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Gliederung
Einleitung

1. Typologie der Arbeitsform

2. Veränderungen der Erwerbsbereiche
2.1. Erwerbstätigkeit der Frauen im Wandel


2.2. Der Unterschichtungseffekt


3. Die Bildung der weiblichen Bevölkerung
Fazit
Bibliographie
Einleitung

Im Folgenden soll eine Untersuchung über die Frauenarbeit in der Bundesrepublik Deutschland im Zeitraum von 1950 bis 1970 gemacht werden. Auf der Basis empirischer Daten wird die sich verändernde Rolle der Frau im Erwerbsleben aufgezeigt.
Hierzu werde ich die vor allem Aufsätze von Mooser[1] und Willms[2] und die dort zusammengetragenen Daten untersuchen. Diese werde ich zum besseren Verständnis graphisch aufarbeiten und darstellen. Die Daten beziehen sich, wenn es nicht anders vermerkt ist, grundsätzlich auf die Bundesrepublik Deutschland.
Die frühe Nachkriegszeit war vom Wiederaufbau gekennzeichnet. Deutschland machte sich auf den langen und beschwerlichen Weg des Neuanfangs. Aus der desolaten Lage wurde ein Leitgedanke geboren: "Wir lassen uns nicht unterkriegen." Man krempelte die Ärmel hoch und baute wieder auf, was der Krieg zerstört hatte. Tatendrang und Eifer waren die Eigenschaften, die die junge Bundesrepublik nach dem Faschismus demokratisch und kapitalistisch erstarken ließ.


1. Typologie der Arbeitsform
Um die besondere Situation der Frauenarbeit zu berücksichtigen, muß man auch die Arbeit, die im familialen Zusammenhang und nicht marktvermittelt verrichtet wird, mit einbeziehen. Darunter fällt die zum größten Teil von Frauen verrichtete sogenannte Hausarbeit. Auch die Mischform aus Haus- und gewerblicher Arbeit, die der "mithelfenden Familienangehörigen", ist ein wichtiger Bereich weiblichen Erwerbs. Diese letztgenannte Form herrscht im agrarischen Bereich vor, kommt aber auch bei selbständig Gewerbetreibenden, etwa bei Kaufleuten und in der Hauswirtschaft vor.
"Die Typologie der Arbeitsform ergibt sich aus der Kombination der Dimensionen Arbeitsort und Allokationsprinzip der Arbeit."[3] Willms unterscheidet zwischen der im Rahmen der Familienwirtschaft ausgeübten Tätigkeit im eigenen oder fremden Haus und der in einem gesonderten Betrieb geleisteten Arbeit. Diese Unterscheidung trifft man insbesondere wegen der Logik, welche hinter dem Wirtschaften steht:[4] "Orientierung an den Bedürfnissen der Haushaltsgemeinschaft vs. Ausrichtung auf die Rationalität einer gewinnorientierten Produktion."[5]
Zur genaueren Typologisierung wird beigetragen, indem man untersucht, wie die Arbeitskräfte an ihre Arbeitsplätze gelangen: entweder durch ein verwandtschaftliches Beziehungsnetz, also familial, oder durch den institutionalisierten Arbeitsmarkt. Durch diese Kategorisierung ergibt sich folgendes Bild:[6]

Allokations-prinzip

Arbeitsort



Haus- oder Familienwirtschaft

Betrieb

familial

(1) Hausfrauen, Mithelfende, Hausgewerbetreibende und Heimarbeiter

(2) selbständige

markt-vermittelt

(3) Häuslich Dienende, Gewerbegehilfen in der Hausgemeinschaft

(4) sonstige Angestellte, Beamte und Arbeiter

Die Stellung der Hausfrau, die Stellung der mithelfenden Familienangehörigen und die der Selbständigen ergibt sich aus ihrer Position innerhalb der Familie, bei letzteren durch die Übergabe des Betriebes an die Erben. 1971 sind 90% der Landwirte selbst Söhne von Landwirten. Auch wenn eine selbständige Existenz erst neu gegründet wird, sind die Ressourcen der Familie wichtig.
Für Abhängige, also die Arbeiter und Angestellen, sind hingegen eher die betriebsinternen Faktoren wichtig, der Broterwerb ist also vom familiären Bezug abgekoppelt.
"In die Kategorie der marktvermittelten Arbeitsverhältnisse fallen auch die Tätigkeiten im fremden Haushalt, denn die Vermittlung in fremdhäusliche Arbeit wurde schon früh über lokale oder regionale Märkte (...) abgewickelt."[7]
Wichtig ist jedoch der Hinweis, daß familiale und marktorientierte Allokation auch nebeneinander bestanden, aus diesem Grund sind die Übergänge zwischen den vier Feldern fließend.


2. Veränderungen der Erwerbsbereiche

Der bei Willms untersuchte Zeitraum von 1880 bis 1980 zeichnet folgendes Bild vom Anteil der erwerbstätigen Frauen:


"Über einen Zeitraum von 100 Jahren hinweg leisteten Frauen etwa ein Drittel der gesamten Erwerbsarbeit. Es wäre also falsch, anzunehmen, erst die Industrialisierung und Tertiärisierung hätten Erwerbsmöglichkeiten für Frauen entwickelt."[8]


Lediglich die Bereiche, in welchen Frauen erwerbstätig sind, haben sich vor allem seit den 50er Jahren verändert. Es änderte sich vor allem etwas für verheiratete Frauen. Es setzte eine rapide Industrialisierung ein. "Weder davor noch danach nahm in einem entsprechenden Zeitraum der Beschäftigtenanteil des "sekundären Sektors" so stark zu (5,1 Prozentpunkte)"[9] Gleichzeitig nahm die Anzahl der landwirtschaftlich

Beschäftigten stark ab. 1961 waren fast drei Viertel aller Arbeiter und 35
Prozent aller Angestellten im produzierenden Gewerbe beschäftigt.
Besonders die wichtiger werdenden sekundären und tertiären Arbeitsbereiche ermöglichten das Verbleiben im Beruf trotz Heirat.


"Der Strukturwandel der Arbeitsformen ließ daher ein wesentliches Hindernis für eine längerfristige, kontinuierliche Erwerbsbeteiligung verschwinden. Es wurde prinzipiell möglich, die Erwerbstätigkeit auch über den Zeitpunkt der Heirat hinaus zu behalten."[10]

 

2.1. Erwerbstätigkeit der Frauen im Wandel


Nach Ende des Zweiten Weltkrieges erlaubte es die besondere Situation, daß Frauen verstärkt erwerbstätig waren. Vor allem der Mangel an männlichen Ernährern und die wirtschaftliche Not brachten Frauen in den Broterwerb. Allerdings:
"Mit der Währungsreform, der Gründung der BRD und dem einsetzenden Strom von Männern, die aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrten, bzw. aus den Ostgebieten in die BRD übersiedelten, wurden weibliche Beschäftigte systematisch aus bestimmten Bereichen hinausgedrängt."[11]
Die Beschäftigungsverbote in den Bauberufen und im Landverkehr wurden wieder in Kraft gesetzt, weiblichen Beamten, deren Ehemänner im öffentlichen Dienst waren, konnte gekündigt werden ("Zölibatsklausel").[12]
Durch diese Politik ergab sich jedoch bald ein Problem: die deutsche Wirtschaft boomte und benötigte entsprechend viele Arbeitskräfte. Man griff also, nach der Verdrängung der Frauen aus dem Arbeitsmarkt, welche die erste Hälfte der 50er Jahre prägte, wieder auf die weiblichen Arbeitskräfte zurück. Teilzeitmodelle sollten den Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen. Damals war das Bild der Frau ganz klar geprägt. Selbst wenn diese arbeiteten, waren sie auch für Familie und Haushalt zuständig. Das erweiterte Arbeitskräftepotential bestand jedoch fast ausschließlich aus verheirateten Frauen, da die Erwerbsquote der alleine lebenden Frauen trotz der oben angesprochenen Verdrängung nicht erheblich gesunken war. Dennoch war die Lebensorientierung der meisten Frauen in den 50er und 60er Jahren von der Entscheidung Familie oder Beruf geprägt.
Wie schon oben erwähnt, brachten meist ökonomische Zwänge die Frauen in den Broterwerb. Jedoch faßte man dies in der Nachkriegszeit eher als bedauerlichen Ausnahmezustand auf.
"Es ist viel die Rede von den alleinstehenden Frauen, von den Frauen mit unvollständiger Familie (sprich ohne Familienernährer), von den Frauen, deren Erwerbstätigkeit für den Haushalt notwendig sei - und zumeist wird dabei betont, daß es sich um eine vorübergehende Tätigkeit handele, da bei ausreichendem Familieneinkommen die Erwerbstätigkeit der Frauen wieder zurückgehen werde."[13]
Frauen, die berufstätig waren, wurden als geldgierig und familienfeindlich angesehen. Die Sozialpolitik der 50er und 60er Jahre widerspiegeln das Bild, welches die Gesellschaft von Frauenarbeit hatte, insbesondere bei Ehepaaren. Zu dieser Zeit wurden das staatliche Kindergeld, das Ehegattensplitting, die Einbeziehung nicht erwerbstätiger Familienmitglieder in die Krankenversicherung, um nur einiges zu nennen, eingeführt. Alles Anreize dafür, nur einen Berufstätigen in der Familie zu haben. Das war fast immer der Ehemann.

Eine Möglichkeit, die besonders für verheiratete Frauen gedacht war, die nicht erwerbstätig waren, aber Anfang der 60er Jahre verstärkt nachgefragt wurden, war die Teilzeitarbeit. Diese galt als gesellschaftlicher Konsens, da die Mütter trotz Arbeit immer noch genug Zeit für die Familie und Kindesbetreuung hatten.


2.2. Der Unterschichtungseffekt

Der Frauenanteil unter der Gesamtheit aller Arbeiter und Angestellten, also den sogenannten "Abhängigen", nahm im Laufe der 50er Jahre rapide zu. 1950 betrug er 28,1 Prozent, 1961 bereits 34,2 Prozent. Jedoch rückten die Frauen wegen ihrer verhältnismäßig geringen Bildung nur in Arbeitsplätze der unteren Gehaltsklassen vor.


"Die Angestelltenschaft hat sich dabei stärker "verweiblicht" als die Arbeiterschaft. (...) Die bedeutendste Folge dieser zunehmenden Feminisierung marktabhängiger Erwerbsanteile war ein Unterschichtungseffekt zugunsten der Männer: Die Frauen rückten vornehmlich in untere, weniger qualifizierte und schlechter bezahlte Positionen ein."[14]

1956/ 57 verdienten 97 Prozent der weiblichen Arbeiter und 47 Prozent der weiblichen Angestellten weniger als der Durchschnitt, während lediglich 17 Prozent der Arbeiter und verschwindende 5 Prozent der Angestellten unterdurchschnittlich verdienten.
Ein möglicher Grund dafür ist die geringere Bildungsmöglichkeiten der weiblichen Bevölkerung zu dieser Zeit. Außerdem wurde Frauenarbeit zu dieser Zeit eben als Ausnahme angesehen und daher auch finanziell so behandelt. Es gab Frauenlohnabschläge, die bis zu 30 Prozent betrugen. In den 60er Jahren wurden die Tarife dahingehend geändert, daß ein Großteil der weiblichen Beschäftigten in Lohngruppen eingeteilt wurden, die als "Leichtlohngruppen" bezeichnet werden, also "leichte Bürotätigkeit", "unter Anweisung", "ohne Verantwortung" etc. Durch diese Gruppierungen ist es auch heute noch möglich, die verschärften Gleichberechtigungsgesetze zu umgehen, was zur anhaltenden Ungleichheit der Bezahlung führt.[15]

 


3. Die Bildung der weiblichen Bevölkerung


Noch in den 50er Jahren war es normal, daß junge Mädchen eine hauswirtschaftliche Ausbildung genossen, um dann als Hausgehilfinnen in fremden Häusern oder Höfen ihr Brot zu verdienen. Diese traditionelle Erwerbsform im Häuslichen Dienst implizierte das Leben in einer Haushaltsgemeinschaft mit dem Arbeitgeber. Das hatte zur Folge, daß mit der Eheschließung und der Gründung eines eigenen Haushalts die Erwerbsmöglichkeit verschwand.[16] Eine höhere Schulbildung war eher die Ausnahme, denn die Not zwang die Bevölkerung dazu, einem Broterwerb nachzugehen. Bildung ist eine Investition in die Zukunft und diese war damals ein Luxus, den sich nur wohlhabende Bürger leisten konnten. Die Mehrheit mußte sich darum kümmern, wie sie die schlechte wirtschaftliche Lage überstehen konnte.
Fazit
Die Dynamik des Frauenarbeitsmarktes ist in den 50er und 60er Jahren durch die Notwendigkeit des Wiederaufbaus und durch den einsetzenden Aufschwung und die rapide Industrialisierung gekennzeichnet. Frauen sind vermehrt erwerbstätig, sei es aus finanzieller Not oder weil es der Markt verlangt. Die Teilzeitmodelle, welche damals entstanden, sollten Familie und Beruf vereinbar machen. Unglücklich ist nur der Hintergrund, vor welchem solche Modelle entstanden. Die Frauenrolle änderte sich keineswegs. Immer noch ist die Frau für Haushalt und Kinder zuständig, während der Mann der Haupternährer ist. Die Arbeit der Ehefrau ist lediglich ein Zuverdienst gewesen.
Bibliographie
Maier, Friederike: Zwischen Arbeitsmarkt und Familie - Frauenarbeit in den alten Bundesländern, in: Helwig, Gisela u. Nickel, Maria (Hrsg.): Frauen in Deutschland 1945-1992, Berlin 1993, S. 257-279
Mooser, Josef: Arbeiter, Angestellte und Frauen in der "nivellierten Mittelstandsgesellschaft". Thesen, in: Schildt/ Sywottek (Hrsg.): Modernisierung im Wiederaufbau, o.O., o.J., S. 362-376
Willms, Angelika: Grundzüge der Entwicklung der Frauenarbeit von 1880-1980, in: Müller, W., Willms, A., Handl J.: Strukturwandel der Frauenarbeit. Frankfurt/ Main, New York 1983., S. 25-53


[1] Mooser, Josef: Arbeiter, Angestellte und Frauen in der "nivellierten Mittelstandsgesellschaft". Thesen, in: Schildt/ Sywottek (Hrsg.): Modernisierung im Wiederaufbau. S. 362-376
[2] Willms, Angelika: Grundzüge der Entwicklung der Frauenarbeit von 1880-1980, in: Müller, W., Willms, A., Handl J.: Strukturwandel der Frauenarbeit. Frankfurt/ Main, New York 1983., S. 25-53
[3] Willms, S.26
[4] Vgl. ebd.
[5] ebd.
[6] ebd.
[7] Willms, S.27
[8] Vgl.: Willms, S. 36
[9] Mooser, S. 363
[10] Willms, S. 50
[11] Maier, Friederike: Zwischen Arbeitsmarkt und Familie - Frauenarbeit in den alten Bundesländern, in: Helwig, Gisela u. Nickel, Maria (Hg.): Frauen in Deutschland 1945-1992, Berlin 1993, S. 257
[12] Vgl. ebd.
[13] Maier, S. 273
[14] Mooser, S. 365
[15] Maier, S. 272 f.
[16] vgl. Willms, S. 50