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1. Einleitung

Während der Kriegsverbrecherprozesse in Nürnberg und Tokio versuchte die Anklage wiederholt eine deutsch japanische Verschwörung gegen die Welt zu beweisen. Der gemeinsame Kampf gegen die Alliierten, sowie der Dreimächtepakt und der Antikominternpakt, den man zusammen geschlossen hatte, schienen diese These zu erhärten. Doch war es wirklich so, daß das arische deutsche Volk sich mit den "gelben" Japanern verschworen hatte? Was verband diese Staaten, daß sie miteinander paktierten, wo doch Japan noch im Ersten Weltkrieg gegen das Deutsche Reich gekämpft hatte? Die deutsche Ostasienpolitik, sofern man sie als geschlossene Politik bezeichnen kann, stellt ein interessantes Beispiel für die Durchsetzung nationalsozialistischer Ideologie in der Außenpolitik dar. Hierbei ist besonders die Rolle des Auswärtigen Amtes interessant, das doch zuvor über lange Zeit für eine Kontinuität gesorgt hatte.

Der Antikomintempakt, der am 25.11.1936 unter großem propagandistischen Aufwand abgeschlossen wurde, hatte das Ziel, den Weltkommunismus einzudämmen. Wurden seine Ziele realisiert oder trafen sich die Interessen Hitlers auf deutscher und der Armee auf japanischer Seite?

Vor allem stellt sich die Frage warum aus diesem Ansatz keine festes Militärbündnis nach alliiertem Vorbild wurde, wo man doch einen gemeinsamen Hauptfeind zu haben glaubte. Zur Untersuchung dieser Fragen bietet sich vor allem der Zeitraum zwischen 1933-1938 an. So lassen sich Berührungspunkte und das Verhalten der Entscheidungsträger dieser zwei Staaten, die beide schließlich den Zweiten Weltkrieg zu verantworten hatten, gut beobachten.
 

2. Zur Vorgeschichte der deutsch - japanischen Beziehungen bis 1933.

Die Anfänge einer engeren deutsch-japanischen Annäherung liegen in der Meiji-Restauration von 1868 begründet. In Japan leitete der durch innere und äußere Probleme erstarkte niedere Feudaladel der Samurai eine politische Erneuerung ein. Dies geschah in erster Linie zur Wahrung der nationale Identität, die sie durch den wachsenden ausländischen Einfluß der "Weißen" gefährdet sahen. Die Herrschaft übernahm eine Oligarchie aus Hofadel, Wirtschaft und Militär. Der bis dahin politisch einflußlose Kaiser wurde wieder formell in seine Rechte eingesetzt und seine nun gottähnliche Stellung zur Ersatzreligion ausgebaut. Diese feudale Führungsschicht stieß auf der Suche nach westlichen Leitbildern auf das von Bismarck dominierte Deutsche Reich, das sie durch die weitgehende Ausschaltung demokratischer Kräfte beeindruckte. Die erste Kontaktaufnahme einer Regierungsdelegation, die im März 1873 Berlin besuchte, verlief hoffnungsvoll. Bismarck sicherte für den Fall deutsche Hilfe zu, daß Japan seine Reformen nach deutschen Prinzipien verfolge. In den folgenden Jahren kam es zu einer weiteren Annäherung. 1879 wurde ein deutscher Generalstabsoffizier in japanische Dienste übernommen, um eine Reorganisation des Militärs einzuleiten. 1885 erfolgt eine japanische Bildungsreform nach deutschem Vorbild und schließlich wurde 1889 die neue Verfassung proklamiert, welche weitgehendst auf der preußischen Verfassung beruhte. Diese Gemeinsamkeiten schufen wichtigen Voraussetzungen, welche die Sonderrollen Deutschlands und Japans förderten.[1]

Zum Bruch der bis dahin ausgezeichneten Beziehung der zwei Länder kam es erst, als sich das Deutsche Reich 1895 an der sogenannten "Triple Intervention" beteiligte, in der es zusammen mit Frankreich und Rußland die Rückgabe der von Japan besetzten chinesischen Liaotung-Halbinsel erzwang und sich darauf selbst das Gebiet von Tsingtau durch militärische Besetzung sicherte. Diese Aktion sollte Deutschland sämtliche politische Kredite in Japan kosten.[2] Japan revanchierte sich 1914 mit der Annexion des Pachtgebietes, nachdem es auf alliierter Seite in den Krieg gegen das Deutsche Reich eingetreten war. Obwohl es während des Krieges mehrere Versuche von deutscher Seite gab, eine Wiederannäherung und den Abschluß eines Sonderfriedens zu erreichen, konnten sich diese Ideen in Japan aufgrund der Englandfreundlichkeit der dortigen Staatsführer nicht durchsetzen. Das traditionell deutschfreundliche Militär hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht genügend Einfluß, um maßgeblich einzugreifen. Nach dem Ersten Weltkrieg, kam es jedoch mangels gemeinsamer Streitpunkte im fernen Osten bald wieder zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen und erster wirtschaftlicher Kontakte.

Am 18. September 1931 nahmen in der Mandschurei stationierte japanische Truppen einen selbst provozierten Zwischenfall als Vorwand, um drei östliche Provinzen Chinas zu besetzen. Ausgeführt wurde dieser Coup durch die Kwantung-Armee, die aufgrund exterritorialer Rechte Japans in der Mandschurei stationiert war. Dies geschah ohne Weisung der Tokioter Regierung, aus alleinigem Entschluß unzufriedener Offiziere. Da die Armee sich hauptsächlich aus der bäuerlichen Landbevölkerung rekrutierte, war diese unzufrieden mit der japanischen Oligarchie, welche hauptsächlich die Interessen der Wirtschaftskonzerne berücksichtigte, und die sie für die schlechte wirtschaftliche Lage des Bauerntums verantwortlich machte. Der japanischen Führung blieb unter dem Druck einer begeisterten Öffentlichkeit keine andere Wahl, als die Annexion zu billigen. Außerdem schien die Mandschurei, in der Japan massive Wirtschaftsinteressen hatte, für viele unverzichtbar für die Sicherheit und Existenz Japans.[3] Als die chinesische Regierung daraufhin den Völkerbund um Hilfe bat, konnte dieser sich mit seiner Resolution vom 30.9.1931 zu nichts als einer unverbindlichen Erklärung durchringen.

Die deutsche Delegation in Genf erhielt die Weisung, sich keinen antijapanischen Aktionen anzuschließen. Dieser Entschluß resultierte daraus, daß Japan sich zuvor schon für Deutschland bei der Reparations- und der Memelfrage eingesetzt hatte. Ihm selbst hatte man bei den Versailler Verhandlungen die ersehnte internationale Gleichberechtigung nicht zugestanden.[4] Desweiteren wollte man im Auswärtigen Amt nicht den Fehler des Jahres 1895 wiederholen.[5] Da man außerdem keine besonderen Interessen hatte, China politisch zu stützen, ergab sich so eine Art projapanischer Neutralität. Im weiteren Verlauf gelang es Deutschland, trotz zunehmendem diplomatischen Druck von China und Japan, diese Linie beizubehalten. Als am 18.3.1932 eine von Japan eingesetzte Marionettenregierung die Mandschurei für unabhängig erklärte, reagierte der Völkerbund, nach einer Reihe vorangegangener belanglose Deklarationen, am 11.3.1932 mit einer Resolution, welche die Nichtanerkennung gewaltsam geänderter Zustände beinhaltete. Es zeigte sich nun, daß Japan, das zunehmend in die Isolation geriet, weder beabsichtigte noch fähig war, die revisionistisch gesinnte Weimarer Republik zu unterstützen. Vor allem auf der Genfer Abrüstungskonferenz stand es im Widerspruch zu der von Deutschland geforderten allgemeinen Abrüstung. Daher vollzog sich im Laufe des Sommers 1932 allmählich eine Abwendung der deutschen Außenpolitik von Japan.

Schließlich kam es am 24.2.1933 gegen die Stimme Japans zur Annahme des Abschlußberichtes der Lytton-Komission, welche die Zustände in Mandschuko untersucht hatte. In diesem Bericht, für den sich Deutschland massiv eingesetzt hatte, wurde allen Staaten des Völkerbunds empfohlen, den neuen Staat nicht anzuerkennen. Allerdings gab es außer dieser Empfehlung keinerlei konkrete Maßnahmen. Dennoch erklärte Japan daraufhin am 27.3.1933 seinen Austritt aus dem Völkerbund.
 

3. Die deutsch japanischen Beziehungen nach der Machtergreifung und die Probleme der Annäherung 1933-1935

Als sich am 30.1.1933 mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler die Machtergreifung der Nationalsozialisten vollzog, hatte dies vorerst noch keine Auswirkungen auf die deutsch-japanischen Beziehungen. Japan hatte mit seinem Austritt aus dem Völkerbund, den Deutschland am 14.10.1933 vollzog, Hitler und der NS-Führung imponiert. Seine geographische Lage und antibolschewistische Gesinnung schien es zu einem idealen Partner für ein Zangenbündnis gegen die UdSSR zu machen. Die Verwandtschaft des Systems, das ebenso totalitär und auf Gewinn von Lebensraum ausgerichtet war, begünstigte diese Überlegungen. Entscheidende Maßnahmen für eine deutschjapanische Annäherung wurden aber bis 1935 nicht unternommen. Dies lag an einer Vielzahl an politischen, wirtschaftlichen und ideologischen Gründen.

Die Annäherung an Japan hätte eine gleichzeitige Abwendung von dem mit ihm verfeindeten China bedeutet. Dem entgegen standen die Interessen der konservativen Diplomaten der Wilhelmstraße. 1933 wurde der projapanische Herbert von Dirksen zum Botschafter in Tokio ernannt. Hitler selbst gab ihm vor seiner Abreise den Auftrag, die Beziehungen zu Japan zu konsolidieren. Doch Außenminister Neurath und das Auswärtige Amt wußten diese Weisung geschickt zu unterminieren und ließen Dirksen nur wenig Handlungsfreiheit. Ebenso verhinderten sie die von Hitler gewünschte schnelle Anerkennung des Staates Mandschuko. Selbst der Leiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP, Alfred Rosenberg, erklärte in einer von Hitler erbetenen Denkschrift im Mai 1934, daß eine Annäherung an Japan, das ihm nicht gerade wohl gesonnene England brüskieren würde. Da aber ein Bündnis mit England immer noch das Wunschziel Hitlers war, fürchtete Rosenberg, es könnte so auf die Seite Frankreichs getrieben werden.[6] Obwohl Hitler eine starke Aversion gegen die Diplomaten der Wilhelmstraße wegen ihrer konservativen wilhelminischen Prägung hegte, konnte er es sich nicht leisten auf diese zu verzichten, da er in vielen anderen Bereichen noch auf sie angewiesen war. Mit Joachim von Ribbentrop, seit Mai 1934 Sonderbeauftragter des Führers für Abrüstungsfragen, ließ Hitler jedoch Nebendiplomatie betreiben. Der optimistische und skrupellose Ribbentrop wurde fortan mit wachsender Bedeutung der eigentliche Träger der deutschen Außenpolitik.

Mit der Wilhelmstraßendiplomatie eng verflochten, waren die deutsche der Wirtschaft und die Reichswehr. Das Militär hatte mit der Erklärung der Sowjetunion als Feind, sein dortiges Betätigungsfeld verloren. Man konnte nun nicht mehr jene Waffen erproben, die durch den Versailler Vertrag verboten worden waren. Ach setzte ab 1933 die Wiederaufrüstung ein und machte dies überflüssig. So rückte China zunehmend in den Mittelpunkt des Interesses. Es folgte eine zunehmende nun auch militärische Unterstützung der nationalchinesischen Kuomintang-Regierung unter Tschiang Kai-shek durch eine ausgedehnte Militärberaterschaft. An dieser beteiligten sich auch hohe Reichswehroffziere, wie Hans von Seeckt, der frühere Chef der Reichswehr, der 1934- 1935 China bereiste. Hand in Hand damit, gingen immense Lieferungen der ebenso prochinesischen deutschen Rüstungsindustrie. China war nicht nur ein idealer Absatzmarkt für Militärgüter, sondern auch ein wichtiger Lieferant für rüstungswichtige Rohstoffe, wie z. B. das für die Härtung von Geschoßspitzen extrem wichtige Stahlveredelungsmetall Wolfram. Japan hatte in dieser Hinsicht wenig zu bieten. Lange Zeit war Fritz Thyssen, der einzige an Japan interessierte Industrielle, da er sich gute Gewinnmöglichkeiten beim Aufbau der dortigen Schwerindustrie versprach. Noch 1935 gab es spektakuläre Kriegsmateriallieferungen, die demonstrativ gegen einen Kurswechsel in der Chinafrage gedacht waren.[7]

Dieser Widerstand der wilhelminischen Imperialisten in der Wirtschaft, der Reichswehr und der Wilhelmstraße behinderten die von Hitler angestrebte Annäherung, an das mit China im unerklärten Krieg liegenden Japan beträchtlich. Die japanische Armee stieß immer wieder auf von deutschen Militärberatern ausgebildete chinesische Elitetruppen, die mit deutschen Waffen kämpften. Dies sorgte lange Zeit für eine permanente deutschjapanische Mißstimmung, besonders, weil die Berater wohl aktiv auch im japanisch-chinesischen Krieg, der Mitte 1937 begann, mitwirkten.[8] Dieses Problem sollte sich erst lösen, als 1938 der letzte deutsche Militärberater aus China abgezogen wurde und die Wirtschaft wie die Diplomatie weitgehend alle Kontakte zum Reich der Mitte abgebrochen hatte.

Ein weiteres großes Hindernis stellten die rassenpolitischen Vorstellungen der Nationalsozialisten dar. Hitler hatte in seinem Buch "Mein Kampf" den Japanern als einzigem asiatischen Volk eine kulturtragende Rolle zugestanden. Doch stand diese Aussage im bewußten Gegensatz zur kulturschaffenden Rolle des arischen deutschen Volkes. Obwohl man die nationalsozialistischen Rassenvorstellungen im Ausland als schlichte Unterscheidung der Verschiedenartigkeit und nicht der Verschiedenwertigkeit der Rassen zu bemänteln versuchte, führte es doch zu einer merklichen Belastung der Beziehungen zum fernen Osten. In der Praxis gab es doch eine Reihe von eindeutigen Diskriminierungen in Deutschland, so wurden z.B. deutsch-asiatische Mischehen untersagt.[9] Klarheit brachten hier erst die Nürnberger Rassengesetze am 15.9.1935, welche nur die Juden als Nichtarier definierten. Die Japaner wurden in der Propaganda zu artverwandten "Ehrenariern" befördert. Obwohl damit das Problem gelöst schien und Hitler eine zugegebene Bewunderung für die japanische Samuraimentalität hegte, mißtraute er doch den "Gelben" stets. Der alleinige Grund für sein Interesse lag in machtpolitischen Erwägungen begründet.[10]

All diese Gründe stellten in ihrem Zusammenwirken ein fast unüberwindliches Hindernis für eine Annäherung Deutschlands an das fernöstliche Kaiserreich dar. Da man auf japanischer Seite eine ebenso große Skepsis gegenüber dem Dritten Reich besaß, und der Einfluß der deutschfreundlichen Armee durch die Koalition von Marine, Wirtschaft und Hofadel eingeengt war, kam es letztendlich bis zum Jahre 1935 zu nichts, als einigen unbedeutenden Kulturabkommen und Flottenbesuchen.

 

4. Die Verhandlungen um den Antikomintempakt 1935-1936

Von welcher Seite letztendlich die Initiative zu einem deutsch japanischen Pakt stammte, ist aufgrund der lückenhaften Quellenlage schwer zu bestimmen. Im Januar 1935 bemühte sich der Rüstungsindustrielle Dr. Friedrich Wilhelm Hack auf Weisung Ribbentrops um Sondierungsgespräche bei der kaiserlichen Marine, der er gleichzeitig Flugzeuge der Heinkel-Werke verkaufen wollte. Daß er auf Ablehnung stieß, lag daran, daß die Japaner eher an einer Annäherung an England interessiert war, um ihr Flottenkontingent zu vergrößern. Die japanische Marine rekrutierte sich aufgrund ihres hohen Technisierungsgrades hauptsächlich aus ausgebildeten städtischen Arbeitern. Deren politische Interessen waren weitgehend identisch mit jenen der Wirtschaftskonzerne, die wegen des Fehlens von eigenen Rohstoffvorkommen fast völlig auf Importe angewiesen waren. Das daraus resultierende gemeinsame Ziel war eine südwärts gerichtete maritime Expansionspolitik zur Erschließung der Rohstoffquellen Indochinas und Niederländisch-Indiens, sowie die Errichtung eines asiatischen Großwirtschaftsraumes. Dieser, unter japanischer Kontrolle, würde nicht nur für Lebensraum, sondern auch für den nötigen Absatz von Gütern sorgen. Diese Überlegungen tangierten aber die vitalen Interessen der beiden Seemächte England und U SA.

Im krassen Gegensatz dazu stand die kaiserliche Armee. Sie setzte sich überwiegend aus der bäuerlichen Landbevölkerung zusammen. Da Japan überwiegend immer noch ein Agrarstaat war, reproduzierte sie somit die Gesellschaft als Mikrokosmos.[11] Das junge Offizierskorps war revolutionär gesinnt. Es machte die herrschende Oligarchie aus Wirtschaft und Oberschicht für die schlechte wirtschaftliche Lage der Landbevölkerung verantwortlich. Die stark antibolschewistische Überzeugung bedingte eine Nordausrichtung der Expansionspläne, die sich nicht nur gegen die Sowjetunion direkt, sondern auch gegen China richtete, wo die Kommunisten heftig Widerstand leisteten. Die eigenverantwortliche Besetzung der Mandschurei 1931 sorgte für einen weiteren innenpolitischen Prestigegewinn der Armee. Während des Februars 1932 gab es in Japan eine Reihe von Attentaten auf Politiker, denen schließlich auch im Mai der Premierminister lnukai zum Opfer fiel. Diese von der Armee initiierten Aktionen zerschlugen endgültig die japanische Demokratie. Fortan wurde die Außenpolitik zunehmend von der Armee kontrolliert. Nun konnte auch deren traditionelle Deutschfreundlichkeit zum Tragen kommen. Diese lag in der Beraterschaft während der Meiji-Restauration begründet und sollte eine Grundvoraussetzung für ein deutschjapanisches Bündnis sein. Der starke Einfluß der Armee sollte erst infolge des mißglückten Militärputsches der Tokioter Garnison vom 26.2.1936 vermindert werden, der auf persönlichen Befehl des Kaisers niedergeschlagen wurde. Daraufhin kam es zu einer Disziplinierung der Armee, sowie zu deren Einbindung in die Südexpansionsbestrebungen. Die Verhandlungen um den Antikominternpakt waren aber schon zu weit vorangeschritten, um noch gefährdet zu werden.

1934 wurde der glühende Deutschlandfreund Hiroshi Oshima zum Militärattaché in Berlin ernannt. Er war es, der am 17.9.1935 durch das deutsche Interesse aufmerksam geworden, zum ersten Mal Hack auf eine engere Zusammenarbeit ansprach. Endlich bot sich ein neuer Weg der Diplomatie an, der die konservativen Kräfte in den Auswärtigen Ämtern auf beiden Seiten umging. Auf deutscher Seite mittels des Büros Ribbentrop, auf japanischer über den Generalstab der Armee. Schon am 4.10.1935 schlug Oshima ein gegen die Sowjetunion gerichtetes Neutralitätsabkommen vor, das den Kern des späteren Antikominternpaktes darstellte. In die von Hack koordinierten weiteren Gespräche wurden daraufhin Ribbentrop, Admiral Canaris und Kriegsminister Blomberg miteinbezogen, sowie auf japanischer Seite Oberstleutnant Wakamatsu aus der Deutschlandabteilung des Generalstabs. Einwände der prochinesischen Reichswehr wurden mit der Aussicht auf eine deutsche Vermittlung im chinesisch japanischen Konflikt zerstreut. Am 3.11.1935 bat Ribbentrop seinen Mitarbeiter Herman von Raumer um die Ausarbeitung von Möglichkeiten einer politischen Verbindung mit Japan.

Im August 1935 hatte der VII. Kominternkongress in Moskau Deutschland und Japan zu seinen Hauptfeinden deklariert. Die Sowjetunion erklärte sich aber offiziell nicht für die Kommunistische Internationale verantwortlich. Dies brachte Raumer am 22. November die entscheidende Idee des Antikominternpaktes, der offiziell gegen die Propagandatätigkeit der Komintern, in seinem eigentlichen Sinn aber direkt gegen die Sowjetunion gerichtet war. Mit dieser Form wollte er es vermeiden, England und Frankreich zu schockieren.[12] Drei Tage später erreichte der Vertragsentwurf über Ribbentrop Hitler. Am 26.11.1935 wurde er von Oshima gutgeheißen. Die Verhandlungen im neuen Jahr verzögerten sich zunächst durch die langwierige Heimreise Wakamatsus und Oshimas zur dortigen Berichterstattung, sowie durch die Tokioter Armee-Revolte vom 26. Februar 1936. Die innenpolitischen Wirren sorgten so für eine ungewollte Verhandlungspause. Mittlerweile hatte das japanische Außenministerium während des Februars, im Gegensatz zur immer noch ahnungslosen Wilhelmstraße, von den Verhandlungen erfahren. Doch außenpolitische Umstände, wie die Bekanntgabe des Textes eines sowjetisch-mongolischen Beistandspaktes am 8. April und dessen offensichtlich antijapanischen Charakter, überzeugten schließlich sogar Außenminister Arita von der Notwendigkeit eines Paktes.[13] Auf der deutschen Seite wurden solche Überlegungen durch die Ratifizierung des französisch-sowjetischen Beistandspaktes am 28.3.1936 beschleunigt. Die damit zusammenhängende Remilitarisierung des Rheinlandes am 7.3.1936 und die Kündigung des Locarno-Paktes hielten nun Ribbentrop in der Folgezeit vom Abschluß der Verhandlungen ab. Am 11.7.1936 bat Oshima überraschend um die Aufnahme einer geheimen Zusatzklausel, welche die Neutralität der jeweils anderen Seite bei einem Krieg mit der UdSSR garantieren sollte.

Als am 18.7.1936 der spanische Bürgerkrieg ausbrach und vor allem bei Hitler den Anschein einer akuten kommunistischen Gefahr verstärkte, erhielt Oshima anläßlich eines Besuchs bei Hitler am 22.7.1936 dessen prinzipielle Zustimmung hinsichtlich des Zusatzabkommens. Schließlich wurde auch das Auswärtig Amt informiert, dessen Vertragsabteilung noch an letzten Korrekturen beteiligt wurde. Nachdem von deutscher und japanischer Seite noch einige Einschränkungen bezüglich des militärischen Bündnischarakters durchgesetzt wurden, kam es schließlich am 23.10. 9 936 zu der Paraphrasierung durch Ribbentrop und Botschafter Mushakoji. Uneinigkeit bestand noch bezüglich der Veröffentlichung. In Japan hatte man Bedenken, da man immer noch eine Annäherung an England anstrebte und die Beziehungen zu der UdSSR nicht unnötig verschlechtern wollte. In Deutschland dagegen sah man den Hauptsinn des Paktes in seiner propagandistischen Ausschlachtung, um so eine diplomatische Offensive gegen den Bolschewismus zu beginnen.[14] Solchen Überlegungen kam allerdings die Weltpresse zuvor. Schon Ende September hatte eine japanische Zeitung über Verhandlungen berichtet. Sie bezog sich darin auf Meldungen aus Moskau, das dank seiner regen Spionagetätigkeit schon seit geraumer Zeit über die Verhandlungen informiert war. Am 17.11.1936 wurde in der Londoner Times eine offizielle britische Mißbilligung des Abkommens ausgesprochen. Die Moskauer Iswestija beschuldigte am 21. November die beiden Unterzeichnerstaaten einer Verschwörung gegen den Frieden und unterstützte so die beunruhigten Anfragen der sowjetischen Diplomaten. Am 25.11.1936, nachdem der kaiserliche Geheime Staatsrat nach einigem Zögern zugestimmt hatte, wurde der Antikominternpakt von Ribbentrop und Botschafter Vicomte Mushakoji offiziell unterzeichnet.

Der Vertrag bestand aus drei Artikeln. Der erste sah eine Zusammenarbeit bei lnformationsaustausch und Abwehrmaßnahmen gegen die Komintern, der zweite die Einladung dritter Staaten zu solchen Aktionen vor und der letzte regelte die Laufzeit von fünf Jahren, Ein Zusatzprotokoll regelte die Zusammenarbeit der Behörden beider Länder. Das geheime Zusatzabkommen beinhaltete die jeweilige Neutralität des anderen Unterzeichnerlandes bei einem nichtprovozierten Angriff durch die UdSSR. Sein zweiter Teil legte eine Koordinierung der japanischen und deutschen Rußlandpolitik fest. Dieser war jedoch durch einen gesonderten Notenwechsel so untergraben, daß man letztendlich in wichtigen Fragen an nichts gebunden war. Was blieb war ein mit viel Propaganda hochgespieltes Abkommen, das im Grunde genommen nur Freundschaftsbeteuerungen beinhaltete.[15]
 

5. Die Auswirkungen des Bündnisses und das Scheitern der Verhandlungen über einen Militärpakt 1936-1938.

Die Bekanntgabe des Antikominternpaktes wurde trotz großangelegter Propaganda mit einer nur mäßigen Begeisterung der Öffentlichkeit aufgenommen. Vor allem in Japan gab es heftige Kritik der traditionell proenglischen Hofadels- und Wirtschaftskreise.[16] Im Ausland vermutete man geheime Militärabsprachen. Eine konkrete Zusammenarbeit wurde aber nicht eingeleitet. Kurze Zeit später, am 14.12.1936 richtete Oshima eine Anfrage an Keitel und Blomberg bezüglich eines Militärbündnisses. Die Führer der Reichswehr lehnten dies aber mit Rücksicht auf China und deutlichem Mißtrauen gegenüber Japan ab.[17] Unter dem Vorwand eines Scharmützels bei Peking, begann die japanische Armee am 7.7.1937 einen totalen Krieg gegen China. Offiziell galt dieser als "Konflikt" bezeichnete Krieg der Eindämmung kommunistischer Umtriebe. Als man unter Berufung auf das Abkommen mit dem Deutschen Reich um Unterstützung bat, stieß man auf rigorose Ablehnung. Dies lag nicht nur daran, daß eine Aktion in einem dritten Land tatsächlich nicht vorgesehen war. Das Auswärtige Amt war vielmehr beunruhigt, daß China nun in die Arme der Sowjetunion getrieben werden könnte. Außerdem ergab sich Konfliktstoff aus der Tatsache, daß die deutsche Rüstungswirtschaft und die Reichswehr nach wie vor das Reich der Mitte, mit Material und Beratern unterstützten. Im August 1937 beliefen sich die Werte der laufenden Rüstungsverträge auf 223 Millionen Reichsmark.[18] Man entschloß sich zu einem neutralen, eher prochinesischen Kurs. Japan, zu dem die Beziehungen merklich abgekühlt waren, bot man die Vermittlung an. Diese scheiterte doch daran, daß Japan, nach ersten militärischen Erfolgen, an keinem Kompromiß interessiert war und unerfüllbare Bedingungen stellte.[19]

Am 6.11.1937 trat Italien als drittes Land unter großer Begeisterung der Öffentlichkeit in den drei Ländern dem Antikominternpakt bei. Im Gegensatz zum 25.11.1936 schien man jetzt in einem mächtigen Bündnis geborgen zu sein und ein weiterer Schritt zur Einkreisung der Sowjetunion war getan. Die eigentliche Idee eines großen Staatenbündnisses gegen den Bolschewismus war aber gescheitert. Schon am 25.1.1935 hatte Reichsmarschall Göring auf einer Reise nach Polen vergeblich um ein gemeinsames Bündnis gegen die UdSSR. Hitler selbst sagte Ribbentrop vor seiner Ernennung zum Botschafter in London, er solle ihm England in den Antikominternpakt bringen.[20] Doch dieses Vorhaben scheiterte. Im Gegenteil, Großbritannien wie auch Frankreich und die Sowjetunion waren wegen des Beitritts Italiens stark beunruhigt. Man sah zurecht, daß ein neuer Machtblock revisionistischer Diktaturen entstanden war, der im offenen Gegensatz zu den westlichen Demokratien stand.[21] Der amerikanische Botschafter in Tokio bezeichnete dies zutreffend als Zusammenschluß der "Habenichtse gegen die Habenden". Die Stoßrichtung des Paktes war jetzt eindeutig gegen England gerichtet. Die britischen Interessen waren nun nicht nur in Fernost, sondern auch im Mittelmeer bedroht. Die Rolle der Sowjetunion war nunmehr zweitrangig. Die Expansionsbestrebungen Hitlers waren nun auf Österreich und die Tschechoslowakei gerichtet. Es galt England mit dem Pakt so unter Druck zu setzen, daß es Frankreich eine eventuelle Einlösung der Beistandsverpflichtungen gegenüber dessen östlichen Bündnispartner verweigern würde. Die Abkehr von der um England werbenden Politik, spiegelt sich in der Notiz Ribbentrops für den Führer vom 2.1.1938 wieder. Dieser bezeichnete nach dem offensichtlichen Scheitern seiner Bemühungen in London, England als den gefährlichsten Feind des Reiches.

Dem kam der Vorschlag Oshimas an Ribbentrop im Januar 1938 entgegen, die gegenseitigen Beziehungen wieder zu verstärken. Dazu mußte die deutsche Fernostpolitik sich aber endgültig von China abwenden. Da die deutsche Vermittlerrolle endgültig gescheitert war, konnte man jetzt Zugeständnisse an Japan machen. Hitler, bemüht reinen Tisch mit China zu machen, gab am 20.2.1938 vor dem Reichstag den Entschluß zur Anerkennung Mandschukos bekannt.[22] Dies geschah ohne irgendwelche wirtschaftlichen Gegenleistungen, die man sich ursprünglich für den Handel mit der Mandschurei erhofft hatte. Der Chef des Vierjahresplanes Göring erließ auf Weisung Hitlers ein am 3. Mai in Kraft tretendes Exportverbot für kriegswichtige Waren nach China. Damit verlor die Rüstungswirtschaft einen ihrer wichtigsten Rohstoff- und Devisenlieferanten, obwohl die japanischen Militäraktionen zuvor schon eine zunehmende Behinderung dargestellt hatten. Am 22.5.1938 wurde dann ein Freundschaftsvertrag mit Mandschuko unterzeichnet. Die Rückberufung des deutschen Botschafters in China, Trautman, erfolgte am 24.6.1939 infolge der hektischen Verhandlungen über den Abzug der Militärberater. Tschiang Kai-sheks Versuch, diesen zu verzögern, hatten keinen Erfolg. Am 5.7.1938 verließen die letzten der ehemaligen Reichswehroffziere China. Damit war der Weg frei für ein neues Bündnis mit Japan. Die deutschen Interessen in China waren auf dem Altar der nationalsozialistischen Weltanschauung geopfert worden.[23] Schon am 19. Juni hatte Ribbentrop in Italien ein Dreimächtebündnis vorgeschlagen, allerdings ohne Erfolg. Am 28.1.1938 wurde ihm von Oshima überraschend der Entwurf für solch ein Projekt vorgelegt.

Japans Lage in China war verfahren. Der Krieg kostete ungeheure Mengen an Menschen und Material. Ein Ende war nicht in Sicht. Zu einem Rückzug war man aus innenpolitischen Gründen nicht bereit. Mitte Juni mußte die Armee eine schwere Niederlage bei Kämpfen an der mongolisch-sowjetischen Grenze hinnehmen. Man begann sich in Tokio vor einem Krieg mit der Sowjetunion zu fürchten und verlegte sich im weiteren auf die schon lange von Wirtschaft und Marine propagierte Südexpansion. Aus diesen Gründen versprach man sich die eigene Stärkung durch den Abschluß eines Militärpaktes mit Deutschland und Italien. Bei Beginn der Verhandlungen hatte man aber noch eine Reihe Änderungswünsche zu den letzten deutschen Vorschlägen. Die Auswirkungen der Sudetenkrise[24], in der Ribbentrop eine maßgebliche Rolle spielte, verzögerten erst einmal weitere Verhandlungen. Doch bald wurde ein überarbeiteter Entwurf erstellt, der zuerst Italien vorgeschlagen wurde und nach den Worten des italienischen Außenminister Ciano am 28.10.1938, geradezu einen Krieg forderte.[25] Das Konzept des Abkommen war nun nicht länger alleine gegen die UdSSR, sondern jetzt gegen einen beliebigen Gegner gedacht. Diesmal war es Italien, das mit Vorbehalten und Zögern reagierte. Am 8.10.1938 wurde Hiroshi Oshima zum Botschafter in Berlin ernannt, doch während des Novembers oder Dezembers kam es zum vorläufigen Ende der Verhandlungen. In einem Telegramm, dessen Datierung nicht genau bekannt ist, revidierte der japanische Außenminister Arita sein Interesse an den deutschen Vorschlägen. Die Gründe hierfür sind wegen der schwierigen Quellenlage schwer zu erklären. Es läßt sich aber sagen, daß man sich der eigentlichen, antiwestlichen Stoßrichtung nun bewußt war. Vor allem die Wirtschafts- und Marinekreise waren sich darüber im klaren, daß man den angelsächsischen Seemächten noch nicht gewachsen war. Desweiteren hätte die Gefahr bestanden, auch noch in einen europäischen Konflikt hineingezogen zu werden. Zuvor wollte man auf jeden Fall den Krieg mit China beenden.[26] Zum Jahrestag des Antikominternpaktes war nur noch ein deutsch-japanisches Kulturabkommen geblieben, das dafür aber seine gebührende propagandistische Beachtung fand.

 

6. Die Entwicklung der Beziehungen bis zum Ende des Krieges 1945

Die Verhandlungen wurden im Frühjahr 1939 wieder aufgenommen, führten aber zu keinem Erfolg. Am 22.5.1939 kam es zum Abschluß des Stahlpaktes mit Italien ohne japanische Beteiligung. In Japan hatte man abgelehnt, sich in Ribbentrops Bündnis gegen England einspannen zu lassen. Dieser verfolgte mittlerweile die Idee eines euroasiatischen Kontinentalbündnisses gegen die angelsächsischen Seemächte und schreckte zu diesem Zweck nun auch nicht mehr vor einer Annäherung an die Sowjetunion zurück. Diese Entwicklung gipfelte im Abschluß des Hitler-Stalin-Paktes am 23.8.1939. Da die Japaner diesem gegen den Geist des Antikominternpaktes gerichteten Abkommen nicht zustimmen konnten, kühlten darauf die Beziehungen auf einen absoluten Tiefpunkt ab. Dies änderte sich erst langsam, als man in Japan sah, daß sich nunmehr die Beziehungen zur UdSSR entspannten. Als sich der Konflikt mit der auf chinesischer Seite agierenden USA weiter verschärfte, nahm man das Deutsche Reich als Bündnispartner wieder in Betracht. Die militärischen Erfolge Hitlers im Sommer 1940 ließen auf eine Schwächung der Westmächte schließen. Schließlich wurde der Dreimächtepakt am 27.9.1940 doch noch abgeschlossen. Er hatte jedoch keine kriegsentscheidende Bedeutung, da es zwischen Deutschland und Japan zu keiner Zeit irgendwelche konkreten militärischen Planungen oder eine gemeinsame Kriegsführung gab. Plastisch zeigte sich dies zuletzt, als weder Hitler von dem Überfall auf Pearl Harbor, noch Japan von dessen Aktion gegen die UdSSR informiert wurde.

 

7. Schlußbetrachtung

Der Abschluß des Antikomintempaktes am 25.11.1936 ist beispielhaft für den Verlauf der gesamten deutsch japanischen Beziehungen von 1933-1945. Der Pakt, eigentlich als Zangenbündnis zur Einkreisung der bolschewistischen Gefahr gedacht, hatte in der Praxis kaum Auswirkungen. Eine engere Zusammenarbeit blieb aufgrund der sich stets mißtrauisch beäugenden Seiten aus. So blieb nicht viel mehr, als der vielzitierte "Geist des Abkommens", auf den man sich ab und zu berief. Eine Linie gemeinsamer Politik gab es zu keiner Zeit.[27] Die Unfähigkeit zur Kooperation lag in der Maxime des "sacro egoismo" begründet, die beiden Systemen zu eigen war.[28] In Japan herrschte eine halbfeudale Oligarchie aus Wirtschaft, Marine, Hofkreisen und Armee. Letztere war es, die weitgehend mit ihrem Einfluß die deutsch-japanische Annäherung förderte. Diese versprach sich eine Stützung der Expansionspläne in China durch ein antisowjetisches Bündnis mit Deutschland.[29] Vorher hatte die Armee die schwache japanische Demokratie mit Gewalt zerschlagen und mit der Besetzung der Mandschurei eine militärische Expansion eingeleitet.

In Deutschland bauten die Nationalsozialisten nach Hitlers Machtergreifung rasch eine totalitäre Diktatur auf. Die Systeme beider Staaten schienen verwandt, die Teilidentität ihrer Ziele lag in ihrem Revisionismus und der Forderung nach Lebensraum für ihre "überlegenen" Rassen begründet. Daraus resultierende Diskriminierungsprobleme wurden von Deutschland spätestens mit den Nürnberger Gesetzen ausgeräumt. Ein tiefes Mißtrauen der anderen Rasse gegenüber blieb doch immer erhalten.

In Japan hatte die antibolschewistische gesinnte Armee mit den Vertretern der Südexpansion aus Wirtschaft und Marine zu kämpfen. Diese forderten nicht einen Nordvorstoß japanischer Kräfte, sondern einen asiatischen Großhandelsraum sowie die Besetzung der Rohstoffvorkommen in Indochina und Niederländisch-Indien. Die Nationalsozialisten hatten mit der starken China-Lobby aus Diplomatie, Reichswehr und Rüstungswirtschaft zu kämpfen. Um sich den extrem wichtigen Devisen- und Rohstofflieferanten China zu erhalten, verhinderten sie lange Zeit eine deutschjapanische Annäherung.

Als Lösung hierfür erwies sich die inoffizielle Diplomatie, die auf dar einen Seite von Militärattaché Hiroshi Oshima, auf der anderen Seite von dem Sonderbeauftragten des Führers, Joachim von Ribbentrop, geführt wurde. Auf diese Weise unterlief man hier wie da die konservativen Kräfte. Von wem letztendlich die Initiative für ein Bündnis ausging, ist noch nicht ganz sicher. Fest steht aber, daß beide Seiten einander zugetan waren und sich eine Verbesserung ihrer politischen Position versprachen. Daß der Antikominternpakt durch zusätzliche Notenwechsel weitgehend ausgehöhlt wurde, liegt daran, daß beide Seiten nur aus machtpolitischen Erwägungen handelten und zu keinem Kompromiß bereit waren. Dies zeigte sich vor allem an den gescheiterten Verhandlungen über ein Militärbündnis im Jahre 1938. Hitler und Ribbentrop versuchten Japan für ein Bündnis gegen England zu mißbrauchen, während Tokio sich nicht binden lassen wollte, um außenpolitisch freie Hand zu haben. Eine deutsch japanische Verschwörung gegen die Welt, wie man in den Nürnberger und Tokioter Prozessen zu beweisen versuchte, gab es nicht. Vielmehr war es wohl die gewaltige Propagandaarbeit in beiden Ländern, die den Anschein einer verschworenen Staatengemeinschaft erweckte.

 

8. Literatur :

AKTEN ZUR DEUTSCHEN AUSWÄRTIGEN POLITIK, Serie C : 1933-1937 Das Dritte Reich: Die ersten Jahre, Bd. VI,1:1.11.1936-15.3.1937, Göttingen,1981.

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Anmerkungen:

[1] Krebs, G. : Japans Deutschlandpolitik 1935-1941. Eine Studie zur Vorgeschichte des Pazifischen Krieges., Freiburg, i 982, S. 19.

[2] Pantzer, P. : Deutschland und Japan vom Ersten Weltkrieg bis zum Austritt aus dem Völkerbund (1914 -1933), in : Kreiner, J. (Hrsg.) :Deutschland-Japan: historische Kontakte, Bonn,1984, S. 142.

[3] Ratenhof G. : Das Deutsche Reich, Japan und die internationale Krise um die Mandschurei 1931 bis 1933., in : Kreiner, J., Mathias, R. (Hrsg.) : "Deutschland-Japan in der Zwischenkriegszeit., Bonn,1990, S. 107.

[4] Krebs, G. : Japans Deutschlandpodtik..., S. 20.

[5] Fox, J. : Germany and the far eastern erisis., Oxford,1982, S. 9.

[6] Sommer, T. : Deutschland und Japan zwischen den Mächten. Vom Antikominternpakt zum Dreimächtepakt., Tübingen,1962, S. 22.

[7] Martin, B. : Die deulsch-japanischen Beziehungen während des Dritten Reiches. , in: Bracher / Funke / Jacobsen (lHrsg.) : Nationalsoziaiistische Diktatur 1933-1945. Eine Bilanz. , Bonn,1984, S. 376.

[8] Fox, J. : Germany... , S. 244.

[9] ebd., S. 77.

[10] Martin, B. : Die deutsch japanischen Beziehungen während des 3. Reiches. , S. 375.

[11] ebd., S. 373.

[12] Krebs, G. : Japans Deutschlandpolitik..., S. 55.

[13] Sommer, T. : Deutschland und Japan..., S. 30.

[14] ebd., S. 35.

[15] Dies sollte sich in der Folgezeit erweisen.

[16] Krebs. G. : Japans Deutschlandpolitik... , S. 79.

[17] Fox, J. : Germany... , S. 210.

[18] Sommer, T. : Deutschland und Japan... , S. 63.

[19] ebd., S. 78.

[20] Sommer, T. : Deutschland und Japan... , S. 32.

[21] ltalien verließ als letzter der drei Staaten am 11.12.1937 den Völkerbund.

[22] Italien hatte dies schon am 20.11.1937 getan.

[23] Fox, J. : Germany... , S. 7.

[24] Am 29.9.l938 wurde das Münchner Abkommen über das Sudetenland geschlossen.

[25] Sommer, T. : Deutschland und Japan... , S. 147.

[26] Iklé, F. : German-Japanese Relations 1936-1940. , New York,1956, S. 85.

[27] Sommer, T. : Deutschland und Japan... , S. 2.

[28] Martin, B. : Die doutsch japanischen Beziehungen während des 3. Reiches. , S. 372.

[29] Iklé, F. : German-Japanese Relantions... , S. 195.


Diese Arbeit wurde angefertigt im Wintersemester 1991/92
Historisches Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Proseminar : Nationalsozialistische Außenpolitik 1933-1939
Dozent : Dr. Heinrich Schwendemann

© Stefan Mannes. mannes@ruf.uni-freiburg.de