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Einleitung
Fast die Hälfte der heute geborenen Kinder erlebt bis zur Volljährigkeit die Scheidung der Eltern (Primen, 1982, zit. in Schmidt - Denter, 1994). Somit ist Trennung und Scheidung zur faktischen Norm geworden, alternative Familienformen zur Ehe - Familie stehen sich, zumindest quantitativ, fast gleichberechtigt gegenüber. Hier stellt sich die Frage, welche Bedeutung die Familie, in welcher Form auch immer, auf die Entwicklung des Kindes hat. Dies werden wir im ersten Abschnitt untersuchen.
Im zweiten Abschnitt wenden wir uns dem Phänomen der Trennung und Scheidung zu. Hier untersuchen wir zunächst die psychologischen Ursachen. Im Abschnitt 2.2 befassen wir uns mit der psychologischen Betrachtung von Trennung und Scheidung, beginnend mit dem Defizitansatz, als klinisch - psychiatrisches Denkmodell der 70er Jahre, bis zur systemorientierten Betrachtungsweise und dem Vier - Stufenmodell von Raschke, welches 1987 entwickelt wurde.
Im Abschnitt 2.3 beschreiben wir die Entwicklungsverläufe nach einer Scheidung. Hier beschreiben wir die psychologischen Auswirkungen auf die Eltern und Kinder und untersuchen Risiko- und Schutzfaktoren.
Im 3. Abschnitt untersuchen wir einen Fall eines viejähigen Jungen, der durch angeblich aggressives Verhalten nach der Trennung der Eltern in seiner Spielgruppe auffällig geworden ist.
Im Abschlußkapitel zeigen wir sozialpädagogische Handlungsmöglichkeiten für Familien in Trennung und Scheidung auf.

1 Die Bedeutung der Familie für die kindliche Entwicklung

1.1 Die Bedeutung der Betreuung durch die Mutter (Bezugsperson) für die Entwicklung des Kindes

Schon Bowlby betonte in der Attachment Theorie 1958 (zit. in Schmidt-Denter, 1994), daß für eine gesunde Entwicklung des Kindes emotionale und kommunikative Beziehungssysteme zwischen Mutter und Kind von Bedeutung sind. Säuglinge und Kleinkinder äußern ihr Bedürfnis nach intensivem Schutz und Pflege durch Signale, auf die die Mutter (oder die Bezugsperson) reagiert. So entsteht ein gemeinsames Interaktionssystem.
Schmidt-Denter, U. (1994, S.29) weist darauf hin, daß es für dieses Interaktionssystem von wesentlicher Bedeutung ist, daß die Mutter in kontingenter Weise auf diese kindlichen Signale reagiert, damit sich somit ein gemeinsames Interaktionssystem entwickeln kann .
Die kognitive Entwicklung des Kindes steht im engen Zusammenhang mit der Entwicklung der Mutter (Bezugsperson) - Kind - Beziehung, die durch das Interaktionssystem gekennzeichnet ist. Das Kind ist auf die Verfügbarkeit der Mutter (Bezugsperson) angewiesen. Es entwickelt ein Konzept, um diese Verfügbarkeit zu gewährleisten: Werden seine Erwartungen enttäuscht, so verstärkt es sein Bindungsverhalten - kann es sich des Schutzes und der Pflege hingegen sicher sein, so lockert sich das Bindungsverhalten und es kann über längere Zeitspannen ohne die Anwesenheit der Mutter (Bezugsperson) auskommen. Seine erste Bindungsfähigkeit entwickelt das Kind durch die Familienmerkmale: Nähe, Intimität und Dauerhaftigkeit, die es durch die Mutter (Bezugsperson) erlebt.
Werden schon in den ersten Tagen nach der Geburt potentiell problematische Interaktionsmuster entwickelt, so wird das System Familie zum Stressor. Zur Quelle sozialer Unterstützung wird die Familie, wenn affektive (Haupteffekt auf das psychische Wohlbefinden) und informative (Puffereffekt bei Streß und KLE) Unterstützung erfolgt.
Vaugh, Egeland, Straufe (1979, zit. in Schmidt - Denter, 1994) haben nachgewiesen, daß die Häufigkeit der kritischen Lebensereignisse die Mutter (Bezugsperson) - Kind - Beziehung beeinflussen. Dabei sind drei Arten von KLEs von Bedeutung:
a) kritische Erfahrungen (z.B. längere Trennung von der Mutter (Bezugsperson))
b) Umstände mit überdauernden oder wiederkehrenden Effekten (z.B. Mutter (Bezugsperson) geht wieder arbeiten; personeller Wechsel in der Betreuung des Kindes - also Wechsel der Bezugsperson)
c) Spezifische Veränderungen, die die Familie als Ganzes betreffen (z.B. Umzug, Trennung)
Wie die spezifischen Veränderungen bewältigt werden können, hängt von der Beschaffenheit des sozialen Netzwerkes, welches hier als Unterstützungssystem fungiert, ab. Ist dieses Netzwerk so beschaffen, daß die Mutter (Bezugsperson) keine ausreichende soziale Unterstützung erfährt, so kann der Streß ihre Adaptionsmöglichkeiten überfordern. Dieses kann über indirekte Effekte der Mutter (Bezugsperson) - Kind -Beziehung schaden. (Schmidt - Denter, 1994, S.39).
Es reicht keinesfalls aus, bei der Betrachtung der Bedeutung der Familie auf die kindliche Entwicklung, sich auf die direkte Bezugsperson des Kindes, welche zumeist die Mutter ist, zu beschränken. Vielmehr ist das gesamte System Familie zu betrachten. Zu diesem System gehört vor allem die nicht direkte Bezugsperson, in der Regel der Vater. Nach Belsky, Robins und Gamble (1984 zit. in Schmidt - Denter, 1994, S.40) hängt die Interaktionskompetenz auf Seiten der Eltern von folgenden Faktoren ab:
a) Die Entwicklungsgeschichte der Eltern selbst entscheidet über ein personenspezifisches Sozialisationspotential.
b) Die sozialen Unterstützungsfaktoren beeinflussen die elterliche Kompetenz in der Interaktion mit dem Kind.
c) Verhaltensmerkmale des Kindes können elterliche Kompetenz fördern, oder auch schwächen.
Komplexere Interaktionsstrukturen werden durch die Anwesenheit anderer Personen im Netzwerk des Kindes ermöglicht. Diese modifizieren die dyadische Interaktion. Interaktionsstrukturen können auch durch die Machtverteilung in der Familie modifiziert werden. Vogel & Bell (1960, zit. in Schmidt - Denter, 1994) verdeutlichen dies am Beispiel des Konfliktes zwischen den Eltern: Ein Elternteil schließt ein Bündnis gegen den anderen Elternteil, oder aber, was auch möglich ist, das Kind wird als Sündenbock für die elterlichen Probleme verantwortlich gemacht.

1.2 Die Bedeutung der väterlichen Betreuung für die Entwicklung des Kindes

Parson und Bales (1950, zit. in Schmidt - Denter, 1994, S. 61) wiesen in ihrem rollenspezifischen Konzept dem Vater eine große Bedeutung bei der kindlichen
a) Geschlechtsidentifikation,
b) Moralischen und
c) Kognitiven Entwicklung
zu.
Biller bewies 1981 (zit. in Schmidt - Denter, 1994, S.61), daß die Geschlechtsrollenidentität des Vaters, das Ausmaß seiner Zuwendung und der Grad seiner Einflußnahme durch Ge- und Verbote die Geschlechtsrollenidentität der Söhne beeinflussen.
Vater Vater
drohend interessiert
zurückweisend fürsorglich
passiv hervorgehobene und entschlossene Rolle
ineffektiv in den familiären Interaktionen spielend
Weniger angemessenes angemessenes Rollenverhalten
Rollenverhalten

Abbildung 1: Auswirkung der Geschlechtsrollenidentität des Vaters auf das Rollenverhalten des Sohnes


Vater Vater
Negative oder zu rigide Akzeptiert und verstärkt
Einstellung gegenüber eine als positiv angesehene
einer weiblichen weibliche
Geschlechterrollenidentität Geschlechterrollenidentität



Die Entwicklung der sozialen und Die Entwicklung des
geschlechtlichen Identität wird Selbstkonzeptes wird
gehemmt gefördert

Abbildung 2: Auswirkung der Geschlechtsrollenidentität des Vaters auf das Rollenverhalten der Tochter

In den Interaktionen mit den Vätern sammeln die Töchter Erfahrungen, die von grundlegender Bedeutung für ihre späteren Beziehungen mit Männern sind.
Weitere, geschlechtsunspezifischen Aspekte der väterlichen Funktion auf die kindliche Entwicklung sind laut Lehr (1978, zit. in Schmidt - Denter, 1994, S.62) die Förderung der Leistungsmotivation und die intellektuelle Entwicklung. Die kognitive Entwicklung und die Leistungsmotivation werden durch das väterliche Anregungs- und Spielverhalten günstig beeinflußt. Die Entwicklung des Kindes kann durch die Vater - Kind - Interaktion durch Vermittlung von Lernimpulsen gefördert werden.

1.3 Die Bedeutung der Geschwisterbeziehung auf die kindliche Entwicklung


Familien, die aus Mutter, Vater und Geschwistern bestehen, enthalten drei Subsysteme, die sich untereinander wechselseitig beeinflussen. (s. Abb.3)

Abbildung 3: Subsysteme in der Familie

1.3.1 Funktionen der Geschwisterbeziehung

Die Geburt eines Geschwisterkindes eröffnet den älteren Kindern einer Familie neue Aufgaben und Möglichkeiten. Blank und Kahn (1975, zit. in Schmidt - Denter, 1994, S.73) gehen davon aus, daß die Geschwister untereinander eine Pionierfunktion erfüllen, indem ein Geschwisterteil einen Prozeß initiiert, der zur Folge hat, daß die anderen Geschwister die Erlaubnis erhalten zu folgen. In der Regel geht diese Initiierung von den älteren Geschwistern aus, beispielsweise, wenn es darum geht, wie lange die Kinder abends draußen bleiben dürfen. Schmidt - Denter (1994) weist in diesem Zusammenhang auf die Funktion des Verhandelns zwischen den Geschwistern und den Eltern hin. Die Koalition der einzelnen Geschwister untereinander stärkt die Position gegenüber den Eltern. Dominiert in dem Familiensystem ein Elternteil, ist auch eine Koalitionsbildung wahrscheinlich, nämlich zwischen Kind(ern) und schwächerem Elternteil.
Das Rollenverhalten der Geschwister untereinander ist nach Bond (1972, zit. in Schmidt - Denter, 1994, S73) ähnlich der Rollenaufteilung, wie sie bei den Eltern gegeben ist. Bei traditionellem Rollenver halten der Eltern wird das ältere Kind in der Regel zum instrumentellen, das jüngere zum expressiven Führer.

1.3.2 Geschwister - Interaktion

Schmidt - Denter (1994, S.81) weist darauf hin, daß sich die geschwisterliche Loyalität besonders ausgeprägt entwickelt, wenn die Eltern hinsichtlich ihrer Sozialisationsfunktion geschwächt sind. Es wird u.a. darauf hingewiesen, daß eine tiefgreifende Krise in der Beziehung zwischen den Eltern die Loyalität zwischen den Geschwistern besonders stark ausprägt.
Innerhalb der Geschwisterbeziehung wird dem Älteren oft Macht als Unterstützung zugesprochen. Diese Art der Unterstützung nimmt bei älteren Brüdern bis etwa zum neunten Lebensjahr stetig zu (vgl. Schmidt - Denter, 1994, S. 78).

1.4 Die Ein - Elternteil - Familie

Diese Art von Familie hat sich im Laufe der Zeit in Betracht der Bevölkerungsstatistiken und in der öffentlichen Meinung zu einer der Norm entsprechenden Variante des familiären Zusammenlebens entwickelt. Schon 1988 hat Priem (zit. in Noack, P., 1992, S. 289) festgestellt, daß fast die Hälfte der heute geborenen Kinder bis zu ihrer Volljährigkeit die Scheidung der Eltern erleben wird.

1.4.1 Rahmenbedingungen des Lebens in Ein - Eltern - Familien

Auf die Ein - Elternteil - Familie entfallen mehr Aufgaben, als auf die Ehe - Familie. Insbesondere bei der Finanzierung der Familie und dabei, die Belange des familiären Alltags in Einklang zu bringen. Bei einem Drittel der Ein - Elternteil - Familien lag das Einkommen unterhalb der Sozialhilfe - Bemessungsgrenze (BMJFFG, 1988, zit. in Noack, P., 1992, S. 294). Besonders von Armut betroffen sind alleinstehende Mütter und Ein - Elternteil - Familien mit Klein- bzw. Schulkindern. Die Berufstätigkeit des alleinerziehenden Elternteils ist meist unabdingbar. Napp-Peters (1985, zit. in Noack, P., 1992, S. 294) beschreibt, daß die Koordination von Beruf und familiären Verpflichtungen, sowie die finanzielle Situation als stärkste Belastung, besonders bei alleinerziehenden Müttern, empfunden werden. Die Kinderversorgung wird durch Berufstätigkeit, finanzielle Probleme und eingeschränkter Mobilität zur großen Belastung. Die Betreuung der Kinder während der Berufsausübung des alleinstehenden Elternteils übernehmen zu 44% die Großeltern und 1/3 der Kinder, die die Schule besuchen, bleiben sich selber überlassen. (ebd.)

1.4.2 Die psychosoziale Situation der Kinder in Ein - Elternteil - Familien

Die Kinder in Ein - Elternteil - Familien haben, wenn sie nicht in eine solche hinein geboren wurden, ein schwerwiegendes KLE erlebt: Den Verlust eines Elternteils. Oftmals erfolgte nach der Trennung der Eltern ein Orts- und ein damit verbundener Schulwechsel. Orts- und Schulwechsel können die Isolation der Kinder fördern. Napp - Peters (1985, zit. in Noack, P., 1992, S.303) weist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß in Deutschland 1/3 dieser Kinder über keine, oder wenige Beziehungen zu Gleichaltrigen verfügen. Die Zeit, die beide Elternteile für die Kinder haben, ist nach einer Trennung geringer geworden. Dies betrifft auch die Zeit, die Eltern aufwenden, um ihren Kindern bei schulischen Problemen helfen zu können. Dazu stellen Fürstenberg & Seltzer (1986, zit. in Noack, P., 1992, S.302) fest, daß schulische Schwierigkeiten im Mittel bei Kindern, die in Ein - Elternteil - Familien leben höher sind, als bei denen, die in Ehe - Familien aufwachsen.
Peterson & Zill (1986, zit. in Noack, P., 1992, S.301) verweisen darauf, daß Kinder hinsichtlich Depressivität, antisozialem und impulsivem Verhalten, die beim gleichgeschlechtlichen Elternteil aufwachsen gefährdeter sind, als andere.
Auffälligkeiten in bezug auf die psychische und körperliche Gesundheit liegen bei Kindern, die von einem Elternteil erzogen werden bei unter 1/4. Der Anteil bei psychosozialen Störungen, wie mangelnde Impulskontrolle, ist bei diesen Kindern etwas höher (vgl. Napp- Peters, 1985, zit. in Noack, P., 1992, S. 310).
Insgesamt ist davon auszugehen, daß Auffälligkeiten bei Kindern in Ein - Elternteil - Familien geringer sind, als bei Kindern, die in belasteten Ehe - Familien aufwachsen. Fürstenberg & Seltzer , sowie Peterson & Zill (beide 1986, zit. in Noack, P., 1992, S.300) stellen fest, daß für 1/3 der Kinder, deren Eltern sich trennten, die Trennung an sich weniger als Belastung empfunden wurde, als die damit verbundenen elterlichen Konflikte. Halten diese Konflikte über den Bruch der Partnerschaft an, so wird dies von den Kindern als Belastung empfunden.

1.4.3 Eltern - Kind - Beziehung und Interaktion

Die Situation des alleinerziehenden Elternteils und des Kindes haben Gemeinsamkeiten in bezug auf:
a) Beeinträchtigungen durch fortwährende Konflikte zwischen Elternteil und Ex-Partner.
b) Mögliche Folgen des Fehlens eines Geschlechtsrollenmodells, aufgrund der Abwesenheit des gleichgeschlechtlichen Elternteils
c) Die psychosoziale Gesundheit. Hier wirkt sich auch der Kontakt zum nicht sorgeberechtigten Elternteil aus. Positiv kann sich hier ein gemeinsames Sorgerecht auswirken. Fürstenberg (1990, zit. in Noack, P., 1992) sieht im gemeinsamen Sorgerecht jedoch die Gefahr, daß es sich (langfristig) als instabil erweisen kann.
d) Das gemeinsame Wohlergehen. Dazu stellen Fürstenberg & Seltzer (1986, zit. in Noack, P., 1992, S.73) fest, daß hier zwischen Eltern und Kindern eine wechselseitige Beeinflussung besteht.
Wie Kinder die Beziehung zu ihren Eltern wahrnehmen, ist von den gemeinsamen Interaktionen abhängig. Dabei ist zu klären:
Was machen sie zusammen?
Wie gehen sie miteinander um?
Wichtiger ist hierbei die Betrachtung der Qualität, als die Quantität der gemeinsamen Interaktionen. Allerdings wirkt sich nach Hanson (1986, zit. in Noack, P., 1992, ) auch allein die Anzahl der gemeinsamen Interaktionen positiv auf die psychosoziale Gesundheit der Kinder aus.
Bei der Betrachtung der Interaktion in der Eltern - Kind - Beziehung ist es nicht uninteressant zu betrachten, wie die gemeinsame Zeit im Alltag einer Ein - Eltern - Familie genutzt wird. Napp-Peters (1985, zit. in Noack, P., 1992, S.306 ) stellt dazu fest, daß der größte Teil dieser Zeit auf gemeinsame Haushaltsaktivitäten entfällt. Die gemeinsame Hausarbeit wird besonders dazu genutzt, um sich dabei mit den Kindern zu unterhalten; weniger dazu, um gemeinsame häusliche Arbeiten zu planen und aufzuteilen. Nach der Hausarbeit wird die gemeinsame Zeit für das Fernsehen genutzt. Mit großem Abstand folgt danach das gemeinsame Spielen.
Aufgrund der zeitlichen Belastung Alleinerziehender durch die Berufstätigkeit werden die Kinder zur frühen Selbständigkeit angehalten. Noack, P., (1992, S.309) zeigen auf, daß dabei Jungen früher als Mädchen partnerschaftlich in Entscheidungsprozesse einbezogen werden.

2 Trennung und Scheidung

Der gesellschaftliche Wandel hat den Ausschließlichkeitscharakter einer lebenslangen Zweierbeziehung aufgrund der Entkopplung von Ehe und Sexualität in Frage gestellt. (Kaufmann,1990, zit. in Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.267).

2.1 Ursachen

2.1.1 Scheidungsgründe sind geschlechtsspezifisch unterschiedlich.


Männer Frauen
Arbeitsbezogene Stressoren Finanzielle und wohnraumbedingte
Probleme
Unvereinbarkeit sexueller psychische Probleme des Partners
Wünsche
Emanzipation der Frau autoritäres, wenig unterstützendes
Verhalten des Partners
Die zurückliegende Ehe wird bewertet:
Positiv Negativ

Abbildung 4: Bewertung der Scheidungsgründe und der Ehe


Die in Abb. 4 dargestellten Gründe müssen keinesfalls die Trennung verursacht haben. Sie können ebenfalls auf strukturell intakte Beziehungen zutreffen (Spanier & Thompson, 1984; Cleek & Pearson, 1985, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.268).

2.1.2 Schichtabhängigkeit

Die Scheidungswahrscheinlichkeit ist um so geringer, je höher der sozioökonomische Status der Partner ist (Raschke, 1987, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.270).

2.1.3 Bildungsniveau der Frau

In den ersten zehn Jahren der Ehe ist die Scheidungswahrscheinlichkeit bei einem hohen Bildungsniveau der Frau hoch, anschließend wirkt dieses eher Ehestabilisierend (Diekmann, 1987, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.270).

2.1.4 Erwerbstätigkeit der Frau

Die Erwerbstätigkeit der Frau wirkt sich nicht, oder nur kaum auf die Wahrscheinlichkeit einer Trennung aus. Sie gilt eher als stabilisierend (Booth & White, 1980, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.270-271).

2.1.5 Heiratsalter

Das Heiratsalter hat einen wesentlichen Einfluß auf die Wahrscheinlichkeit, ob eine Ehe dauerhaft ist, oder scheitert. Abb. 5 zeigt altersabhängige Scheidungsursachen.
Überdurchschnittliche hohe Ehescheidungen bei:
Personen unter 18 Jahren Personen über 30 Jahren
Unausgeprägtes Eher zu Heterogamie neigend.
Rollenverhalten. Individueller Lebensstil (erneutes
Unrealistische Er- Singledasein erscheint unproble-
wartungshaltung. matisch.
Evtl. "Zwangs-" oder
"Vernunft-" Ehen.

Abbildung 5: Altersabhängige Gründe für Trennung und Scheidung

(Raschke,1987, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.271).
Eine Hauptursache für "Zwangs-" oder "Vernunftehen" ist die voreheliche Schwangerschaft oder Geburt eines Kindes. Dies kann die sozioökonomische Lage erschweren. Aber die Geburt kann in den ersten Jahren der Ehe auch stabilisierend wirken, weil durch die Teilhabe der Väter an der Erziehung der Familienzusammenhang gestärkt wird. Dies gilt besonders dann, wenn ein Junge geboren wurde (Martin & Bumpass, 1989; Waite et al.,1985, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.271).

2.1.6 Ehedauer

Je länger eine Ehe dauert, desto stabiler wird sie. Gründe dafür sind u.a.:
Ein gemeinsames Haus.
Die Kindererziehung.
Gemeinsame Erlebnisse.
Dabei ist ein noch nicht geklärtes Pardoxum zu verzeichnen. Nach 20 Jahren Ehe steigt die Scheidungswahrscheinlichkeit wieder (Stich, 1988; vgl. Kap. 10, zit. in Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.271).

2.1.7 Tradierung

Kinder aus geschiedenen Ehen lassen sich häufiger scheiden. Allein erzogene Jugendliche befürworten, selbst wenn sie frühe sexuelle Kontakte hatten, eine späte Heirat. Dies gilt ums mehr, desto konfliktbeladener die Beziehung der Eltern war (Mc Lanahan & Bumpass, 1988; Kinnaird & Gerrard, 1986; Wallerstein & Blakeslee, 1989, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.272).

2.2 Betrachtung von Scheidung

In den 70er Jahren wurde die Ehe-Familie als Normfamilie betrachtet. Diese bietet in dieser Betrachtungsweise die ideale Voraussetzung für die Kindesentwicklung. Alternative Lebensformen, jenseits der Ehe-Familie wurden als defizitär betrachtet. Dieser Defizitansatz, als klinisch - psychiatrisches Denkmodell, beruht auf empirischen Vergleichen von der Entwicklung der Kinder aus Scheidungs- und strukturell intakten Familien (Schaller & Schmidtke, 1988, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.273).
Erstmals Ende der 70er Jahre wurde die Scheidung als KLE bewertet. Somit ist eine Ehescheidung eine Krise, die durch personale und soziale Ressourcen abgefedert werden kann. Diese Krisenmodelle waren zunächst individuumszentriert, und somit statisch. Diese Betrachtungsweise der Krisenmodelle wurde revidiert und durch prozessuale und (beziehungs-)dynamische Merkmale ersetzt (z.B. Felner et al., 1988, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.272).
Die steigende Anzahl der Ehescheidungen führte zu der Betrachtungsweise, daß eine (auch mehrmalige) Abfolge von Heirat und Scheidung keine Randerscheinung ist, sondern zur Norm gehört. Die entwickelten Normativen Scheidungsmodelle betrachten die Scheidung als Übergangsphase, die wiederum in mehrere Phasen unterteilt wird. Diese Phasen enthalten spezifische Aufgaben und Entwicklungsprozesse.
Die Systemorientierte Perspektive geht von einem Übergang der Ehe-Familie in eine Binukleare Familie aus. Dieser Übergang dauert etwa zwei Jahre und bewirkt eine veränderte Lebensrealität.

Störung

Scheidung
nein
ja
t ~ 2 Jahre

Abbildung 6: Systemorientierte Perspektive: Übergang der Ehefamilie in die Binukleare Familie

(Furstenberg, 1988b; Höhn, 1985; Ahrons, 1980; Schweitzer & Weber, 1985; Niesel, 1985, zit. In Klein-allermann & Schaller, 1992, S.273).
Die Entwicklung der Familie von der Ursprungs- zur Binuklearen Familie ist von der Anpassungsfähigkeit der Familienmitglieder abhängig. Nehmen die Familienmitglieder die neue, veränderte Lebenswirklichkeit an, so entsteht auf einer neuen Ebene ein wiederhergestelltes Gleichgewicht (Niesel, 1989, zit. In klein-Allermann & Schaller, 1992, S.274).

2.2.1 Das Vier Stufen Modell von Raschke

Den Übergang von der Ehe - Familie zur Binuklearen Familie hat Raschke (1987 zit. in Klein-Allermann & Schaller, 1992, S. 274) in ein Vier Stufen Modell gegliedert. Die Phasen dieses Modells:
1. Zeit vor der räumlichen Trennung.
2. Zeit unmittelbar während der Trennung.
3. Zeit bis zur rechtlichen Trennung.
Diese wird noch einmal in eine akute Phase und eine Übergangsphase unterteilt.
4. Zeit bis zur abschließenden Phase des Wachstums (idealtypisch).

2.2.1.1 Erste Phase

Diese Phase beinhaltet Desillusionierung, Ernüchterung und Unzufriedenheit bei zumindest einem Ehepartner, und zwar in der Regel schon lange vor der räumlichen Trennung.
Konflikte äußern sich u.a. in
- sexuellen Problemen
- dem Gefühl nicht verstanden zu werden
- einem verstärktem Bedürfnis sich einem anderen Partner hinzuwenden
Diese äußeren Anzeichen werden nicht bewußt auf eine gestörte Partnerschaft zurückgeführt.
In dieser Phase müssen sich die Partner über ihre eigenen Bedürfnisse und die des Partners bewußt werden. Alle Bemühungen sind darauf zu richten, andauernde Konflikte zu vermeiden, weil nicht die Trennung an sich, sondern anhaltende Konflikte zu tiefgreifenden Beeinträchtigungen aller Familienmitglieder führen.

2.2.1.2 Zweite Phase

Kennzeichen der zweiten Phase:
- Die emotionale Bindung wird immer brüchiger.
- Positive Gefühle nehmen ab.
- Körperliche Annäherungen werden vermieden.
- Gedanken über Trennung als Alternative zur Ehe
Besonders belastend ist in dieser Phase die Vorbereitung der Kinder auf die Trennung. In bis zu einem viertel der Fälle wird die Trennung ohne jegliche Vorbereitung der Kinder vollzogen. Auch fällt die Inangriffnahme der Trennung schwer. Bei einem drittel der Betroffenen liegt ein Zeitraum von über sechs Monaten zwischen der Entscheidung und dem Vollzug der Trennung. Die Entscheidung zur Trennung wird in den meisten Fällen von der Frau, am wenigsten gemeinsam, getroffen.
Die räumliche Trennung führt in den meisten Fällen zur Scheidung, auch dann, wenn sie nur als vorübergehende Lösung zur Bewältigung von Konflikten geplant war.

2.2.1.3 Dritte Phase

Hier findet ein entscheidender Einschnitt im Leben aller Familienangehörigen statt.
Veräderungen betreffen
- den praktischen Lebensalltag,
- den Lebensstandard,
- die Eltern - Kind - Beziehung,
- das Freizeitverhalten,
- das Selbstverständnis der Eltern,
- das Sexualleben.

2.2.1.3.1 Probleme in der Eltern - Kind - Beziehung

Probleme in der Eltern - Kind - Beziehung entstehen durch die Abwesenheit eines Elternteils, sowie die emotionale Anspannung aller Familienmitglieder. Weiterhin können unrealistische Hoffnungen der Kinder auf Wiederversöhnung die Eltern - Kind - Beziehung belasten.

2.2.1.3.2 Probleme in der Beziehung der Ehepartner

Auch nach einer Trennung ist das Verhältnis der Ehepartner durch Ablehnung geprägt. Kinder und auch Jugendliche geraten in Loyalitätskonflikte.

2.2.1.3.3 Lebenspraktische Probleme

Lebenspraktische Probleme entstehen bei
- der Haushaltsführung,
- der Organisation des Tagesablaufes,
- der Vereinbarung von Familie und Beruf,
- sowie schon in der täglichen Routine
Von den Kindern wird daher häufig größere Selbständigkeit erwartet.

2.2.1.3.4 Interpersonale Probleme

Interpersonale Probleme werden durch den Wegfall des sozialen Netzwerkes, einem evtl. Umzug und der beruflichen Belastung der Mutter verursacht. All dieses verstärkt die Tendenz zur Isolierung.

2.2.1.3.5 Individuelle Befindlichkeit

In der dritten Phase herrschen Gefühle vor wie
- Hilflosigkeit,
- Depression,
- Einsamkeit,
- Schuldgefühle
Derart tiefgreifende Erfahrungen machen die Kinder, als auch die Eltern meistens zum ersten Male. Es fehlen Erfahrung und mögliche Bewältigungsstrategien.

2.2.1.3.6 Aufgaben

Die Trennung und eine Reorganisation des Lebens müssen systematisch angegangen werden. Die Trauer um den Verlust der früheren Lebensgemeinschaft muß ebenso bewältigt werden, wie das Gefühl der Überforderung und Schuld. Dazu müssen Einsamkeits- und Schuldgefühle verarbeitet werden.
Zu den Aufgaben dieser dritten Phase gehören auch der neue Aufbau des sozialen Netzwerkes, die Neuregelung der Rollenverteilung innerhalb der Familie und das erneute Abstecken der Grenzen im Familienverband.
Längsstudien zur Folge dauert es etwa zwei bis drei Jahre, gerechnet vom Zeitpunkt der räumlichen Trennung, bis sich der Umgang zwischen Eltern und Kindern normalisiert hat (Hettherington, 1991, zit. in Klein-Allermann & Schaller, 1992, S. 277). Allerdings sind nach etwa einem Jahr die Belastungen erheblich zurückgegangen. Darum wird die dritte Phase auch in die Akute- und Übergangsphase aufgeteilt.

2.2.1.4 Vierte Phase

Zwar stellt die richterliche Trennung nochmals einen Einschnitt dar, der jedoch als weitaus weniger belastend begriffen wird, als die räumliche Trennung. Dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, daß eine Anzahl von Familien, auch noch nach der Scheidung, langfristig mit ernsthaften Problemen zu kämpfen hat.
Durch akzeptieren der Situation ist jedoch persönliches Wachstum zu erreichen, welches neue Ziele und Perspektiven erschließt. Ein tieferes Verständnis menschlicher Beziehungen kann erreicht werden, was zu reiferen Interaktionsformen führt.

2.3 Entwicklungsverläufe nach einer Scheidung

2.3.1 Die Eltern

Der relative Anteil an psychischen Auffälligkeiten Geschiedener gemessen an Menschen, die in Ehen leben, ist höher. Allerdings ist eine klinisch - psychiatrische Symptomatik in der Regel nicht gegeben.
Weitverbreitete Gefühle in den ersten Monaten nach der Trennung sind
- Einsamkeit,
- Verwirrung,
- Bitterkeit,
- Schuldgefühle,
- Versagen als Elternteil und Ehepartner.
Es ist festzustellen, daß sie zufriedener sind, als Menschen, die in unglücklichen Ehen leben (Coombs, 1991; Stacks, 1990; Kitson & Morgan, 1990; Tschann et al., 1989; Hetherington et al., 1982, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.278-279).
Als Schutzfunktionen dienen Geschiedenen das Entstehen einer neuen intimen Beziehung und ein zufriedenstellendes soziales Netzwerk. Dieses soziale Netzwerk bricht gerade bei Frauen häufig nach der Trennung zusammen, da gemeinsame Freunde in Loyalitätskonflikte kommen und Kontakte lieber meiden. Daher ist für Frauen die wichtigste Quelle sozialer Unterstützung die Verwandtschaft. Männer erleben die Einbrüche im sozialen Netzwerk weniger dramatisch. Weiterhin gehen Männer, im Gegensatz zu den Frauen, relativ schnell eine neue intime Beziehung ein. Somit verfügen Männer über bessere Schutzfunktionen, als Frauen (Hetherington, 1987; Tschann et al., 1989; Gerstel, 1988; Glick, 1980, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.280).

2.3.2 Die Kinder

Neue Studien zeigen auf (vgl. z.B. Mathias, 1991), daß die Behauptung in vorwissenschaftlichen Publikationen, die Mehrheit der Scheidungskinder sei bis ins Erwachsenenalter deutlich gestört, nicht zutrifft. Im Mittel scheinen langfristige Beeinträchtigungen eher gering auszufallen (vgl. Amato & Veith, 1991, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.282).
Nach einer Konsolidierungsphase können Kinder von einem alleinerziehenden Elternteil profitieren, da das Leben im Ein-Elternteil-Haushalt stark im Zusammenhang mit Selbständigkeit und größerer Verantwortung zu sehen ist. Dies ist der Fall, wenn die Kinder nicht überfordert werden und in ihren Eltern kompetente Ratgeber und Ansprechpartner finden. Dem Anspruch können Quer-und Längsschnittstudien zufolge Alleinerziehende Eltern nicht immer gerecht werden (vgl. z.B. Furstenberg & Nord, 1985; Hetherington, 1988, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.282).
In der Betrachtung von eher kurzfristigen Folgen einer Scheidung läßt sich feststellen, daß viele Kinder unter der Trennung leiden und anfänglich mit Irritationen reagieren (vgl. zusf. Demo & Acock, 1988). Verhaltensauffälligkeiten wie z.B. Stehlen und Schule schwänzen sind im Mittel häufiger bei Kindern aus getrennten Familien zu finden. Verhaltensstörungen treten jedoch häufiger in konfliktbelasteten, strukturell intakten Familien auf als in Scheidungsfamilien (vgl.Peterson & Zill, 1986; Swartzberg et al., 1983, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.282).
Kinard und Reinherz (1984) haben vermehrt aggressive Verhaltensweisen bei den Kindern gegenüber Gleichaltrigen beobachten können, deren Eltern erst nach dem Eintritt des Kindes in die Schule geschieden wurden. Hintergrund für aggressives Verhalten könnte dann eine gestörte Geschlechtsrollenentwicklung sein, die sich wiederum auf das Fehlen eines elterlichen Rollenmodells zurückführen läßt (vgl. Kinard & Reinherz, 1984, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.282).

2.3.2.1 Altersabhängige Betrachtung

Auftretende Symptome aufgrund der Trennung oder Scheidung der Eltern sind bei Kindern altersabhängig.
Vorschulkinder schreiben sich aufgrund ihres egozentrischen Weltbildes die Schuld am Fortgehen eines Elternteils selber zu. Sie reagieren mit
- Verlassensängsten,
- Schuldgefühlen,
- Irritierbarkeit,
- Aggressivität,
- Eß- und Schlafstörungen.
(vgl. Wallerstein & Kelley, 1980, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.283).
Schulkinder können erst mit etwa neun Jahren familiäre Probleme losgelöst von der eigenen Person sehen. Sie reagieren mit
- Traurigkeit,
- Furcht,
- Wut,
- Hilflosigkeit und Einsamkeitsgefühlen.
(Wallerstein & Kelley, 1980, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.283).

2.3.2.2 Geschlechtsabhängige Betrachtung

Eltern von Söhnen lassen sich seltener scheiden. Dies liegt daran, daß Väter bei Söhnen einen größeren Anteil an der Erziehung nehmen und Mütter sich vor der alleinigen Erziehung ihrer Söhne überfordert sehen können. Dies bedeutet auch, daß Jungen öfter länger den elterlichen Auseinandersetzungen ausgesetzt sind, als Mädchen.

Mädchen

Jungen

Reagieren mit Rückzugsverhalten.

Werden auffälliger und störender.

Zeigen sensible Reaktionen auf die Befindlichkeit der Mutter.

Reagieren aufgrund der konkret geänderten Lebensbedingungen.

Versuchen durch frühe emotionale Reife zu imponieren.

 

Erlangen zunehmende soziale Kompetenzen (dies gilt auch bei konfiktbelasteten Familien).

 

Abbildung 7: Geschlechtsabhängige kindliche Reaktionen auf Trennung und Scheidung

(Morgan et al.,1988; Beelmann & Schmidt-Denter, 1991; Kalter et al., 1989, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.285).

2.3.3 Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern

2.3.3.1 Die Beziehung zum nicht sorgepflichtigen Elternteil

Die Beziehung zum nicht sorgepflichtigen Elternteil ist für Kinder sehr wichtig und dient der Aufrechterhaltung des sozialen Netzwerkes des Kindes. Wesentlich ist nicht die Häufigkeit des Kontaktes, sondern die Qualität.
Bei der Bewertung des Kontakts zum nicht sorgeberechtigten Elternteil ist die psychische Anspannung des Erwachsenen zu berücksichtigen. Der Kontakt kann sogar negativ bewertet werden, und zwar, wenn die Kinder sich nicht mit der Trennung abfinden können, und wenn sie in die Auseinandersetzungen der Eltern mit hineingezogen werden (Kanoy et al., 1984; Sandler et al., 1988, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.286).

2.3.3.2 Die Beziehung zum sorgepflichtigen Elternteil

Ein intensives Eltern - Kind - Verhältnis ist unabhängig vom Familientyp stets positiv zu bewerten. Hier hat es eine entscheidende Bedeutung für die Auswirkung der Scheidung auf die Kinder. In der Regel besteht zwischen dem Elternteil, welches im gleichen Haushalt lebt, eine engere Bindung zu den Kindern. Dies gilt auch dann, wenn es gelegentlich zu Feindseligkeiten kommt oder ablehnende Gefühle entwickelt werden.
Mütter, die aufgrund unterschiedlicher Stressoren in der Erziehung überfordert sind, verlangen mehr Gehorsam und Mithilfe im Haushalt. Fühlen sich Mütter überfordert, sind sie im Erziehungsstil unsteter. Die dadurch ausgelösten Auffälligkeiten der Kinder wirken als Stressor auf die Mutter zurück. Ist die Mutter psychisch stabil, sind trotz Verhaltensauffälligkeiten der Kinder, keine Veränderungen im Erziehungsstil zu erkennen. Erfährt die Mutter bei der Ausübung der Kontrolle über ihre Kinder Unterstützung von anderen Erwachsenen, so stabilisiert und normalisiert sich das Verhalten der Kinder. Negativfaktoren sind mangelndes Verständnis der Umwelt, sowie ständige Konflikte mit dem Partner (Belmann & Schmidt-denter, 1991; Hetherington, 1988; Dornbusch et al., 1985, zit. In Klein-Allermann & Schaller, 1992, S.287-288).

2.3.4 Schutzfaktoren für die Kinder

Schutzfaktoren für die Kinder sind:
- Flexibilität in den Bewältigungsstrategien,
- geringes geschlechtssterotypisches Verhalten,
- hohe Kontrollüberzeugung,
- Optimismus,
- Überdurchschnittliche sprachliche und kommunikative Fähigkeiten.
Diese Schutzfaktoren befähigen das Kind, soziales Unterstützungsverhalten außerhalb der Familie aufzubauen, oder ein schon vorhandenes Unterstützungssystem zu nutzen.

3 Betrachtung eines Falls aus der Praxis

Von einer befreundeten Erzieherin wurde uns mitgeteilt, daß ein vierjähriger Junge in der von ihr zu betreuenden Spielgruppe durch "aggressives Verhalten" nach der Trennung seiner Eltern sehr auffällig sei. Da aggressives bei Kindern im Vorschulater bei Trennung und Scheidung (vgl. 2.1.10.1) ein häufig auftretendes Symptom ist, erschien uns eine genauere Auseinandersetzung mit diesem Fall für diese Arbeit angebracht.
Wir haben und mehrmals mit der Erzieherin getroffen und uns von ihr Faktoren für das angebliche aggressive Verhalten des Jungen in der Spielgruppe und über sein Umfeldes berichten lassen.

3.1 Die Spielgruppe

a) Die Spielgruppe besteht aus zwölf Kindern (Jungen und Mädchen) aus unterschiedlichen sozialen Schichten im Alter zwischen drei und sechs Jahren, die zweimal wöchentlich mit ihren Eltern unter Aufsicht und Anleitung einer Erzieherin für vier Stunden zusammenkommen.
b) Ein vierjähriger Junge, der ziemlich regelmäßig in Begleitung seiner Mutter an dieser Gruppe teilnimmt, fällt durch sein aggressives Verhalten auf.
c) Die Kinder der Spielgruppe spielen nur ungern mit dem Jungen.

3.1.1 Der Junge in der Spielgruppe:

d) Der Junge spielt in der Spielgruppe meist alleine.
e) Dabei möchte er meist genau das Spielzeug haben, welches gerade von anderen Kindern der Gruppe genutzt wird. Um dieses Spielzeug zu bekommen, nimmt er es den anderen Kindern, ohne sie zu fragen, weg. Geben ihm die Kinder dieses von ihm geforderte Spielzeug nicht freiwillig, so nimmt er es sich mit Gewalt - dabei schreckt er nicht davor zurück die Kinder zu schlagen. Dabei ist es auch schon zu ernsthaften Verletzungen anderer Kinder gekommen (Loch im Kopf durch einen Sturz, der durch Schubsen verursacht wurde, blutige Nase durch Schlagen mit einem Gegenstand ins Gesicht).
f) Weiterhin ist auffällig, daß er oft private Sachen (Schuhe, Jacken, Kindergartentasche u.ä.) anderer Kinder versteckt oder wegwirft.
g) Spielsachen der Spielgruppe sind mehrmals von ihm zerstört wurden.
h) Wenn der Junge gelegentlich mit anderen Kindern tobt, kommt es regelmäßig zu Rangeleien, die sich bis zu Schlägereien ausweiten können.

3.1.2 Die Mutter in der Spielgruppe:

i) Die Mutter des Jungen reagiert auf das Verhalten des Sohnes kaum mit Sanktionen oder Ermahnungen, sondern allenfalls mit Äußerungen wie: "Das tut man doch nicht!", "Das tut dem Kind doch weh!" oder "Die schönen Spielsachen haben doch viel Geld gekostet."...

3.2 Die Familie:

j) Die Familie des Jungen besteht aus Mutter und Vater, welche seit 3 Monaten geschieden sind.
k) Mutter und Sohn wohnen in einer 2― Zimmer Wohnung.
l) Der Vater arbeitet als Hilfsarbeiter täglich bis zu zehn Stunden in einer kleinen Gießerei.
m) Der Vater wohnt in einer 60 km entfernten Stadt und setzt sich mit der Familie nicht auseinander.
n) Die Mutter befaßt sich nur bedingt mit ihrer Familie.
o) Sie steuert mit Heimarbeit zum Lebensunterhalt der Familie bei.

3.3 Das Wohnumfeld:

Mutter und Sohn wohnen in einem neu erbauten Hochhaus.
p) Nächtliche Ruhestörungen verursacht durch Streitigkeiten und Feiern der Nachbarschaft sind häufig.
q) Der im Hof des Heims gelegene Spielplatz wird auch als Treffpunkt älterer Kinder und Jugendlicher genutzt.
r) Das gesamte Gebiet des Hochhauses ist schmutzig und verwahrlost.

3.4 Betrachtung der Faktoren

Nachdem wir in den Gesprächen mit der Erzieherin die Faktoren a-r zusammengetragen haben, wurde klar, daß diese so nicht hinreichend nachvollziehbar zu beschreiben sind. Um dies machen zu können, müssen die von der Erzieherin gemachten Aussagen genauer betrachtet und untersucht werden.
Dieses überlegen wir hier an Hand der Faktoren h und m.
Faktor h:
Hier sind drei Aussagen zu beschreiben:
1. Der Junge tobt "gelegentlich" mit anderen Kindern.
2. Es kommt "regelmäßig" zu Rangeleien,
3. Rangeleien "können" sich zu Schlägereien ausweiten
Die Begriffe "gelegentlich", "regelmäßig" und "können" müssen zur Erklärung des Verhaltens des Jungen zunächst genauer beschrieben werden. Dazu ist exakt durch Messungen festzustellen was ist. Die operative Definition könnte eine Zählung und zeitliche Messung über einen Zeitraum von sechs Wochen (dies umfaßt zwölf Treffen der Spielgruppe, was einen Zeitraum von 48 Stunden entspricht) sein, die klärt:
1. Wie oft und wie lange der Junge mit anderen Kindern tobt;
2. bei wie vielen Malen gemeinsamen tobens es zu Rangeleien gekommen ist und wenn, wie lange die Kinder zuvor friedlich mit einander getobt haben;
3. wie oft aus einer Rangelei eine Schlägerei geworden ist und wie lange es bei der Rangelei geblieben ist, bis eine Schlägerei entstand.
Es ist durchaus nicht trivial vor diesen Messungen die Begriffe "Rangelei" und "Schlägerei" genau zu definieren!
Die Auswertung dieser Messungen ergibt ein Bild, welches das soziale Verhalten des Jungen beim Toben mit Kindern in der Spielgruppe quantitativ beschreibt. Das alleine läßt jedoch noch keine Erklärung des Verhaltens zu. Es fehlt eine qualitative Beschreibung, die diejenigen Faktoren beschreibt die Rangeleien und Schlägereien auslösen oder verursachen.
Um dies zu klären scheint eine Beobachtung des akuten Verhaltens sinnvoll zu sein. Dabei ist zu berücksichtigen, daß diese nur bedingt objektiv ist (s. Zeugenaussagen bei Unfällen - meist hat jeder etwas anderes gesehen). Dies gestaltet sich in diesem Fall allerdings schwierig, da außer der Erzieherin nur noch die Eltern der anderen Kinder mit der Beobachtung beauftragt werden könnten, die allerdings eher als voreingenommen zu bewerten sind, da ihre Kinder unter dem Verhalten des Jungen wahrscheinlich leiden. Zusätzlich ist es problematisch, wenn die Eltern mit der Beobachtung beauftragt werden, da dadurch der Junge möglicherweise ein "Täterimage" bekommt, oder dieses verstärkt wird, was dann zusätzlich seine Außenseiterrolle verstärkt.
Da die Erzieherin eine Fachkraft ist, kann davon ausgegangen werden, daß sie sich zur Objektivität bemüht und somit eine intersubjektive Übereinstimmung der beobachteten Sachverhalte höchstwahrscheinlich gewährleistet ist. Um die Validität der Beobachtungen zu gewährleisten, muß die Erzieherin genau wissen was sie beobachten soll. Dies ist:
Welche situativen und personalen Bedingungen veranlassen den Jungen
1. mit anderen Kindern zu toben?
2. sich an Rangeleien zu beteiligen oder sie auszulösen?
3. sich an Schlägereien zu beteiligen oder sie auszulösen?
Dazu ist es sinnvoll einen Fragenkatalog zu erstellen, der wie folgt aussehen kann:
1. Beobachten Sie das gemeinsame Toben des Jungen mit anderen Kindern. Beschreiben, bzw. beurteilen Sie:
a) Der Junge löst durch sein Verhalten gemeinsames toben mit anderen Kindern aus.
[omicron] ja, immer
[omicron] ja, oft
[omicron] ja, gelegentlich
[omicron] nein, nie
b) Wenn sich der Junge am Toben beteiligt, macht er das
[omicron] mit allen Kindern der Gruppe.
[omicron] nur mit bestimmten Kindern der Gruppe. Diese sind (beschreiben Sie die Kinder):
c) Wenn sich der Junge am Toben beteiligt, macht er das
[omicron] bei allen typischen Tobereien.
[omicron] nur bei bestimmten Tobereien - Beschreiben Sie diese.
d) Wenn sich der Junge am Toben beteiligt, macht er das
[omicron] unabhängig seiner Stimmung.
[omicron] abhängig seiner Stimmung. Beschreiben Sie diese Stimmung oder diese Stimmungen. Gibt es hier zeitliche Abhängigkeiten (Wochentag, Tageszeit)?
2. Beobachten Sie, wie aus einer Toberei eine Rangelei wird. Beschreiben, bzw. beurteilen Sie:
a) Der Junge löst durch sein Verhalten die Rangelei aus. Beurteilen Sie in einer Skala von 1-5, wobei 1 nie und fünf immer entspricht:
b) Rangeleien werden auch von anderen Kindern ausgelöst.
[omicron] ja, ausschließlich
[omicron] häufig
[omicron] selten
[omicron] nie
c) Wenn sich der Junge an einer Rangelei beteiligt, macht er das
[omicron] unabhängig seiner Stimmung.
[omicron] abhängig seiner Stimmung. Beschreiben Sie diese Stimmung oder diese Stimmungen. Gibt es hier zeitliche Abhängigkeiten (Wochentag, Tageszeit)?
d) Falls der Junge eine Rangelei auslöst, macht er das
[omicron] augenscheinlich unabhängig von dem, was zuvor vorgefallen ist.
[omicron] nur bei bestimmten äußeren Faktoren. Beschreiben Sie diese. (z.B. Äußerungen der anderen Kinder, Verhalten der anderen Kinder, Verhalten der Eltern oder Ihr Verhalten.)
e) Falls der Junge eine Rangelei auslöst, macht er das
[omicron] unabhängig seiner Stimmung.
[omicron] abhängig seiner Stimmung. Beschreiben Sie diese Stimmung oder diese Stimmungen. Gibt es hier zeitliche Abhängigkeiten (Wochentag, Tageszeit)?
3. Beobachten Sie, wie aus einer Rangelei eine Schlägerei wird. Beschreiben, bzw. beurteilen Sie:
a) Der Junge löst durch sein Verhalten die Schlägerei aus. Beurteilen Sie in einer Skala von 1-5, wobei 1 nie und fünf immer entspricht:
b) Schlägereien werden auch von anderen Kindern ausgelöst.
[omicron] ja, ausschließlich
[omicron] häufig
[omicron] selten
[omicron] nie
c) Wenn sich der Junge an einer Schlägerei beteiligt, macht er das
[omicron] unabhängig seiner Stimmung.
[omicron] abhängig seiner Stimmung. Beschreiben Sie diese Stimmung oder diese Stimmungen. Gibt es hier zeitliche Abhängigkeiten (Wochentag, Tageszeit)?
d) Falls der Junge eine Schlägerei auslöst, macht er das
[omicron] augenscheinlich unabhängig von dem, was zuvor vorgefallen ist.
[omicron] nur bei bestimmten äußeren Faktoren. Beschreiben Sie diese. (z.B. Äußerungen der anderen Kinder, Verhalten der anderen Kinder, Verhalten der Eltern oder Ihr Verhalten.)
e) Falls der Junge eine Schlägerei auslöst, macht er das
[omicron] unabhängig seiner Stimmung.
[omicron] abhängig seiner Stimmung. Beschreiben Sie diese Stimmung oder diese Stimmungen. Gibt es hier zeitliche Abhängigkeiten (Wochentag, Tageszeit)?
Die Auswertung dieses Fragebogens erlaubt einen ersten qualitativen Überblick über die Faktoren die Rangeleien und Schlägereien im Umfeld des Jungen auslösen oder verursachen und inwieweit der Junge daran beteiligt ist.
In Verbindung mit der quantitativen Beschreibung wird Faktor h hinreichend nachvollziehbar beschrieben.
Faktor m:
Hier wird gesagt, daß sich der nicht Vater mit der Familie auseinandersetzt. Diese Aussage allein beschreibt allein nicht viel. Es kann davon ausgegangen werden, daß sich der Vater in keiner Weise mit der Familie auseinandersetzt, da eine konfliktbelastete Beziehung zur Mutter besteht und sowohl die Entfernung als auch die lange Arbeitszeit eine große Erschwernis darstellen.

3.5 Wechselseitige Beeinflussung der Faktoren innerhalb und außerhalb der Spielgruppe

Abbildung 8 Wechselseitige Beeinflussung der Faktoren innerhalb und außerhalb der Spielgruppe


Alle Faktoren innerhalb der Spielgruppe beeinflussen sich wechselseitig. Die Spielgruppe wirkt wechselseitig auf die Familie und umgekehrt. Das Wohnumfeld beeinflußt sowohl die Familie als auch die Spielgruppe.
Genannt sind hier nur Risikofaktoren. Mögliche Schutzfaktoren werden weiter unten untersucht.

Abbildung 9 Beeinflussung der Faktoren in der Familie und aus dem Wohnumfeld

Mutter und Vater setzen sich nur wenig oder gar nicht mit der Familie auseinander. Dies hat eine wechselseitige Beeinflussung mit dem aggressiven Verhalten des Jungen. Wechselseitig beeinflussen sich weiterhin Vater und Mutter in bezug auf die Auseinandersetzung mit der Familie.
Schutzfaktoren, die sich auf das aggressive Verhalten des Jungen auswirken können:
Das Erleben des aggressionsarmen Umgangs der anderen Kinder in der Spielgruppe untereinander.
Die Bereitschaft der Mutter ihren Sohn zu fördern (z.B. durch den Besuch der Spielgruppe).

3.6 Betrachtung der Faktoren

Der Junge lebt unter sehr schwierigen Wohnverhältnissen. Aufgrund der häufig auftretenden nächtlichen Ruhestörungen ist er häufig übermüdet.
Um sich bei den anderen Kindern seines Wohnviertels durchsetzen zu können, erscheint ihm ein starkes und aggressives Auftreten sinnvoll zu sein.
Auch die familiäre Situation ist schwierig. Der Vater leistet täglich bis zu zehn Stunden Schwerstarbeit in einer Gießerei. Nach der Arbeit fühlt er sich nicht mehr in der Lage sich mit der Familie auseinanderzusetzen. Außerdem ist die Entfernung neben den ungelösten Konflikten zwischen der Mutter und ihm ein weiterer Grund. Auch die Mutter kann sich aufgrund der Heimarbeit nur bedingt mit ihrem Sohn beschäftigen - dennoch bemüht sie sich nach Möglichkeit ihrem Sohn gerecht zu werden (s. Besuch der Spielgruppe). In der Spielgruppe steht der Junge häufig abseits und wird auffällig, wenn er aggressiv auftritt.
Ein immenser Risikofaktor scheint hier das Wohnumfeld zu sein. Durch die nächtlichen Ruhestörungen ist der Junge häufig unausgeschlafen und übermüdet. Übermüdung kann aggressives Verhalten verstärkt fördern. Dauernde Ruhestörungen können eine Lärmüberempfindlichkeit verursachen., welche bei Lärmbelästigung Aggressionen auslöst.
Ein aggressiver Umgang der Kinder seines Wohnviertels untereinander scheint gegeben zu sein - ein weiterer Risikofaktor. Der Junge erlebt diese Umgangsformen täglich und dadurch erscheinen sie ihm als Norm. Diese von ihm erlebte Normalität weicht von der Umgangsnorm in der Spielgruppe ab (Risikofaktor). Daraus kann bei ihm Unsicherheit entstehen, die ihn dazu bewegt, sich von den Kindern der Spielgruppe fern zu halten. Dennoch reagiert er auf das gemeinsame Spiel der anderen Kinder, indem er vom Spiel der anderen Kinder angeregt, sich mit dem gleichen Spielzeug beschäftigen will. Wenn er jedoch aufgrund seiner Unsicherheit sich nicht dem gemeinsamen Spiel anschließen kann erscheint es aus seiner Sichtweise heraus logisch, daß er den Kindern das Spielzeug wegnimmt.
Der Junge scheint aufgrund seiner familiären Struktur viel auf sich allein gestellt zu sein, ein weiterer Risikofaktor. Es ist möglich, daß er aus diesem Grund die Umwelt als ihm feindlich, oder wenigstens ihm nicht wohlgewogen, gegenüber eingestellt empfindet.
Der zuvor als Risikofaktor beschriebene Umstand, daß die Umgangsformen der Kinder in der Spielgruppe von denen der Kinder im Wohnumfeld abweichen, kann auch als Schutzfaktor gewertet werden: Hier erlebt er, daß Konflikte nicht Aggression auslösen müssen. Die Mutter unterstützt dieses Erleben nicht nur durch den gemeinsamen Besuch der Spielgruppe, sondern versucht es auch durch nicht aggressive Äußerungen bei "Fehlverhalten" ihres Sohnes zu fördern ("das tut dem Kind doch weh"...).
Abschließend kann festgestellt werden, daß die Trennung der Eltern nur ein Faktor für das angeblich aggressive Verhalten des Jungen darstellt. Eine vorschnelle Erklärung des Verhaltens aufgrund elterlichen Verhältnisse würde wesentliche Faktoren außen vorlassen und eventuell falsche Reaktionen auf das kindliche Verhalten auslösen.

4 Sozialpädagogische Handlungsmöglichkeiten

4.1 Mediation

Wörtlich übersetzt bedeutet "Mediation" Vermittlung und bezeichnet ein Verfahren der Konfliktlösung (Besemer, 1993, S.14). Gemeint ist eine Vermittlung in Konfliktsituationen durch eine dritte unparteiische Person, der MediatorIn.
Durch das Verfahren der Mediation ist eine Konfliktlösung auch dann möglich, wenn keine Kommunikation mehr zwischen beiden Parteien stattfindet und sich der Konflikt nach Besemer (1993, S.14) in einer Sackgasse befindet. Dies ist möglich, da die VermittlerIn es zuläßt, Gefühle und Probleme beider Parteien zum Ausdruck kommen zu lassen, und weil Äußerungen grundsätzlich nicht zensiert werden dürfen.
Diese Vorgehensweise schafft wieder eine direkte Verbindung zwischen beiden Parteien.
Ziel dabei ist ein Vertrag, den beide Parteien einvernehmlich unterschreiben.
Nach Besemer (1993, S. 14) sind einige Punkte wichtige Merkmale der Mediation:
* Anwesenheit der MediatorIn
* Freiwilligkeit der Teilnahme
* Gemeinsam erarbeiteter Konsens, der mittels Vertrag schriftlich fixiert wird
* Einbeziehung aller beteiligten Konfliktparteien

4.1.1 Mediationsverfahren


Nach Besemer (1993, S.15) besteht die Mediation aus Vorphase, Gespräch und Umsetzungsphase. Das Gespräch besteht aus:
1? Einleitung
2? Sichtweise der einzelnen Konfliktparteien
3? Konflikterhellung: Verborgene Gefühle, Interessen, Hintergründe
4? Problemlösung: Sammeln und Entwickeln von Lösungsmöglichkeiten
5? Übereinkunft
In der Vorphase geht es darum, daß der Wunsch nach einer Lösung des Konfliktes besteht und entsprechende Schritte eingeleitet werden. Im günstigsten Fall besteht der Wunsch beider Parteien den Konflikt mittels Mediation zu lösen, es ist jedoch auch möglich, daß die Initiative nur von einer Seite aus geht oder auch von Seiten der MediatorIn.

4.1.2 Mediationsgespräch


1. Einleitung
Bestimmend und wichtig für den Gesprächsverlauf ist nach Besemer (1993, S.16) die Atmosphäre, in der das Gespräch stattfindet. Raumgestaltung und Sitzordnung sollten deshalb vorher genau überlegt werden.
Die Einleitung wird dazu genutzt, die Parteien über Verlauf und Regeln aufzuklären. Wichtige Grundregeln sind:
* Ausreden lassen
* Keine Beleidigungen oder Handgreiflichkeiten
* MediatorInnen haben die Hauptverantwortung und greifen nur ggf. ein.
2. Sichtweise der einzelnen Konfliktparteien

Beide Seiten dürfen in dieser Phase ihre Sichtweise zum Ausdruck bringen. Wichtig dabei ist, daß immer nur eine Seite redet, während die andere zuhört. Die Rolle der MediatorIn
beschränkt sich darauf, aktiv zuzuhören, Gesagtes zusammen zu fassen und ggf. nachzufragen.(Besemer, 1993, S.16).
3. Konflikterhellung: Verborgene Gefühle, Interessen, Hintergründe
Nach Besemer (1993, S.17) ist es in dieser Phase wichtig, die Gefühle zum Ausdruck zu bringen, um die es den Beteiligten geht. Im Hintergrund schwebende Details, die für einen offenen Streit nötig sind, sollen zur Sprache kommen.
Die Richtung der Kommunikation wird allmählich auf das Gespräch zwischen beiden Parteien verlagert, indem Gesprochenes einer Partei von der anderen wiederholt wird.
Die MediatorIn ist bei der Erhellung des Konfliktes behilflich, indem sie geeignete Fragen stellt und Hilfstechniken einsetzt.
4. Problemlösung: Sammeln und Entwickeln von Lösungsmöglichkeiten
Wenn beide Parteien soweit sind, daß sie einander verstehen, so ist es für Besemer (1993, S.17) nun wichtig, gemeinsam einen Weg zu suchen wie Meinungsverschiedenheiten gelöst werden können. Es hat eine Entwicklung stattgefunden, denn aus dem Konflikt wurde ein Problem, für dessen Lösung beide Seiten Verantwortung tragen.
Brainstorming sieht Besemer (1993, S. 17) als gute Methode Ideen zu sammeln, die nachher interessante Lösungsvorschläge ergeben können.
5. Übereinkunft
In dieser Phase einigen sich beide Parteien auf einige Lösungsvorschläge. Anschließend werden alle offenen Fragen beantwortet, die mit der Durchsetzung der Vorschläge zu tun haben. Das Ganze wird schriftlich fixiert und von beiden Seiten unterschrieben.
Nach einer geraumen Zeit des Mediationsgesprächs wird reflektiert, ob die Lösungsvorschläge der Übereinkunft positive Veränderungen gebracht hat. Falls nötig werden Änderungen vorgenommen oder auch völlig neu verhandelt (Besemer, 1993, S. 17)

4.2 Voraussetzungen


Für Besemer (1993, S.20) ist Mediation nur unter bestimmten Bedingungen sinnvoll. Bedingungen sind unter anderem:
* Der Konflikt läßt sich nur schlecht in direktem Gespräch lösen
* Die Konfliktsituation befindet sich in einer Sackgasse
* Es besteht Interesse an guten zukünftigen Beziehungen
* Es sind alle wichtigsten Konfliktteilhabenden anwesend
* Die einvernehmliche Konfliktlösung wird angestrebt
* Es geht nicht um grundsätzliche Wertorientierungen, Ja/Nein- Entscheidungen
* Zwischen beiden Parteien gibt es keine gravierenden Machtunterschiede
* Es bleibt genug Zeit um zu einer Lösung zu kommen
* Beide Seiten verfügen über ein Mindestmaß von Ausdrucksvermögen und Selbstbehauptungsfähigkeit

4.2.1 Anwendungsgebiete


Mediation ist in unterschiedlichen Bereichen wie persönliche Streitfälle, Gruppenkonflikten aber auch in politischen Konflikten anwendbar.
Besemer (1993, S. 21) betont aber auch die weite Verbreitung in der Regelung von Ehe- und Scheidungskonflikten.
Mediation wäre für die Familie eine Möglichkeit. Die Scheidung der Eltern hat sich zu einer Konfliktsituation entwickelt. Mediation könnte hier greifen, weil durch ein Gespräch mit einer dritten unparteiischen Person (MediatorIn) Sichtweisen, Hintergründe und Gefühle zum Ausdruck kommen würden, die beide Parteien außerhalb eines geschützten Raumes (Mediation) nicht erfahren. Um den Konflikt in ein Problem umzuwandeln, ist es notwendig, Hintergründe der Situation offen zu machen.

Die Frage bleibt, ob Vater und Mutter bereit sind, sich auf ein Gespräch und damit auf eine Lösung des Konflikts einzulassen. Damit ist die Grundvoraussetzung für Mediation nicht unbedingt gegeben, jedoch ist davon auszugehen, daß sich die Mutter im Sinne ihres Kindes und dessen Wohlergehen auf das Verfahren einläßt. Die Position des Vaters zu kennzeichnen bleibt schwer, da nichts über die ehemalige Beziehung zum Sohn bekannt ist. Deshalb wären Einschätzungen über den Vater nur Spekulationen.

4.3 Gruppentraining mit Kindern aus Trennungs- und Scheidungsfamilien

Das Gruppentraining mit Kindern aus Trennungs- und Scheidungsfamilien beschreiben Jade, Wolf und Zeller - König (1996). Dieses Training dient sowohl der Bewältigung regulärer Entwicklungsaufgaben wie z.B. ausreichende Impulskontrolle, altersadäquate Ablösung und Selbständigkeitsentwicklung, Aufbau einer Leistungsmotivation; Kontakt zu Gleichaltrigen als auch der des KLEs Trennung und Scheidung. Die Gruppe wird von einem gemischtgeschlechtlichen Beraterpaar geleitet, um so den positiven Umgang mit den Geschlechtern zu ermöglichen. Weiterhin steht Allparteilichkeit im Vordergrund. Den Kindern soll ermöglicht werden, eine gleichwertige Beziehung zu beiden Eltern beizubehalten, oder aufzubauen. Das Gruppentraining besteht aus 16 Sitzungen, wobei das Thema Trennung immer das Grundthema ist. Die Leiter bringen jeweils einen Aspekt dieses Themas in eine Sitzung ein. Dabei wird von der Darstellung der zunächst hypothetischen Situation auf die Lebenssituation des Kindes eingegangen. Dabei beachten die Leiter sowohl die jeweiligen Phasen der Trennung der Eltern, als auch die individuellen Abwehrmechanismen der Kinder. Alles, was die Kinder in diesen Sitzungen sagen, bleibt vertraulich und wird nicht an die Eltern weitergeleitet.
Die Aufgabenstellung des Trainings beschreiben Wallerstein und Blakeslee (1989 zit. in Jade, Wolf und Zeller - König, 1996):
1? Das Scheitern der Ehe anerkennen und verstehen
2? Zum eigenen Lebensstil und eigenen Gewohnheiten zurückfinden
3? Verarbeiten von Verlust-, Ablehnungs-, und Schuldgefühlen
4? Lernen mit Zorn umzugehen
5? Den Eltern verzeihen
6? Akzeptieren der Dauerhaftigkeit der Scheidung
Es erscheint sehr sinnvoll, gerade in Betracht der Punkte 2, 4, 5 und 3 die Geschwister der Familie aus dem Film an einem solchen Gruppentraining teilnehmen zu lassen. Dies gilt auch in Betracht der Zukunftspespektiven, die dieses Training u.a. vermitteln soll:
? Kindliche Bedürfnisse sollen wieder in den Mittelpunkt gerückt werden.
? Schuldzuweisungen sollen abgelegt werden.
? Ein positives Verhältnis zu beiden Eltern soll erarbeitet werden.
? Außer der Bewältigung der Scheidung, vermittelt, wie eingangs erwähnt, das Gruppentraining Hilfe bei der Bewältigung von regulären Entwicklungsaufgaben.

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