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Einleitung

Der 29.Oktober 1923 war der Beginn des deutschen Rundfunks als in Berlin die erste Sendung für die Öffentlichkeit ausgestrahlt wurde.

Im vereinten Deutschland gab es 1991 etwa 28 Mio. Hörfunkgeräte (TV: 25 Mio.)

Es gibt heute 2 unterschiedlich organisierte Sendeanstalten:

Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten

Das Sendeprogramm steht unter ständiger Kontrolle einer öffentlich-rechtlich gehaltenen Institution mit der Auflage sie sollen ein politisch und kulturell ausgewogenes Programm anbieten.

Um z.B. die politische Ausgewogenheit zu erreichen, wird im Funkhaus dem Rang nach abwechselnd eine Person die der SPD angehört, dann rangtiefer ein CDU-Sympathisant, und so weiter abwechselnd angestellt.

Die Sender werden hauptsächlich durch die Rundfunkgebühren und teils durch Werbe-Einnahmen finanziert.

Das Rundfunkrecht hängt ab vom Landesrecht und ist deswegen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Baden-Württemberg und die Pfalz schlossen sich zum SWF zusammen. Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein bildeten den NDR. Somit entstanden dann neun Rundfunkanstalten. Sie haben sich alle 1950 in der "Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland" (ARD) zusammengeschlossen.

Die privaten Sendeanstalten

1984 wurde der Privatfunk eingeführt. D.h. er finanziert sich selbst, vorwiegend durch Werbeeinnahmen. Oft sind auch Verlagsgesellschaften als Lizenznehmer beteiligt.

Die neue Rundfunkordnung beschrieb 1986 das die Privatsender sich nicht an ein ausgewogenes Programm halten müssen. Dies tun schon die öffentlich-rechtlichen Sender und sichern somit die Programm-Grundversorgung.

In Baden-Württemberg erreichen alle privaten Sender zusammen etwa 25% der Bevölkerung. Das ist soviel wie ein attraktiver öffentlich-rechtlicher Sender z.B. SWF 3 alleine hat.

Die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern geht wegen unterschiedlicher Richtlinien verschieden voran.

Entwicklung und Einflußfaktoren

Es muß erstmal darauf hingewiesen werden, daß die meisten Entwicklungen im Rundfunk Produkte aus politischen und wirtschaftlichen Faktoren sind.

Die Reichspost war damals 1923 Eigentümer der Sendeanlagen. 1925 wurden weitere Sendeanstalten durch private Geschäftsleute gegründet, wobei die Reichspost immer noch die Mehrheit von 51% behielt. Den bestimmenden Einfluß hatte also die Reichspost.

Durch eine Regelung von 1926 wurde festgelegt (die im Prinzip auch heute gültig sind), daß die Richtlinien des Rundfunks überparteilich, unabhängig und neutral institutioniert sind und auch der politischen Aufklärung der Bürger dienen sollten. Ein diesbezügliches staatliches Kontrollorgan wurde eingeführt und führte leider doch zu einer stark zentralisierten Kontrolle mit wirtschaftlichen und politischen Interessen. Im Gegensatz zu heute, waren jedoch früher kaum politische Sendungen zu hören.

Wegen der Neutralität und aus Kostengründen wurden hauptsächlich Unterhaltungssendungen und Musik ausgestrahlt.

Das staatliche Kontrollorgan ermöglichte Hitler erst recht den Rundfunk als Propaganda-Medium zu benutzen.

Nach Ende des 2.Weltkrieges wurde von den Alliierten und den deutschen Politikern eine Rundfunkstruktur erarbeitet, die einen Mißbrauch des Rundfunks ausschließen sollte. Die Post und der Staat verloren dabei sehr an Einfluß und konnten somit nicht mehr dominieren.

In den siebziger Jahren stellte man eine politische Unausgewogenheit fest, da die Meinungsauffassung der Journalisten deutlich nach links verschoben war/ist. Kritik von einzelnen Parteien war zu hören. Ein Fortschreiten der Rundfunkentwicklung war ständig im Gange.

Auch wurden in dieser Zeit von den Landesrundfunkanstalten die dritten Programme, musikalisch meist mit Popmusik, eingeführt. Sie erhielten eine gute Resonanz von den Hörern.

Durch den gesetzlichen Grundsatz, daß "alle gesellschaftlich-relevanten Kräfte in den Rundfunkanstalten Einfluß haben und im Gesamtprogramm zu Worte kommen können", war man der Meinung eine Privatisierung der Sendeanstalten verstöße gegen diesen Grundsatz. Jedoch konnten wiederum Probleme wie "dieser oder jener Sender wirke sich nachteilig für die eigene Partei aus" gelöst werden, in dem man Private zuläßt. 1984 sind dann auch die privaten Sender hinzugekommen. Ein duales Rundfunksystem entstand. Das Bundesverfassungsgericht beschrieb 1986 die neue duale Rundfunkordnung.

Durch den steigenden Wohlstand und Perfektionismus werden auch höhere Ansprüche an die Rundfunkmedien gestellt.

Einige Sendeanstalten haben nun seit den achtziger Jahren ihre vierten Programme eingeführt. Dadurch wird das Programmangebot noch mehr differenziert und auf die einzelnen Kanäle verteilt.

Auch werden manche Sender zeitweise auf anderen Frequenzen (z.B Kurzwelle) gesendet, die es gestatten einen überweiten Sendebereich einzunehmen.

Speziell für Autoradios sind einige Frequenz-Codierungen hinzugekommen um z.B den sinnvollen Verkehrsfunk automatisch oder immer die aktuellsten Sender zu empfangen.

Eine weitere Verbesserung der Empfangs-Qualität bietet seit längerer Zeit der Kabelempfang.

Die BRD ist drittgrößter Exporteur von elektronischen Erzeugnissen. Um die Wettbewerbsfähigkeit dieser Branche mitzustärken erhoffte man sich unter anderem dadurch, indem man den Rundfunk belebt und z.b. private Sender zuläßt.

Durch den Druck der Konkurrenz haben die öffentlich-rechtlichen Sender ihr Programm teilweise verändert. Der Wortanteil z.B. ist aus finanziellen Gründen zugunsten des Musikanteils geschrumpft.

Die Rundfunkentwicklung unterliegt auch dem technischen Problem der Bereitstellung von Funkfrequenzen die nur begrenzt zur Verfügung stehen.

Programmangebote

Das Grundgerüst bilden die Nachrichten welche von jedem Sender regelmäßig den ganzen Tag über ausgestrahlt werden.

Das weitere Angebot (1990), bezogen auf alle öffentlich-rechtlichen ARD-Sendeanstalten, teilt sich auf in:

Musik: ernste Musik 18,7%

leichte Musik 41,0%

Wort: Politik 12,0%

Kultur 5,0%

Bildung 1,5%

Unterhaltung 1,9%

Hörspiel 0,7%

Sport 1,4%

Familienprogramm 1,5%

Magazinsendungen 10,0%

Sonstiges 0,5%

Fremdsprachenprogramm 4,4%

Werbung 1,4%

Bei den privaten Sendern ist der Werbe- und Musikanteil höher und kürzt entsprechend die anderen Teilgebiete.

Man erkennt insgesamt die Ausgewogenheit und die versuchte Handlung, der Rundfunk soll an der politischen Meinungsbildung der Bürger mithelfen. Dies trifft bei den Privaten nicht zu.

Die Privatsender haben oft geringere Reichweiten (Lokal-, Regionalsender) und somit eingeschränkte Finanzierungsmöglichkeiten durch die Werbung. Deshalb liegt die Konsequenz darin ein preiswertes Programm auszustrahlen. Es wird dann oft auf fremdes, schon vorgefertigtes, Programmaterial zurückgegriffen, da dies billiger ist. Für die Hörer sind laut einer Analyse die lokalen Berichterstattungen ausschlaggebend für diese Senderwahl.

Die Wahl der Zielgruppe die der Privatsender trifft, ist ausschlaggebend für die zu spielende Musik, Art der Sendungen, der Informationsbeiträge und der Personen am Mikrophon.

Rezipientenakzeptanz

Mehr als ¾ aller Bundesbürger hören regelmäßig Radio. In Anbetracht der durchschnittlichen Radio-Konsumzeit von etwa 3 Stunden pro Tag (mehr als TV) kann man darauf schließen, daß der "Otto-Normalverbraucher" zufrieden ist mit dem Sendeangebot. Wobei berücksichtigt werden muß, daß Radio hören sehr passiv erfolgen kann, wie z.B. am Arbeitsplatz und somit auf den Inhalt der Sendungen nicht geachtet wird.

Nach einer Umfrage sorgt der Rundfunk mehr für Entspannung als das Fernsehen oder die Zeitung.

Er ist der schnellste und aktuellste Informationsvermittler. Dies wird geschätzt und auch so genutzt.

Doch auch die aufgetretene Vermehrung der Sendeanstalten wirkt sich nicht darin aus das mehr Radio gehört wird, sondern der Rezipient ist noch mehr in der Lage "aktiv" und differenzierter seine Lieblings-Sender heraussuchen zu können.

Desweiteren wurde schon bei der Frequenzvergabe bzw. Sendezeitvergabe bei kleineren Sendern darauf geachtet, daß solche hauptsächlich zugelassen werden, die vom Bürger in der jeweiligen Region wohl am ehesten akzeptiert werden.

Akzeptanzprobleme gibt es wenn auf einer Frequenz sich mehrere Anbieter die Sendezeiten teilen und somit auch unterschiedliche Programmprofile besitzen. Der Hörer wird dann innerlich gezwungen sein bei Nichtgefallen die Frequenz zu wechseln. Eine ständige Hörerbindung auf dieser Frequenz tritt dann nicht ein.

4/5 aller Hörer stellen den Anspruch eine bestimmte Art von Musik zu hören. Dies wirkt sich hauptausschlaggebend auf die Programmwahl nieder.

Werbevolumina

Grundsätzlich geht der Trend der Wirtschaft dorthin, sich der Werbung mehr denn je zu widmen. Die Werbung steigt mehr an als der Wohlstand (Brutto-Sozial-Produkt).

Für den privaten Rundfunk werden Werbezeiten genehmigt, welche von den öffentlich-rechtlichen nicht genutzt werden dürfen (z.B. nach 20 Uhr).

Die Einnahmen sind pro Sender unterschiedlich und belaufen sich im Schnitt auf über 20% aus Werbeeinnahmen und der Rest aus Rundfunkgebühren (ARD).

Der Radio-Werbekostenanteil eines bestimmten Produktes beträgt nur etwa 7% (TV: 25% ;der größte finanzielle Anteil wird bei den gedruckten Medien ausgegeben).

Die Werbezeit gemessen an der Gesamtsendezeit beträgt im Schnitt 1,4% bei den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten und wirkt sich laut Umfrage auf die Hörer kaum nervig aus.

Die Struktur des Werbe-Trends geht in Richtung der Hörfunkwerbung. Die Fernsehwerbung dagegen soll weniger stark ansteigen.

Bewertung

Allein bei den Nachrichten ist man auf die Auswahl des Redakteurs angewiesen. Seine politische oder ethische Auffassung kann "bedeutende" Meldungen in die Nachrichten einbringen oder auch ausschließen. Schon bei den Nachrichten ist man versucht den passenden Sender zu suchen. Sehr oberflächlich wirken einige neue Sender, welche nach jeder kurzgehaltenen Schlagzeile einen musikalischen Trommelwirbel loslassen.

Ich selbst höre lieber ausführliche Radiomeldungen als ausführliche Fernsehmeldungen, da Fernseh-Bilder einem emotional sehr beeinträchtigen können und die Meldung dadurch viel subjektiver aufgefasst werden kann.

Was die Radiowerbung angeht, so macht sie sich seltener störend bemerkbar wie das z.B. beim Fernsehen der Fall ist, da das "radiohören" oft nebenher bei einer Beschäftigung geschieht und die Berieselung die Hauptsache darstellt.

Das Programmangebot ist bei den Sendern doch sehr unterschiedlich und das Gesamtangebot bietet wohl für jeden etwas. So kann nur ein "Anspruchsloser" seinen Lieblingssender haben, den er Tag für Tag hört. So kommt es dann oft vor, den Sender am Tag mehr als einmal zu wechseln.

Meiner Meinung nach sind jedoch gerade die für mich interessanten dritten Programme zu kommerziell ausgelegt. Das macht sich in der Musik am deutlichsten bemerkbar. Man kann den Eindruck bekommen, die öffentlich-rechtlichen Sender bringen gerechterweise wohl das was die Mehrheit hören will, jedoch nicht aus dieser Rücksichtnahme, sondern um die Einschaltquo-ten nicht sinken zu lassen.

Die Frage stellt sich ob der gesetzlich vorgeschriebenen Ausgeglichenheit des Programms eines öffentlich-rechtlichen Senders der Ausgeglichenheit selbst wieder im Wege steht. So wäre es doch denkbar links- und rechtstendierende Sender zu betreiben, die in ihrer Gesamtheit dann wieder die Ausgewogenheit darstellen. Vorteilhaft wären dann sicher auch die extremen Sendungen (Meinungen) zu hören, die ein öffentlich-rechtlicher Sender heute wohl kaum bringen wird. Erst durch Verbreitung dieser wahren Meinungsvielfalt wird es möglich sein den demokratischen Grundsätzen zu folgen und seine eigene Meinung mit Hilfe der Medien zu bilden, wenn auch es Gefahren mit sich bringt. Durch die Privatsender wäre ein Weg dorthin geöffnet.

Das Mitgestalten eines Programms durch die Hörer ist leicht machbar und gestattet, unter den vielen Medien, wohl das schnellste und aktuellste Feedback der Bürger.

Auch die Mobilität eines Radioempfängers ist ein so großer Pluspunkt, das ein minderwertiges Sende-Programm wieder ausgeglichen wird.

Grundsätzlich sollte man in dieser mediendurchfluteten Welt eher weniges reflektieren als vieles ohne Denken runterzuschlucken. Nur allzu oft wird die Medienwelt als die Wahrheit betrachtet, da wir die Welt-Informationen fast nur durch die Medien bekommen. Dadurch entsteht ein Wirklichkeitsverlust. Also heißt die Devise "weniger ist mehr".


Literatur

[1] Jörg Aufermann & Wilfried Scharf & Otto Schlie, Fernsehen und Hörfunk für die Demokratie, Westdeutscher Verlag, (1979)

[2] Hermann Meyn, Massenmedien in der Bundesrepublik Deutschland, Colloquium Verlag Berlin, (1992)

[3] Media Perspektiven, Daten zur Mediensituation in Deutschland, Arbeitsgemeinschaft der ARD- Werbegesellschaften, (1991)

[4] Elisabeth Noelle-Neumann & Winfried Schulz & Jürgen Wilke, Fischer Lexikon, Publizistik Massenkommunikation, Fischer Taschenbuchverlag, (1989)

[5] Hans-Peter Biege, Massenmedien in Baden-Württemberg, Landeszentrale für politische Bildung, (1990)