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I. Einleitung

In den dieser Arbeit zugrunde liegenden Untersuchungen versucht Douglass C. North als Vertreter der Neuen Institutionellen Ökonomik (NIÖ), die Disziplinen der Ökonomie und der Wirtschaftsgeschichte zu verbinden. Er bezieht hierbei die institutionellen Rahmenbedingungen einer Volkswirtschaft, die herkömmlicherweise als unverrückbar gehalten werden, in die ökonomische Analyse mit ein.

Ausgehend von der These, wirtschaftshistorische Modelle, die auf bislang angestellten Untersuchungen basieren, hätten sich nicht als geeignet erwiesen, zentrale Probleme dieser Wissenschaft zu bearbeiten und zu erklären, ist Douglass C. Norths Theorie der institutionellen Ökonomik um Faktoren wie zum Beispiel Transaktionskosten, Eigentumsrechte und Ideologien erweitert. Faktoren, die die institutionellen Rahmenbedingungen eines Marktes ausmachen. Solche Probleme sind für ihn sowohl die Erklärung der institutionellen Struktur, die einem Wirtschaftssystem zugrunde liegt und seine Leistungsfähigkeit bestimmt, als auch die Erklärung von Veränderungen dieser Struktur in die North auch staatliches Handeln, Bildung (technischer Fortschritt) und das Verhalten von Interessengruppen im Zusammenhang mit dem Wandel von Eigentums- und Verfügungsrechten einbezieht.

Als grundsätzlich zwar neoklassischer Theoretiker, kritisiert er eben diese Theorie und versucht sie um eine "realistische" Komponente zu erweitern - so schreibt er in seinem Buch "Theorie des institutionellen Wandels": "Es bedarf mehr als eines individuellen Kosten-Nutzen-Kalküls, um Wandel bzw. Stabilität erklären zu können (...) Wandel und Stabilität in der Geschichte bedürfen einer Theorie der Weltanschauung, welche diese Abweichungen vom individuellen Rationalkalkül der neoklassischen Theorie erklären kann." North kritisiert hierdurch den Ansatz neoklassischer Ökonomen an sich, deren "Modelle auf dem felsenfesten Fundament der Handelsgewinne" aufbauen und in denen "Spezialisierung und Arbeitsteilung die Schlüssel zum Wohlstand der Nationen" seien. Die durch Spezialisierung und Arbeitsteilung anfallenden Kosten, die sogenannten Transaktionskosten, wären jedoch hierbei vernachlässigt worden und seien doch "auch Bestandteil der Institutionen, welche die Struktur politisch-wirtschaftlicher Systeme bestimmen.".

Die These der neoklassischen Theorie, eine Produktivitätssteigerung insgesamt und ein Anwachsen des Pro-Kopf-Ausstoßes würden automatisch bestimmt durch die Höhe der Ersparnisse bzw. der Investitionen, ist eine unvollständige Sichtweise und geht den wirklich interessanten Fragen in diesem Zusammenhang aus dem Weg. In der neoklassischen Theorie gibt es grundsätzlich weder Institutionen, noch Transaktionskosten, Informationskosten oder auch keine Unsicherheit – Komponenten die North für grundlegend hält um eine Theorie von Struktur und Wandel zu entwickeln.

Um das Problem deutlich zu machen, führt North ein Beispiel eines simplen neoklassischen Systems an. Unter der Vorgabe einer politisch-wirtschaftlichen Einheit mit gegebener Bodenfläche und ohne Außenhandel, weiterhin ausgehend von einer wachsenden Bevölkerungszahl, spielt er das Szenario von Veränderungen aus neoklassischer Sichtweise durch. North stellt hierbei fest, daß das neoklassische Endergebnis sich immer aus einer Reihe von Anpassungen ergibt und die entscheidenden Triebkräfte durch die Sparfunktion bestimmt werden.

Er kommt weiterhin zu dem Resultat, daß in diesem neoklassischen Modell Eigentumsrechte vollkommen festgelegt und kostenlos durchgesetzt worden sind. Zum Zweiten stellt er fest, daß sie prinzipiell von rationalen Wirtschaftssubjekten hergeleitet werden, die nach dem Leitsatz der Gewinnmaximierung handeln. Veränderungen geschehen in diesem Modell ausschließlich über Veränderungen der relativen Preise. Welche Rolle der Staat hierbei spielt und unter welchen Bedingungen er den institutionellen Rahmen für den spezifischen Wirtschaftsablauf schafft, soll in dem Kapitel zwei beschrieben werden.

Die lange Entwicklungsphase die zu den Wirtschaftsordnungen führte, in denen heutige Gesellschaften organisiert sind, brachte eine fast unüberschaubare Fülle von verschiedensten Vorformen wirtschaftlicher Institutionen hervor, die im Zusammenspiel mit nicht-wirtschaftlichen Institutionen nebeneinander bestanden. North bezeichnet den Auf- und Abschwung dieser Institutionen als das Ergebnis "individueller Wahrnehmungen, die aus historisch entwickelten Möglichkeiten und Werten herrühren." Er stellt fest, daß "die Wirklichkeit" des Menschen (von den) historisch entwickelten Rationalisierungen seiner Umwelt (abhängt) und ... wesentlich dadurch geprägt (wird), ob er die herrschenden Gewohnheiten, Vorschriften und Institutionen für rechtmäßig oder für unrechtmäßig hält." Dies soll das Thema in Kapitel drei sein. Hier möchte ich versuchen, näher darauf einzugehen und mich bemühen zu klären, wie es in verschiedenen geographischen Umfeldern zur Ausprägung ebenso verschiedener Anschauungen und Ideologien kam und die Frage zu beantworten, inwiefern damit auch die Wirtschaftsstruktur beeinflußt wurde. Ein weiteres Element, welches für North in den Ablauf der Wirtschaft hineinspielt, ist die Individualität einzelner Wirtschaftssubjekte und deren Wahrnehmung, die sich wiederum in deren Entscheidungsprozessen widerspiegelt, hierauf soll in Kapitel vier eingegangen werden.

Ich möchte im Rahmen dieser Arbeit zunächst "schrittweise" den theoretischen Rahmen Norths Theorie des institutionellen Wandels einführen und dann versuchen, die Ergebnisse mit denen der klassischen, neoklassischen und marxistischen Theorie zu vergleichen.

 

II. Der Staat

Der Staat als Koordinations- und Kontrollinstanz ist eine wesentliche Grundlage für einen erfolgreichen Wirtschaftsablauf. Er schafft den institutionellen Rahmen und begünstigt oder sanktioniert bestimmte Faktoren, wodurch er in die Lage gelangt, die Entwicklung des Marktes insgesamt zu steuern bzw. zu beeinflussen. Unter welchen Bedingungen dies möglich ist, soll im folgenden Kapitel untersucht werden.

Um im Zusammenhang mit dem Wirtschaftsprozeß eine zweckdienliche Theorie des Staates entwickeln zu können, bedarf es zunächst einer Abgrenzung bzw. einer Definition des Begriffes. North bezeichnet den Staat im Rahmen seiner Untersuchung als "eine mit einen komparativen Vorteil der Gewaltanwendung ausgestattete Organisation, die sich über ein Gebiet der Erdoberfläche erstreckt, dessen Grenzen durch ihre Steuerhoheit bestimmt sind." Dadurch, daß der Staat mit dem Recht auf Gewaltanwendung ausgestattet ist, besitzt er die Möglichkeit, Eigentums- und Verfügungsrechte zu formulieren und sie schließlich auch durchzusetzen. Das Problem ist hierbei offensichtlich, daß der Staat sich aus wie auch immer an die Macht gekommenen Wirtschaftssubjekten zusammensetzt, die, der Neoklassischen Theorie zufolge innerhalb ihres eigenen Kosten-Nutzen-Kalküls handeln. Diese Annahme ist der Ausgangspunkt einer "Räuber- und Ausbeutungstheorie" des Staates. North unterscheidet hierzu die Vertragstheorien des Staates, in der der Staat die Rolle des Wohlfahrtsmaximierers einnimmt. North zufolge ist die Vertragstheorie "eine logische Erweiterung des Tauschtheorems" insofern, daß der Staat hier einen Vertrag schafft, in dem die Tätigkeit jedes einzelnen relativ zum Anderen beschränkt wird und er so erstens eine Grundlage für einen effizienten Wirtschaftsablauf schafft, als eine solche Vertragstheorie es auch möglich macht, die Entwicklung von Eigentums- und Verfügungsrechten zu erklären. Der Staat schafft hier die Grundlagen für einen ertragreichen Wirtschaftsablauf.

Die Vertragstheorie ist in der Lage, die Gewinne des Vertragsschlusses zu erklären, jedoch stellt sich hier wiederum das Problem des Zwangsgewaltpotentials, da der Staat Anteil an jedem Vertrag hat und somit letztlich Ursprung allen Zwangs ist. Sie läßt damit Maximierungsverhalten der Staatsangehörigen außer Acht, welche versuchen werden, eine Umverteilung des Wohlstands und des Einkommens zu ihren Gunsten zu erreichen. Das Zwangsgewaltpotential ist somit ein Hauptfaktor beider Staatstheorien, mit dem Unterschied, daß innerhalb der Vertragstheorie "der Staat zur Arena (wird), in der der Kampf um die Kontrolle über seine Entscheidungsmacht ausgetragen wird". Gewinne werden hier über den ursprünglichen Vertragsschluß erzielt.

In der Räuber- und Ausbeutungstheorie erzwingen die Machthabenden Renten von den Staatsangehörigen und versuchen so, ihre Einkünfte zu maximieren. Der Unterschied liegt also in der Verteilung des Zwangsgewaltpotentials, so geht die Vertragstheorie von einer gleichmäßigen, die Räuber- und Ausbeutungstheorie von einer ungleichmäßigen Verteilung des Zwangsgewaltpotentials aus.

Grundsätzlich schafft der Staat durch Dienstleistungen die Voraussetzungen für einen möglichst profitablen Wirtschaftsablauf. So stellt er durch heutzutage verfassungsmäßige Gewährleistungen, wie z.B. den Schutz einzelner Staatsangehöriger, technische Einrichtungen der Infrastruktur oder der Kommunikation und ein Rechtssystem, die sozialen Spielregeln für einen solchen zur Verfügung. Diese haben u.a. die Aufgabe, die Kosten der Kontrolle, Verhandlung und Festsetzung von Verträgen im Rahmen des Tauschverkehrs zu senken. Der Staat legt damit die Bedingungen für den Wettbewerb und die Zusammenarbeit fest, die das tragende Gerüst der Eigentumsrechte ausmachen (d.h., daß der Staat die Eigentumsstruktur sowohl für Faktor- als auch für Gütermärkte festlegt). Dies wird unter der Prämisse geschehen, daß die Erträge, die dem Staat dadurch zufließen, maximiert werden. Zu diesem Zweck sollen die Transaktionskosten durch die oben genannten Einrichtungen und die im Wirtschaftsprozeß selbst anfallenden, möglichst gering gehalten werden, um so die effizienteste Wirtschaftstätigkeit und damit die höchstmögliche Gewinnspanne der Gesellschaft insgesamt zu begünstigen.

Offensichtlich besteht eine Dichotomie zwischen diesen Vorgaben insofern, daß ein Herrscher oder eine Gruppe von Herrschern, die ihre eigenen Einkünfte durch die Erzwingung von Renten ihrer Staatsangehörigen zu maximieren sucht, der Vorgabe von möglichst hohen Erträgen für die Gesellschaft widerspricht. Einerseits wird so ein völlig effizientes System von Eigentumsrechten zur Maximierung des gesellschaftlichen Ausstoßes vorausgesetzt, andererseits wird versucht, ein System von Grundregeln festzulegen, die es dem Herrscher oder der herrschenden Gruppe ermöglichen, ihr eigenes Einkommen zu maximieren. Hier sieht North den Grund dafür, daß es Gesellschaften grundsätzlich nicht gelang, langfristiges Wirtschaftswachstum zu erreichen.

Ein weiteres Problem ergibt sich für den Staat dadurch, daß er zur Bereitstellung seiner Dienstleistungen Agenten zu deren Umsetzung beauftragen muß und diese zur Erfüllung ihrer Aufgaben mit einem gewissen Machtpotential ausstatten muß. Diese Agenten werden jedoch kaum dieselben Nutzenfunktionen wie der Staat als Auftraggeber für sich definieren, so daß es hier aus der Sicht des Staates zu einem Machtmißbrauch in Form von Absprachen kommen kann. Die Agenten des Staates können innerhalb ihres Verfügungsbereiches versuchen, das System so einzurichten, daß sie oder die Gruppe, der sie angehören, in die Lage versetzt wird, ihre Einkünfte maximieren zu können.

Zum Zwecke der Messung und Kontrolle wird der Staat, auch zur Minderung der Transaktionskosten, ein System von Eigentums- und Verfügungsrechten spezifizieren und dabei die Verwendung von einheitlichen Maßen und Gewichten begünstigen. Das Maß der Kontrolle durch den Staat wird durch den Stand der Meßtechnik an sich und durch die Kosten bestimmt. "Je höher die Kosten der Messung der vielfältigen Eigenschaften eines Gutes oder einer Leistung, um so mehr geht von der Rente verloren."

Herrscher sind immer der Konkurrenz durch andere Staaten oder möglicher alternativer Herrscher im eigenen Staat ausgesetzt. Je größer die Konkurrenz durch rivalisierende Substitute, desto mehr wird der Herrscher in seinen Entscheidungen eingeengt und um so mehr wird er sich genötigt fühlen, einen Bruchteil zusätzlichen Einkommens den Staatsangehörigen zu belassen, sofern er seine Machtposition behalten will. Der Herrscher steht also stets in einer Verhandlungsposition mit seinen Staatsangehörigen, deren Opportunitätskosten unterschiedlich hoch sind.

Auch die Verteilung der durch den Staat bereitgestellten Dienstleistungen wird durch diese Opportunitätskosten bestimmt werden, "denn der Herrscher wird jenen, die über naheliegende Alternativen verfügen, größere Leistungen erbringen als jenen, die keine haben." Kommt es in dieser Verhandlungsposition nicht zu einer Einigung zwischen dem Herrscher und seinen Staatsangehörigen, so können die Unzufriedenen versuchen, einen Herrschaftswechsel herbeizuführen oder sie werden zumindest einen Konkurrenten des Herrschers unterstützen.

Im Folgenden möchte ich anhand einer schematischen Darstellung noch einmal versuchen, die grundlegenden Zusammenhänge des beschriebenen Staatsmodells zu verdeutlichen:

 

Schema des statischen Staatsmodells mit einem Alleinherrscher bei Douglass C. North:

Konkurrenz


Herrscher Herrschaftssubstitute

Regeln

Agenten (Aufsplitterung)

Renten

 

Eigentums- und (Korruption)

Vermögensrechte

Infrastruktur

 

Wirtschaftsprozeß

 

* Jede Verbindung die in diesem Schema mit einem Pfeil gekennzeichnet ist bedeutet prinzipiell anfallende Tranzaktionskosten

 

Innerhalb dieses Modells unterliegt der Herrscher verschiedenen Beschränkungen, so muß er sich in der oben beschriebenen Verhandlungssituation auf mächtige Staatsangehörige einlassen und sollte es im Sinne seiner Machtposition vermeiden, diese zu "verärgern". Sind die vom Herrscher spezifizierten Eigentumsrechte zum Nachteil von Einkünften und Wohlstand dieser Staatsangehörigen, bringt er seine Position in Gefahr, insoweit ein alternativer Herrscher zur Verfügung steht. Also wird ein jeweiliger Herrscher sich höchstwahrscheinlich dazu bereit erklären, Opportunitatskosten zu tragen, bzw. die Eigentumsstruktur so anzulegen, daß einflußreiche Staatsangehörige damit zufrieden sein werden, wobei die Effizienz dieser Eigentumsstruktur, oder mit anderen Worten, das Wohlergehen des Wirtschaftsprozesses, dabei eine untergeordnete Rolle spielen wird.

Eine weitere Gefahr für die Machtposition eines Herrschers besteht für den Fall, daß alternative Herrscher oder andere rivalisierende Staatsangehörige, wie zum Beispiel die Agenten des Herrschers, ebenfalls über ein gewisses Zwangsgewaltpotential verfügen und damit in der Lage wären, einen Aufstand erfolgreich zu arrangieren. Diese könnten auch versuchen, durch eine andere Verteilung der Renten bzw. Dienstleistungen, als auch durch die Einführung einer anderen Eigentumsstruktur, Anhänger zu gewinnen. Vermeidbar scheint diese Situation nur durch ein hohes Maß an Prüfung und Kontrolle zu sein, was jedoch mit untragbaren Transaktionskosten verbunden wäre. Statt Eigentumsrechte zu spezifizieren, die zu einem starken Wettbewerb führen werden, wird sich der Herrscher in einer solchen Situation eher dafür entscheiden, ein Monopol zu verleihen.

Durch diese Auflagen, die einer Herrschaftsposition offensichtlich innewohnen, wird ein ineffizientes System von Eigentumsrechten erklärbar: "Praktisch steht die Eigentumsstruktur, welche die Renten für den Herrscher (oder die herrschende Klasse) maximiert, in einem Gegensatz zu derjenigen, die Wirtschaftswachstum bewirken würde." In "Institutionen, institutioneller Wandel und Wirtschaftsleistung" wirft North die Frage auf, warum denn der Wettbewerbsdruck nicht für den Untergang dieser ineffizienten Strukturen sorge: "Mußten nicht die politischen Unternehmer in stagnierenden Wirtschaften geschwind die Politik der erfolgreicheren nachmachen? Wie können wir die höchst unterschiedlichen Leistungen von Wirtschaften über lange Zeitspannen hinweg erklären?" Die Antwort auf diese Frage liegt für North im Unterschied zwischen Institutionen und Organisationen und deren Wechselwirkungen zwischeneinander.

Hiermit möchte ich die Betrachtung des Staates in bezug auf den institutionellen Wandel im Rahmen dieser Arbeit abschließen. Die Beschränkungen, denen sich ein Herrscher oder eine herrschende Gruppe eines Staates stellen muß, sind wahrlich umfangreicher. Zum Beispiel wurde den Problemen, die durch Veränderungen der Eigentumsrechtsstruktur, etwa durch technische Entwicklungen und dadurch entstehende Anpassungsprozesse oder auch der Messung und Kontrolle entstehen können, hier nicht weiter nachgegangen. Es kann dies nachgelesen werden u.a. bei Douglass C. North 1988, S.28ff.

 

 

III. Ideologie und Schwarzfahrerproblem

Wie schon in der Einleitung erwähnt, ist die neoklassische Theorie durchaus in der Lage, individuelles Verhalten im Sinne eines Kosten-Nutzen-Kalküls zu erklären. Wie sind jedoch diejenigen Verhaltensmuster zu erklären, die wir jeden Tag beobachten können, in denen sich Menschen diesem Kosten-Nutzen Kalkül gegenüber völlig irrational verhalten? Warum z.B. gehen Menschen zu Demonstrationen oder beteiligen sich an Wahlen, wo doch die Wahrscheinlichkeit, hierdurch für sie persönlich etwas zu verbessern, speziell auch in wirtschaftlicher Hinsicht, relativ klein ist.

Ein weiterer Punkt ist, daß sie davon ausgehen können, daß sich genug andere Menschen an derlei Aktionen beteiligen werden und sie eventuelle Verbesserungen ebenfalls als "Nutznießer" oder halt als "Schwarzfahrer" erfahren werden? Die alltägliche Beobachtung bietet zahlreiche Beispiele dafür, daß Menschen Regeln gehorchen, was ja auch im Sinne eines neoklassischen Wirtschafters sein wird. Andererseits scheint es eine Grenze zu geben, wo wiederum das Kosten-Nutzen-Denken für Einzelne oder Gruppen überwiegt und sich diese Wirtschaftssubjekte regelwidrig verhalten werden, um ihre Kosten zu minimieren und den Nutzen zu maximieren.

Wie nun kommt es zu diesem altruistischen Verhalten, und wie erklärt sich dieser Antagonismus innerhalb der neoklassischen Theorie?

Zu klären gilt es, wann sich der einzelne als "Schwarzfahrer" verhalten wird und wann er Regeln befolgen wird. Auf der einen Seite können wir beobachten, daß Individuen die Regeln der Gesellschaft verletzen, wenn ihr Nutzen daraus die Kosten der Regeleinhaltung übersteigt. Andererseits kommt es aber auch zu gegenteiligem Verhalten, wo einzelne oder auch Individuen prinzipiell selbstlos handeln und Regeln befolgen, obwohl sie ihr eigenes Kosten-Nutzen-Kalkül anders handeln lassen sollte. Gewisses Verhalten einzelner, wie zum Beispiel Höflichkeit, läßt sich sicherlich auch damit erklären, daß der Nutzen im entsprechenden Gegenverhalten anderer gerechtfertigt wird. Es handelt sich hierbei weitgehendst um diejenigen Werte, die von Schule oder Elternhaus vermittelt werden, die dafür sorgen sollen, daß sich jemand in seinem Verhalten so beherrscht, daß er nicht als "Schwarzfahrer" auftritt. Es geht nicht um Verhalten, welches sich aus einer gewissen Gegenseitigkeit herleitet, die Frage ist, wo liegt die Grenze und wie hoch sind die Kosten, die entstehen müssen, um jemanden zum "Schwarzfahrer" werden zu lassen?

Im Zusammenhang mit dem Arbeitsprozeß ist ein Ansatz der Regeldurchsetzung und der Kontrolle opportunistischen Verhaltens die Einführung von Stücklöhnen und Akkordarbeit. Jedoch versprechen auch diese Maßnahmen nur dort eine Lösung, "wo die individuellen Anteile an einer Arbeitsleistung mit geringen Kosten meßbar sind und die Qualität gleichbleibt." Die Ausprägung opportunistischen Verhaltens einzelner Arbeiter ergibt sich North zufolge aus der ideologischen Überzeugung des Arbeiters: "Wirksame moralische bzw. ethische Normen einer Gesellschaft sind das Bindemittel der sozialen Stabilität, die ein Wirtschaftssystem funktionsfähig macht." Auch in der neoklassischen Theorie wurde offensichtlich übersehen, daß es auch bei einer gleichen Konstellation von Regeln, Gesetzen bzw. Strafen zu einer unterschiedlichen Ausprägung von individuellen Verhaltensbeschränkungen kommt

 

III.I Das Wesen von Ideologie

Ideologie ist auch als eine Art künstliche Entscheidungshilfe zu sehen. Laut North wird von der entscheidungstheoretischen Richtung der Wirtschaftstheorie angenommen , "daß im Entscheidungsprozeß Werte unveränderlich vorgegeben sind und das die Entscheidenden in dem Sinne rational handeln, daß sie Information effizient benützen." Im Sinne der neoklassischen Theorie erklärt sich der Fortbestand sich einander widersprechender Theorien folglich nochmals als "Problem" des Kosten-Nutzen-Kalküls, insofern es für einen neoklassischen Wirtschaftler in bezug auf die Informationskosten nicht lohnend wäre, für seinen Entscheidungsprozeß sämtliche relevante Informationen zu sammeln (Desweiteren darf man annehmen, daß dies auch heutzutage noch ein zeitliches Problem darstellt). Tatsache ist auch, daß sich trotz eines großen Informationspools, der Wissenschaftlern mittlerweile zur Verfügung steht, Theorien zu spezifischen Themen und Problemen immer noch widersprechen können, was auf einen Mangel an empirischem Belegmaterial schließen läßt. Somit ist es gegenwärtig immer noch eine Schwierigkeit, konkurrierende Erklärungen auszuschließen.

North hebt drei Aspekte von Ideologie hervor, die hier zitiert werden sollen:

  1. Ideologie ist eine Sparmaßnahme: Mit ihrer Hilfe richtet sich der einzelne auf seine Umwelt ein; sie liefert ihm eine "Weltanschauung", so daß sein Entscheidungsprozeß vereinfacht wird.
  2. Ideologie ist unentwirrbar verwoben mit moralischen bzw. ethischen Urteilen über die Gerechtigkeit der Welt, wie sie der einzelne sieht. In dieser Situation bedarf er offensichtlich der Vorstellung möglicher Alternativen – konkurrierende Rationalisierungen oder Ideologien. Ein Werturteil über die "richtige" Verteilung des Einkommens ist wichtiger Bestandteil einer Ideologie.
  3. Der einzelne verändert seinen ideologischen Standpunkt, wenn seine Erfahrung mit seiner Ideologie nicht vereinbar ist. Ja, er versucht eine neue Kombination von Rationalisierungen zu entdecken, die zu seinen Erfahrungen besser passen.

Der letzte Punkt ist relativ, denn es ist als ein eher träger Prozeß zu sehen, was bedeutet, daß sich der individuellen Ideologie widersprechende Erfahrungen häufen müssen , bevor jemand seine ideologischen Vorstellungen dahingehend "korrigieren" wird. Ein neoklassischer Wirtschaftler wird also nicht aufgrund einer einzelnen Veränderung des relativen Preises seine Anschauung bzw. sein Entscheidungsverhalten ändern, "...aber anhaltende Veränderungen, die den Rationalisierungen des einzelnen zuwiderlaufen, oder eine Veränderung, die umwälzende Folgen für sein Wohlbefinden hat, werden ihn zu einer Änderung seiner Weltanschauung bewegen."

Es reicht jedoch nicht aus, die ökonomischen Überlegungen im Hinblick auf den Einfluß von Zeit, Humankapital o.ä. anzustellen, um den Wandel von Ideologien vorhersagen zu können. Wie angedeutet, gibt es keine sinnvollen Meßmethoden, mit denen man alternative Entscheidungen von Individuen, die von deren eigenen Theorien und Rationalisierungen abweichen, auf ihre Konsequenzen hin überprüfen könnte. Verschiedene Erfahrungen führen bei Menschen zur Ausprägung von unterschiedlichen Rationalisierungen und Anschauungen, und es bietet sich ihnen keine Möglichkeit diese endgültig zu falsifizieren.

Zusätzlich zu ihrer Rationalisierungen bzw. Anschauungen bilden Individuen moralische und ethische Werte aus, die auch Einfluß darauf haben, wie ein Mensch das jeweilige System einschätzt, ob er es als legitim ansieht, oder nicht. "Dieses Urteil umfaßt zwar mehr als die spezifischen Austauschbedingungen, die für den Urteilenden einzelnen gelten, doch sind diese Bedingungen entscheidender Bezugspunkt für die Wertung der Gerechtigkeit des Systems." Werden, möglicherweise durch einen Herrschaftswechsel, die Eigentumsrechte dahingehend geändert, daß Einzelpersonen der Zugang zu Mitteln verwehrt wird, an den sie sich gewöhnt hatte, ist anzunehmen das dies Sicht des herrschenden Systems beeinflussen wird, um nur ein Beispiel zu nennen. Es geht hierbei um den Bezug zum ideologischen Rüstzeug und nicht um die Problematik der Legitimität oder der Gerechtigkeit, denn "Wie kommt der einzelne zu seiner Vorstellung eines gerechten Austauschverhältnisses, und wo wird ein gerechtes Verhältnis ungerecht?"

Ideologien können sich unter dem Einfluß von geistigen Führern, wie z.B. Hitler oder auch Jesus Christus entwickeln, wobei ich mir der großen Unterschiedlichkeit dieser beiden Beispiele durchaus bewußt bin! Diese Führer treten immer dann auf, wenn unterschiedliche Erfahrungen zu konkurrierenden Rationalisierungen führen.

Ideologien entstehen jedoch auch ohne den Einfluß geistiger Führer. Grundsätzlich führten der räumliche Standort unter einer Gruppe von Menschen die so ähnliche Erfahrungen machen konnten zu ebenfalls ähnlichen Lebensgewohnheiten. Unter diesem Einfluß rationalisierten diese ihre Umwelt entsprechend und es kam zur Herausbildung von Sprache, Gewohnheiten, Tabus, Mythen, Religionen und schließlich zu den Ideologien.

Auch Arbeitsteilung oder berufliche Spezialisierung, die wiederum Einfluß ausüben auf die Erfahrungen der betreffenden Individuen, können Ausgangspunkt für eine spezifische Rationalisierung sein. Marx z.B. begründete das Bewußtsein von Individuen (Klassenbewußtsein) mit der Stellung des einzelnen im Produktionsprozeß, womit wir zum nächsten Punkt unserer Untersuchung kommen.

 

III.II. Merkmale erfolgreicher Ideologien

Will man einen bestimmten Abschnitt der Geschichte erklären, ist es hierfür nicht vorteilhaft, dort anzusetzen wo entschieden wird, ob die jeweilige Ideologie das System von Eigentums- oder Verfügungsrechten und Austauschrelationen rechtfertigt oder nicht. In dieser Weise kommt man lediglich zu einer verschieden gewichteten Sichtweise der Geschichte und erhält unterschiedliche, vermeintlich historische Erklärungen, die sich einzig durch ihre ideologische Schlagseite auszeichnen. So werden die Marxisten die Geschichte als die des Klassenkampfes interpretieren, die Anhänger der freien Marktwirtschaft als die effizienter Märkte.

Eine Ideologie besteht aus verschiedenen Merkmalen, die eine jeweilige Weltanschauung ausmacht. Sie muß sinnvoll begründen, inwieweit das System der Eigentums- bzw. Verfügungsrechte und auch die Austauschrelationen Teil einer größeren Ordnung sind. Auch muß sie durch die ihr immanenten Rationalisierungen die Vergangenheit erklärbar machen.

Erforderlich für eine erfolgreiche Ideologie ist es, das Schwarzfahrerproblem zu lösen. In einer Ideologie, in der Gruppen maßgeblich ihrem hedonistischen Kosten- Nutzen-Kalkül nach handeln, kann es zu keiner Regulierung in dem Sinne kommen, daß die gegenwärtige Ordnung bestätigt, noch das sie gestürzt wird. So wird auch erklärbar, daß die Kosten einer bestehenden Ordnung sich umgekehrt zu ihrer empfundenen Rechtmäßigkeit verhalten: Empfinden ihre Mitglieder die Regeln und Eigentumsrechte innerhalb dieser Ordnung als fair, so werden die Kosten für deren Durchsetzung verhältnismäßig niedrig sein, wenn man sie mit einer Ordnung vergleicht, in der jeder den Eindruck hat, er müsse selbst für sein Recht sorgen,. Mit anderen Worten: "Die Prämie, deren es bedarf, um Leute zum "Schwarzfahren" zu bewegen ist positiv mit der wahrgenommenen Rechtmäßigkeit der bestehenden Ordnung korreliert."

Die Bereitstellung eines Bildungssystems durch den Staat läßt sich nicht einfach durch die Annahme begründen, sie sei als eine Investition in das Humankapital zu verstehen, die sich entsprechend auszahlen würde. Sie scheint eher der Schaffung eines Wertesystems zu dienen, durch die der Staat versucht, seine eigene Rechtmäßigkeit zu etablieren. Der Staat versucht auf diesem Wege zu vermitteln, seine Ideologie bzw. die in ihr herrschenden Regeln und Austauschbedingungen seien gerecht und daher aus einem Moralgefühl her zu befolgen.

 

 

III. III. Rückschlüsse für die Wirtschaftsgeschichte

In der Einleitung stellte ich bereits die Einschränkungen der neoklassischen Theorie für die Wirtschaftsgeschichte nach North heraus. Im folgenden sollen diese Ergebnisse mit denen der klassischen und marxistischen Theorie verglichen werden.

"Die ungünstigen Ergebnisse des klassischen Modells" so North "kommen dadurch zustande, daß es einen fixen Faktor gibt – Boden und Naturschätze – der im Verein mit der immer gegebenen Tendenz zu Bevölkerungswachstum bewirkt, daß der Lohn säkular zum Existenzminimum tendiert." North stellt fest, daß die neoklassische Theorie mit ihrer elastischen Angebotskurve und völliger Substituierbarkeit den Wachstumserfahrungen der westlichen Wirtschaften entspricht, wohingegen sich die klassische Theorie nach Malthus oder Ricardo im unveränderlichen Spannungsfeld zwischen Bevölkerung und Subsistenzmittelspielraum abspielen würde und sich damit besser auf die menschliche Geschichte der Jahrtausende vor der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts übertragen ließe. Er meint, daß beide unvollständig sind, insofern, daß uns nur eine neoklassische Theorie mit positiven Transaktionskosten und einer Staatstheorie für analytische Zwecke dienlich sein kann.

Einen Ausweg aus der düsteren Prognose des klassischen Modells sieht North kaum, er erkennt kein theoretisches Verbindungsstück welches darlegen könnte, wie man um abnehmende Gewinne eines feststehenden Faktors herumkommt.

In der ursprünglichen marxistischen Theorie gilt der technische Fortschritt in Produktionsverfahren als Auslöser von Veränderungen. Institutionen entspringen als Produktivverhältnisse welche in einem gewissen Stadium ihrer Entwicklung in Widerspruch zu den materiellen Grundlagen der Produktion geraten. Zugleich bringen die Eigentumsformen als die grundlegende Institution soziale Klassen und vor allem Klassengegensätze hervor. Diese entladen sich in einer revolutionären Beseitigung der alten Produktionsverhältnisse, wodurch neue geschaffen werden.

Das marxistische Modell stellt hier das einzige dar, welches alle von North geforderten Eigenschaften zur Verfügung stellt. In ihm sind Institutionen, Eigentumsrechte, Staat und Ideologie eingebettet und haben ihren Platz. North schreibt; "Marxens Betonung der entscheidenden Bedeutung von Eigentumsrechten für eine effiziente Wirtschaftsordnung und der Spannung, die sich zwischen einer gegebenen Konstellation von Eigentumsrechten und dem Produktivpotential einer neuen Technologie aufbaut, ist von größter Wichtigkeit. Der technische Wandel erzeugt die Spannung im Marxschen System; aber erst durch den Klassenkonflikt wird der Wandel Wirklichkeit." Marx spricht hier den Klassenkonflikt an, ein weiterer "regulierender" Faktor der in den beiden anderen angesprochenen Theorien nicht existiert.

Vernachlässigt wird in Marxens Modell jedoch der Einfluß des Bevölkerungswachstums, welchen North jedoch in diesem Zusammenhang als "entscheidend" ansieht, er ist der Meinung, daß sich mit der Technologie allein "ein guter Teil des säkularen Wandels nicht erklären (ließe) – etwa dort, wo sich die Technologie gar nicht wesentlich verändert zu haben scheint, oder dort, wo technischer Wandel zu seiner Verwirklichung keiner grundlegenden organisatorischen Veränderung bedurfte." Ein weiterer Punkt ist hierbei, daß die Klasse, North zufolge, eine viel zu große und komplexe Gruppe ist, um in der Lage zu sein, als auslösende Handlungseinheit aufzutreten und solche Veränderungen durchzusetzen. Er hält hierbei das "individualistische Kalkül" der neoklassischen Theorie für einen besseren Ausgangspunkt. Hier sind die Bildungen von Interessengemeinsamkeiten und Aggregationen möglich, die letztendlich bis zur Formation einer Klasse führen können.

Wenn auch verschiedene Aspekte der northschen Theorie im klassischen, neoklassischen oder marxschen Modell verwoben sind, so bleibt doch festzustellen, daß keine von ihnen in der Lage ist, das Schwarzfahrerproblem zu lösen, welches im Hinblick auf das Handeln von Interessengemeinschaften eine große Rolle spielen muß, vorausgesetzt es existiert. North meint, daß die neoklassische Theorie der Wahrheit näher liege als das "schwerfällige marxistische Modell". Würde man den neoklassischen Ausdruck der Opportunitätskosten durch den Faktor der Transaktionskosten erweitern, so habe man "jenes theoretische Zwischenstück geschaffen, das zur Analyse der Wirtschaftsordnung und zur Erforschung der Spannung zwischen einer gegebenen Konstellation von Eigentumsrechten und dem Produktionspotential einer Wirtschaft nötig wäre."

 

 

IV. Schlußbetrachtung

Die Motivation einer Theorie des Institutionellen Wandels, sowie Norths Kritik an den klassischen Wirtschaftsmodellen scheint nachvollziehbar, soll sie doch einige Lücken schließen, die sich aus der Betrachtung der Historie von Institutionen und aus ihrer mangelnden Erklärbarkeit durch die klassischen Wirtschaftstheorien ergeben. Jedoch auch North selbst legt großen Wert auf Falsifizierbarkeit seiner Theorie.

Die Erörterung der notwendigen oder hinreichenden Voraussetzungen, unter denen sich gesellschaftliche Institutionen gebildet haben, wie auch die Betrachtung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, erscheint ebenso anspruchsvoll als auch praktisch bedeutsam. Anspruchsvoll ist sie aufgrund des Ausmaßes der entscheidenden Faktoren, praktisch bedeutsam auf Grund der Aussagen die man mit solchen Ergebnissen über die Bedingungen treffen könnte, denen die Gestaltung der institutionellen Rahmenbedingungen unterliegt.

North definierte die Institutionen einer Wirtschaft als ein System von Regeln, Zustimmungsverfahren, moralischen sowie auch ethischen Verhaltensnormen, die im Verlauf der Geschichte unterschiedlichen Rationalisierungen entsprangen. Im hier hauptsächlich zitierten Werk Norths "Theorie des Institutionellen Wandels" sind es Herrscher, die Eigentumsrechte in ihrem eigenen Interesse schaffen. Transaktionskosten sorgten dafür, daß ineffieziente Eigentumsrechte überwogen. Durch diese Einsicht wurde für North erklärbar, wie es zu der weiten Verbreitung ineffizienter Eigentumsrechte kam, die kein Wirtschaftswachstum erzeugten.

In "Institutionen, institutioneller Wandel und Wirtschaftsleistung" wirft North die Frage auf, warum denn der Wettbewerbsdruck nicht für den Untergang dieser ineffizienten Strukturen sorge. Der Kern der Antwort auf diese Frage liegt für North in der Unterscheidung zwischen Institutionen und Organisationen, welche in seiner 92er Veröffentlichung von ihm vorangetrieben wird. Organisationen werden von North als Gruppen von Einzelpersonen, die einen gemeinsamen Zweck verfolgen oder die die Erreichung eines gemeinsamen Ziels verbindet, definiert. North hält es in diesem Zusammenhang für seine Untersuchungen für ausschlaggebend, welche Organisationen ins Leben gerufen werden und wie diese sich fortentwickeln. Für ihn hängt die Beantwortung dieser Fragen von den institutionellen Rahmenbedingungen ab. Diesem Punkt soll allerdings im Rahmen dieser Arbeit weiter keine Bedeutung geschenkt werden, die zitierte Lektüre gibt, wie gesagt, weiteren Aufschluß über diese Sichtweise.

 

 

V. Literatur

 

Gäfgen, Gerard: Institutioneller Wandel und ökonomische Erklärung, in Jahrbuch für Neue Institutionelle Ökonomik.

North, Douglass C.: Theorie des institutionellen Wandels, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1988.

North; Douglass C.: Institutionen, institutioneller Wandel und Wirtschaftsleistung, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1992.

North, Douglass C.: Economic Performance Trough Time in American Economic Review 84, 1994.

North, Douglass C.: Ideologie And Political/Economic Institutions in Cato Journal, Vol. 8, No. 1 (Spring/Summer 1988), S.15-28.

Tilly, Richard: Wirtschaftsgeschichte und Ökonomie: zur Problematik der Interdisziplinarität, in Jahrbuch für Neue Institutionelle Ökonomik.

Vanberg, Viktor: Der individualistische Ansatz zu einer Theorie der Entstehung und Entwicklung von Institutionen, in Jahrbuch für Neue Institutionelle Ökonomik.

Witt, Ulrich, Eine individualistische Theorie der Entwicklung ökonomischer Institutionen, in Jahrbuch für Neue Institutionelle Ökonomik.