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INHALT:
1. Die Vergabe
1.1. Die Vergabe der Olympischen Spiele 1936 in Berlin
1.2. Der Olympische Kongress 1930 in Berlin
1.3. Zeittafel

2. Von der Vergabe bis zur Eröffnung der Spiele 1936
2.1. Widerstand der NSDAP gegen die Olympischen Spiele vor der Machtübernahme
2.2. Wechsel der Auffassung mit der Machtübernahme
2.3. Einfluß der Nationalsozialisten auf das Organisationskomitee

3. Olympiastadion und Fackelstaffellauf
3.1. Das Olympiastadion
3.2. Fackelstaffellauf der Olympischen Spiele 1936 in Berlin

4. Die Teilnahme der deutschen Olympia-mannschaft an den Olympischen Spielen 1932 vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise

5. Biographien
5.1. Hans von Tschammer und Osten
5.2. Theodor Lewald
5.3. Carl Diem

1.1. Die Vergabe der Olympischen Spiele 1936 in Berlin
Um die Vergabe der XI. Olympischen Spiele 1936 in Berlin zu beschreiben und näher zu erläutern bedarf es einer kurzen Einführung in die Geschichte der Olympischen Spiele der Neuzeit, welche von Pierre de Coubertin ins Leben gerufen wurden.

Die 1. Olympischen Spiele der Neuzeit finden 1896 in Athen, die II. 1900 in Paris und die III. 1904 in St. Louis. Dieser Reihenfolge mißt Coubertin besondere Bedeutung zu, da sie in seinen Augen "eine Dreieinigkeit" symbolisiert, die "Am Anfang sehr geneigt war, den weltumfassenden Charakter des Werks hervorzuheben."1
Das Berliner Tageblatt meldet 1903, Chicago könne die Spiele nicht ausrichten, so daß Berlin als Ersatzort für die Ausrichtung im Gespräch gewesen zu sein scheint. Dieses wird aber sofort von Graf von Wartensleben dementiert, schließlich richtet St. Louis die Spiele aus.
Die II. Olympischen in Paris nehmen einen eher enttäuschenden Verlauf, worauf hin deutsche IOC-Mitglieder auf dem 4. IOC-Kongreß 1901 in Paris eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen einbringen und zugleich die Vergabe der Olympischen Spiele 1908 an Berlin fordern. Obwohl die Kandidatur von Schweden unterstützt wurde, weigerte sich das Komitee sich allzu früh festzulegen. Auf dem 6. IOC-Kongress in London soll schließlich über die Vergabe entschieden werden, doch Deutschland zieht, nachdem auch Italien sich bewirbt, kurz vor der Abstimmung seine Bewerbung zurück, die Spiele werden letzen Endes nach London vergeben.
Graf von Asseburg ist seit 1905 Vorsitzender des Deutschen Reichsausschusses für die Olympischen Spiele (DRAFOS). Er verfolgt beharrlich das Ziel, die Olympischen Spiele, insbesondere nach der Ablehnung 1908, die Spiele 1912 nach Berlin zu holen. Auf sein und das Engagement seines Vorgängers Willibald Gerhardt hin gibt sich der Reichsausschuß eine Satzung, "in deren §1 es heißt: Der Reichs-Ausschuß für Olympische Spiele hat die Aufgabe, nationale Olympische Spiele im Deutschen Reich zu veranstalten, die Beteiligung an den internationalen Olympischen Spielen vorzubereiten und zu diesem Zweck die Leibesübungen treibenden Korporationen Deutschlands zu gemeinsamer Vertretung zu vereinigen."1 So nimmt an den Spielen in London die größte deutsche Mannschaft teil, zum erstem Mal auch mit Turnern.
Um für die Bewerbung Berlins für die Spiele 1912 den richtigen Rahmen zu bilden, drängt er Coubertin, die 10. Session nach Berlin zu legen. Dieses gelingt ihm auch und so soll unter der Schirmherrschaft des Kaisers und mit prächtigen Empfängen und Einladungen, der 10. IOC-Kongreß vom 27. Mai bis zum 2. Juni 1909 in Berlin abgehalten werden. Von der Asseburg stirbt aber am 31. März und so übernimmt Wartensleben, neben Gerhardt, drittes IOC-Mitglied die weitere Planung für den Kongreß. Am 17. Mai tagt der Reichsausschuß und wählt Staatsminister a.d. Viktor von Podbielski zum Nachfolger von der Assenburg´s und beschließt, auf die Ausrichtung der Spiele 1912 zu verzichten und sich statt dessen für die Spiele 1916 zu bewerben. Am 28. Mai werden die V. Olympischen Spiele nach dem Verzicht einstimmig an Schweden (Stockholm) vergeben.
In Deutschland wird der Rückzug zwar kritisiert, aber man begnügt sich mit der Aussicht, die Spiele 1916 veranstalten zu können, Coubertin zeigt sich in den nächsten Jahren als Unterstützter einer deutschen Kandidatur.
Da das Internationale Olympische Komitee die VI. Spiele noch nicht endgültig vergeben hat, bewerben sich eine Vielzahl von Städten. So erst Ende 1910 auch Cleveland (Ohio). Weiterhin melden sich Ungarn (Budapest), Ägypten (Alexandrien) und Kanada. In Deutschland ist man sich allerdings der Ausrichtung sicher. Am 4. Juli 1912 beginnt in Stockholm die 14. Session des IOC. Es bewerben sich schließlich nur noch Budapest und Berlin, doch aufgrund der älteren Ansprüche Berlins zieht auch Budapest letzten Endes seine Bewerbung zurück. Berlin wird somit einstimmig für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 1916 gewählt.2
Im weiteren Verlauf spielt Theodor Lewald, 1904 zuständiger Reichskommissar, eine wichtige und bestimmende Rolle. Er läßt der Olympiamannschaft die Hilfe des Reiches zukommen und macht Reichsmittel für die Durchführung der Olympischen Spiele 1916 flüssig. Der 1. Weltkrieg verhinderte allerdings die Durchführung der Olympischen Spiele, so daß Berlin als Olympiastatt auch weiterhin ein Wunsch bleibt.
Lewald wird zum Staatssekretär befördert und 1919 zum Präsidenten des Reichsausschusses für Leibesübungen (DRA) gewählt, dessen Posten er bis 1933 bekleidet.
1920 und 1924 ist Deutschland nicht zu den Olympischen Spielen eingeladen, doch wird Lewald auf Antrag Coubertins in das IOC aufgenommen und 1926 in dessen Exekutivkomitee gewählt.
Bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam darf Deutschland zum ersten mal nach dem verlorenen Krieg wieder an Olympischen Spielen teilnehmen und belegt gleich hinter den USA in der inoffiziellen Nationenwertung den zweiten Platz.
Lewald engagiert sich ebenfalls für Olympischen Spiele in Deutschland und fängt bereits 1927 an systematisch auf Olympischen Spiele in Berlin hinzuarbeiten. Es ist leicht verständlich das nach den mehrmaligen Bewerbungen die Olympischen Spiele 1936 um jeden Preis endlich in Berlin stattfinden sollen. So bewegt er Graf de Baillet-Latour dazu, daß das IOC seine 28. Plenartagung und den Olympischen Kongreß vom 22. bis 30. Mai 1930 in Berlin abhält (Abschnitt II).2
Der Kongreß bietet die gewünschte Gelegenheit Deutschlands Wunsch um eine Austragung der Olympischen Spiele 1936 vorzutragen. Neben Berlin hatten sich auf der Tagung auch Alexandria, Helsinki, Köln, Nürnberg, Rom Budapest, Barcelona, Buenos Aires, Dublin und Frankfurt am Main beworben. Nach innerdeutscher Absprache sprangen dann allerdings Köln, Frankfurt am Main und Nürnberg zugunsten Berlins ab. Rom und Budapest traten ebenfalls zurück um ihre Kandidatur für spätere Olympische Spiele anzumelden. Ablauf und Rahmen des Kongresses sind äußerst präzise geplant und bringen den erwünschten Erfolg. Die Hoffnung die man in den Kongreß gelegt hat werden erfüllt - die Gäste in Berlin sehen große Ruder-Aufahrten und Präsentationen von Sportanlagen. Man sieht der nächsten Sitzung des IOC in Barcelona mit Ruhe entgegen und beginnt in sicherer Voraussicht, die XI. Olympischen Spiele anzuvertraut zu bekommen, mit den Vorbereitungen und Umbauten.
Das IOC tritt vom 25. bis 27. April 1931 zu seiner nächsten Sitzung in Barcelona zusammen. Dort ist allerdings gerade die Revolution ausgebrochen, so daß die spanischen Mitglieder, aus Gefahr für ihr Leben nicht anwesend sein können, auch die Zahl der übrigen Teilnehmer ist gering. Neben Berlin, war Barcelona einziger echter Konkurrent um die Spiele. Die Stadt bot durchaus mit ihrem neu errichteten Stadion gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Durchführung der Olympischen Spiele. Lewald weißt nachdrücklich auf die Vorzüge Berlins gegenüber Barcelona, unter Vorlage der Umbau-Planungen des Grunewald-Stadions und unter besonderer Betonung der schon für 1916 verliehenen Spiele, hin. Nicht unerwähnt läßt er auch den zu erwartenden Besucherstrom, der in Barcelona, welches weniger günstig gelegen ist, weder an Aktiven, noch an Zuschauern zu erwarten ist.3
Die geheime Abstimmung ergibt eine Mehrheit für Berlin. Aufgrund der geringen Zahl der Anwesenden Mitglieder schlägt allerdings der Präsident des IOC Graf Baillet-Latour vor, mit Zustimmung der beiden deutschen Vertreter, die nicht erschienenen um telegraphische Abstimmung zu bitten. Nach erneuter Auszählung ergeben sich 43 Stimmen für Berlin als Ausrichtungsort, während nur 16 Stimmen auf Barcelona entfallen, 8 Stimmberechtigte erhalten sich der Abstimmung.
Am 13. Mai 1931 teilt Graf Baillet-Latour die Vergabe der XI. Olympischen Spiele an die Stadt Berlin mit.

1.2 Der Olympische Kongreß 1930 in Berlin:3 5
Das Thema des Kongresses war offiziell gefaßt als: "Änderung im Olympischen Reglement"2. Es nahmen 125 Teilnehmer aus 34 Ländern darunter 31 IOC-Mitglieder, 53 Delegierte von 29 NOKs und 41 Delegierte internationaler Fachverbände. Schirmherr war Reichspräsident Paul von Hindenburg. Das Präsidium des IOC bildete Graf Henri de Baillet-Latour während Dr. Theodor Lewald Vorsitz des Organisationskomitees war. Neben der Diskussion über die Amateurproblematik diente der Kongreß aber vor allem der Werbung für Berlin als Olympiastadt.
Der Olympische Kongreß wird am 25. Mai 1930, in der Aula der Friedrich-Wilhelms-Universität eröffnet. In der Eröffnungsfeier dankt der Präsident des IOC Graf de Baillet-Latour "ganz besonders für die wertvolle Unterstützung, die es uns durch die Vorbereitung für diese Tagung leistet." Am gleichen Abend gibt die Stadt Berlin ein Bankett im Rathaus. Bei dieser Gelegenheit wird die Einladung von dem zweiten nach dem Olympischen Protokoll notwendigen Träger, der Stadt Berlin wiederholt.
"Der Magistrat der Stadt Berlin gibt sich die Ehre, das internationale Olympische Komitee ergebenst einzuladen, die XI. Olympischen Spiele im Jahre 1936 in Berlin abzuhalten."6 Heißt es in der Einladung der Stadt Berlin zur Durchführung der Olympischen Spiele in Berlin an das internationale Olympische Komitee in Lausanne. Eingebunden ist die Einladung in eine illustrierte "Werbe"-Schrift. Die Stadt wirbt im Rahmen des Olympischen Kongresses hiermit für Berlin als Olympiastadt und erwähnt ausdrücklich die Vorzüge der deutschen Olympiastadt, sowie die Tatsache, daß Berlin bereits 1916 vorgesehen war. "Die Hauptstadt des deutschen Reiches, ist infolge ihrer außerordentlich günstigen, zentralen Verkehrslage und als Hauptsitz der Reichs- und Staatsbehörden besonders geeignet, dem hohen Feste der internationalen sportlichen Kämpfe einen würdigen Rahmen zu verleihen. Die vorhandenen zahlreichen Übungsstätten sportlicher Art,... bieten vorzügliche Gelegenheit zur Durchführung aller sportlichen Spiele und Kämpfe."6 Heißt es bereits in der Einladung und im folgenden wird mit ausführlicher Dokumentation der Sportstätten und der "ungeheuren Zahl aktiv Sport Treibender" kein Zweifel daran gelassen, daß, "wenn man es wagen wird, die Olympischen Spiele nach Deutschland zu verlegen, so wird man erstaunen über die Wucht und die Wärme der inneren Beteiligung, mit der unsere Bevölkerung sie aufnehmen und verfolgen wird"6. (Dr. W. von Drygalski, Stadtmedizinalrat von Berlin). Die ganze Schrift ist aufwendig gestaltet und umschließt neben Äußerungen aller führenden deutschen Persönlichkeiten, welche an der Planung der Olympischen Spiele beteiligt sind, eine Vielzahl von Photos und Auflistungen von Größe der Sportstätten und Erwähnungen der Anzahl von aktiven Sportlern in den einzelnen Verbänden.
Neben den in den folgenden Tagen folgenden Sitzungen des IOC sind im Programm des Kongresses eine Reihe von Demonstrationen der Stadt und ihrer Vorzüge. So "Dampferfahrt nach Grünau zur Auffahrt der Vereine des Deutschen Ruderverbandes", "Sportlich-gymnastische Vorführung", "Rundfahrt zur Besichtigung der Spielplätze und Sportanalgen der Stadt Berlin"4, sowie die Besichtigung des Flughafens Tempelhof. Für die anwesenden Damen gibt es ein Extra-Programm.
Die Demonstrationsveranstaltungen brillieren durch ihre perfekte Organisation und die Masse an Sportlern, so daß die Teilnehmer des Kongresses einen bleibenden positiven Eindruck, wie gewünscht, mit nach Hause nehmen.
Carl Diem drückt es so aus: "Was die Gäste in Berlin sahen, spricht für sich - vom ersten Tage, an dem sie die Ruder-Auffahrt von 2000 Booten auf dem Grünauer Regatte-Gelände miterlebten, bis zum Schlußtee, der ihnen auf den Rasenflächen des Deutschen Sportforums gereicht wird. Deutschland konnte der nächsten Sitzung des IOC gelassen entgegen sehen."4


QUELLEN:
1 OLYMPISCHE SPIELE 1936 IN BERLIN, REICHSSPORTVERLAG, BERLIN 1936
2 OLYMPIA 1936 IN BERLIN (REICHSSPORTVERLAG), BERLIN 1936
3 VON PARIS BIS BADEN-BADEN, DIE OLYMPISCHEN KONGRESSE 1894-1981, NORBERT MüLLER, SCHORS 1981
4 XI. OLYMPIADE BERLIN 1936, AMTLICHER BERICHT, ORGANISATIONSKOMITEE DER SPIELE 1936, BERLIN 1936
5 BERICHT üBER DEN OLYMPISCHEN KONGREß VON BERLIN 1930, IOC, BERLIN 1931
6 BERLIN, SPORTHAUPTSTADT DEUTSCHLANDS, STADT BERLIN, BERLIN 1931
DIVERSE OLYMPIADOKUMENTATIONEN
1.3 Zeittafel:

1901 Berlin fordert die Vergabe der Olympischen Spiele 1908 an Berlin.

1903 Berlin ist als Ersatzort für die Ausrichtung der Olympischen Spiele im Gespräch.
1906 Die Olympischen Spiele 1908 werden an
London vergeben.
1908 Graf von Asseburg erreicht, daß die 10. Session des IOC in Berlin abgehalten wird.
27. Mai-
2. Juni 1909 Die 10. Session des IOC wird in Berlin
abgehalten. Von der Asseburg stirbt kurz
vorher und Deutschland verzichtet auf die
Ausrichtung der Spiele 1912. Berlin bewirbt sich aber gleich für die Spiele 1916. Die Spiele 1912 finden in Stockholm statt.
1912 In Stockholm beginnt die 14. Session des IOC. Alle Mitbewerber ziehen letzten Endes ihre Bewerbung zurück. Berlin wird einstimmig für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 1916 gewählt.
1914 Der erste Weltkrieg bricht in Europa aus und verhindert die Ausrichtung der Olympischen Spiele.
1920-1924 Deutschland ist aufgrund des verlorenen Krieges zu den Olympischen Spielen nicht zugelassen.
1928 Deutschland nimmt an den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam erfolgreich teil.
22. Mai-
30. Mai 1930 Die 28. Plenartagung des IOC findet in Berlin statt. Neben Berlin bewerben sich eine Reihe anderer, auch deutscher Städte für die Olympischen Spiele 1936. Die deutschen Städte ziehen ihre Bewerbung zu Gunsten Berlins später wieder zurück. Als Hauptmitbewerber bleibt nur Barcelona.
1931 Das IOC tritt zu seiner nächsten Sitzung in Barcelona zusammen. Bei der Abstimmung über die Vergabe der Olympischen Spiele 1936 ergibt sich eine eindeutige Mehrheit für Berlin.
13. Mai 1931 Graf Baillet-Latour teilt die Vergabe der Olympischen Spiele 1936 an die Stadt Berlin mit.

2. Von der Vergabe bis zur Eröffnung der Spiele 1936 in Berlin
2.1. Widerstand der NSDAP gegen die Olympischen Spiele vor der Machtübernahme
(ideologisch)

2.2. Wechsel der Auffassung mit der Machtübernahme

2.3. Einfluß der Nationalsozialisten auf das Organisationskomitee

2.1. Widerstand der NSDAP gegen die Olympischen Spiele vor der Machtübernahme (ideologisch)
Die Haltung der NSDAP gegenüber dem Sport im allgemeinen und den Olympischen Spielen im besonderen, hat sich mit der Zeit stark gewandelt. Anfangs (vor der Machtübernahme), war die Partei eine reine Kampforganisation, die kein ausgeprägtes Verhältnis zum Sport hatte. Desweiteren standen die Olympischen Ideale von Völkerverständigung und Weltfrieden im krassen Gegensatz zur völkisch-rassistischen Ideologie der Nationalsozialisten, die die Olympische Bewegung als "geistige Verirrung" (vgl. Andrea von Hegel: Die Stunde der Propagandisten; Internet) bezeichneten.
Innerhalb der NSDAP und ihren nahestehenden Gruppen gab es, hauptsächlich, drei unterschiedliche Strömungen: Die "Turn- und Sportabteilung" (SA) der NSDAP, die "Deutsche Turnerschaft" (DT) und die Haltung Hitlers zum Sport.
Zum ersten die Sturmabteilung (SA):
Am 12.11.1920 gründete die NSDAP, die SA als "Turn- und Sportabteilung".
Das Hauptaugenmerk der SA lag jedoch nicht auf sportlichem Wettkampf, sondern auf dem Wehrsport, welcher jedoch nicht nur aus Gepäckmärschen und Schießübungen bestehen sollte; auch Boxen und Jiu-Jitsu wurden von Hitler als Inhalte gefordert.
Die SA sah es als erwiesen an, daß internationale Sportereignisse dem deutschen Volk keine verbesserten Beziehungen zum Ausland gewährleisten. Aus diesem Grund forderte die SA, daß der Sport und das Turnen "als Training zum Kampf" aufgefaßt wird und die "Wiederaufnahme des Kampfgedankens" in den Sport einfließt. Das höchste Ziel des Sports ist demzufolge nicht der Erfolg im Wettkampf, sondern die körperliche Ertüchtigung im Hinblick auf eine eventuell kommende kriegerische Auseinandersetzung. Deshalb lehnte die SA die Austragung der Olympischen Spiele zunächst grundsätzlich ab.
Der Völkische Beobachter (VB), die Parteizeitung der NSDAP, äußerte sich dazu 1932: "Neger haben auf der Olympiade nichts zu suchen..." es wäre "eine Schändigung des Olympischen Gedankens ohnegleichen", "die Schwarzen müssen ausgeschlossen werden. Wir erwarten es."
Eine weitere Aufgabe, die der SA von der NSDAP zugedacht wurde, war die Mitgliederwerbung im Bereich des Sports. Sie sollte ein Auffangbecken für die fast 6 Mio. aktiven Mitglieder der bürgerlichen Sportvereine bieten. Die Bedeutung des SA-Sports begrenzte sich jedoch auf die "Wiederaufnahme des Kampfgedankens", mit dem Ziel "des Schutzes von Rasse und Volk" .
Abschließend kann man sagen, daß die SA, die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllte und über den Status einer Miliz- und Schlägertruppe nicht hinauskam.
Die Konjunktur des Sports in der SA fällt in die Zeit, in der sie nicht politisch aktiv als Sturmabteilung
auftrat (Endphase der Weimarer Republik 1926-1930). Die Führung der NSDAP sah auch keinen sportpolitischen Handlungszwang im Bezug auf internationale Sportfeste (speziell die Olympiade 1932 in LA), da man ansonsten das ganze Sportkonzept hätte neu überdenken müssen.
Zweitens die Deutsche Turnerschaft (DT):
Die DT war innerhalb der deutschen Sportlandschaft der älteste und auch größte Sportverband.
Schon 1896 stellte die DT den Olympischen Spielen das Deutsche Turnfest gegenüber. An den Olympischen Spielen solle man "aufgrund ihrer Geschichte" nicht teilnehmen. Der "Selbststolz" gebiete es "internationalen Veranstaltungen so lange fernzubleiben, bis Deutschland wieder volle Achtung und volles Recht genießt, beziehungsweise sich erkämpft hat." (s. "VB" Nr. 88 vom 17.4.1929, Reichsausgabe).
Unter Dominicus (kurzzeitiger Führer der DT, der sofort nach der Machtübernahme zurücktreten mußte), hatte sich die DT, vor 1932 hartnäckig und erfolgreich gegen die Einführung eines "Arierparagraphen" gewehrt. Es ging sogar soweit, daß Turnvereine, die einen solchen Paragraphen eingeführt und somit jüdische Mitbürger diskriminierten, aus der DT ausgeschlossen wurden.
Trotzdem kam es, in der DT, zu einer immer größeren Annäherung an die Volkstum- und Rassepolitik der NSDAP. So wurde das Führerprinzip und das Wehrturnjahr eingeführt und später auch der Ausschluß von Juden und Marxisten beschlossen. Mit der Zeit verstummten auch die Angriffe des "Völkischen Beobachters", der die DT zuvor (bis in das Jahr 1932) als "völlig verjudete DT" bezeichnet hatte (vgl. "VB", Reichsausgabe, 10.10.1931 u. Strickner 1938, 50.).
Ab Juli 1932 kam es in der DT zu einer einseitigen parteipolitischen Aktivierung zugunsten der NSDAP. Der damalige Führer der DT, Edmund Neuendorff, stellte seinen Verband der NSDAP "zur Verfügung" . Damit stellte Neuendorff klar, daß die DT eine Organisation ist, in der, ohne "Juden und Marxisten", ein "neuzeitlichen Geländesport" betrieben wird, und als oberstes Ziel die "Wehrhaftigkeit" hat und somit, in diesem Punkt, ganz mit der Vorstellung der NSDAP übereinstimmte.
Da die DT in Deutschland der älteste und größte Sportverband war, galt sie innerhalb der Sportpolitik als Favorit für die Eingliederung aller anderen Sportverbände nach der Gleichschaltung.
Drittens Adolf Hitler:
Von Natur aus war Hitler der Sport völlig fremd, da er selbst keinerlei Sport ausübte. Ihm fehlte jeglicher Sinn für sportliche Fairneß, Objektivität, Gerechtigkeit und das Anerkennen der Überlegenheit anderer. Trotzdem maß er der körperlichen Ausbildung größte Bedeutung zu.
Die früheste Aussage Hitlers zum Sport datiert vom 24.02.1920. In der Parteiprogrammrede der DAP (Deutsche Arbeiterpartei, Vorgänger der NSDAP), im Münchner Hofbräuhaus, forderte Hitler die "Herbeiführung einer Turn- und Sportpflicht", der als nächste Stufe die Bildung eines Volksheeres folgen solle. Hitler wollte also ein allgemeines-sportliches Ertüchtigungsprogramm einführen, um die Ausbildung zum Soldaten später zu erleichtern. In "Mein Kampf" (S.611) heißt es: "Man gebe der deutschen Nation sechs Millionen tadellos trainierte Körper ,...,und ein nationaler Staat wird aus ihnen,..,in nicht einmal zwei Jahren, eine Armee geschaffen haben." Die körperliche Ausbildung hatte für Hitler sogar einen höheren Stellenwert, als die geistige Erziehung.
Über die allgemeine Forderung im Parteiprogramm hinaus, sind die sportlichen Vorstellungen der NSDAP, nur noch anhand der entsprechenden Aktivitäten der SA und der Publikationen der Parteipresse zu verfolgen. Hitler selbst äußerte sich zu Fragen, die den internationalen Sportverkehr betrafen nicht, da er seine Konzentration ganz dem "eigenen Volkskörper" widmete.
Zusammengefaßt kann man sagen, daß die NSDAP vor ihrer Machtübernahme kein detailliertes Sportprogramm vorweisen konnte. Der Versuch, mit der SA ein Auffangbecken für den bürgerlichen Sport zu schaffen schlug fehl. Insgesamt spielte der Sport und die Sportpolitik innerhalb der NSDAP eine stark untergeordnete Rolle. Das läßt sich damit erklären, daß die NSDAP, als sie noch in der Opposition stand, fast gänzlich von der propagandistischen Nutzungsmöglichkeit des Sports ausgeschlossen war. Das änderte sich mit der Machtübernahme und wird besonders anhand der durchschnittlichen Sportseitenzahlen im "Völkischen Beobachter" (VB) deutlich, die mit der Machtübernahme sprunghaft, von 0,69 (1931) auf 10,32 (1933) anstiegen und ihren Höhepunkt 1936 mit 22,89 Seiten erreichte.
2.2 Wechsel der Auffassung mit der Machtübernahme:
Mit der Machtübernahme am 30.01.1933, trat in der NS-Presse zunächst zu eine Richtungslosigkeit in Bezug auf sportpolitische Themen ein. Der Grund dafür war das Fehlen eines Programms zur sofortigen Gleichschaltung des Sports, da die NSDAP-eigene Sportorganisation, die SA, ihr Ziel, zum Auffangbecken für den bürgerlichen Sport zu werden, nicht erreicht hatte. Andere Bereiche der Wirtschaft (Wirtschaftsverbände 25.03.33) und des sozialen Lebens (Lehrer 09.04.33) wurden sehr viel schneller gleichgeschaltet. In den Sportverbänden kam es erst am 10.05.33, durch v.Tschammern und Osten, dazu. Dieses lange Zögern läßt sich nur auf das Desinteresse Hitlers am Sport zurückführen. Die Eingliederung des bürgerlichen Sports in die Sportorganisation der NSDAP war unterdessen unmöglich geworden, da sie zu offensichtlich gegen die Bestimmungen des Versailler Vertrags (Verbot jeglichen Wehrdienstersatzes) verstieß.
Hinsichtlich der Austragung der Olympischen Spiele 1936 hatte sich die Haltung der NSDAP schon 1932 zu ändern begonnen. Ein Grund dafür waren die Olympischen Spiele 1932 in Los Angeles, bei der das deutsche Team in der Mannschaftswertung den zweiten Platz belegte. Schon damals wurden die ungeheuren propangadistischen Möglichkeiten von der NSDAP erkannt, die bei einer Austragung der Olympischen Spiele genutzt werden könnten. Da dem Sport, im allgemeinen, eine friedensstiftende und völkerverbindende Wirkung zugeschrieben wird, eignete er sich für die Nationalsozialisten hervorragend zur Tarnung ihrer wahren Ziele. Der Sport wurde zur "Friedenspropaganda und Tarnung der Aufrüstung" (vgl. Sywottek: Mobilmachumg für den totalen Krieg. Opladen 1976, 49-53) mißbraucht und als "Erziehung zum Kampf" (vgl. Jacobsen: Vortrag auf der Recklinghäuser Fachtagung "Sport im nationalsozialistischen Deutschland". Recklinghausen, 28.05.1983, 430 f.) genutzt.
Lewald war der erste, der sich nach der Machtergreifung wieder auf die Olympischen Spiele konzentrierte. Der Vorsitzende des Organisationskomitees bat Hitler um eine Audienz um mit ihm über die Finanzierung der Spiele zu reden. Obwohl Hitler zu der Zeit andere wichtigen Probleme hatte (27.2. Reichstagsbrand, 5.3. Reichstagswahlen, 23.3. "Ermächtigungsgesetz") empfing er Lewald am 16. März. Dabei wiederholte Hitler sein grundsätzliches Einverständnis, lehnte aber gleichzeitig den von Lewald angebotenen Ehrenvorsitz im Olympischen Komitee ab.
Trotzdem waren nun, durch Hitlers Zustimmung zu den Olympischen Spielen, keine gravierenden finanziellen Probleme mehr zu erwarten. Auch der Widerstand aus den Reihen des völkischen Turnens und der SA war mit der Zusage der Wind aus den Segeln genommen.
Durch diese Zusage, entschied sich Hitler also endgültig gegen die DT und ihren Wehr- und Breitensport, zugunsten einer einmaligen Propagandamöglichkeit; bei der dem Ausland das "wahre Gesicht Deutschlands" gezeigt werden könne. Mit den Olympischen Spielen wollte er aller Welt vor Augen führen, daß Deutschland unter seiner Führung ein friedliebendes, sozial und wirtschaftlich aufstrebendes Land sei.
Durch die Kehrtwende, in der Haltung zu Olympia, kam es zu einer sportpolitischen Konfrontation mit dem völkischen Turnen und dem Hochschulsport. Beide hielten noch immer an einer Nichtteilnahme fest. Begründet wurde diese Ablehnung, durch die Feststellung, "daß es die erste Pflicht des deutschen Sports (sei), dem deutschen Volk gegenüber seine Pflicht zu tun..." ("Erst Volk, dann die Welt". "Der Angriff". 1.2.1933)
Folglich war die allgemeine Auffassung in den Reihen des völkischen Turnens, daß die nationale Wehrertüchtigung Vorrang vor dem internationalen Wettkampfsport haben müsse.
Um aus ihrer früheren isolierten Haltung herauszukommen versuchten die Nationalsozialisten durch internationale Sportbegegnungen wieder Anschluß an das Ausland zu bekommen. Damit hatten sie auch (bis auf wenige Ausnahmen) Erfolg, und so wurde im Bereich des Sports, im Gegensatz zur sonstigen internationalen Isolation, eine gewisse Normalität geschaffen. Der Sport war folglich für die neue Regierung eines der wenigen Foren, sich auf internationaler Ebene zu präsentieren. Aus diesem Grund wurde dem Olympischen Kongreß in Wien auch das (Schein)Zugeständnis gemacht, keine Deutschen Sportler auszuschließen und die Olympischen Vorschriften einzuhalten. Das IOC hatte zuvor von Lewald verlangt, die Einhaltung der Olympischen Regeln schriftlich von der nationalsozialistischen Regierung bestätigen zu lassen. Mit dem entsprechenden Schreiben ging Lewald auch zu Hitler, der es als eine Zumutung bezeichnete und eine solche Bestätigung ablehnte.
Daß dennoch eine solche Erklärung zustandegekommen ist (Hitler erfuhr erst im August 1933 davon), läßt sich auf gewisse Spielräume zurückführen, die Hans Pfundtner (Staatssekretär im RMdI), der die Erklärung unterzeichnete, hatte. Es ist wahrscheinlich, daß Pfundtner diese weitgehende Konzession aus einer außenpolitischen Situationsanalyse Hitlers, vom 24.05.1933 ableitete. In dieser Situationsbesprechung erklärte Hitler, daß Deutschland sich in einer "weltpolitischen Isolation" (s. Chefbesprechung in der Reichskanzlei vom 24.5.1933. BA Rk 43 II/1149.) befinde, aus der es nur einen Ausweg gibt, wenn "die Stimmung im Ausland" sich verbessert.
Im Ausland wurde die Wiener Erklärung als deutsches Nachgeben interpretiert und erfüllte so ihren Zweck. An eine Verwirklichung der Erklärung dachte man nicht einmal.
Mit der Losung "Olympia -- eine nationale Aufgabe", die von Propagandaministers Göbbels und Innenminister Frick ausgegeben wurde, bereitete man das deutsche Volk auf die Olympischen Spiele, wunschgemäß vor. Um die gesamte Propaganda zu koordinieren wurde eigens ein Olympia-Propaganda-Ausschuß gegründet. Dieser veröffentlichte eine 26 bändige Heftreihe, in der die verschiedenen Sportarten vorgestellt wurden. Außerdem wurden "Reichs-Sportwerbewochen" abgehalten, in jedem größeren Ort wurden Olympia-Werbeausschüsse einberufen um alle sportinteressierten Bewohner für Werbeveranstaltungen zu erfassen. Desweiteren wurde mit allen möglichen Plakaten, Filmen, Prospekten, Diavorträgen und sogar mit einer Olympiazeitung im In- und Ausland für die Spiele in Berlin geworben. Ein besonderer Erfolg war eine fahrbare Olympiaausstellung, die in fast 100 Städten zu sehen war.
Die Verlogenheit des ganzen NS-Systems zeigte sich in der Skrupellosigkeit, mit der die Nationalsozialisten, das Ausland von den wahren Zuständen in Deutschland ablenkten. So wurde z.B. angeordnet, daß alle Schilder mit der Aufschrift "Juden raus" entfernt werden müssen, um insbesondere die USA über eine fortwährende Diskriminierung und Verfolgung der Juden zu täuschen. Oberflächlich entstand der Eindruck, von einem ordentlichen, sauberen, zivilen Deutschland. Doch während die NS-Regierung das "Weltfriedensfest" feierte, entstand nahe Berlin bereits das Konzentrationslager Sachsenhausen (ganze Passage bezieht sich auf Andrea Hegel: Die Stunde der Propagandisten, Internet).

2.3. Der Einfluß der Nationalsozialisten auf das Organisationskomitee der Olympische Spiele
Die wesentliche Vorraussetzung für eine erfolgreiche Austragung der Olympischen Spiele in Deutschland war die personelle Kontinuität im Organisationskomitee. Um diese Kontinuität sicherzustellen mußten Diem und insbesondere Lewald (er war Halbjude), das NS-Regime davon überzeugen, daß sie selbst unersetzlich sind und die Olympischen Spiele eine sehr große, politisch-propagandistische Bedeutung besitzt. Da aber Diem über ein sehr großes Fachwissen verfügte und Lewalds exzellente Beziehungen zum Ausland unabdingbar waren, konnten die Nationalsozialisten nicht auf sie verzichten. So sah Hitler sich dazu veranlaßt am 04.04.33 zu verordnen, "...daß weitere Angriffe gegen Exzellenz Lewald in der nationalsozialistischen Presse unterbleiben" (s. Vermerk Lammers "nach Vortrag beim Herrn Reichskanzler", 4.4.1933. BA Rk 43 II/729) sollen. Lewald war zuvor wiederholt von der Presse aufgrund seiner "Abstammung" angegriffen worden.
Auch im Hinblick auf die Außenpolitik war es notwendig, daß das Organisationskomitee nicht verändert oder gar ganz neu gebildet wurde.
Um dem neuen Reichssportkommisar von Tschammern und Osten an der Vorbereitungen der Olympischen Spiele zu beteiligen mußte sich Lewald etwas einfallen lassen, um die Kontinuität des Organisationskomitees nicht zu gefährden. Er durfte jedoch gleichzeitig nicht vergessen, daß die Olympische Charta auf keinen Fall verletzt werden durfte. Um dies zu gewährleisten, griff Lewald zu einer List. Er übertrug v. Tschammern und Osten kurzerhand die Leitung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK). Damit wurde v. Tschammern automatisch (nachträglich) zu einem Mitglied des OK, ohne die Olympische Charta zu verletzen. Durch diesen raffinierten Schachzug bekam v. Tschammern die direkte Kontrolle über die Nominierung der deutschen Sportmannschaft (sie oblag traditionell dem Leiter des NOKs) und er gab ihm auch die Möglichkeit sich auf der Olympischen Plattform aufzutreten. Zunächst war v. Tschammern allerdings mit anderen Problemen (wie mit der Neuordnung des deutschen Sports) so stark beschäftigt, daß er sich nicht näher mit dem NOK beschäftigte.
QUELLE:
"NATIONALSOZIALISTISCHE LEIBESERZIEHUNG" - HAJO BERNETT
"INTERNATIONALE SPORTPOLITIK IM DRITTEN REICH" - HANS JOACHIM TEICHLER
"OLYMPISCHE SPIELE 1936 - PROTESTE UND BOYKOTTBESTREBUNGEN" - REGINA BLEIß

3.1. Das Olympiastadion



Nach der Vergabe der Olympischen Spiele an Berlin 1936,stellte sich die Frage nach einem standesgemäßen Rahmen zur Durchführung der Spiele. Hierzu war vor allen Dingen ein großzügiges Stadion mit vielen Zuschauerplätzen von Nöten. Dabei dachte man zunächst daran, das 1913 von Otto March errichtete Grunewaldstadion zu benutzen, das eigentlich für die Olympischen Spiele 1916 vorgesehen war, die aber wegen des 1.Weltkrieges nicht stattfinden konnten. Doch nachdem alle Modernisierungsvorschläge in Betracht gezogen worden waren, kam man zu dem Entschluß, daß das Grunewaldstadion kein würdiger Rahmen zur Präsentation des "Neuen Deutschlands" vor der Welt sei. Als Adolf Hitler im Oktober 1933 die Pläne und das Gelände besichtigte, forderte er ein neues Stadion von einzigartiger Weite, Übersichtlichkeit und Landschaftsverbundenheit, und erteilte dem Architekten Werner March den Auftrag für die Erstellung des Reichssportfeldes. Im April'34 begannen dann die Bauarbeiten für das Reichssportfeld unter der Leitung von Werner und Walter March. Das Bauprogramm des Reichssportfeldes umfaßt folgende Einrichtungen:
- Das Olympiastadion mit 65000 Sitzplätzen, 35000 Stehplätzen, Raum für moderne Nachrichtenübermittlung, Garderoben für alle 52 Nationen, Sonderlogen für den Führer und die Reichsregierung sowie für das Olympische Komitee, ein Fußballfeld (70*105m), eine 400-Bahn, breite Zugangstreppen und ebenerdige Tunneleingänge für große militärische Einmärsche
- Das Maifeld als Stätte für propagandistische Kundgebungen
- Das Schwimmstadion mit 7600 Zuschauerplätzen (für Olympia auf 16000 Plätze erweiterungsfähig), separates Sprung- (20*20m) und Schwimmbecken (50*20m). Das Schwimmstadion sollte nach den Olympischen Spielen ein ständiges Erholungsgebiet für die Bevölkerung sein.
- Das Hockeystadion mit 8500 Plätzen (Olympia: 16150)
- Das Tennisstadion mit 1530 Plätzen
- Der Reiterplatz mit Dressurfeld (20*60m) und Reithalle (50*20m)
- Die Freilichtbühne für 20000 Zuschauer; geeignet für Schauspiel, Oper, Musikfeiern und Kundgebungen.
- Die Reichsakademie für Leibesübungen mit Turnhaus (4 Turnhallen, 5 Gymnastiksäle, Schwimmhalle für 1000 Zuschauer, Dampf- und Heißluftbäder, Massage- und Ruheräume), Freiluftschwimmbecken, Bücherei, Unterkunftshaus für 280 Studenten und Kursisten, 2 Speisesäle, einem Kasino und einem Ärztehaus
- Das Haus des Deutschen Sports als zentraler Verwaltungssitz
- Die Hauptgaststätte für 5000 Gäste
All diese Einrichtungen wurden in Anlehnung an das antike Bild Olympias geschaffen und der Vergleich mit dem alten Griechenland war gewollt.

Außer dem eigentlichen Bauwerk waren viele andere Komponenten, wie zum Beispiel das Gelände, die Verkehrsanbindung und die Lage sehr wichtig.
Das Reichssportfeld liegt auf einem Hochplateau im Westen von Berlin und ist von einem Grüngürtel umgeben. So ist es sehr gut in die Natur eingebettet und fernab von jeglicher Industrie, was gesundheitliche Vorteile für die Athleten und Zuschauer mit sich bringt. Außerdem war durch die höhere Lage die weite Sichtbarkeit des Feldes garantiert, was von höchster Wichtigkeit war.

Die Verkehrsanbindung mußte so angelegt sein, daß bei Kundgebungen, wie zum 1.Mai, bis zu 700.000 das Feld erreichen konnten und die verkehrliche Abwicklung ohne größere Probleme zu bewältigen war.

Dafür gab es drei Hauptausfallstrassen, von denen 7 Zufahrtstrassen zum Stadion hinführten. Außerdem standen 8.000 Parkplätze zur Verfügung. Des weiteren gab es 2 S-Bahn-Stationen und eine U-Bahn-Station, die eine 2-minütige Zugfolge ermöglichte.
Das Olympiastadion selber hatte die Grundform eines Ovales und erinnerte, wie schon angesprochen, sehr stark an die antike Form der Amphitheater. Dichte Nähe der Zuschauer und ein sehr großes Fassungsvermögen hatten absolute Priorität. Bei einer Zuschauerkulisse von 100.000 Menschen ist daher aber auch erforderlich, daß ausreichend Auf- bzw. Abgänge vorhanden sind, um ein geordnetes Verlassen des Stadions nach dem Ende der Veranstaltung zu gewährleisten und Stauungen zu vermeiden. Das Bauwerk ist in Ober- und einen Unterrang geteilt. Dazwischen liegt ein innere Säulengang rund ums Stadion, wo sich Sanitätsstellen, Postamt und Erfrischungsräume finden. Darüber hinaus, gibt es eine Tribüne für die Presse, das Olympische Komitee und die Reichsregierung. Im Westen des Stadions befindet sich ein 25m breiter Einschnitt, in dem sich das Marathontor mit Olympischem Feuer, Siegertafeln und Olympischer Glocke befindet. Das Baumaterial für Wände und Pfeiler besteht aus fränkischem Muschelkalk.
Das Olympiastadion gilt als die Vollendung eines Lebenstraumes von Werner March und versucht die Ideale seiner nationalsozialistischen Gesinnung darzustellen.
QUELLE:
WERNER MARCH, BAUWERK REICHSSPORTFELD, DEUTSCHER KUNSTVERLAG BERLIN 1936
3.2. FACKELSTAFFELLAUF DER OLYMPISCHEN SPIELE 1936 IN BERLIN

Alle vier Jahre im Frühjahr wiederholt sich in den Ruinen des griechischen Olympia eine Zeremonie, die den Beginn der Olympischen Spiele ankündigt: Das Olympische Feuer wird entzündet, und der erste Läufer des Fackellaufs macht sich auf den Weg. Heute ist weitgehend in Vergessenheit geraten, daß dieser Lauf erst 1936 eingeführt wurde.

Wer der tatsächliche Urheber dieser Idee war, ist unklar; meist wird der Generalsekretär des deutschen Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Carl Diem, genannt. Er hatte schon 1930 die Teilnehmer des IOC-Kongresses in Berlin mit einem Staffellauf Potsdam-Berlin beeindruckt (Olympische Spiele, Juni 1935, S. 6). Der Amtliche Bericht der Spiele von 1936 nennt als Anreger der Idee allerdings einen Mitarbeiter des Propagandaministeriums, der 1934 einen Staffellauf vorschlug; diese Anregung habe Diem zu einem Fackellauf erweitert. (Amtlicher Bericht, S. 58). Er bezog sich dabei auf ein antikes Relief im römischen Palazzo Colonna, das einen Fackellauf von Eroten darstellt, die mit ihren Bogen Liebespfeile abschießen und mit ihren Fackeln die Liebesglut entfachen. Dieses Motiv wurde nun umgedeutet als eine antike Fackelstaffette, die das Feuer zum Altar trug (Bernett 1986, S. 386). Der Fackellauf kombinierte also den klassischen Staffellauf mit dem "heiligen" Olympischen Feuer.
Das "Dritte Reich" verstand sich als wiedererstandenes, vollendetes Griechentum: Die vollkommenen griechischen Körper, die auch eine 1935/36 gezeigte Wanderausstellung "Sport der Hellenen" präsentierte, sollten Vorbild und Verpflichtung, Selbstzucht und Erziehung zur Härte die Tugenden der neuen Deutschen sein. Gleichzeitig wurde der Lauf als völkerverbindendes Element dargestellt, das im In- und Ausland den "Friedenswillen" des Dritten Reiches bekunden sollte.
Der erste Lauf führte durch sieben Länder über eine Distanz von 3.075 Kilometern. Die Strecke war von Mitarbeitern des Propagandaministeriums festgelegt und vermessen worden: von Olympia über Athen, Delphi, Saloniki, Sofia, Belgrad, Budapest, Wien und Prag nach Berlin. Die Firma Krupp hatte die Fackelhalter kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf dem Schaft wurden die Strecke des Laufes und die Worte "Als Dank dem Träger" eingraviert. Die Spitze der Fackel bestand aus Magnesium, das ungefähr 10 Minuten lang brannte. Alle 3.400 der von den NOK der sieben Länder ausgewählten Fackelläufer erhielten neben dem Fackelhalter auch eine Urkunde.
Begonnen hatte der Fackellauf mit einer "Weihestunde" zwischen den Ruinen des antiken Olympia. Am 20. Juli 1936 um 12 Uhr mittags entfachten 13 Mädchen in antik gehaltenen Gewändern mit einem von Zeiss/Jena hergestellten Hohlspiegel eine Flamme. Nach feierlichen Ansprachen entzündeten sie damit das Olympische Feuer auf einem Altar. Der Erzbischof von Tripolis segnete die Flamme, und der erste griechische Läufer entflammte seine Fackel am Altarfeuer. Die Zeremonie wurde vom Reichsrundfunk übertragen, und zeitgleich fand vor dem Berliner Rathaus eine Feierstunde statt. Die nationalsozialistische Propaganda inszenierte diese festlichen Akte, um zu demonstrieren, mit welcher Ernsthaftigkeit sich das "Dritte Reich" der Olympischen Ideale annahm.
Die offizielle "Olympia-Zeitung" berichtete ausführlich über die verschiedenen Stationen des Laufes. Das deutsche NOK hatte ganze Arbeit geleistet. Vor allem in den Hauptstädten versammelten sich große Menschenmengen, um die Ankunft der Flamme mit Volksfesten und "Weihestunden" zu feiern. Der Ablauf dieser Feste war bis ins Kleinste geplant, sogar die Form des Altars, auf dem das Feuer brennen sollte, war vorgegeben. Die Weihestunden sollten alle nach dem gleichen Muster ablaufen: Reden, Hymnen, Fahnenhissen, Glockenläuten (Bernett 1986, S. 386). Die Begeisterung der Einwohner war nach den offiziellen Berichten überall gewaltig. In dem ungarischen Städtchen Kecskemét, so ein Korrespondent, hatten die Bewohner sogar selbst einen Festakt organisiert (Olympia-Zeitung, Nr. 10). Alle minutiös vorbereiteten Feiern, bei denen die Hakenkreuzfahne natürlich nicht fehlte, boten Gelegenheit, die deutschen Verdienste um die Olympische Idee hervorzuheben. Besonderen Dank erwarteten die Initiatoren des Laufes von den Griechen, weil "diese prachtvolle Zeremonie des

Fackelstaffellaufes nach Berlin die ganze ruhmreiche Vergangenheit der Hellenen wieder aufleben läßt". Mit Recht würden die Griechen "stolz über diese in der ganzen Welt einmütige Würdigung der Leistungen ihrer Vorväter, einige nationale Feiertage durchleben" (Olympia-Zeitung, Nr. 3, S. 58).
Am 29. Juli 1936 erreichte der Staffellauf Wien. Nach den eher folkloristisch geprägten Feiern in den Balkanländern wurde das Olympische Feuer auf dem Heldenplatz mit einer Lichtinszenierung begrüßt, die sogar die deutschen Berichterstatter in Erstaunen versetzte. Es kam aber auch zu Ausschreitungen -- die Urheber waren österreichische Nationalsozialisten, die ihren "Anschlußwillen" kundtaten (Ullrich 1986, S. 83 ff.).
In der Tschechoslowakei stieß die permanente deutsche Selbstinszenierung auf heftigen Protest. Schon vor dem Eintreffen der Fackel hatte das offizielle deutsche Plakat mit der Europakarte Empörung ausgelöst, weil dort Teile des Sudetenlandes dem Deutschen Reich bereits eingegliedert waren. An der Strecke wurde mit Kundgebungen, Flugblättern und Plakaten gegen das Dritte Reich protestiert. In Prag schließlich störten hitlerfeindliche Demonstranten die geplante feierliche Entzündung des Feuers, so daß sogar die Olympische Flamme erlosch (Jahnke, S. 46 f.).
Die Ankunft des Feuers auf deutschem Boden -- am 31. Juli um 11.30 Uhr -- in dem Grenzstädtchen Hellendorf stand dann ungestört im Zeichen des Nationalsozialismus: Hakenkreuzfahnen schmückten die Waldlichtung, auf der die Zeremonie stattfand, SA-Formationen waren aufmarschiert, man sang das Horst-Wessel-Lied. An diese Feier erinnert das Abzeichen in Form einer Margerite.
Am 1. August schließlich traf die Fackel in Berlin ein. Doch bevor der letzte Läufer das Olympische Feuer im Stadion entzündete, machte er halt im Lustgarten. Hier fand eine besondere "Weihestunde" statt: Als Ausdruck dafür, daß die Olympischen Spiele "im Zeichen der Jugend" stehen sollten, hielten rund 20.000 Hitlerjungen eine "Flammenwache". Reichsjugendführer Baldur von Schirach, Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten, Reichserziehungsminister Bernhard Rust und Joseph Goebbels hielten vor den ebenfalls anwesenden Mitgliedern des IOC, des NOK und der Regierung Ansprachen zu Tausenden von Jugendlichen, 40.000 SA-Männern und ungezählten Zuschauern, bevor die Fackel über die "via triumphalis" ins Olympiastadion getragen wurde (Ueberhorst 1986, S. 31). Anschließend brachten Fackelläufer die Flamme zu den Olympischen Wettkampfstätten in Kiel und Grünau. Nach dem ersten Olympischen Feuer, das 1932 in Los Angeles gebrannt hatte, gab es an den deutschen Austragungsstätten für die Dauer der Spiele immerhin vier Altäre mit der "heiligen" Flamme.


4. Die Teilnahme der deutschen Olympia - Mannschaft an den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise


Die Olympischen Spiele in Los Angeles vom 30. Juli bis 14. August 1932 stellten den Beginn des Hochleistungssports dar. Der Olympische Rekord rückte in das Bewußtsein der Menschheit. Zum ersten mal zeichnete sich ab, welche Stellung der Sport im weltweiten Wettkampf würde einnehmen können.
Trotz vieler sich abzeichnender Hindernisse fiel die Entscheidung Los Angeles zum Austragungsort der X. Olympischen Spiele zu machen. Zu diesen Hindernissen gehörten einerseits die geographische Isolation Kaliforniens, die Prohibition und das fehlende Olympische Bewußtsein in der amerikanischen Bevölkerung. Andererseits boten die Depression und die weltweite Wirtschaftskrise eine denkbar schlechte Voraussetzung für das Zustandekommen der Spiele.
Diese wirtschaftliche Krise löste auch eine Diskussion über das Pro und Kontra einer Aufstellung und Entsendung der deutschen Olympia - Mannschaft zu diesen Spielen aus. Der Auslöser der Weltwirtschaftskrise war der Zusammenbruch der New Yorker Börse am 25. Oktober 1929 - dem Tag, der später als der schwarze Freitag in die Geschichte einging. Dieser Zusammenbruch der Börse war eine Folge der verstärkt zunehmenden Spekulationsgeschäfte auf Kreditbasis. So stiegen die Kredite für Börsenmakler und Spekulationsbanken im Zeitraum von Juni 1927 bis Oktober 1929 von 3,5 Millionen Dollar auf 8,5 Millionen Dollar. Nachdem das Spekulationssystem zusammengebrochen war, verloren einige Aktien um bis zu 90 % ihres Wertes, was eine Liquiditätskrise zur Folge hatte.
Ähnlich wie in den USA gesellten sich auch in Deutschland zu den Kreditstörungen Produktionsstörungen und Absatzstörungen. Erst durch den Schock des amerikanischen Börsenkrachs machte die deutschen Krisenherde wirklich akut. Fallende Produktionen und fallendes Einkommen, sowie steigende Arbeitslosenzahlen Erreichten 1932 ihren Höhepunkt. Die Zahl der Arbeitslosen lag im Februar 1932 bei 6,128 Millionen.
Die, als Folge des verlorenen ersten Weltkrieges, von Deutschland zu erbringenden Reparationszahlungen stellten eine weitere finanzielle Belastung dar.
Vor diesem wirtschaftlichen Hintergrund stellte der Generalsekretär des Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen, Dr. Carl Diem im Januar 1932 die aktuelle Frage: " Kann das deutsche Volk im Hinblick auf die finanziellen Aufwendungen die Teilnahme der deutschen Staffel an den Olympischen Spielen in dieser Zeit verantworten?" ( "Warum zur Olympiade?", Ausschnitt aus " Koblenzer Generalanzeiger" vom 25. Januar 1925)
Nach dem ersten Weltkrieg konnten und wollten die Deutschen nicht an den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen und 1924 in Paris nicht teilnehmen. Erst als in der Nachkriegszeit die Olympischen Spiele in einem Land stattfanden, das nicht an dem ersten Weltkrieg aktiv beteiligt war, nahmen die Deutschen 1928 in Amsterdam mit großem Erfolg teil.
Man war bestrebt, diesen sportlichen Erfolg 1932 in Los Angeles zu wiederholen, da sich die Erkenntnis durchgesetzt hatte, daß die Olympischen Spiele für Deutschland nicht nur eine sportliche, sondern auch eine außenpolitische Angelegenheit darstellen.
Die Frage, ob das deutsche Volk es in dieser Zeit wirtschaftlicher Not verantworten konnte, das erforderliche Geld für die deutsche Mannschaft in Höhe von 200.000 Reichsmark auszugeben, wurde von Dr. Carl Diem ausdrücklich bejaht. Da man sich als Ausrichter der Nächsten Olympischen Spiele 1936 in Berlin Einnahmen in Höhe von ca. 10 Millionen Reichsmark erhoffte, konnte auf eine sportliche Repräsentation Deutschlands in Los Angeles 1932 nicht verzichtet werden. ( " Warum zur Olympiade?", Ausschnitt aus "Koblenzer Generalanzeiger" vom 25. Januar 1932)
Um die erforderlichen 200.000 Reichsmark zu finanzieren, mußte jeder Verband für jeden seiner Teilnehmer 1000 Reichsmark zahlen. Außerdem wurden sowohl in Deutschland, als auch in den USA bei deutschstämmigen Emigranten Sammlungen vorgenommen. Für diese Sammlungen wurde in Werbeveranstaltungen stark geworben. Der Rest des benötigten Geldes wurde vom Reich bezuschußt.
Nur für die besten Sportler, die auch Chancen auf Medaillen hatten, wurde das Geld bewilligt. Andere Sportler und zum Teil auch Betreuer der Sportler mußten ihre Kosten selbst tragen. ( Bericht über die Beteiligung Deutschlands an den X. Olympischen Spielen in Los Angeles und den III. Olympischen Winterspielen in Lake Placid 1932)
Die Olympischen Spiele 1936 in Berlin konnten also nur durchgeführt werden, wenn die Deutschen an den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles teilgenommen hatten.
Nachdem man sich für eine Entsendung der Olympia - Mannschaft entschieden hatte, wurde ein Team von 87 Athleten auf die Beine gestellt, welches das zweitgrößte Europas darstellte, da die Weltwirtschaftskrise auch die anderen Nationen stark getroffen hatte. Verantwortlich für die Aufstellung und Ausrüstung der deutschen Mannschaft war der Präsident des Deutschen Olympischen Ausschusses, IOC - Mitglied Theodor Lewald.
Somit wurde die Teilnahme der deutschen Sportler an den X. Olympischen Spielen in Los Angeles zwar stark von der Weltwirtschaftskrise beeinflußt, aber aufgrund anderer Faktoren nicht verhindert.
QUELLEN:
- "WARUM ZUR OLYMPIADE?", AUSSCHNITT AUS "KOBLENZER GENERALANZEIGER" VOM 25. JANUAR 1932
- "BERICHT üBER DIE BETEILIGUNG DEUTSCHLANDS AN DEN X. OLYMPISCHEN SPIELEN IN LOS ANGELES UND DEN III. OLYMPISCHEN WINTERSPIELEN IN LAKE PLACID 1932"
- "100 JAHRE OLYMPISCHE SPIELE DER NEUZEIT", PRO SPORT VERLAG FüR SPORT UND KULTUR
- "GRUNDRIß DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFTSGESCHICHTE", BORCHARDT, K., VANDENHOEK UND RUPRECHT VERLAG, GöTTINGEN 1987
- "DEUTSCHE WIRTSCHAFTSPOLITIK 1918 - 1945", FISCHER, W., 3. AUFLAGE, C.W. LESKE - VERLAG, OPLADEN 1986
- "Das Industrialisierte Deutschland 1914 - 1986", Henning, F.-W., 6. Auflage, UTB Schöningh - Verlag, Paderborn 1988