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1. Die Gründung der Erziehungsanstalt Schnepfenthal

 

  1. Grundsätze der Salzmann´schen Erziehungsanstalt
    1. Natur-Stadt
    2. Familienleben

3. Die Ordnung in der Erziehungsanstalt

3.1. Lehrkräfte und Unterrichtsfächer

3.2. Lehrplan/Stundenplan

3.3. Schülergraden:

I. Ordnung (der Kinder)

II. Ordnung (der Knaben)

III.Ordnung (der Jünglinge)

    1. Feste, Reisen, Spiele
    2. Belohnung / Strafen
    3. Leibesübungen

 

 

  1. Die Gründung der Erziehungsanstalt Schnepfenthal

Die Verehrung des Mondes in Schnepfenthal, scheint in den Literaturen über Philanthropinismus eine traditionelle Rolle zu spielen, daher sollte sie auch hier nicht fehlen. Bei seiner Ankuft wurde Salzmann mit seiner Familie seitens der Ortsbewohner herzlich aufgenommen. Man wollte das neue Heim am besten noch am helligen Tag sehen, doch die heranrückende Dunkelheit gestattete nur ein flüchtiges Betrachten. Es wird wohl an der langen Reise gelegen haben, daß die Kinder müde waren und Erwachsenen keine Stimmung hatten, sondern eher Traurigkeit aus ihren Gesichtern zu erkennen war. Dies dultete Salzmann nicht lange, und ging selbst kummervoll ans Fenster, er war von dem Anblick fasziniert und rief : " O meine Geliebten, seht diesen Anblick ! " nun sprangen sie alle auf. Die Kinder vergaßen ihre Müdigkeit und Erwachsenen ihren Kummer. Dieser Anblick war der Vollmond, der den ganzen Wald erleuchtete. Daraufhin sagte er mit großer Überzeugung

" Schau über Dich! Wer trägt der Himmel Heere?

Merk auf! Wer spricht: bis hierher! Zu dem Meere?

Ist er auch nicht dein Helfer und Berater,

Ewig dein Vater? "

Dieser Zitat ist ein deutlicher Hinweis dafür, wie fest Salzmann an seinen Herren glaubte, wie er sich in unmöglichen Situationen zu helfen wußte, sogar unter größter Not von seinen Zielen kein Preis gab, und sich festgeklammert an seinem Helfer, wieder hocharbeietete.

Am 18. Juni 1784 wurde der Grundstein zum ersten Haus gelegt. Das Grundstück, in dem davor Landwirtschaft betrieben wurde, hatte Salzmann ohne es selbst gesehen zu haben von dem Obergärtner Wehmener aussuchen lassen. Bei seiner Ankunft fand er fast alle seine Erwartungen überteroffen, in seiner "Ankündigung" schreibt er "Und wenn ich die Freiheit gehabt hätte, ganz Deutschland zu durchreisen und mir den Platz zu wählen, der mir am besten gefiele, ob ich einen schicklicheren als Schnepfenthal hätte finden können." Somit war auch einer von seiner Grundprinzipien erfüllt; er wollte von der Stadtnähe nicht gestört werden, allerdings auch nicht weit weg von der Stadt. Es wird im zweiten Teil des ersten Kapitels auf die Grundsätze näher eingegangen werden.

Für die finanzielle Unterstützung sorgten Herzog Ernst II. mit 4000 Thalern, und ein Freund aus Puttkammer mit 1000 Thalern. Am 18. August fand das Richtfest statt und im Herbst war das Haus unter Dach gebracht. Aber erst 1787 siedelte die ganze Wirtschaft von Salzmann in das nueue Gebäude.

Einer der Gründe warum Salzmann sich für Sachsen-Gotha entschieden hatte war die Fürsorge der regierenden Fürstenfamilie zum Erziehungswesen, der Fürst, Herzog Ernst II. von Saschsen-Gotha war ein begeisterter Freund des Philanthropinismus.Daher suchte Salzmann bei dem Fürsten zur Ausführung seiner Pläne Unterstützung. Der Fürst bot ihm sogar eines seiner Schlößer an, aber Salzmann wollte seine Unabhängigkeit wahren und lehnte dieses Angebot ab.

Aus Platzgründen wurde einige Jahre später mit dem Bau des zweiten Hauses begonnnen. Trotz der finanziellen Not feierte, das auf dem freigelegten Platz errichtete Gebäude am 29. Oktober 1791 nach altem Handwerksbrauch das Richtfest mit Rede des Zimmermeisters und Musik. Auch hier waren zunächst einige Schwierigkeiten zu beheben, so daß erst im Oktober 1793 unterrichtet werden konnte. Über dem Haupteingang ließ er die Inschrift D. D. u. H. (d.h. Denken, Dulden und Handeln) anbringen. Hinzu kam 1795 das dritte Gebäude, weitere Nutzungsräume wie Bibliothek, Duckerei, Stallgebäude und Schanzplatz.

So waren die materiellen Bedingungen zur Eröffnung der Anstalt erfüllt, nun müßte Salzmann Mitarbeiter für seine Anstalt gewinnen. Als erster kam der Predigtamtskandidat Beutler aus Zella bei Suhl und als zweiter Solger aus Nürnberg. Er beauftragte aus Waltershausen Bechstein, den Kandidat für Theologie, um die Schuleinrichtungen in Leipzig, Dessau und andere zu besuchen, damit er sie kennenlernt und dortige neue Methoden studiert. Nach Bechstein´s war die Mannschaft der Erzieher komplett, was fehlte, waren einzig und allein die Schüler. Hier erkennen wir, daß Salzmann in den Verwaltungsangelegenheiten ein Defizit nachweist. Salzmann war dermaßen mit dem Bau der Einrichtung beschäftigt, so, daß er dabei das Hauptanliegen, nämlich wofür er baut, unbeabsichtigt in den Hintergrund gedrängt hat. Aber er selbst schreibt in seinem Bächlein " Ebend ", daß die Werbung um Schüler zu gewinnen ihm nicht läge, "Sollte ich Zöglinge suchen? Sollte ich umher schreiben, was ich gethan hätte, und zu thun entschlossen sein? was für väterliche und mütterliche Behandlung die Kinder zu erwarten hätten, die in meiner Familie aufgenommen wurden? Dies schien mir erniedrigend".

Statt dessen veröffentlichte er "Noch etwas über Erziehung, nebst Ankündigung einer Erziehungsanstalt" in dem er auch Einzelheiten, wie jährliche Pensionspreise, Aufnahmegebühren und andere Aufnahmeanforderungen über die Erziehungsanstalt bekannt gab. Da traf im Sommer 1785 die Witwe des Arztes Ritter aus Quedlinburg mit ihren beiden Söhnen Johanneß und Karl ( Karl Ritter, geb.Quedlingen 1779, ges. 1859 Berlin, war seit 1820 Inhaber der ersten geographischen Professur in Deutschland an der Universität Berlin. Gehört zu den Begründern der wissenschaftlichen Erdkunde) ein, diese vertraute gleich ihre beiden Söhne Salzmann an. Noch mehr freute sich Salzmann über den Anschluß, des bisherigen Lehrers der beiden Jungen, Guts-Muths.

Er war damals nach seiner Universtätsstudien bereits mit 26 Jahren schon erfahrener Hauslehrer gewesen. Er übernahm nun den Unterricht im Französischen, in der Geographie und im Turnen. Er hat den ersten Musterturnplatz eingerichtet und ist nach einem von Adolf Spieß gebrauchten Ausdruck der " Großvater der deutschen Turnkunst".

Als weiterer Schüler kam der Sohn eines Kaufmannes aus Waltershausen, ein Freund des Buchbindners Schmidt. Der Sohn seines Freundes, des Buchbinders Schmidt in Waltershausen, besaß zeichnerisches Talent. Daher verschaffte er diesem Jungen eine Ausbildungsmöglichkeit auf der Zeichenakademie in Leipzig, um ihn später in seiner Erziehungsanstalt wieder in entsprechenden Fächern einzustellen. Auch der Vater Schmidt erteilte Unterricht im Einbinden von Büchern und Anfertigen von Papparbeiten.

Noch im September zog der Edukationsrat Christian Karl Andre mit fünf Schülern nach Schnepfenthal und bot seine Mitarbeit und seine Schüler an. Andre hatte in Arolsen eine Erziehungsanstalt gegründet, war aber über die Entwicklung der Anstalt nicht zufrieden. Andre hatte die Ankündigungen von Salzmann gelesen und später ihn auch kennegelernt, somit beschloß er sich Salzmann anzuschließen. Die Freude in Schnepfenthal war natürlich entsprechend groß, dies sah man auch in anläßlichen Feierlichkeiten. Salzmann beschreibt diese beiden Feierlichkeiten - die erste fand bevor Andre mit seine fünf Schülern nach Schnepfenthal kam statt – in seinem Schrift Ebend auf 28 Seiten.

Es heißt in dem einen der behandelten Literaturen (Geschichte des Philantropinismus, A. Pinloche), daß er nicht mehr als fünf Schüler aufnehmen wollte, und sich auch nicht bemühte weitere zu bekommen. Auf der anderen Seite wird bei K.A. | Schmid ( Geschichte der Erziehung ) darauf hingewiesen, daß er an Campe scheribt, und ihn um seine Unterstützung für weitere Schüler bittet.

 

 

2. Grundsätze der Salzmann´schen Erziehungsanstalt

Als Salzmann Dessau verließ, um eine Erziehungsanstalt zu gründen, die seinen Vorstellungen entsprach, nahm er sich vor allem Dingen vor, einige Nachteile, die er während seines Aufenthaltes in Dessau feststellen konnte zu vermeiden. Seiner Ansicht nach stellte der Aufenthalt in der Stadt sowohl für die Lehrer als auch für die Schüler im Hinblick auf die Erziehung eine große Kontrarietät dar. Auch die Nähe der Familien war für die Erziehung ein Störfaktor, da sie entweder ständig in das pädagogische Geschehen eingriffen und eine Entwicklung im pädagogischem Sinne hinderten, oder, daß das Familienleben und Schulleben der Kinder große Unterschiede zeigten, daß dadurch wiederum Probleme entstanden.

Besonders wichtig war für Salzmann die Leitung der Anstalt, was er auch in Dessau besonders bemängelte. Hier, in Schnepfenthal beabsichtigte er eine harmonische Führung der Anstalt mit seinen Mitrarbeitern, um möglichst eine Dissonanz unter den Mitarbeitern auszuschließen. Die Zahl der Schüler sollten möglichst gering gehalten werden, damit die Lehrer mehr Zeit für ihre Schüler haben. Andernfalls komme es zu einem Mangel der aufrichtigen Liebe zwischen Schülern und Lehrern, was folglich auch die Lernziele unerfreulich beeinflußen würde.

Als Hauptsache betrachtete Salzmann unter seinen Verbesserungen, welche er in seiner Erziehungsanstalt sogleich einzuführen gedachte, den Landaufenthalt und das Familienleben, die beiden sollen nun in den folgenden Abschnitten des Textes näher erläutert werden.

 

    1. Natur - Stadt :

Bei seiner Ankunft in Schnepfenthal war die Freude von Salzmann sehr groß, denn die Lage der Anstalt war für seine Absichten optimal, ja sogar übertraf der Anblick seine Vorstellungen. Er beschreibt selbst die Lage der Anstalt in seiner Ankündigung folgendermaßen: " Es liegt nicht sonahe bei der Stadt , daß ich zu besorgen hätte, daß etwa dieselbe zu starken Einfluß auf meine Anstalt haben möchte, aber es ist auch nicht so weit davon entfernt, daß ich nicht öfteren Umgang rechtschaffensten, aufgeklärtesten und kultiviertesten Personen haben könnte. Es ist nahe genug bei einem Dorfe, um alle ersten Bedürfnisse des menschlichen Lebens im Überflusse zu haben , und fern genug vom demselben, um Vertraulichkeit meiner Zöglinge mit den Kindern der Landleute zu verhüten."

Es war für Salzmann auch wichtig, daß der Standort für seine Anstalt eine gute Infrastruktur nachwies. Die gewissen Vorteile einer Stadt – qualifizierte Fachpersonal, Marktnähe etc. - wollte Salzmann so weit wie möglich in Anspruch nehmen. Sie sollten so benutzt werden, daß die Erziehungsanstalt davon ihre Nutzen tragen könnte. " Die Städchen Waltershausen und Friedrichsroda davon jedes halbe Stunde von meinem Gute entfernt liegt, enthalten manche Gelehrten, handwerker und Künstler, von denen man lernen kann, unter welchen ich schon verschieden entdeckt habe, die in 0den Bergbau, die Chemie, die Mechanik, die Geometrie, die Baukunst gute Einsichten haben " .

Auf der anderen Seite macht Salzmann auf die Gefahren und Nachteile der Stadt aufmerksam. Er sieht die Funktion der Erzieher in den Städten einer prekären Lage ausgesetzt, da es hier viele Personen gibt , die schnell eine pädagogische Aktion zunichtemachen können. Die Erzieher in den Städten stehen unter dem gesellschaftlichen Blickpunkt, und es wird untereinander gerne über seine Schwachstellen gesprochen ( hier sind nicht unbedingt die realen und fachbezogenen

Schwachstellen gemeint, sondern menschliche und charkterliche, die dann auch einer übertriebene Erzählweise unterzogen werden ) . Dies hat zu Folge, daß diese Unannehmlichkeiten mit der Zeit auch von den Schülern in Erfahrung gebracht werden, und somit eine, für die Erziehung sehr notwentiger Bestandteil, die Liebe, (heute würden wir eher von einer gegenseitigen Akzeptanz sprechen) zwischen dem Lehrer und Schüler verloren geht.

Das Stadtbild ist bei Salzmann eher verdorben, hier sind die Menschen fern von immateriellen Werten, und distanzieren sich, je größer die Städte sind, um so mehr von ihnen. Es wird viel mehr auf das Äußerliche geachtet, so daß man gezwungen ist sich äußerlich so zu ändern, wie es der sozialer Raum vorschreibt. Mit alldiesen Nachteilen; Einschränkung der Bewegungsfreiheit, Distanzierung von der Sittlichkeit und der Quelle der Wahrheit, sich auseinander zu setzen, sieht Salzmann nicht ein

" und in Städten , dies ist bekannt, sind die Sitten immer verderbter als auf dem Lande, und sind immer verderbter, je größer die Städte sind".

 

    1. Familienleben

Hingegen zieht Salzmann die Erziehung auf dem Land vor, wo die Kinder auch von diesen direkten Einflüssen verschont bleiben. Damit ein vollkommener Schutz für die Kinder da ist, müßten sie auch von ihrem Elternhaus getrennt werden, - die meisten hatten eine schlechte Bildung und Erziehung - um die Erziehungseffekte möglichst hochzuhalten.

Die Strenge Durchführung eines solchen Systems hatte Folgen. Die erste jener Folgen war der Verzicht, besser gesagt die Entfernung von der Stadt, mit dieser Entscheidung verzichtete man auch freiwillig aller Vorteile einer Stadt; die zweite war die Verpflichtung, den Schülern die Familie zu ersetzen. Nun verwirklichte Salzmann einen seiner Grundgedanken, und führte das Familienleben ein. Durch die Einführung des Familienlebens in der Anstalt verschwanden einige Fehler, welche Salzmann in Basedow´schen Anstalt aufgefallen waren. Sowohl im Hinblick auf die Leitung der Anstalt, als auch im Hinblick auf die Ersetzung der Familie, waren Fortschritte und Verfestigungen der gemeinsamen Kräfte zu beobachten.

 

  1. Ordnung in der Erziehungsanstalt

Nachdem die Vervollständigung der Anstallt bisher ausführlich behandelt wurde, soll im folgenden auf das tägliche Geschehen näher eingegangen werden, wissenswert sind auch, die Informationen, über die Ordnung der Erziehungsanstalt, die in diesem Kapitel zu Rede gebracht werden.

 

3.1. Lehrkräfte und Unterrichtsfächer

Den Religionsunterricht und Gottesdienst behielt Salzmann für sich. Nach Beutlers Abgang kam Lenz 1782 nach Schnepfenthal, und übernahm die Fächer in alten Sprachen. " Der Unterricht war anfangs unter die Lehrer, die uns schon bekannt sind, folgendermaßen verteilt: André lehrte Deutsch, Religion, Turnen und leitete die Spiele am Sonntag. Bechstein unterrichtete in Naturgeschichte, Mathematik, Gesang und Instrumental-Musik. Beutler erteilte den kleinen Anschaungsunterricht und führte sie in die Elemente des Lateinischen ein; er führte die Großen in die Werkstätten der Handwerker und gab ihnen in Verbindung mit Salzmann lateinischen Unterricht . Gutsmuths endlich lehrte Geographie und Französisch und Schmidt Schreiben und Zeichnen. Dieser letzterer lehrte die Kinder auch kleine Papparbeiten anzufertigen und Bücher einzubinden und erteilte ihnen Anweisung für ihre kleine Buchführung. Solgers Thätigkeit beschränkte sich darauf, der "Begleiter der Kleinen" zu sein".

Außerdem unterrichtete Schmidt im Schönschreiben und im Zeichnen.

Besonders hervorzuheben ist Erteilung der Leibungsübungen in Schnepfenthal, die anfangs unter der Leitung von André satnden, und später auf Gutsmuths übertragen wurden. Die detaillierte Beschreibung des sportlichen Unterrichtes folgt in den nächsten Abschnitten.

 

    1. Lehrplan und Tagesablauf
    2.  

      Salzmann unterscheidet zwischen der Erwerbung von Sprachkenntnissen und Sachkenntnissen. In der deutschen Sprache sollen die Kinder so weit gebracht werden, daß sie gut lesen, richtig verstehen und sich präzise Ausdrücken können. Die Schüler werden nach ihrer Begabungen und Fähigkeiten eingestuft, so bekamen z.B. nur die jenigen Lateinunterricht, die die Fähigkeit für einen Universitätsbesuch mitbrachten

      (vgl. karl A. Schmid, Band 2, S.368). Zunächst wird über Naturerzeugnisse lateinisch gesprochen, das Gespräch wird diktiert und niedergeschrieben, dann werden zwäckmäßig gewählte Schriftsteller gelesen, dabei die grammatischen Regeln vorgetragen, und zum Schluß lateinische Aufsätze geschrieben. Zumindest erst in folgenden Jahren hat sich die Entmachtung durchgestezt, daß das Lateinische immer mehr an seiner Übermacht verlor, und die deutsche Sprache mehr Raum fassen konnte. Obwohl Salzmann sich gegen die Alleinherrschaft des Lateinischen eingesetzt hat, erkennen wir, daß Latein unter den Unterrichtsfächern, die ihrer Bedeutung nach geordnet sind, die erste Stelle, mit fünf Stunden in der Woche besitzen, (vgl. Deutsch und Religion vier Stunden).

      Auch in anderen Fächern wie Geographie, Natugeschichte und Antrophologie blieb Salzmann dem Grundsatz treu, von der Natur auszugehen. So, fand der naturwissenschaftliche Unterricht meist im Freien, in Ausflügen statt.

      In Mathematik und Physik lernen die Schüler zunächst nur die Grundlagen, nur die Schüler, die hier besondere Neigung zeigen werden in jeweiligen Fächern, mit ihren Wissen vertieft. Durch diesen, möglichst individuellistischen Lehrplan widersprach Salzmann gleichzeitig auch seiner Kritikern, die behauptet haben, daß die Schüler nicht richtig lernen können, da sie zu viel lernen.

      Schon um 4 Uhr standen die Schüler im Sommer , 5 Uhr im Frühling und 6 Uhr im Winter, auf, " dann während der wärmeren Jahreszeit Schanzen, hierauf Morgenandacht und Frühstück (Brot, Butter, Milch, Früchte); 7-11 Uhr : drei Lehrstunden und eine Arbeitsstunde für die älteren, Spaziergang und zwei Lehrstunden für die jüngeren Schüler; 11 bis 2 Uhr: Turnen, Mittagsmahl (Suppe , Fleisch, Gemüse mit Wasser, Bier und Wein), Erholung; 2-5 Uhr :Unterricht; 5 Uhr : Abendbrot ; 5-7 Uhr : freie Arbeiten; 8 Uhr : kaltes Nachtessen. Belehrende oder musikalische Unterhaltungen" , anschließend spätestens um 10 Uhr gingen alle ins Bett.

      Der Sonntagmorgen nach dem Frühstück diente einer Gesprächsrunde unter der Leitung von Gutsmuths. Um 11 Uhr versammelten sich alle zum Gottsdienst, wo

      Salzmann selbst predigte.

       

    3. Schülergraden
    4. Die Schüler wurden in erster Linie in Abhängigkeit mit dem Alter, in zwei Klassen, unter "die Kleinen und die Großen" aufgeteilt. Außer dieser Unterscheidung gab es noch folgende Ordnung der Kinder, in der sie durch ihre Bekleidung zu unterscheiden sind, die aber auf ihre eigene Leistung zurückzuführen ist:

       

      I. Ordnung der Kinder :

      besteht aus Kindern, die ihre täglichen Grundsachen (z.B. pünktlich Aufstehen, schnelles Waschen etc.) noch nicht beherrschen, und mit der Rute bedroht werden, was aber in äußerst seltenen Fällen vorkommt.

      "Aus dieser Ordnung wird man versetzt, sobald man sich selbst binnen dreißig Minuten fertig anziehen, waschen und kämmen kann, nicht mehr bei jeder Kleinigkeit weint, nicht mehr Nachschaft und Vorgesetzten ungehorsam ist, gut schreiben und lesen kann".

       

      II. Ordnung der Knaben :

      In dieser Ordnung haben die Schüler eine Uniform, doch ohne Kragen, und sie werden nicht mehr mit der Rute bedroht.

      Sobald sie ihre täglichen Pflichten selbständig nachgehen, und für ihre Leistungen 50 Nägel erhalten haben (vgl. Meritentafel), werden sie in die dritte Ordnung verstezt.

       

      III. Ordnung der Jünglinge :

      Hier tragen sie Uniform mit Kragen, haben Zugang in die Bibliothek, und freie Übungsstunden, um ihre, vom Direktor vorgegebenen Lektüre zu bearbeiten, damit sie ihre Kenntnisse vertiefen können.

      Die Beförderungen in jeder Ordnung, fanden unter Feierlichkeiten, in Gegenwart der Familie, also mit allen Schülern und Bediensteten der Erziehungsanstalt statt.

      Außer diesen durch Verdienst bedingten Unterschieden, wurden alle Schüler, ohne Ausnahme, einschließlich der Kinder von Salzmann, gleich behandelt.

      Wie in Dessau wurden Schüler an jedem Sonntag, durch die Anzahl der erworbenen Billets, in ihrer Leistungen nachgeprüft. "Jeder Schüler erhält an Anfang der Woche sechs Marken, die er durch begangene Fehler verlieren kann; wenn er sie bis zum Ende der Woche bewahrt, empfängt er dafür fünf Billets; fünfzig dieser Billets gewähren Anspruch auf einen Punkt an der öffentlichen Meritentafel, welcher durch einen goldenen Nagel bezeichnet wird, den Salzmann selbst bei dem Namen des Erwählten einschlägt." Und der Erwerb fünzig dieser Punkte erheben den jenigen Schüler in die Ordnung der Jünglinge, wo sie dann einige Rechte und Vorzüge zugerechnet bekommen. Außerdem wird bei dieser Versetzung, unter religiösen Feierlichkeiten, dem Schüler, der "Orden des Fleißes" zuerkannt, der in einem goldenen Kreuz mit einem Schild, mit den Buchstaben "D.D. u. H." (Denken, Dulden und Handeln) beschriftet ist.

       

    5. Feste, Reisen, Spiele
    6. An Feierlichkeiten mangelte es in Schnepfenthal auch keineswegs, jede für den Ackerbau wichtige Jahreszeit wurde mit Schanzfesten begrüßt und verabschiedet.Das Kartoffelfest war einer der bedeutensten und lustigsten Feste in Schnepfenthal. Schon am Abend fingen die Vorbereitungen an, man sammelte alles an Geschirr und Kochmaterial, sowie Mehl, Speck, Eier usw., und früh am Morgen stürzten sie sich auf das Kartoffelfeld und plünderten alles. Anschließend kochte und vergnügte man sich zusammen, mit allerlei Spielen. Dabei wurde zum Andenken des Engländers Admiral Franz Drake, der die Kartoffeln nach Europa gebracht hat nach der Mahlzeit ein Glaswein getrunken.

      Die selbe praktische Vereinigung zeigte sich auch in Plünderfest, wo die Zöglinge die Obstbäme nach ihre Abernte plünderten, wobwei absichtlich noch manches Stück gelassen wurde, so daß sie einige unter sich teilen konnten.

      Außerdem gab es noch Kirschfest, wo die Kinder auf den Bäumen pflückten und anschließend feierten. Da ein Geburtfest für alle Zöglinge kaum möglich war fand Salzmann eine geschickte Lösung; ein Geburtstag für alle, mit Befreiung von den gewöhnlichen Geschäften, Spiele im Freien und festlicher Mahlzeit.

      Salzmann schätzte Reisen sehr hoch nicht nur für die Gesundheit, sondern auch für die praktische Kenntnissnahmen in bestimmten Fächern, wie z.B. in Geographie und Naturkunde. Die Außergewönlichkeiten in den besuchten Gesellschaften, Merkwürdigkeiten aus den Pflanzen, Tieren und Bodenschätzen, die Wahrnehmung se handwerklicher Werke, die Bekanntschaft neuer, interessanter Personen wurden von den Schülern in einem Aufsatz bearbeitet, und danach zur Berichtigung bei den Lehrern abgegeben.

       

    7. Belohnung / Strafen
    8. Salzmann unterscheidete zwischen durch Fleiß, in Erwerbung der Kenntnisse und durch gutem Verhalten, gegenüber den Lehrern und Mitschülern bedingter Belohnung.

      Die erstere erfolgte durch die Versetzug in die nächst höhere Ordnung (vgl. 3.3.), und die andere durch die Beförderung zu den Ämtern. Einiger dieser Ämter waren; Spielamt, Klingelamt, Trommelamt, Wasser-, Löffel-, Zettel- und Briefamt.

      Salzmann war davon überzeugt, daß die Interessen der Menschen geweckt werden muß, damit sie in Bewegung gesetzt werden und somit auch gute Fähigkeiten des Einzelnen sich entwickeln können. Daher führte er außer aus Dessau stammende Belohnungsmethoden noch zusätzliche ein, in der, den Schülern gewisse Ämter und Würden übertragen wurden. Die Zahl dieser Ämter betrug siebzehn, und ein Schüler konnte durchaus mehrere besitzen. Die Schüler wurden für die Führung dieser Ämter wiederum wöchentlich belohnt, doch bekamen sie in seltenen Fällen es ausbezahlt, da sie auf der anderen Seite Geldstrafen ausgesetzt waren.

      Die "Strafen, für Unordnung , Unreinlichkeit, nachlässige Verwaltung der Ämter bestehen in Geldabzügen, für Unfleiß in Abzügen der Billete, Zurücksetzung bei Austeilung der Ämter, nachdrücklichen Vorstellungen und Verweisen, für Bosheit und vorsätzlichen Ungehorsam bei Kindern in einigen Rutenhieben, ... bei Knaben in dem Verlust einer großen Anzahl Billete; bei Jünglingen, wenn es überhaupt noch vorkommen sollte, in Absetzung von einem Amteoder gar Degradierung zur Knabenklasse." Der Verlust einer der bereits erworbenen Ämter war die schwerste Strafe, welche den Besitzer treffen konnte.

       

    9. Leibesübungen

Schon vor GutsMuths´ Ankunft in Schnepfenthal werden dort folgende aus Dessaun übernommenen Übungen unter Leitung Karl Andrès getrieben: Gehen auf dem Schwebebalken, Gehen über schmale Bretter, Sprung in die Höhe, in die Weite über einen Graben, Laufen durch den Strick, Marchieren, Klettern, Lastentragen, laut Vorlesen, Schlitten- und schlittschuhfahren. Schwimmunterricht erteilte auch schon vor GutsMuths Lenz, der auch Kunstübungen mit Pferd anbot. Geschwommen wurde bis 1796 unter Lenz, mit GutsMuths Anschluß dann mehr.An drei Tagen der Woche wurde in drei Parteien geübt, nur die Ordensritter schwammen an allen drei Tagen. Durchschnittlich kamen schon 1799 auf einen Nichtschwimmer 6 Schwimmer. Es wurden auch Wettkämpfe veranstaltet, und die Leistungen sogar in Zeitungen berichtet. Auch das Rettungsschwimmen gehörte zum Übungsprogram. Das Reiten wurde 1793 eingefüht, was dessen Intensität die 1804 gebaute riesege Reitbahn bekräftigt.

Die schönen Plätze vor den Häusern haben sich die Schüler in mehrjähriger Schanzarbeit selbst geschaffen. Gartenbau und landwirtschaftliche Arbeit sind von Anfang an wesentliche Bestandteile Schnepfenthaler Erziehung, ebenso das Wandern.