2,7)

4. Quintil

(3,1)

(4,3)

22,8

58,4

11,4

5. Quintil

*

*

*

18,4

78,3

Ostdeutschland

 

 

 

 

 

1. Quintil

45,9

25,2

19,9

(5,5)

(3,5)

2. Quintil

26,3

28,0

26,7

12,3

(6,8)

3. Quintil

18,2

22,9

24,9

17,5

16,5

4. Quintil

(5,9)

15,5

27,5

27,1

24,0

5. Quintil

(5,2)

(8,7)

13,5

26,1

46,5

Anmerkung: ( ) = Zellenbesetzung unter 30, * = Zellenbesetzung unter 10.

Datenbasis: SOEP-Ost, Längsschnitt der Wellen 1 - 3, 1990 - 1992; SOEP-West, Längsschnitt der Wellen 7 - 9, 1990 - 1992, eigene Berechnungen der Autoren.

Tabelle 4: Geschlechtsspezifische Dynamik am Arbeitsmarkt

Neue Bundesländer

 

06/90 - 03-04/91

03-04/91 - 03-03/92

03-04/92 - 03-04/93

 

Männer

Frauen

Männer

Frauen

Männer

Frauen

erwerbstätig

92,9

84,5

87,9

76,4

84,9

63,4

Abgang

9,5

14,0

11,3

13,9

8,7

8,9

nicht erwerbstätig

5,8

14,3

10,3

21,8

14,2

27,9

konstant nicht erwerbstätig

4,7

11,0

8,8

18,3

12,9

26,3

Datenbasis: Das Sozio-ökonomische Panel, (Ost) 1990 - 1993; (West) 1992 - 1993.

 

 

Tabelle 5: Wohnverhältnisse in Deutschland

Objektive Indikatoren

 

Wohnräume je Haushaltsmitglied

(Mittelwert)

West Ost

1988 1993 1990 1993

Wohnung mit WC / Bad / Zentralheizung (in Prozent)

West Ost

1988 1993 1990 1993

Insgesamt

1,66

1,62

1,35

1,34

80

88

49

53

Arbeiter

1,47

1,38

1,14

1,10

75

85

42

50

Angestellte/ Beamte

1,59

1,54

1,25

1,19

86

93

64

64

Selbständige/

freie Berufe

1,69

1,81

1,30

1,36

90

96

69

66

Rentner/

Pensionäre

2,12

2,01

1,83

1,80

70

84

35

40

Arbeitslose

1,48

1,42

1,24

1,19

69

86

49

48

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1988, 1990-Ost, 1993.

 

 

Tabelle 6: Indikatoren gesundheitlicher Beeinträchtigung

 

Insgesamt

Männer

Frauen

 

 

18-39 Jahre

40-59 Jahre

60 Jahre und älter

18-39 Jahre

40-59 Jahre

60 Jahre und älter

 

in %

Andauernde Krankheit oder Behinderung

 

 

 

 

 

 

 

West 1993

11

6

14

20

3

11

20

Ost 1993

11

3

12

28

2

4

28

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1993.

 

Tabelle 7: Wichtigkeit von Arbeit und Einkommen in den neuen Bundesländern im Juni und Herbst 1990

 

Wichtigkeit von ... (Anteil "sehr wichtig") in %

Arbeit Einkommen

Juni Herbst Juni Herbst

Insgesamt

45

60

65

58

Männer

51

67

66

55

Frauen

41

53

64

55

18 - 34 Jahre

50

63

65

63

35 - 59 Jahre

56

66

65

58

60 Jahre und älter

19

37

63

47

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1988, 1990-Ost, 1993.

 

Tabelle 8: Die Wichtigkeit von Arbeit und Einkommen in den neuen und alten Bundesländern von 1988 bzw. 1990 bis 1993

 

Arbeit

Einkommen

Wichtigkeit von ... (Anteil "sehr wichtig") in %

 

West

1988 1993

Ost

1990 1993

West

1988 1993

Ost

1990 1993

Insgesamt

36

37

57

58

34

36

56

59

Männer

42

43

69

64

36

38

59

58

Frauen

35

36

59

63

32

34

53

60

18 - 30 Jahre

35

40

68

60

33

34

66

61

31 - 64 Jahre

40

40

62

65

36

38

56

60

65 Jahre und älter

25

27

25

31

28

33

40

55

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1988, 1990-Ost, 1993.

 

Tabelle 9: Die allgemeine Zufriedenheit

Zufriedenheitsskala von 0 bis 10

0- 4 5 6 7 8 9 10 Durchsch.

1988 West %

3,4

4,6

7,3

15,2

33,8

18,8

16,8

7,9

1990 Ost %

12,8

16,9

13,9

19,3

23,5

8,0

5,6

6,5

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1988, 1990-Ost.

 

Tabelle 10: Subjektive Zufriedenheit mit ausgewählten Lebensbereichen

 

Alte Bundesländer

Neue Bundesländer

 

1988

1993

1990

1993

 

Durchschnittliche Zufriedenheit

Ehe / Partnerschaft

8,9

8,9

8,8

8,8

Familie

8,7

8,5

8,3

8,2

Wohnung

8,2

8,2

6,5

6,9

Wohngegend

8,1

8,2

6,8

7,2

Lebensstandard

7,5

7,5

6,0

6,3

Ausbildung

7,2

7,2

6,9

7,3

Einkommen

7,1

7,1

4,7

5,8

Netz der sozialen Sicherung

7,0

6,6

4,9

5,2

Politische Beteiligung

6,0

5,2

5,7

4,5

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1988, 1990-Ost, 1993.

 

Tabelle 11: Zufriedenheit mit Lebensbereichen nach Bevölkerungsgruppen

 

 

Geschlecht

Alter

Zufriedenheit mit ...

 

Männer

Frauen

18 - 34

Jahre

35 - 59

Jahre

60 und älter

Durchschnittswerte auf der Zufriedenheitsskala von 0 bis 10

Wohngegend

West

8,0

8,3

8,0

8,1

8,5

 

Ost

7,1

7,3

6,6

7,3

7,7

Arbeitsteilung

West

8,5

7,5

8,2

7,7

8,5

 

Ost

8,2

7,8

7,6

7,9

8,7

Wohnung

West

8,0

8,3

7,7

8,3

8,6

 

Ost

6,8

7,0

6,3

7,0

7,5

Einkommen

West

7,1

7,1

6,9

7,2

7,1

 

Ost

5,8

5,7

5,4

5,7

6,2

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1993.

 

Tabelle 12: Subjektive Problemlagen in den alten und neuen Bundesländern

Angaben in %

Alte Bundesländer

1988 1993

Neue Bundesländer

1990 1993

Person ist / hat

 

 

 

 

oft einsam

14,0

13,1

22,2

16,1

immer wieder Ängste und Sorgen

19,4

17,0

27,8

25,6

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1988, 1990, 1993.

 

Tabelle 13: Zukunftsoptimismus bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen für die neuen Bundesländer

 

Jahr

Insgesamt

Erwerbstätige

Arbeitslose

Rentner

 

"optimistisch" und "eher optimistisch", in %

Einkommensentwicklung

1990

73

76

70

67

 

1993

61

68

38

60

Kostenentwicklung für den Lebensunterhalt

1990

36

39

51

23

 

1993

23

24

24

19

Allgemeine persönliche Zukunft

1990

84

86

83

77

 

1993

72

80

48

66

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1990-Ost, 1993.

 

Tabelle 14: Zukunftsperspektiven im Osten für die Jahre 1992, 1993, und 1994

Angaben in %

für 1992

für 1993

für 1994

Alte Bundesländer

63

52

51

Neue Bundesländer

74

64

67

Datenbasis: Politbarometer FG Wahlen.

 

Tabelle 15: Emotionales Wohlbefinden - Glück

 

Alte Bundesländer

1988 1993

Neue Bundesländer

1990 1993

 

in %

sehr unglücklich

1

1

1

1

ziemlich unglücklich

4

5

14

12

ziemlich glücklich

72

70

74

75

sehr glücklich

23

24

10

12

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1988, 1990-Ost, 1993.

 

Tabelle 16: Problemlagen und Ausmaß der Betroffenheit

Person ist / hat

Alte Bundesländer

1988 1993

Neue Bundesländer

1990 1993

 

in %

Im untersten Einkommensdezil

10

10

10

10

Weniger als 1 Wohnraum pro Haushaltsmitglied

7

9

17

18

Kein Bad innerhalb der Wohnung

3

1

17

10

Keinen beruflichen Ausbildungsabschluß

24

26

10

8

Allein lebend und ohne Freunde

4

3

6

4

Dauerhaft krank oder behindert

13

(5)

13

(5)

( ) = Fallzahl unter 30.

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1988, 1990-Ost, 1993.

 

Tabelle 17: Kumulationen von objektiven Problemlagen

 

Alte Bundesländer

1988 1993

Neue Bundesländer

1990 1993

Objektive Problemlagen

in %

keine

42

52

33

41

eine

32

27

29

30

zwei

14

12

19

15

drei

8

7

9

10

vier

4

2

5

3

fünf und mehr

1

1

4

2

Durchschnitt

1,05

0,83

1,39

1,08

Datenbasis: Wohlfahrtssurvey 1988, 1990-Ost, 1993.

 

 

8. Literaturverzeichnis

Geißler, Rainer: Die Sozialstruktur Deutschlands, Opladen 1992 Westdeutscher Verlag.

Gensicke, Thomas: Die Stimmung ist besser als die Lage - Stimmungs- und Wertewandel in den neuen Bundesländern, in: Glatzer, Wolfgang; Noll, Heinz-Herbert (Hg.), Getrennt vereint, Lebensverhältnisse seit der Wiedervereinigung, Frankfurt/Main, New York 1995, Campus Verlag.

Glatzer, Wolfgang; Noll, Heinz-Herbert (Hrsg.), Lebensverhältnisse in Deutschland: Ungleichheiten und Angleichung, Frankfurt/Main, New York, Campus, 1992, Campus Verlag.

Habich, Roland; Häder Michael; Krause, Peter; Priller, Eckhard: Die Entwicklung des subjektiven Wohlbefindens vom Januar bis zum Herbst 1990 in der DDR und Ostdeutschland, aus: Projektgruppe "Das Sozio-ökonomische Panel" (Hrsg.): Lebenslagen im Wandel: Basisdaten und -analysen zur Entwicklung in den neuen Bundesländern, Frankfurt/Main, New York, Campus Verlag 1991.

Hanefeld, Ute: Das sozio-ökonomische Panel: Grundlagen und Konzeption, Frankfurt/Main, New York, 1987, Campus Verlag.

Krause, Peter; Habich, Roland: Zufriedenheit und Sorgen als Indikatoren der wahrgenommenen Lebensqualität, in: Krupp, Hans-Jürgen; Schupp, Jürgen (Hrsg.) Lebenslagen im Wandel: Daten 1987, Frankfurt/Main, New York 1987 (1988), Campus Verlag.

Landua Detlef; Habich Roland: Problemgruppen der Sozialpolitik im vereinten Deutschland, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1994.

Landua, Detlef; Spellerberg, Annette; Habich Roland: Der lange Weg zur Einheit - Unterschiedliche Lebensqualität in den "alten" und "neuen" Bundesländern, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Arbeitsgruppe Sozialberichterstattung, Arbeitspapier P 91 - 101, Berlin, 1991, S.10.

Landua, Detlef: Stabilisierung trotz Differenzierung ?, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Arbeitspapier P 93 - 107, Berlin 1993.

Müller, Klaus; Hauser, Richard; Frick, Joachim; Wagner, Gert: Zur Entwicklung der Einkommensverteilung und der Einkommenszufriedenheit in den neuen Bundesländern 1990 bis 1993, in: Glatzer, Wolfgang; Noll, Heinz-Herbert (Hg.), Getrennt vereint,

Lebensverhältnisse seit der Wiedervereinigung, Frankfurt/Main, New York 1995, Campus Verlag.

Parmentier, Klaus: Die Arbeitsmarktentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Situation in den neuen Bundesländern, in: Glatzer, Wolfgang; Noll, Heinz-Herbert (Hg.), Getrennt vereint,

Lebensverhältnisse seit der Wiedervereinigung, Frankfurt/Main, New York 1995, Campus Verlag.

Schwenk, O.G.: Lebensbedingungen und Bausteine für die Konstruktion sozialer Lagen in Ostdeutschland - Werkstattbericht, in: Bertram, Hans: Ostdeutschland im Wandel: Lebensverhältnisse - politische Einstellungen, Leske + Budrich, Opladen 1995.

Sozialreport 1992: Daten und Fakten zur sozialen Lage in den neuen Bundesländern, Morgensuch-Verlag, Berlin 1993.

Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Datenreport 1994, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1994.

Wagner, Gert: Die Erhebung von Einkommensdaten im Sozio-ökonomischen Panel, aus: Rendtel, Ulrich; Wagner, Gert (Hrsg.): Lebenslagen im Wandel: Zur Einkommensdynamik in Deutschland seit 1984, Frankfurt/Main, New York, 1991, Campus Verlag.

Weidenfeld, Werner; Korte, Karl-Rudolf (Hrsg.): Handbuch zur deutschen Einheit, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1993, durchgesehener Nachdruck 1994.

Zapf, Wolfgang; Habich, Roland: Sozialberichterstattung: Die Wohlfahrtsentwicklung im vereinten Deutschland, in: WZB - Jahrbuch; Jb. 1994, Berlin 1994.