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1. Einleitung

2. Definition ökologischer Produktpolitik

3. Stellung innerhalb der Umweltpolitik

4. Das Viereck der Produktpolitik

5. Ökologische Produktgestaltung

6. Ökologischer Produktlebenszyklus

7. Die Rolle der Marktteilnehmer

8. Praxis

9. Fazit

 

Verwendete Literatur

 

 

1. Einleitung

Die zunehmende Bedrohung unserer natürlichen Umwelt und somit der gesamten Erde, welche bereits 1970 vom "Club of Rome" in sehr eindrücklicher Weise angemahnt wurde, ist lange nicht recht wahrgenommen worden. Erst mit den ersten Anzeichen globaler Veränderungen wie der Erwärmung der Erdatmosphäre, dem Waldsterben und den Ozonlöchern wurden die angemahnten Probleme ernsthaft diskutiert.

Wirtschaftsunternehmen besonders aus dem produzierenden Bereich sind nicht nur Teil dieser sich langsam auf die veränderten Bedingungen einstellenden Gesellschaften, sondern tragen seit Beginn der industriellen Revolution in erheblichem Maße zu den angerichteten Schäden bei. Die veränderte Wahrnehmung der Industrieabfälle im besonderen (welche ja noch in den fünfziger Jahren als ruhmreiches Fortschrittssymbol galten) zwingt die Unternehmen nicht nur per Gesetz, ihre Schadstoffemissionen einzuschränken bzw. wenn möglich gänzlich zu vermeiden. Hierzu sind in den letzten Jahren zahlreiche neue Verfahren und Technologien entwickelt worden, aus dem sich mit der Umwelttechnik eine ganz neue Branche etablieren konnte, die gerade Deutschland in diesem Bereich eine weltweite Führungsposition bescherte.

Nicht zuletzt durch die enormen volkswirtschaftlichen Kosten in der Folge der Umweltschäden sah sich die Bundesregierung in Deutschland zum Handeln veranlaßt und brachte entsprechende Auflagen und Bestimmungen heraus, die diese Entwicklung natürlich noch beschleunigten.

Aber es geht eben nicht nur um die bessere Beseitigung und Verwertung von Industrieabfällen. Auch Betriebe anderer Sektoren und Bereiche fügen sich den veränderten Bedingungen. So werden auch Entscheidungen über Standorte, Investitionen, Geldanlagen, Einkäufe und nicht zuletzt über Produkte und Dienstleistungen zunehmend von ökologischen Gesichtspunkten geprägt.

 

Die Stellung des Umweltschutzes innerhalb des Unternehmens

 

Selbstverständlich hängt die Bedeutung der Umweltschutzarbeit sehr wesentlich davon ab, welchen Stellenwert ihr die Unternehmensleitung einräumt. Dies läßt sich zunächst einmal in der Unternehmensphilosophie oder offiziellen Stellungnahmen ablesen. Da hier jedoch erfahrungsgemäß die in Prospekten proopagierten Ziele der harten, marktwirtschaftlich-dominierten Realität nicht standhalten und die hehren Grundsätze in der Wirklichkeit bereits durch einige Alibieinrichtungen als erfüllt angesehen werden, lohnt sich ein genauerer Blick in die Strukturen des Unternehmens.

Während manche den Umweltschutz noch nicht einmal erwähnen, machen es die nächsten aus reinen Marketinggründen, um dem vermeintlichen Zeitgeist gerecht zu werden. Für diese Unternehmen ist Umweltschutz in allererster Linie ein überflüssiger Kostenfaktor, der im zweiten Falle notgedrungen ins Programm aufgenommen wurde.

In anderen Fällen gibt es immerhin einen Umweltschutzbeauftragten, oder werden gar Studien in Auftrag gegeben, die die eigene Umwelt-verträglichkeit untersuchen und nötigenfalls Verbesserungsvorschläge ausarbeiten sollen.

Die nachhaltigste und glaubwürdigste Berücksichtigung des ökologischen Gedankens findet sich jedoch dort, wo er quer durch alle Hierarchien und Bereiche den dort Beschäftigten nahegebracht und umgesetzt wird.

Leider finden sich in allen Bereichen noch immer Unternehmen, deren Führungsetagen längst mögliche und fällige Umweltinnovationen nicht berücksichtigen oder gar verhindern. Das liegt oftmals nicht zuletzt am eingesetzten Kapital, welches noch in den alten Anlagen steckt. Ein anderer Grund ist die mangelnde Risikofreudigkeit vieler Unternehmer.

Dabei gibt es längst erfolgversprechende Alternativen, wie z.B. das Sparmobil; ein Auto, welches deutlich weniger Treibstoff verbraucht, oder voll wiederverwertbare Kleidung. So räumt ein Vertreter von Siemens ein,

daß schon heute Waschmaschinen gebaut werden könnten, die doppelt so lange halten würden (GPM 2/95 S. 23) Sie wären nur teurer. Aber der anfängliche Mehraufwand würde sich langfristig sicher bezahlt machen.

 

Man muß außerdem verschiedene Herangehensweisen betrachten, die sich zwischen den beiden folgenden Polen bewegen:

Zum einen wird versucht, ökologische (technologische) Schutzmaßnahmen einzuführen, die bereits entstandene Schäden beseitigen oder aufhalten sollen und auf der anderen Seite wird oft die Forderung nach "weniger" (Material, Energie, Verbrauch, Konsum) vertreten.

Als produzierender Betrieb, der am Absatz seiner Produkte interessiert ist, wird mit Sicherheit eher der erste Ansatz verfolgt werden.

 

 

2. Definition ökologischer Produktpolitik

 

Was ist das?

 

Zuallererst ist Produktpolitik ein Teil des Vier-Komponenten-Marketing-Mixes.

Im betriebswirtschaftlichen Sinne dient sie der Bedürfnisbefriedigung des Marktes, wobei der Erfolg durch Abstimmung mit den anderen drei Instrumenten erreicht wird.

Die Ziele sieht man dabei in der Maximierung des Gewinns, der Erreichung bestimmter Deckungsbeiträge, der Erzielung bestimmter Rentabilitätswerte u.a.

Realisiert werden diese Ziele durch die Ermittlung des Stellenwertes eines Produktes im Unternehmen durch Kostenvergleiche und Primär- oder Sekundärerhebungen.

 

Der ökologische Ansatz hingegen bezieht ausdrücklich die Umwelt, als Gesamtheit aller äußeren, naturbezogenen Faktoren ein.

Entsprechend sind Umweltschutzmaßnahmen im Unternehmen durchzusetzen, soll der ökologische Produktlebenszyklus (siehe weiter unten) beurteilt werden, alle Vorgänge im Zusammenhang mit der Produktion im Rahmen von Ein- und Ausgangs-Analysen erfaßt werden, einschl. aller vor- und nachgelagerten Prozesse in Bezug auf ihre Umweltverträglichkeit.

Konkurrentenvergleich sowie die Änderung des Erscheinungsbild sind zwei weitere Stichworte für viele Unternehmen.

Vielleicht lassen sich auch Konzepte verfolgen, die den Besitz und Gebrauch nach alten Maßstäben neu definieren. Wenn z.B. nicht mehr jeder alles extra besitzen muß, sondern gewisse Produkte gemeinschaftlich genutzt werden würden, wäre schon viel für die Umwelt getan, von den sozialen Aspekten ganz abgesehen.

Ebenso verfolgenswert ist der Ansatz, teuere, aber auch wertvollere und vor allem dauerhaftere Erzeugnisse billigen und einfachen vorzuziehen.

Dies ist nicht zuletzt auch ein ökonomischer Vorteil.

Letztlich liegt der Schlüssel des Erfolges für ökologische Produktpolitik darin, nicht mehr nur das einzelne Produkt als solches zu sehen, sondern die Dienstleistung, die damit verbunden wird. Daran kann man dann wirklich erkennen, wie zweckvoll die Herstellung eines Produktes auf welche Weise ist.

Schließlich sind Begriffe wie Enthaltsamkeit und Bescheidenheit von nicht untergeordneter Bedeutung für die Umstellung der Produktion nach ökologischeren Gesichtspunkten.
 

Warum...
 

Das jahrelange "Drauflosproduzieren" schien keine Grenzen zu kennen und hat dabei teilweise langfristige Schäden an der Natur hinterlassen, so daß man zwangsläufig neue Wege in der Produktion einschlagen mußte.

Nicht zuletzt die enormen Abfallberge dokumentieren ja unsere legendäre "Wegwerfgesellschaft" .

In immer kürzeren Abständen werden "Trends" kreiert und wieder verworfen, gebietet der Markt eine sofortige und umfangreiche, möglichst endlose Befriedigung der plötzlich entstandenen bzw. erzeugten Nachfrage.

Unser Zwang, möglichst jung, dynamisch und auch schnell und spontan zu erscheinen verlangt ja auch geradezu nach immer kurzlebigeren Modellen und Produkten. Allmählich setzt sich jedoch die Erkenntnis durch, daß die vermeintlich alten, unmodernen und statischen Werte von Beständigkeit, Langlebigkeit und Wiedererkennbarkeit nicht nur Bleibendes sondern auch ökologisch Wertvolleres verkörpern.

Um die aufgetretenen Schäden zu begrenzen oder gar zu beseitigen sowie künftige zu verhindern, sind auf staatlicher und supra-staatlicher Ebene eine Reihe von Gesetzen und Verordnungen (z.B. FCKW-Verbot, Kreislaufwirtschafts-und Abfallgesetz, Verordnung über die Bestimmung von Problemstoffen) erlassen worden, welche von ökonomischen Instrumenten (z.B. Steuern und Finanzhilfen) ,Beratungen, Normungen und freiwilligen Vereinbarungen der Industrie begleitet werden.

Im folgenden sollen zehn gute und betriebswirtschaftliche Gründe für die Einführung ökologischer Produktpolitik im Unternehmen gegeben werden.

 

  1. Ökologische Steuerinstrumente durch den Staat; wer sich rechtzeitig darauf einstellt, wird mittelfristig Wettbewerbsvorteile erlangen
  2. Mittel- und langfristige Wettbewerbsvorteile durch eigene aktive Innovationen im Bereich von Produktentwicklung, Produktionsverfahren u.a.
  3. Die allgemeine Umweltverschmutzung verlangt auch von der Wirtschaft ein Handeln nach dem Motto: Vermeiden, Vermindern und Wiederverwerten
  4. Verbraucher und Handel legen immer größeres Gewicht auf das Kriterium der Umweltqualität
  5. Nachweislich sind Unternehmen, welche die Umweltthematik offensiv und innovativ angehen, am Markt erfolgreicher
  6. Steigerung der Kreativität und Motivation der eigenen Mitarbeiter
  7. Kostenvorteile durch Einsparung von Rohstoffen und Energie (einschl. verminderter Transport und Lagerungskosten)
  8. Die ständig steigenden Entsorgungskosten können gesenkt bzw. vermieden werden
  9. Neue Abnehmer aus ökologisch motivierten Kreisen
  10. Ein positives Erscheinungsbild des Unternehmens durch seine ökologisch ausgerichtete Arbeitsweise
 

3. Stellung innerhalb der Umweltpolitik

 

Die traditionelle Umweltpolitik gliedert sich dabei in

 

- anlagenbezogene Umweltpolitik

- Abfallpolitik

- Stoff(strom)politik und eben

- Produktpolitik

 

Dabei wird in der Literatur noch einmal zwischen eigentlicher Produktpolitik (Bereich staatlicher Regulierung) und Produktmanagement

(nicht-staatliche Maßnahmen) unterschieden.

 

 

4. Das Viereck der Produktpolitik

 

- Ziele und Strategien

 

Allgemein lassen sich die Ziele ökologischer Produktpolitik im Schlagwort von der "Nachhaltigen Entwicklung" zusammenfassen, welches erstmals durch den 1987 vorgelegten Bericht der "Brundtland-Kommission" auftauchte. Es zeichnet sich durch die Philosophie aus, so zu wirtschaften, daß auch die nachfolgenden Generationen dieselben Chancen auf ein unbeschadetes und mit Rohstoffen ausreichend ausgestattetes Leben erhalten.

Bezogen auf die Produktpolitik lassen sich die Ziele des niederländischen Umweltplanes heranziehen:

 

Desweiteren sind folgende Strategien erkennbar:

 

a) Verringerung des Produktdurchlaufs

bedeutet im Prinzip weniger Produkte bei sinkender Produktnachfrage

b) Veränderung des Produktes bezüglich seiner umweltrelevanten Eigenschaften

bedeutet, die umweltgefährdenden Bestandteile zu beschränken oder herauszunehmen

c) Veränderung der Produktnutzung und -entsorgung

bedeutet eine längere Nutzungsdauer bei weniger Umweltbelastung bzw. Wiederverwertung

In der Realität sind diese Strategien eher als Mischformen erkennbar und lassen sich auch nicht auf jedes Produkt anwenden.

 

- Instrumente

 

In Erweiterung herkömmlicher Produktpolitik lassen sich folgende Kategorien aufstellen:

 
 
Kategorie Erklärung Arten
Direktregulative

Instrumente

greifen direkt in Marktgeschehen ein u.

lassen keine Wahl

Verbote, Zulassungs-

verfahren, Garantiezei-

ten, Werberegeln u.a.

Ökonomische

Instrumente

Anreize sollen Marktge-

schehen beeinflussen

Steuern+Abgaben,

Subventionen, Pfand 

Verbindliche Informa-

tionsinstrumente

Pflicht zur Käufer-beratung bezügl. ökol. Eigenschaften der Produkte  Kennzeichnung und

Inhaltserklärung

Freiwillige Informa-

tionsinstrumente

s.o. ; aber freiwillig Umweltzeichen, Normen, Warentests
Freiwillige

Vereinbarungen

freiwillige Zusagen und

Abmachungen zur Er-

reichung selbstgesteck-

ter Ziele

rechtl-verbindl. Zusagen
Verbraucherpolitik Instrumente, die sich

direkt an Verbraucher

wenden

Verbraucher- und Umweltberatung
Neue institutionelle

Arrangements

Erweiterung des Betrachtungshorizontes

durch neue Sicht der

Hersteller-Nutzer-Bez.

Stoffagenturen,

Ökoleasing

Neue Formen der

Zusammenarbeit

alte "Kontrahenten" ko-

operieren im Sinne ge-

meinsamen Nutzens

Hersteller/Händler mit

Umweltorganisationen

 

- Akteure

 

Die Teilnehmer von Produktpolitik lassen sich ihrer Bedeutung gemäß in drei Sparten aufgliedern:

 

Verbraucher, Handel, Hersteller Verbraucherorganisationen, Forschungsinstitute, Wiederverwertungs-

unternehmen, Industrie- und Handelsverbände, Umweltorganisationen

 

- Produkte

 

Schließlich bildet das Objekt den vierten Pol von Produktpolitik.

Man betrachtet hierbei das jeweilige funktionelle Profil, den Zweck und schließlich dem ökologischen Profil.

 

 

5. ÖKOLOGISCHE PRODUKTGESTALTUNG

 

Die Ziele und Eigenschaften ökologischer Produktgestaltung lassen sich in der nachfolgenden Auflistung ablesen.

 

 

Beim Gestalten neuer Produkte werden vom umweltbewußten Designer vor allem folgende Aspekte verlangt:

 

Ökologisches Design
 
 

Ihren Ausdruck findet die ökologische Produktgestaltung durch ein ebenfalls ökologisches Design.

Def.: der Weg zum umweltorientierten Weiterbestand von Märkten und Produkten in der Zukunft, als Mittel zur unternehmerischen Existenzsicherung und für die Möglichkeit, über Marketing zu erhöhten Marktchancen zu gelangen.

 

Faktoren, die das Design bestimmen:

- Kosten

- Zeit

- Lebensdauer

- Umwelt/ gesellschaftliche Wertanschauungen

- (Fach-) Wissen

 

Ablauf eines umweltgerechten Design-Prozesses:

 
 
1. Strategieentwicklung und Planung Der Plan
2. Auswahl des Projektes Das Projekt
3. Problemanalyse Anforderungsprofil
4. Ideenfindung Designkonzept
5. Konzepterstellung und Detailplanung Produktentwurf
6. Umsetzung Marktfähiges Produkt
 

Der Unterschied zum herkömmlichen Design-Prozeß besteht im Einfließen von umweltrelevanten Informationen in allen Stufen. Das kann bis zu der Erkenntnis reichen, daß es besser wäre, das Produkt erst gar nicht herzustellen und damit zu verhindern.

 

Der Erfolg ökologischer Produktgestaltung hängt wesentlich von den folgenden Faktoren ab:

 

- Wie ist die Ausgangssituation für den Design-Prozeß?

Der Entwurf eines neuen Produktes unterscheidet sich von der ökologischen Umgestaltung eines alten

 

- Wie ist die Ausgangssituation im Betrieb?

Eine umweltfreundliche Unternehmensphilosophie wird vieles erleichtern

 

- Wie ist die Ausgangssituation für den Designer?

Steht der Designer mit seinen Vorstellungen alleine da, oder weiß er die übrigen Mitarbeiter und Vorgesetzten hinter sich?

 

- Wie ist der Standpunkt des Designers?

Hat der Designer als strategischer Produktentwickler und umsetzender Spezialist die Möglichkeit und Motivation, ökologische Gesichtspunkte zu berücksichtigen?

 

Um dem Designer eine Entscheidungshilfe zu liefern, entwickelte das IÖW eine sogenannte "Check-Liste" :

 

1. Bedarfsprüfung

- Anwendungsbereich des Produktes kritisch analysieren

- Bedarfserfüllung möglichst material- und energie- sparend, Dienstleistungskonzepte überlegen

2. Materialeinsatz

- Materialien bevorzugen, die umweltschonend her- gestellt sind

- Einsatz von Sekundärrohstoffen, sofern geeignet

- Einsatz von Materialien, die ohne lange Transportwege besorgt werden können

- Materialvielfalt im Produkt vermeiden

- Verzicht auf Materialien, die öffentlich in der Kritik stehen

 

3. Produktherstellung

- Effizienter Materialeinsatz

- Sparsamer Einsatz von Wasser und Energie

- Vermeiden gefährlicher Abfälle

- Vermeiden von Abwasserbelastungen

- Vermeiden von Luftbelastungen und Geruchsbe- lästigung

 

- Geringe Lärmbelästigung anstreben

- Beachten, daß aus mehreren Bestandteilen zusam- mengesetzte Erzeugnisse wieder auseinander- genommen werden können

- Verkehrsbelastung durch kurze Transportwege reduzieren

- Nach Maßgabe der notwendigen Schutzfunktion die sinnvollste Verpackungsweise wählen

4. Ge- oder Verbrauch

- Lange Produktlebensdauer anstreben

- Verschleißteile sollten leicht auszuwechseln sein

- Möglichkeit der Reparatur gewährleisten

- Einfache Reinigung des Produktes ermöglichen

- Betriebsmittel so umweltfreundlich wie möglich wählen

5. Entsorgung

- Abkehr vom Einmal- bzw. Wegwerfprodukt

- Mehrfachnutzung anstreben

- stoffliche Verwertung ermöglichen

- Produkt soll kein Problemstoff sein oder solche enthalten

 

6. Ökologischer Produktlebenszyklus

 

Def.: Jede Herstellung und Verwendung von Produkten verursacht Umweltbelastungen. Beeinträchtigungen der Umwelt können entstehen bei der Gewinnung und Verarbeitung der Rohstoffe, die für die Produktion benötigt werden, bei der Herstellung des Produktes selbst, bei Vertrieb und Transport, beim Ge- oder Verbrauch des Produktes und bei seiner Entsorgung. Die Gesamtheit der aufeinanderfolgenden Stufen, die ein Produkt durchläuft, werden als ökologischer Produktlebenszyklus bezeichnet.

 

Wie sehr sich die unterschiedlichen Herangehensweisen zum Produktlebenszyklus noch unterscheiden läßt sich am besten in einer Gegenüberstellung darstellen:

 
 
ökonomischer Ansatz ökologischer Ansatz
1. Einführung des Produktes am Markt 1. Gewinnung und Verarbeitung der

Rohstoffe

2. Wachstum (Produkt wird bekannt) 2. Herstellung des Produktes
3. Reife (Erreichung der größten Marktausdehnung) 3. Vertrieb und Transport
4. Sättigung (der Bedarf ist gedeckt) 4. Ge- oder Verbrauch
5. Verfall oder Degeneration (Pro-

dukt verläßt den Markt)

5. Entsorgung
 

 

Dennoch soll festgehalten werden, daß ökonomische und ökologische Faktoren sich nicht grundsätzlich ausschließen. Sie können sich sogar gegenseitig ergänzen. So sind teilweise erhebliche Kostenersparnisse durch Abfallvermeidung (spart Entsorgungskosten) , Materialeinsparung und Mehrwegsysteme zu beobachten.

Ein Dilemma besteht allerdings in dem Zwiespalt, einerseits im Interesse der Umwelt die Produktion und den Absatz neuer Produkte zu beschränken oder gar einzufrieren und dem betriebsnotwendigen Erstellen und Verkaufen von neuen Produkten auf der anderen Seite.

Es gibt auch Stimmen, die den Konzernen ihre Haupteinkunftsquellen mit der Produktion von Verschleißteilen zuschreiben (Anton Szvoboda) .

Solche Überlegungen werden dadurch erhärtet, daß bestimmte Produkte wie z.B. Staubsauger oder Waschmaschinen, auffällig oft kurz nach Ablauf der Garantiefrist ausfallen.

 

Die verschiedenen Phasen:

 

Phase 1: Rohstoffgewinnung und -verarbeitung

Alle in das Produkt eingehenden Rohstoffe werden hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit untersucht. Das schließt auch ihre Gewinnung ein.

 

Phase 2: Herstellung

Nun sind der Designer und der Herstellerbetrieb in der Verantwortung.

Mit Hilfe umweltschonender Fertigungstechnologien und Materialien können die negativen Auswirkungen für die nachfolgenden Abnehmer bereits deutlich gemindert oder ganz vermieden werden.

 

Phase 3: Handel

Hier kann durch eine auf das Nötigste reduzierte Transportbelastung korrigierend eingegriffen werden.

 

Phase 4: Ge- oder Verbrauch

Obwohl dieser Bereich sich dem unmittelbaren Einfluß des Designers entzieht, kann dieser dennoch auf eine umweltfreundlichere Handhabung einwirken, indem er z.B. Reparaturfreundlichkeit und lange Lebensdauer anbietet.

 

Phase 5: Entsorgung

Obgleich sich diese Phase der Kontrolle durch den Hersteller oftmals

entzieht, sollte dennoch auf eine gute Verwertbarkeit des Produktes hingearbeitet werden. Zunehmend sind die Hersteller auch zur Rücknahme verpflichtet.

Der "Grüne Punkt" ist dabei vielfach in die Kritik geraten, da er der Produktschwemme nicht entgegenwirkt und die versprochene Wiederverwertung bisher in sehr unbefriedigender Weise verwirklicht.

Das erfolgreiche SERO-System (bei dem Produkte auf Pfandbasis mehrfach benutzt wurden) der ehemaligen "DDR" wird sich allerdings unter Marktbedingungen nach erfolgter Privatisierung nicht durchsetzen lassen.

 

Mit Hilfe des Produktlebenszyklus kann man somit Produkte auf ihre ökologische Verträglichkeit untersuchen. Die Aufgabe wird jedoch mit jeder Komponente, die in das Produkt einfließt schwieriger, da nun auch die inneren Zusammenhänge berücksichtigt werden müssen.

Dennoch bleibt auch dies nur eine Orientierung. Eine absolute Entscheidungshilfe kann man hiervon nicht erwarten, da u.a. auch weitere Faktoren einbezogen werden müssen (Lebensdauer, Funktionalität z.B.)

 

Die Ökobilanz

 

Eine Produktökobilanz wird gewöhnlich erst nach Ablauf der Produkt-entwicklung durchgeführt.

In ihr werden die einzelnen Stufen des Produktlebenszyklusses mittels In-und Output-Analysen der Stoffströme untersucht und auf ihre Umweltauswirkungen hin beurteilt. Es ist ein sehr aufwendiges Verfahren, da sämtliche Prozesse, die zur Herstellung nötig sind, erfaßt werden und wird daher meist in Gruppenarbeit durchgeführt.

Es handelt sich dabei um eine Darstellungsmethode gesamtökologischer Umweltverträglichkeit. Die Darstellung und Ermittlung ist hierbei an wirtschaftlichen Bilanzen angelehnt.

Sie dient der besseren Informationsbeschaffung und stellt langfristig eine wichtige Grundlage zu einer besseren Entscheidungsfindung bei umweltpolitischen Problemen dar.

Die Ökobilanz erfährt eine zunehmende Anerkennung durch Naturwissenschaftler und Betriebswirte sowie auch von politischen Parteien, in deren Aufgabenbereich es liegt, entsprechende Umsetzungen einzuleiten, wie z.B. zu Fragen der Verpackung oder der Entsorgung.

 

7. Die Rolle der Marktteilnehmer

 

Wie können nun die einzelnen Marktteilnehmer auf eine ökologische Umorientierung der Produkte Einfluß nehmen?

 

Staat -

Einführung einer Ökosteuer, welche die Rahmenbedingungen für gesamtwirtschaftliches Handeln vorgibt und durch eine Reform der Abgaben nach umweltpolitischen Maßstäben erreicht wird. Umweltbewußtsein würde dadurch verstärkt belohnt werden.

 

Unternehmen -

Erfindung und Entwicklung umweltfreundlicherer Produkte und Herstellungsverfahren.

Dies ist auch wichtig beim Produkt/Ökodesign.

 

Handel -

In ökologischer Hinsicht können Hersteller "gezogen" und Verbraucher "gestoßen" werden (sogenannte Pull- und Push-Strategien) .

Er kann den Marketingmix entsprechend anwenden.

 

Konsumenten -

Als Endabnehmer können sie einen enormen Druck auf die Vorgänger in der Kette ausüben, indem sie z.B. umweltfreundlichere Produkte den übrigen vorziehen, auch wenn sie teurer sind bzw. umweltschädliche Produkte nicht annehmen.

8. Praxis

 

Aktuelle Trends

 

Durch ihre im Volke gestiegene Bedeutung sind Begriffe wie "umweltfreundlich" "Bio" oder "Recycling" zu Schlagwörtern verkommen, die auf keinem Produkt mehr fehlen.

Ökologische Produkte erweisen sich immer mehr als Verkaufserfolge und so ist die Versuchung groß, Dinge mit dem Öko-Label auszustatten, die die Anforderungen dafür eigentlich nicht erfüllen.

 

Die Umweltzeichen

 

Sie werden vergeben an besonders umweltverträgliche Produkte und dienen dazu, umweltrelevante Eigenschaften hervorzuheben und auch das Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit zu verbessern.

 

"Der Blaue Engel"

 

Wurde durch die Bundesregierung geschaffen und mittlerweile auch international anerkannt.

Es werden dabei Produkte hervorgehoben und ausgezeichnet, die im Vergleich zu anderen deutlich bessere Umwelteigenschaften aufweisen.

Die Anerkennung muß beantragt und genehmigt werden, welche nach positiver Beurteilung gegen eine Schutzgebühr und zeitlicher Begrenzung der Gültigkeit erteilt wird.

 

"Öko-Test-Siegel"

 

Herausgegeben von der "Stiftung Warentest" werden Produkte nach bestimmten Kriterien benotet und die Ergebnisse veröffentlicht.

Da sie für jedermann zugänglich sind, ist ein direkter Vergleich möglich und entsprechend groß ist die Akzeptanz in der Bevölkerung.

 

 

"Das EU-Umweltzeichen"

 

Muß ebenfalls beantragt werden und wird gegen eine Gebühr zeitlich befristet vergeben und kann dann auch auf dem Produkt angebracht werden.

Weiterhin müssen bestimmte Kriterien auf nationaler Basis erfüllt sein.

Unter kritischem Aspekt läßt sich ein oftmaliger Widerspruch zwischen ökologischer Realität und Anspruch festmachen, wenn z.B. Produkte, die an sich nicht umweltfreundlich sind, durch weniger Verbrauch von Schadstoffen als "umweltfreundlich" ausgezeichnet werden.

Desweiteren ist die Vielzahl und unautorisierte, beinahe inflationäre Verwendung verschiedenster Zeichen von unterschiedlichen Institutionen eher verwirrend und Mißtrauen erzeugend, denn dem eigentlichen Anliegen dienend.
 

Angesichts des immer offensiveren Werbens mit dem "Bio"-, "Öko"- oder "Umwelt" Schlagwortes bei vielen Produkten können die genannten Zeichen jedoch eine orientierende Hilfe darstellen

 

9. Fazit

 

Trotz des Trendbewußtseins der gegenwärtigen Zeit ist zu hoffen, daß sich die Marschrichtung auf umweltbewußtere Herstellung und Umgang mit Erzeugnissen nicht als kurzlebige Mode erweist, sondern vielmehr Teil eines dauerhaften Bewußtseinswandels ist, der unser gesamtes Leben im Blick auf Nachhaltigkeit beeinflussen und verändern wird. Sägen wir also nicht den Ast ab, auf dem wir alle sitzen.
 

Verwendete Literatur:

ECODESIGN - Fibel für Anwender IÖW, Wien, 1993

Greenpeace-Magazin; Ausgaben 4/93; 1/95; 2/95; 5/96

Rubik, F./ Petschow, U./ Scholl, G.: Grundzüge ökologischer Produktpolitik

 

Außerdem zu empfehlen:

 

Deutsch, Christian: Abschied vom Wegwerfprinzip. Die Wende zur Langlebigkeit in der industriellen Produktion, Schäffer-Poeschel, Stuttgart 1994

Hockerts, Kai u.a. (Hrsg.): Kreislaufwirtschaft statt Abfallwirtschaft. Optimierte Nutzung und Einsparung von Ressourcen durch Öko-Leasing und Servicekonzepte, Universitätsverlag Ulm, 1994

Schmidt-Bleek, Friedrich: Wieviel Umwelt braucht der Mensch? MIPS-Das Maß für ökologisches Wirtschaften, Birkhäuser, Berlin 1994