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§;1 Einleitung
1 Umweltbelastungen durch Kühlgeräte
Einleitung
Bei der Vorstellung des Kühl- und Treibmittels FCKW im Jahre 1930 durch dessen Erfinder Thomas Midgley, Forscher bei General Motors, demonstrierte dieser der Weltöffentlichkeit dessen Harmlosigkeit durch Einatmen aus einem Glaskolben. Nichts so schien es, sprach gegen die Verwendung dieses farb- und geruchlosen Gases, völlig ungiftig, nicht ätzend oder entflammbar und inert (nicht reaktionsfähig mit anderen Stoffen). Doch gerade diese Eigenschaften, die es so schwer mit anderen Stoffen reagieren lassen, machten dieses Gas so gefährlich, weil so lange haltbar. Dies erkannte als erstes der amerikanische Forscher Mario Molina 1974.
Bald kam man hinter die Ursachen und Zusammenhänge des sogenannten Ozonloches mit dem Treibhauseffekt und den FCKW’s.
Nach der Wende sah ein sächsisches Unternehmen seine einzige Überlebenschance in der Entwicklung eines neuartigen, innovativen Produktes und geriet an die Organisation Greenpeace, die ihrerseits nach umweltfreundlicheren Lösungen für Haushaltsgeräte suchte. Es wurde ein Öko-Kühlschrank entwickelt gegen den eine Allianz bestehend aus dem Oligopol der westdeutschen "Weiße Ware"-Hersteller gemeinsam Front machte und den ostdeutschen Hersteller vom Markt fegen wollten. Totgesagte leben jedoch länger und so ist die Firma nach einer Liquidation, einem Konkurs und zwei Aufkäufen als FORON Haus- und Küchentechnik GmbH noch heute am Markt und die Entwicklung verläuft optimistisch. (siehe Anhang 1)
Im folgenden soll die Bedrohung durch FCKW’s und FKW’s umrissen, das Kühlverfahren kurz erläutert und die Entwicklung des ersten Ökokühlschrankes beschrieben werden.
Die Ozonschicht der Erde ist durch langkettige Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffmoleküle, kurz FCKW’s gefährdet. Diese FCKW’s sind außerordentlich stabile Substanzen, die verhältnismäßig unbehelligt über zehn bis zwanzig Jahre hinweg von Bodennähe in die Stratosphäre hinaufgetragen werden. Durch die ultrakurzwelligen Sonnenstrahlen spalten sich dort die Chloratome ab und zerstören die Ozonmoleküle. EIN Chloratom vernichtet dabei ohne selbst kaputt zu gehen 10.000 Ozonmoleküle und mehr. Die Ozonschicht verhindert jedoch den sogenannten künstlichen Treibhauseffekt (siehe Anhang 2). FCKW wird unter anderem unter den Markenamen FRIGEN (Hoechst), KALTRON (Kali-Chemie), FREON (Du Pont) vertrieben. Man unterscheidet hier "weiche" (teilhalogenierte) und "harte" (vollhalogenierte) FCKW. Letztere sind u.a.:
F11 Trichlorfluormethan
Lebensdauer 60 Jahre
F12 Dichoridfluormethan
Lebensdauer 120 Jahre
F113 1,1,2-Trichlor-1,2,2-Trifluorethan
Lebensdauer 90 Jahre
F114 1,2-Dichlor-1,1,2,2-Tetrafluorethan
Lebensdauer 200 Jahre
F115 Chlorpentafluorethan
Lebensdauer 400 Jahre
Die vorgenannten
Stoffe werden als Kühlmittel oder als Aufschäummittel oder Treibgas
eingesetzt.
Aber auch die weichen
FCKW gefährden die Ozonschicht und auch die Ersatzstoffe wie das Kühlmittel
R 134a (FKW) tragen direkt zur Aufheizung der Atmosphäre bei.
27% Blähmittel, Schaumtreibmittel
Aus den Zschopauer
Motorenwerken J.S. Rasmussen wurde 1926 ein Zweigwerk in Scharfenstein
ausgegliedert, welches sich auf die Produktion von Kleinkühlgeräten
konzentrieren sollte; eine Marktlücke, die bislang von amerikanischen
Herstellern beherrscht wurde. Nach anfänglicher Lizenzproduktion wurden
bereits auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1929 erste eigene Produkte
vorgestellt und verhalfen dem Firmenzeichen DKW-Kühlung zu
Bekanntheit (siehe Anhang 4). 1931 gründete sich hieraus die Deutsche
Kühl- und Kraftmaschinen GmbH, die Kühlgeräte und Verbrennungsmotoren
fertigte, die aufgrund der Qualität und Zuverlässigkeit im In-
und Ausland Anklang fanden. Der erste Kühlschrank mit eingebautem
Kältesatz wurde 1933 vorgestellt. Die Firmengeschichte schweigt sich
über die Zeit von 1933-45 aus, jedoch kann davon ausgegangen werden,
daß für die Rüstung Motoren und Fahrzeugteile produziert
wurden. 1946 begann die Firma als VEB dkk Scharfenstein wieder mit
der Fertigung von Kompressoren und 1950 mit der Serienproduktion von Haushaltskühlgeräten.
Mit steigenden Stückzahlen wurde 1955 ein Werk in Niederschmiedeberg
errichtet und 1983 und 1988 kamen zwei weitere Fabriken hinzu.
Nach der Wende suchte
die Treuhandanstalt vergeblich einen Käufer für die dkk und ordnete
schließlich die Liquidation an. Aus nackter Existenzangst entstand
aus Kontakten mit Greenpeace und dem Hygiene Institut Dortmund der erste
FCKW freie Ökokühlschrank. Im November wurde die dkk von der
FORON GmbH, hinter der ein britischer (Egit - East German Investment-Trust)
und kuweitischer Investmentfond stehen, aufgekauft, die jedoch das Unternehmen
wieder veräußern wollten. Interessenten wie Samsung und der
türkische Hersteller Koç traten kurz vor Unterschriftsreife
urplötzlich wieder zurück; auf Druck von Bosch-Siemens wird hinter
vorgehaltener Hand vermutet. Im März 1996 wurde Konkurs angemeldet
und aus der Konkursmasse heraus fand die Kühlschrankproduktion im
Dezember 1996 in der niederländischen ATAG Kitchen Group einen Käufer,
der 100 der 230 Mitarbeiter fest und 75 zunächst befristet übernimmt.
Trotz schwieriger Lage wurden von August bis November mehr Geräte
als erwartet verkauft. Für 1997 rechnet die Unternehmensleitung mit
einem Umsatz von 40 Mio. DM.
Anhand des unten abgebildeten Kreislaufes beschrieben: Das flüssige Kältemittel gerät in den Verdampfer und entzieht dem Innenraum Wärme (kühlt). Der nun gasförmige Stoff wird im Verdichter unter hohem Druck wieder verflüssigt und gibt die dabei entstehende (dem Innenraum entzogene) Wärme nach außen ab. Das Drosselorgan mindert den Druck und gibt die Flüssigkeit erneut in den Verdampfer.
Wichtig für die Gesamteffizienz ist weiterhin die Dämmung und der Stromverbrauch des Kompressors. Aufmerksam auf dkk wurde Greenpeace unter anderem, weil die sächsische Firma als eine der ersten auf FCKW’s in den Dämmschäumen verzichtete.
Im Juli 1990 wurde
Greenpeace auf eine Veröffentlichung zweier Wissenschaftler des Hygiene
Institutes Dortmund aufmerksam. Prof. Harry Rosin und sein Kollege Dr.
Hans Preisendanz vertraten die These, Kühlschränke könnten
völlig ohne FCKW und entsprechender Ersatzstoffe mit einem Propan-Butan-Gemisch
funktionieren. Beide Gase kommen in der Natur vor und gelten als unschädlich;
Einsatz finden sie derzeit als Camping Kochmittel und Feuerzeuggas. Außerdem
wird Propan seit Jahrzehnten als Kältemittel in kommerziellen Großkühlanlagen
eingesetzt, jedoch erst die Mischung mit Butan macht dieses für Kleingeräte
einsetzbar. Die Revolution dieser Entdeckung lang in ihrer Simplizität.
Es wurde keine komplizierte Neuerung vorgeschlagen, sondern schlicht FCKW,
bzw. das FKW R 134a (FCKW Ersatzstoff) durch das obige Gasgemisch ersetzt.
Das neue Kühlmittel wurde auftrags Greenpeace nochmals in einem Hochschullabor
auf seine technische Effizienz erfolgreich getestet
So verblüffend
einfach die Lösung schien, so schwierig war deren Durchsetzung bei
der chemischen Industrie, die gerade ihre Produktionsanlagen für Millionen
auf den Ersatzstoff R134a umgerüstet hatte. Außerdem handelte
es sich um einen künstlich herzustellenden Stoff, der natürlich
auch Lizenzeinnahmen brachte. Aus diesen Gründen wurde die Propan/Butan-Alternative
wider besseren Wissens für technisch ungeeignet erklärt. Druck
konnte daher nur mit einem serienreifen Produkt ausgeübt werden.
Der so entwickelte
Öko-Kühlschrank wird aber nicht nur mit einem umweltfreundlichen
Kühlmittel betrieben. Die Sachsen führten Ende 1993 für
die Beschichtung sämtlicher Außenflächen ein Pulverlackierverfahren
ein, welches ohne Lösungsmittel auskommt und nahezu ohne Abfallprodukte.
Bei einer verbesserten Lackierungsqualität entfallen somit 120 t Abfall
im Jahr.
Andere lösungsmittelhaltige
Lacke wurden ebenfalls durch recyclebare Wasserlacke ersetzt. Auch der
Energieverbrauch der FORON Kühlschränke konnte nach eigenen Angaben
erheblich gesenkt werden. (siehe Anhang 5)
FORON selbst weitete seine Produktpalette aus und ist seit kurzem abermals mit einem innovativen Produkt auf dem Markt; dem runden Designer-Kühlschrank Avantgarde, der Funktionalität mit neuartiger Produktgestaltung vereint.
Positiv bleibt festzuhalten, daß mit Hilfe einer gemeinnützigen, zugegeben sehr mächtigen, Organisation und den Marktmechanismen ein wirtschaftlicher Erfolg mit einem Öko-Produkt erzielt werden konnte. Weiterhin zeigt sich, daß die Verbraucher mit ihrem Votum auch gegen eine eingefahrene Herstellerallianz genügend Marktmacht besitzen, um deren Umwelt- und Produktpolitik zu beeinflussen.
Der Ausstieg aus der FCKW-Produktion ist nicht verfrüht. Immer noch schlummern in Deutschlands Kühltheken und Altgeräten Tonnen des umweltschädlichen Gases und selbst bei vollständiger umweltgerechter Entsorgung wird die FCKW-Belastung der Stratosphäre in den nächsten 15 Jahren weiter ansteigen. Der Stoff benötigt so lange um von der Erdoberfläche hinaufgetragen zu werden.
Die Politik und die Wähler sind aufgefordert weitere Maßnahmen zu ergreifen und ohne bürokratische Hindernisse der deutschen Industrie Umweltschutzpläne vorzuschreiben. Eine sehr große Rolle spielt aber auch die internationale Durchsetzung umweltverbessernder Techniken und Verfahren. Klimakonferenzen sind nur dann sinnvoll, wenn die Beschlüsse von den unterzeichnenden Regierungen auch umgesetzt werden und vor allem, wenn die umweltschädigenden Länder daran überhaupt teilnehmen.
Kirnich; Peter (1996) Artikel: Wunder gibt es im Leben nur einmal Vor drei Jahren machte ein ostdeutsche Kühlschrankhersteller Furore - jetzt sind die Öko-Helden pleite, Artikel aus der Berliner Zeitung (Berlinonline), Berlin
Greenpeace e.V (1991) Broschüre: FCKW Ausstellung, Informationsheft, Hamburg
DER
SPIEGEL(1992) Artikel: Ozonfraß - letzter Akt;
Artikel:
Briten übernehmen Kühlschrank-Firma; Hamburg 1992
Umweltbundesamt (1992) Broschüre: Klimaveränderung und Ozonloch, Renningen
FORON Hausgeräte GmbH (1995) Kühlen und Gefrieren, Programm 1995, Niederschmiedeberg
Walter Schmidt (1994) Ein Kühlschrank macht Karriere, Artikel aus Stern, Hamburg