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Gliederung:

1. Anfänge des Fernsehens vor 1933
2. Von der Machtergreifung zum Fernsehstar
3. Regelmäßiger Sendebetrieb / Programm
4. Rezeptionsbedingungen
5. Fernsehen im Krieg
6. Der Zusammenbruch des Senders Paul Nipkow
7. Schlußbetrachtung
8. Quellenangaben

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Anfänge des Fernsehens vor 1933
 

Noch in den zwanziger Jahren befanden sich Forschung und Industrie in der Grundlagenforschung auf dem Gebiet der elektronischen Übertragung von Bildern. 1929 gab es die ersten regelmäßigen Versuchssendungen der Deutschen Reichspost. Trotz Erfindung der Braunschen Röhre kamen die Fernsehprojekte bis Ende der Weimarer Republik nicht über Laborversuche hinaus.

Im Gegensatz zu Großbritannien und den USA verhielten sich in Deutschland die Verantwortlichen aus den Reihen der Reichspost eher zögerlich in der Frage eines Fernsehprogramms und warteten auf weitere Vorleistungen.

 

 2. Von der Machtergreifung zum Fernsehstart
 

Als am 30. Januar 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, gab es kein brauchbares Verfahren zur Aufzeichnung von elektronischen Bildsignalen. Daher sah man als vornehmliche Aufgaben des Fernsehens die Übertragung von Kinofilmen, als sog. Heimkino und die Live-Übertragung von öffentlichen Veranstaltungen von größerem Interesse, z.b. Ausstellungsmessen und Parteiveranstaltungen etc.

Für das Fernsehen lassen sich nun zwei Perioden der Fernsehforschung unterscheiden.

Die Vorkriegsjahre waren geprägt von dem Bestreben, das Fernsehen technisch so weit wie möglich zu entwickeln, um es ähnlich dem Radio, als Massenmedium zu benutzen.

Seit Beginn des Krieges jedoch war die militärische Instrumentalisierung der Fernsehtechnick von besonderer Bedeutung.

Wie schon erwähnt waren die Bestrebungen ein einheitliches Fernsehprogramm zu schaffen in Deutschland bis 1933 noch eher verhalten, obwohl die technischen Übertragungsverfahren mehrheitlich ausgereift waren. Aus diesem Grund waren vor allem die Funkausstellungen in Berlin wichtig, auf der Jahr für Jahr die neuesten Entwicklungen der Fernsehtechnik dem internationalen Publikum vorgestellt wurden.

Seit dem 1. April 1934 unterhielt nun die Deutsche Reichspost einen regelmäßigen

Fernsehversuchsbetrieb über den Berliner Sender Witzleben. Er diente der Industrie und der Reichspost für Forschungszwecke und dauerte knapp ein Jahr.

Mittlerweile war allerdings der Beginn eines regelmäßigen Sendebetriebs zu einem Wettlauf gegen die Briten und die Amerikaner geworden, und somit zu einem Projekt von höchstem nationalen Prestige.

Am 22. März war es nach vielen Anstrengungen soweit. Der Fernsehsender "Paul Nipkow - Berlin" nahm seine Arbeit auf. Damit war es dem nationalsozialistischen Deutschland gelungen, als erstes Land der Welt über einen regelmäßigen Fernsehbetrieb zu verfügen.

Zunächst wurde an drei Tagen in der Woche, abends zwei Stunden in Berlin und Umgebung gesendet. Zu diesem Zeitpunkt gab es jedoch in Berlin gerade einmal rund 50 Empfangsgeräte. Die Privilegierten zu diesem Zeitpunkt waren interessierte Behörden, Parteidienststellen und ausgesuchte Rundfunkjournalisten. Der Preis für einen Fernsehempfänger lag zu der Zeit bei 2500 bis 3600 RM. Zum Vergleich: Der Radio - Volksempfänger (VE 301) kostete damals 76 RM.

Alle Empfangsgeräte waren Einzelstücke, da an eine Serienproduktion, aufgrund der ständig wechselnden Fernsehnorm und der mangelhaften Bildqualität, nämlich 180 Zeilen pro Bild, noch nicht zu denken war. Den ca. 50 ersten Zuschauer standen damals 8,1 Millionen Hörern vor den Radios gegenüber.

Die anfängliche Euphorie wich schon wenig später der nüchternen, zurückhaltenden Betrachtungsweise der Tatsachen. Sprach Reichssendeleiter, Hadamowsky am 22. März noch davon1 "nun das Bild des Führers unverlöschlich in alle deutschen Herzen zu pflanzen", so stellte er wenig später schon fest, daß die Entwicklung des Fernsehens als Medium für das Volk noch Jahre dauern würde. Es war klar, daß zu diesem Zeitpunkt das Fernsehen noch nicht für propagandistische Zwecke genutzt werden konnte, da Qualität und Massenrezeption noch nicht ausreichend möglich waren. Vom Kino waren die Menschen an Sendungen auf höchstem Niveau gewohnt.

Was das Fernsehen am Anfang sendete, war überdies dem Berliner, bzw. Potsdamer Zuschauern zum größten Teil bekannt. Es handelte sich um Wochenschauen, stark zusammengeschnittene Spielfilme aus den Jahren 1933 bis 1935, Musikstücke und Dokumentar- und Kulturfilme.

In den Dokumentarfilmen wurden teilweise politische Botschaften transportiert. Dort wurden dann die positiven Seiten des NS-Gemeinschaftslebens thematisiert.

Obwohl sich die Monumentalästhetik der NS-Dokumentationen nicht mit den kleinen Bildröhren vertrug, war bereits 1935 in der Woche vom 20. Bis 26. Oktober, Leni Riefenstahls "Triumph des Willens" in einer gekürzten Fassung zu sehen.

Bei genauerer Betrachtung läßt sich jedoch feststellen, daß in den ersten Jahren des Sendebetriebs mehr unpolitische Unterhaltung als direkte Propaganda gesendet wurde.

Ein Beispiel für eine Mischung aus Unterhaltung und Propaganda war zum Beispiel der Auftritt des Schauspielers Otto Gebühr am 13. Mai 1935. Dabei wurden Ausschnitte aus dem Gebühr-Film "Das Flötenkonzert von Sanssouci" gebracht und ein Live-Vortrag des Schauspielers, in dem er eine Rede Friedrichs des Großen hielt, während zur gleichen Zeit Bilder der ersten Sitzung des Reichstages unter nationalsozialistischer Herrschaft liefen.

 

 

3. Regelmäßiger Sendebetrieb/Programm
 

Ab 1936 gelangte das Fernsehen der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft hauptsächlich durch drei Großveranstaltungen ins Bewußtsein einer breiteren Öffentlichkeit.

  1. Die XI. Olympischen Spiele vom 1. bis 16. August 1936 in Berlin.
  2. Die anschließende Funkausstellung in Berlin.
  3. Der Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg,1937.
Vor allem bei der Sommerolympiade paßte das neue Medium hervorragend in das Konzept der positiven Selbstdarstellung des NS-Regimes. Dabei bot sich auch zum ersten Mal die Gelegenheit Live-Fernsehen im großen Stil zu praktizieren.

Während der Olympiade ging die Sonderberichterstattung direkt vom Reichssportfeld über den Sender Witzleben, was einer zusätzlichen Programmproduktion von ca. 96 Stunden entsprach. Insgesamt wurden 175 Wettkämpfe, die Eröffnungsfeier und die Schlußveranstaltung größtenteils live gesendet.

Der Nürnberger Reichsparteitag der NSDAP vom 6. Bis 13. September 1937 war Anlaß für einen ersten Live-Versuch mit politischer Parteipropaganda. Durch die Fertigstellung des Breitbandkabels zwischen Berlin und Nürnberg konnte mit zwei elektronischen Kameras und einem Zwischenfilmwagen Aufnahmen des Spektakels direkt nach Berlin übertragen werden.

Einen wichtigen Beitrag zum regelmäßigen Programm waren in dieser Zeit auch die "Fernsehspiele". Diese Inszenierungen beruhten auf literarischen und dramatischen Vorlagen, und waren fast alle aus dem heiteren Fach. Hierbei wird das Bestreben der Programmacher, nach Zerstreuung des Publikums deutlich. Die Konzepte der "Fernsehspiele" waren wenig originell und auch stark an Bühnenauftritten orientiert. Die Produktionen wurden immer wiederholt, d.h. jedes mal neu gespielt, da eine Aufzeichnung eines Stückes technisch nicht möglich war.

Als neuen Programmpunkt brachte der Nipkow-Sender von November 1939 an in unregelmäßigen Abständen erste Kindersendungen. Vorher gab es lediglich vereinzelte Sendungen für Kinder und Jugendliche wie z.b. "Gesunde Leibesübungen in einem HJ-Fernsehlager" (1938) und "Fröhlicher Kindergarten (1939). Ab November nun bemühte man sich jeweils Sonntags von 15 Uhr bis 16 Uhr Programme für Kinder, Jugendliche und Mütter auszustrahlen. Hierbei wurden vor allem Schattenspiele, Puppentheater und Magazine für Kinder produziert die aus belehrenden Spielszenen, Gesangseinlagen oder Bastelvorschlägen bestanden. Bis zum Ende dieser Programme im Jahr 1941, als sie dem sog. Lazarettfernsehen wichen, gelang es den Machern nicht ein regelmäßiges Konzept für Kindersendungen zu verwirklichen.

4. Rezeptionsbedingungen
 

Recht schnell nach Aufnahme des Sendebetriebs, bemühte sich die Post und die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft darum Breitbandkabel in ganz Deutschland zu verlegen, um die einzelnen Städte des Reiches zu einem großen Fernsehnetz zu erschließen. Bis zum Beginn des Krieges, verlegte die Post über 4000 Kilometer Kabel. Angeschlossene Städte neben Berlin waren u.a. Hamburg, Leipzig, Frankfurt am Main, Nürnberg und München.

Im dritten Reich gab es hauptsächlich zwei Möglichkeiten in den Genuß des neuen Mediums zu gelangen. Einmal als ausgewählte oder finanzstarke Person mit dem Luxus eines eigenen Fernsehgerätes, als sog. Heimempfänger, oder was mehrheitlich zutraf, von den neu eingerichteten Fernsehstuben Gebrauch zu machen.

Der Heimempfang war für ein breites Publikum nicht möglich, da eine Serienproduktion der Geräte nicht möglich war. Obwohl die Serienproduktion immer wieder angekündigt wurde, konnte sie wegen des Krieges bis 1945 nicht mehr realisiert werden.

Die Fernsehstuben waren zur Gemeinschaftsnutzung erdacht worden. Es handelte sich hierbei um Säle mit den neuen Geräten, die der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung standen. Die erste dieser Fernsehstuben öffnete am 9. April1935 im Reichspostministerium ihre Pforten. Sie bot dreißig Leuten Platz und war mit zwei Empfängern ausgestattet, die über 18 x 22 Zentimeter große Bildschirme verfügten.

Anfang 1937 registrierte die Reichspostdirektion in Berlin etwa 2000 Besucher täglich in den Berliner Fernsehstuben. In weiteren Verlauf sank die Zahl der Zuschauer rasch und reduzierte sich auf ein regelmäßig wiederkehrendes Stammpublikum. Die Zeit des Staunens war vorbei und die Menschen wieder mehr in ihrem Alltag gefangen.

Der mit Beginn des Krieges eingestellte Programmbetrieb wurde bereits am 12. November 1939 wieder aufgenommen. Im Januar 1940 zählte man in Berlin rund 10.000 Besucher, im April 17.000.

Die Fernsehstuben paßten gut in die Propagandakonzeption der Massenveranstaltungen, da sie eine Kollektivrezeption förderten. Abschalten war unmöglich und Kritik und Skepsis den Augen und Ohren anderer Zuschauer ausgesetzt.

1937 wurden auf der Funkausstellung in Berlin technisch verbesserte Geräte präsentiert. Die Geräte mit den damals üblichen 180 Zeilenformat wurden vom 441 Zeilenformat abgelöst. Dadurch wurde auf einmal das Thema Serienproduktion aktuell. Im Sommer 1938 entschied das Reichspostministerium in Verbindung mit der Industrie den sog. "Einheitsempfänger" in Serie zu bauen. Geplant waren zunächst 4600 Geräte.

Ende August 1939 pausierte das Fernsehen für ca. einen Monat, da die UKW-Frequenz aus kriegswichtigen Gründen gebraucht wurde. Das Reichsluftfahrtsministerium unter der Führung von Göring plante die Frequenzen für Navigationszwecke des Luftverkehrs einzusetzen.

Obwohl der Sendebetrieb kurze Zeit später fortgesetzt wurde, endeten mit dem Beginn des Krieges alle Bemühungen einer Serienproduktion des "FE 1" bis nach dem Krieg.

5. Fernsehen im Krieg
 

Nach Beginn des Krieges, stellte man sich zwar im Fernsehsender Paul Nipkow auf Kriegsbedingungen um, anfangs kam es jedoch nicht zu starken Veränderungen.

Das Propagandaministerium hielt es gerade in Kriegszeiten für wichtig, den Menschen durch das Fernsehen Zerstreuung zu bieten. Kam es in späteren Jahren des Krieges wurden die Menschen im laufenden Programm mit folgender Meldung gewarnt:

"Der Deutsche Fernseh-Rundfunk unterbricht für die Zeit des Luftalarms seine Sendung. Wir bitten unsere Fernseh-Hörer, sich nach den Anordnungen der diensttuenden Beamten in den Fernsehstuben ruhig und ohne Drängen in den Luftschutzraum zu begeben".

Das Programm lief zunächst normal mit den Fernsehspielen, Filmen, Dokumentationen weiter, allerdings erhöhte sich am Anfang des Krieges und in den Jahren1943 und 1944 der Anteil der sog. Unterhaltungspropaganda auf ca. 70 - 80% des Programms.

Zu der Unterhaltungspropaganda zählten alle Sendungen und Filme, die keine direkte politische Botschaft übermittelten, aber trotzdem auf Grund ihres Inhaltes, Werte wie z.b. Treue, Pflichtbewußtsein, Opferbereitschaft etc. transportierten.

Ab 1940 wurde sichtbar, daß der Sendebetrieb gefährdet war, da immer mehr Menschen und Materialien für den Krieg benötigt wurden. In dieser Zeit, im November 1940, erließ das Oberkommando der Wehrmacht die "Bestimmungen für Unabkömmlichkeit bei besonderem Einsatz". Diese Bestimmungen stellten sicher, daß künftig nur solche Personen vom Wehrdienst freigestellt wurden, die an ihrem Arbeitsplatz unersetzlich waren. Deshalb wurde es für das Fernsehen unerläßlich, existenzsichernde Inhalte zu zeigen, die die Notwendigkeit des Senders zu Kriegszeiten verdeutlichten. Eines dieser neuen Konzepte war das "Lazarettfernsehen".

Die erste Reihe dieses Formats trug den Titel "Verwundete spielen für Verwundete" und startete am 26. Dezember 1940.

Darin traten ausschließlich Künstler aus den Reihen der Wehrmacht auf, die selbst schon einmal verwundet waren. Außerdem wurde immer eine kleine Anzahl von leicht verwundeten Soldaten ins Studio zur Sendung eingeladen. In weiteren Sendungen griff man auf Konzepte des Radios zurück und holte sich auch populäre Zivilisten vor die Kamera. Diese Sendungen waren bei den Soldaten sehr beliebt und garantierten dem Sender als Medium der "Truppenbetreuung" den weiteren Programmbetrieb auch nach den einschneidenden Maßnahmen zum "totalen Krieg" im Frühjahr 1942.

Mit Beginn des Jahres 1943 wurde nun die Öffentlichkeit nach und nach von den Sendungen ausgeschlossen.

Immer mehr Fernsehstuben und Großbildstellen wurden geschlossen, und in die noch vorhandenen sollten nur noch Fronturlauber und verletzte Soldaten gelangen.

Gleichzeitig erhielten immer mehr Lazarette einen eigenen Fernseher, so daß ab 1943 der größte Teil der Zuschauer aus Soldaten bestand.

1943 wurde eine Zuschauerzahl von täglich 5000 in Berlin ermittelt, die aus Fernsehstuben und Großbildstätten das Programm verfolgten. Die Zahl der Heimempfänger sank in Berlin auf unter 100.

6. Der Zusammenbruch des Senders Paul Nipkow
 

Am 23. November 1943 wurden die Sendeanlagen auf dem Amerikahaus in Berlin durch Brandbomben zerstört. Daraufhin, wurde das Programm in Berlin über Kabel verbreitet. Dies hatte allerdings technisch qualitative Mängel zur Folge. Man bemühte sich zwar die Sendeanlagen wieder zu reparieren, bis zum Ende des Krieges konnte dies allerdings nicht mehr vollständig vollbracht werden. Indes wurde ein großer Anteil der Einrichtung, Geräte, Requisiten etc. an einen Ort, außerhalb Berlins gebracht, um nicht auch den Bomben zum Opfer zu fallen. Das Ausweichlager wurde Anfang 1944 nach Garlitz bei Rathenau in Brandenburg gebracht.

Gleichzeitig verschlechterten sich die Sendebedingungen immer weiter, durch ständig weniger Personal und Luftangriffe. Das Programm bestand zum größten Teil nur noch aus alten Wochenschauen, Kurzfilmen und sehr wenig Live-Sendungen. Von Dezember 1943 an beschränkten sich die Live-Sendungen ausschließlich auf die freitäglichen Sendungen aus dem Kuppelsaal im Haus des Sports. In unregelmäßigen Abständen wurde auch noch die beliebte Sendung "Wir senden Frohsinn - Wir spenden Freude" produziert.

Absolut sicher läßt sich ein genaues Datum für die Einstellung des Sendebetriebes aus Berlin nicht bestimmen, da kein ausdrücklicher Befehl von Goebbels vorliegt.

Am 1. September 1944 befahl Goebbels die Schließung sämtlicher Theater, Varietebühnen, Kunsthäuser etc. Lediglich Film und Rundfunk sollten in vollem Umfang erhalten bleiben. Somit kam das gesamte kulturelle Leben in Deutschland zum Erliegen.

Rundfunkleiter Hans Fritzsche stellte in einem 2 Brief vom 19. September 1944 fest, daß der Sendebetrieb endgültig eingestellt worden sei, und schrieb einen Monat später in der Zeitschrift3 "Reichsrundfunk", das Propagandaministerium habe nunmehr für die Dauer des Krieges die Weiterentwicklung des Fernsehens aufgegeben.

7. Schlußbetrachtung
 

Betrachtet man die Methoden der Darstellung im 3. Reich, so erkennt man die Wichtigkeit der Inszenierungen im Nationalsozialismus. Glorifizierungen, Aufmärsche und Massenveranstaltungen waren machtvorbereitende und machtsichernde Elemente dieses Systems. Dadurch gewannen die Medien eine ganz neue Bedeutung.

Wer in der Lage ist, die Medien zu kontrollieren, ist auch in der Lage die Menschen eines Landes zu beeinflussen und letztlich ebenfalls zu kontrollieren. Nach diesem Motiv arbeitete der Rundfunk, der Film, die Presse und auch das neue Medium Fernsehen. Allerdings stellte sich recht schnell heraus, daß das Fernsehen für die Art der Propaganda, wie sie die Nationalsozialisten gebrauchten nicht geeignet war, anders als es beim Radio z.b. der Fall war. Im Gegensatz zum Rundfunk, Film etc. konnte beim Fernsehen zu keiner Zeit des Sendebetriebs eine wirklich breite Masse erreicht werden. Somit bot es auch kein Forum für große Reden, riesige Masseninszenierungen und konnte auch nicht die versprochenen "schönen" Bilder zeigen. Außerdem war das Fernsehen größtenteils ein Live - Medium, was eine spätere Korrektur und Lenkung der gewünschten Wirkung, nicht immer einfach zuließ. Jedoch waren genau dies im 3. Reich die Elemente, die so ein auf Inszenierung und Rhetorik angelegtes Reich im gewünschten Stil darstellen konnten.

Da die Massenpropaganda durch die geringen Zuschauerzahlen nahezu unmöglich war, konzentrierten sich die Nationalsozialisten darauf wenigstens die Fernsehgeschichte ideologisch auszunutzen. Dies zeigt sich deutlich in den Bemühungen, um jeden Preis, als erstes Land der Welt einen regelmäßigen Sendebetrieb zu unterhalten. Auch der Umgang mit dem Fernsehpionier Paul Nipkow ist dafür bezeichnend. Sein Patent aus dem Jahre 1884 für eine Zerlegung einer Bildvorlage, der sog. Nipkow-Scheibe wurde später so stilisiert, daß das Fernsehen zur Erfindung eines "reinrassigen Ariers" wurde, und den "großen Deutschen Erfindergeist" repräsentierte.

Trotzdem bemühte man sich die wenigen Mittel die das Fernsehen bot, angemessen zu nutzen. Thematisch lag die Akzentuierung des Programmes überwiegend bei 20% Politik und 80% Unterhaltung. Das Fernsehen war also mehrheitlich ein Zerstreuungsmedium.

Und wenn schon nicht eine breite Masse mit politischen Parolen versorgt werden konnte, so wollte man zumindest den Menschen im Reich Abwechslung bieten und die Fortschrittlichkeit des Deutschen Reiches aufzeigen. Die Schmerzen der Soldaten sollten durch das Lazarettfernsehen erträglicher gemacht werden, und gleichzeitig wurde ihr Blick für die katastrophale Situation in Deutschland und Europa vernebelt.

8. Quellenangaben

  1. Reiss, Erwin : "Wir senden Frohsinn - Fernsehen unterm Faschismus", Berlin,Elefanten Press Verlag, 1979
  2. Zeutschner, Heiko : "Die braune Mattscheibe", Rotbuch Verlag, Hamburg, 1995
  3. Winker, Klaus : "Fernsehen unterm Hakenkreuz - Organisation, Programm, Personal", Hg. Jürgen Wilke, 1. Band, Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien, 1994
  4. Uricchio, William : "Die Anfänge des deutschen Fernsehens", Tübingen, 1991
  5. Seeßlen, Georg: "Tanz den Adolf Hitler - Faschismus in der populären Kultur, Band 1", Edition Tiamat, 1994
  6. Seeßlen, Georg : "Natural Born Nazis - Faschismus in der populären Kultur, Band 2", Edition Tiamat, Berlin, 1996
  7. Bawden, Liz-Anne: "rororo Filmlexikon (Bd. 1-6)", Reinbek bei Hamburg, 1978