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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 2

Als es noch keine Kindheit gab 3

Die Erfindung der Kindheit 6

Das Verschwinden der Kindheit 7

Literaturverzeichnis 15

Bilderverzeichnis 15

Vorwort

Das zugrundeliegende Buch "Das Verschwinden der Kindheit" von Neil Postman ist in zwei Hauptbereiche gegliedert (Teil I: Die Erfindung der Kindheit, Teil II: Das Verschwinden der Kindheit). Wie auch das Referat auf zwei StudentInnen verteilt war, bezieht sich meine Hausarbeit hauptsächlich auf den zweiten Teil des Buches.

Neil Postman feierte am 8. März letzten Jahres (1996) seinen 65. Geburtstag. Der Amerikaner ist Professor für "Medien Ökologie" (Media-Ecology) an der New York University.

Als es noch keine Kindheit gab

Neil Postmans Buch basiert auf der These, daß "Kindheit" erst ein Produkt neuerer Zeit ist. Vor etwa 400 Jahren (im umfassenden Sinne), der Zeit der Renaissance (1350 bis in die Mitte des 16. Jh.), scheint das Konzept der Kindheit begonnen zu haben. Vor 150 Jahren begann dann der Begriff Kindheit zu existieren. Dazu sein Zitat:

"Die Idee der Kindheit ist eine der großen Erfindungen der Renaissance, vielleicht ihre menschlichste."(1)

Inspiriert wurde er wahrscheinlich durch die Bücher "Jahrhunderte der Kindheit" und "Die Geschichte der Kindheit" (1960) von Philippe Ariès. Dieser vertritt die Auffassung, daß die traditionale Gesellschaft vor dem ausgehenden 17. Jahrhundert vom Kind und mehr noch vom Heranwachsenden nur schwach entwickelte Vorstellungen hatte. Die Dauer der Kindheit war auf das zarteste Kindesalter (die ersten Lebensjahre) beschränkt. Das Kind wurde, kaum daß es sich physisch zurecht finden konnte, übergangslos zu den Erwachsenen gezählt. Es teilte ihre Arbeit und ihre Spiele(2).

So belegt Postman diese Theorie der Entstehung der Kindheit auf vielfältige Weise. Um Fehlinterpretationen vorzubeugen, ist es wichtig zu erwähnen, daß dies alles keine "Beweise" hierfür sind. Dazu Postman selbst:

"[...] die im vorliegenden Buch entwickelte Hypothese darüber, warum all dies geschieht, nicht beweisen läßt [...] weil in den Sozialwissenschaften schon die Idee eines Beweises oder einer Widerlegung so sehr von Mehrdeutigkeiten und komplexen Zusammenhängen überlagert ist [...]"(3)

Er beschränkt sich darauf, das Problem zu markieren und keine Lösungsvorschläge zu machen, da er keine weiß!

Bis in die Renaissance hinein gab es nur das Kleinkind (bis 7 Jahren) und den Erwachsenen (ab dem siebten Lebensjahr). Die Kindheit, die heute zwischen den beiden Lebensabschnitten liegt, war nicht vorhanden. Dies äußerte sich wie folgt:



Die Erfindung der Kindheit

Nur die Literalität (Fähigkeit zu lesen und zu schreiben) hat das Vermögen Kindheit zu erzeugen oder zum Verschwinden zu bringen(4). Deshalb wurde mit der Einführung des Buchdrucks durch Gutenberg (~1450) der Keim des "Konzeptes Kindheit" gesät.

Seit dieser Zeit wird die Information durch Erwachsene kontrolliert. Denn erst wenn man Lesen konnte, dessen Erlernen Disziplin und Selbstbeherrschung voraussetzt, hat man Zugang zum "Geheimwissen". Schulen entstehen Genau in die Nische zwischen Kleinkind und dem Erwachsensein gerät die Schulzeit. Die Entwicklung läuft den Weg, Wissen nur "kindgerecht" nach und nach freizugeben. Die Kindheit entsteht und entsprechend wird dieser Zeitabschnitt mit dem Synonym des "Schuljungen" gleichgesetzt. Die Kindheit wird zur Institution. Spezielle Kinderkleidung, Kindersprache, Kinderliteratur und Kinderspiele entstehen.

Das Verschwinden der Kindheit

Wenn nun aber vom "Verschwinden der Kindheit" die Rede ist, so heißt das nichts anderes, als daß bestimmte Vorstellungen von Kindheit ausgedient haben, daß Kinder anders sind als die Kindheit, die für sie bereitgehalten wird(5).

Als Professor für Media Ecology sieht Postman die Ursachen hierfür selbstverständlich in den Medien bzw. in der Kommunikationsstruktur.

Als erster Urheber des kinderlosen Zeitalters könnte der Amerikaner Samuel Morse (1791-1872) angegeben werden. Er, bzw. seine Mitarbeiter erfanden den Telegrafen. Mit ihm wurde die erste elektronische Botschaft verschickt. Damals dachte man, es sein ein neutrales Übermittlungsinstrument welches von sich aus keiner bestimmten Weltdeutung Vorschub leistete. Doch damals entkörperte man die Nachricht und die für die bisherige Übermittlung benötigte Zeit- und Raumüberwindung, verschwand. Damit wurde Information billig und brachte die Nachrichtenindustrie hervor(6). Das Instrument hatte Folgen.

Stand doch bisher die Information unter einer Kontrolle bzw. hatte einen Absender wie dem Redakteur, oder dem Überbringer, so stellte sich ein diesbezüglicher Verlust ein. Daraus ergab sich, daß Informationen übermittelt wurden, ohne das jemand vorher die Frage stellte, ob sie eine Bedeutung für den Empfänger hat. Die Information wurde wichtiger als ihre Quelle(7). Das Fernsehen bringt schon seit langem jedem Menschen für ihn belanglose Botschaften ins Wohnzimmer(8). Somit setzte eine Entwicklung ein, in deren Verlauf dem Elternhaus und der Schule Kontrolle über die Information entrissen wurde. Und in der heutigen Unentrinnbarkeit elektronischer Datenübermittlung ist jedes Kind miteinbezogen.

Die Hochphase der Kindheit lag zwischen 1850 und 1950. In dieser Zeit wurde sehr viel für die Kindheit getan.

1950 ist das Jahr in dem, und wir müssen bei Postmans Argumenten immer an Amerika denken, der Fernsehapparat einen festen Platz in den Haushalten hatte. Zum Fernseher sagt er:

"[...] und das Fernsehen ist dasjenige Medium, in dem die elektronische und die optische Revolution aufeinanderstoßen."(9)

Eine neue Zugänglichkeit von Information entstand. Und die Zugänglichkeit hängt auch von der Form in welcher Information kodiert wird ab. Das Wissen haben die Erwachsenen durch die Literalität erlangt. Kinder müssen erst Lesen lernen um an die Information zu gelangen. Vom Fernsehen wird dieser Informationshierarchie die Grundlage entzogen. Für Bilder gibt es kein ABC. Fernsehen braucht nicht erlernt zu werden. Die ganze Flut an Bildern und ihren innewohnenden Informationen sind für alle Menschen zugänglich.

Das Wort bildet die Grundlage beim Lesen. Worte sind immer nur Ideen für einen Begriff(10). Wird das Wort "Haus" gelesen oder erwähnt, so haben wir kein vorgefertigtes Bild davon im Kopf. Wir assoziieren nur Eigenschaften eines Hauses damit und bauen in den Köpfen immer unterschiedlich zum Kontext passende Häuser auf. Sehen wir Bilder im Fernsehen oder auf einem Foto, so bleibt der Fantasie kaum noch Spielraum. Das Bild zeigt keine Begriffe sondern Dinge.

Zwei, für ihn wichtige und für mich zweifelhafte Thesen von Postman lauten:

"Bilder hingegen fordern vom Betrachter eine ästhetische Reaktion. Sie sprechen unsere Gefühle, nicht unseren Verstand an. Sie fordern uns auf, zu empfinden, nicht zu denken."(11)

"Aber der wichtigste Aspekt des Fernsehens ist ohne Zweifel der, den ich hier hervorzuheben versucht habe - den größten Teil seiner Inhalte drückt es in Bilder aus, nicht in Sprache."(12),(13)

Die erste These nennt er auch die Umschmelzung der Welt der Ideen in eine Welt lichtgeschwinder Symbole und Bilder. Das Fernsehen verlangt kein direktes Bildererkennen (Symbole) sondern ein ikonisches Erkennen und verhindert eine analytische Verarbeitung (die Annahme über die Passivität der Fernsehrezeption und die ausbleibende Verarbeitung der Inhalte kann laut Bettina Hurrelmann nicht bestätigt werden(14)). Die Bilder verdrängen den akustischen Hintergrund(15). Erwachsenensendungen sind, was die symbolische Form angeht, genauso zu begreifen wie Kindersendungen. Und deshalb behauptet Postman, gibt es auch keine Kindersendungen.

Unterstützt wird das Fernsehen von anderen elektronischen, nicht auf gedrucktem Wort beruhenden Medien. Die Kommunikationsverhältnisse werden auf den Stand gebracht wie sie im 14. und 15. Jh. bestanden haben. Und so folgert Postman, verwischt die Trennungslinie Kind - Erwachsener wieder.

Die Medien, und der Fernsehapparat wird immer als Beispiel genommen, offenbaren alles. Die "Medien der totalen Enthüllung" verschließen nichts. Sie können dies auch gar nicht, da sie die Informationen nicht kodiert weitergeben. Sehen und Hören kann Jedermann.

"Für elektronische Medien ist es unmöglich Geheimnisse zu bewahren. Ohne Geheimnisse ist so etwas wie Kindheit nicht möglich."(16)

Einige der Enthüllungen und die Konsequenzen daraus untermauern die Verwischung der Trennlinie zwischen dem Kind und dem Erwachsenen:

Es ist einzuwenden, daß in keiner seiner Theorien der Kontext eine Beach-tung findet, innerhalb dessen Kinder und Jugendliche das Fernsehen gebrauchen(17).

Und jetzt fällt noch etwas auf. Die Erkenntnis "Das Medium ist die Botschaft" von Marshall McLuhan (1911-1980), den Mann den er so gerne zitiert, wird nicht berücksichtigt. Fröhlich springt Postman zwischen dem Medium und seinen Inhalten herum. Obwohl er sich dem Unterschied voll bewußt zu sein scheint!

Das die Verwischung größere Ausmaße angenommen hat zeigt sich weiterhin an Indizien wie Alkoholismus, Drogenkonsum, sexuelle Aktivität, Kriminalität, Höflichkeit und den verbalen Ausdrücken. Die Erwachsenen dagegen werden immer infantiler (sie tragen Jeans, essen Fast Food,...).

Abschließend läßt sich ein passendes Resümee zitieren:

"Aber eines ist klar: wenn wir Kindern in großem Umfang Erwachsenenwissen aushändigen, dann kann und wird die Kindheit nicht überleben."(18)

Interessant ist dennoch zu erwähnen, daß er der Meinung ist, die einzige Kommunikationstechnologie, die das gesellschaftliche Bedürfnis nach Kindheit zu stützen vermag, der Computer ist. Denn um ihn zu programmieren, muß eine Sprache erlernt werden und man so über komplexe Fähigkeiten verfügen muß. Es bedarf der Ausbildung und eine von der Erwachsenenkultur unterschiedliche Jugendkultur bleibt bestehen(19).

 

Literaturverzeichnis

Hierdeis. CD-ROM der Pädagogik. Hg. Helmwart Hierdeis & Theo Hug, 1996.

Hurrelmann, Bettina. "Sozialisation vor dem Bildschirm". Funkkolleg 25 / Studienbrief 10. Hg. DIFF. Tübingen, 51-84.

Postman, Neil. Das Verschwinden der Kindheit. Frankfurt am Main, 1992.

Reumann, Kurt. Lesefreuden und ..., 1992.

 

Bilderverzeichnis

Abbildung 1 (Deckblatt)

Postman, Neil. Das Verschwinden der Kindheit. Frankfurt am Main, 1992

Abbildung 2

Rhein-Neckar-Zeitung. März 1996

Abbildung 3,4

Microsoft LexiROM. Meyers Lexicon in drei Bänden. Microsoft Corporation. 1996.

Abbildung 5,6

Illustrierte Weltgeschichte. Hg. Johannes Bagusch. Corvus Verlag, Berlin. 1981.

Abbildung 7

Internet: http://www.mcluhanmedia.com/

1. Postman. 8.

2. Hierdeis. CD-ROM der Pädagogik

3. Postman. 137f.

4. Postman. 139.

5. Hierdeis

6. Postman. 83f.

7. Postman. 85.

8. Das Internet, mit all seinen wahnwitzigen Informationen, die falsch, richtig, veraltet, hyperaktuell, wichtig und sinnlos zugleich sind, zeigt wie weit "fortgeschritten" die Informationsflut ist. Priorität scheint in der Aktualität zu stecken. Nach dem Absender wird kaum gefragt. Die Überprüfung der Nachricht geschieht nur noch indirekt über die subjektive Einschätzung der Glaubwürdigkeit des entsprechenden Mediums.

9. Postman. 89.

10. schon Platon definierte den Begriff "Idee" in ähnlicher Weise.

11. Postman. 88.

12. Postman. 131.

13. vgl. Reumann, Kurt. 87.

14. Hurrelmann. 25.2.2.1.

15. vgl. die Macht der Bilder beim Musik-Clip (M-TV bzw. VIVA)

16. Postman. 104.

17. Hurrelmann. 25.2.2.2.

18. Postman. 104.

19. für mich scheinen zumindest die Computerspiele die Trennung zur Erwachsenenkultur aufrechtzuerhalten.