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Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes. Die Arbeit bezieht sich hierbei primär auf die Kapitalanlage.
Um den Satz zu interpretieren wird zunächst Unsicherheit beschrieben und die verschieden Handlungsweisen von Menschen dargestellt. Die Möglichkeiten Unsicherheit zu vermeiden, führen zur Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes. Schließen wird diese Arbeit mit der Problematik der Geldentwertung. Auf die Problematik der Beachtung einer Vorsichtskasse in der Kassenhaltung von Haushalten und Unternehmen (also dem Bezug zum Konsum von Gütern) geht diese Arbeit nicht ein.[1]
Unsicherheit stellt sich dadurch ein, daß Informationen fehlen. Zum einen Teil handelt es sich dabei um asymmetrische Informationen und zum anderen Teil um das fehlende Wissen um zukünftige Entwicklungen. Definitiv sicherer Aussagen über den Zustand eines gekauften Gutes liegen dem Käufer nicht vor.[2] Es ist auch nicht möglich zu sagen, wie lange ein neuentwickeltes Produkt dem neuesten technischen Stand entspricht. Es können lediglich Prognosen, Vermutungen über die Zukunft eines Unternehmens oder die Eigenschaften eines Produkts angestellt werden. Hierbei werden auch Prognosen über Wahrscheinlichkeiten gefällt, mit denen ein bestimmter Zustand (der Erfolg) eintritt. Genau von dieser Einschätzung der Wahrscheinlichkeiten hängt dabei oft Erfolg oder Mißerfolg eines Produkts / eines Unternehmens ab. Die Unsicherheit selbst verschwindet dadurch nicht.


Wie agieren nun Menschen unter Unsicherheit?
Es kann offensichtlich zwischen risikofreudigen und risikoscheuen Menschen unterschieden werden.
Das Risiko einer Investition ist in der Regel eng geknüpft an die Chance die sich aus ihr ergibt, das heißt aus der Gefahr eines geringeren Vermögens ergibt sich die Chance eines größeren Vermögens.
Eine risikoscheue Person verzichtet auf einen Teil des potentiell zu erwartenden Vermögens um sein gegenwärtiges Vermögen nicht zu riskieren. Risikofreudige Menschen sind dagegen bereit einen größeren Teil ihres Vermögens zu riskieren um ein höheres Einkommen zu haben.


Die Erklärungsmuster von Hal R. Varian[3] gehen von unterschiedlichen Nutzen-Einkommens-Funktionen zwischen diesen beiden Personengruppen aus. Interessant ist hierbei, daß die Nutzenfunktion nach Varians Erklärungsmuster für einen risikofreudigen Menschen konvex verlaufen müßte, das heißt der Nutzen eines Vermögens steige überproportional zu dem Vermögen. Der zusätzliche Nutzen für einen risikofreudigen Millionär von weiteren Hundert Mark wäre damit größer als der zusätzlich Nutzen für einen risikofreudigen Bettler.


De facto nimmt jedoch der Grenznutzen des Einkommens ab.[4] Aufgrund des dargestellten Widerspruches ist dieses Erklärungsmuster nicht befriedigend. Denkbar ist vielmehr, daß es zu unterschiedliche Risikoeinschätzungen (auch: Einschätzungen der Wahrscheinlich-keiten) von risikoscheuen und risikofreudigen Menschen kommt. Voraussetzung für die folgende Überlegung ist der rational denkende Mensch bzw. das rational handelnde Unternehmen. Die irrationalen Handlungsweisen des Menschen, die unter emotionalen Gesichtspunkten bzw. unter Einfluß von Adrenalin und Alkohol zustande kommen, können nicht Gegenstand der Theorie sein. Unternehmen fällen Entscheidungen unter Abwägung von Wahrscheinlichkeiten. Bestandteil eines Beschlusses sind die Gründe die für und die gegen den Erfolg einer Investition sprechen. Kommt das Unternehmen hierbei zu dem Schluß, daß es eher wahrscheinlich ist, daß das Projekt scheitert, wird es in der Regel keinen positiven Beschluß geben. Dem außenstehenden Betrachter mögen die Handlungsweisen des Unternehmens oder des Menschen als risikoreich erscheinen. In dem Kopf des Entscheidungsträgers sprechen jedoch Gründe für diese Entscheidung, die mit einer Risikoabwägung zu tun haben.[5]


In dem Augenblick, in dem sich die Wahrscheinlichkeit im Kopf des Entscheidungsträgers so sehr zu dessen ungunsten verschiebt, daß er keinen Erfolg (mehr) erwarten kann oder daß die Folgen des Risikos nicht (mehr) tragbar sind, fällt er die Entscheidung, weitere Unsicherheit vermeiden zu müssen Zur Vermeidung von Unsicherheiten gibt es nun, bezogen auf die vorhandenen Märkte, verschiedene Möglichkeiten der Absicherung.


Vor Schäden an Gütern kann eine Versicherung bewahren, indem diese die Risiken abdeckt. Die Risiken werden hier von dem einzelnen auf eine größere Gemeinschaft übertragen (Prinzip der Risikostreuung), mit dem Vorteil, daß unvorhergesehene Schicksalsschläge nicht zum finanziellen Ruin des Einzelnen führen müssen. Der Nachteil ist offensichtlich die hierfür zu zahlende Prämie, die auf jeden Fall zu einem (wenn auch im Vergleich zum Schadensfall kleinen) Vermögensverlust führt. Für den Börsenhandel gibt es eine ähnliche Form der Absicherung durch den Terminmarkthandel. Hierbei ist man in der Lage eine Option[6] zu kaufen um sich vor einem Vermögensverlust zu bewahren, wenn man zum Beispiel einen Kurseinbruch erwartet.


Eine weitere Methode zur Vermeidung von Risiken ist die Diversifikation. Prinzip ist hierbei, das Einkommen nicht ausschließlich in einen Bereich, einen Standort, einen Aktienwert zu investieren, sondern die Investition zu verteilen. Eine Investition sollte folglich besser in zehn verschiedene Aktienwerte erfolgen als auf einen Wert konzentriert. Es ist wenig wahrscheinlich, daß zehn Unternehmen gleichzeitig scheitern. Einem einzelnen Aktienwert kann dies jedoch sehr wohl passieren.


Der Nachteil ist freilich, daß eine Diversifikation auch dazu führt, daß die Wahrscheinlichkeit steigt, daß sich ein Aktienwert im Depot befindet, der sich als Fehlinvestition herausstellt, und dadurch das Einkommen geringer ausfällt als bei einer konzentrierten Investition.


In stabilen Wirtschaftsräumen verfolgen Kapitalanleger in der Regel die Strategie, in Niedrigzinsphasen zur Aktienanlage und in Hochzinsphasen zur Rentenanlage zu wechseln. Betrachtet man die Aktienindexentwicklungen in Verbindung mit den Zinsentwicklungen geht diese Strategie zumeist auf, da die Zinsphasen auch die Investitionstätigkeit der Unternehmen widerspiegeln.[7]
Die dargestellten Sicherungsmethoden und Strategien für die Kapitalanlage versagen, wenn es zu wirtschaftlich extrem instabilen Phasen kommt. Kurssicherungsmaßnahmen durch Terminkontrakte verteuern sich äußerst schnell aufgrund der deutlich steigenden Volatilität der Basiswerte. Der Zusammenbruch großer Teile der Kurse an den Aktienmärkten und an den Rentenmärkten[8] ist ein Kennzeichen für wirtschaftlich instabile Phasen, daher sind auch Maßnahmen zur Diversifikation oder zur Umschichtung des Vermögens auf Rentenanlagen unzureichend.
In dieser Phase könnte Geld seine Zufluchtsfunktion entfalten. Tatsächlich handeln Kapitalanleger auch entsprechend.


Wir befinden uns derzeit in Deutschland in einer Phase mit äußerst niedrigen Zinsen. Für konservative Kapitalanleger (das heißt Anleger die ausschließlich in Renten anlegen) sind dies sehr unsichere Zeiten, da aufgrund des geringen Zinsniveaus bei heute gekauften Anleihen innerhalb der Laufzeit mit einem Kursverlust zu rechnen ist. Ergebnis ist, daß Einkommen oder fällig gewordenes Fremdkapital derzeit von diesem Personenkreis oftmals in geldnahen Anlagen geparkt wird, um auf ,sicherere` Zeiten in Bezug auf die Zinssätze zu warten. [9] Der Nachteil dieser Sicherungsmaßnahme ist, daß sie entweder zinslos ist oder nur einen geringen Ertrag (zum Beispiel bei geldnahen Anlagen) bringt.[10]


Bis hierher haben wir es uns sehr einfach gemacht, indem wir die Geldentwertung völlig außer acht gelassen haben und damit die Werterhaltungsfunktion an sich nicht in Frage gestellt wurde. Inflation entsteht (vereinfacht dargestellt) dadurch, daß die Geldmenge schneller steigt als das Sozialprodukt und somit für eine gleiche Menge Güter eine größere Menge an Geld vorhanden ist.
Nun ist Geld eine Anweisung auf einen Teil des Sozialprodukts. Eine wirtschaftliche Phase ist in der Regel äußerst unsicher, wenn es zu keiner Steigung bzw. einem Rückgang des Sozialprodukts kommt, das heißt in dieser Phase dürfte es zu keiner bzw. nur zu einer verringerten Emission von Geld kommen, da es ansonsten zu einer Geldentwertung käme, die die bisher beschriebene Zufluchtsfunktion in Frage stellen würde. Tatsächlich bemühen sich einige Zentralbanken, die Geldmenge entsprechend dem Sozialprodukt zu steuern.


In Zeiten relativer Stabilität können Verluste durch Geldentwertung in der Regel aufgefangen werden durch geldnahe Anlageformen (Termingelder, Geldmarkt-Anlagen...), so daß hier die Geldentwertung eine untergeordnete Rolle spielt. In Zeiten geringer Stabilität (z. Bsp. Zusammenbruch der Börsenkurse oder von Banken) stellen auch geldnahe Anlageformen ein Risiko dar, da der Emittent ebenfalls von einem Zusammenbruch gefährdet sein könnte. Kommt es nun in einer solch instabilen Phase auch noch zu einer hohen Inflation, verliert die Währung die Funktion der Werterhaltung. In diesem Fall bietet die Währung keine Zuflucht mehr vor der Unsicherheit. Man spricht auch von einem Verlust des allgemeinen Vertrauens in die Währung. Die Haushalte wägen nun nach dem oben dargestellten Muster Wahrscheinlichkeiten ab. Erwarten sie keine Besserung mehr, suchen sie sich eine neue Zuflucht für ihr Vermögen. Schließlich tauchen andere Währungen oder Güter (Gold als Wertanlage) im Gefüge auf, die die Werterhaltung besser gewährleisten (z. Bsp. der Dollar in Deutschland zwischen 1922 und 1924).


In einigen Staaten übernehmen unabhängige Zentralbanken die Aufgabe, die zu emittierende Geldmenge zu steuern und beeinflussen / kontrollieren so die Inflation der Währung. Vergleicht man die Inflationsraten Englands mit denen Deutschlands seid der Unabhängigkeit der Deutschen Bundesbank, wird offensichtlich, daß eine unabhängige Zentralbank die Stabilität der Währung besser gewährleisten kann als eine politisch abhängige Zentralbank und somit voraussichtlich die Zufluchtsfunktion des Geldes in instabilen Zeiten besser sichern kann.


Geld ist eine Zuflucht vor Unsicherheit. Sofern die Geldentwertung keinen nennenswerte Höhe erreicht, ist es sinnvoll Geld zur Überbrückung von unsicheren / instabilen Phasen zu nutzen. Steigt die Geldentwertung deutlich an, verliert Geld die Werterhaltungsfunktion. Ob wir heute in der Lage sind, die Stabilität des Geldes aufgrund von unabhängigen Zentralbanken zu gewährleisten, konnte sich, mangels ernsthafter Währungskrisen in den betreffenden Währungsräumen, noch nicht herausstellen. Geld ist also auch (noch) keine vollkommene Zuflucht, die einem alle Sorgen nehmen kann, da ihm das Restrisiko der Inflation anhaftet.


Quellennachweis:
Varian, Hal R. Grundzüge der Mikroökonomie, 3. Auflage
R. Oldenbourg Verlag, München 1995
Lancaster, Kelvin Moderne Mikroökonomie, 4. Auflage
Campus Verlag; Frankfurt/Main 1991
Weise, Peter u.a. Neue Mikroökonomie, 2. Auflage
Physica-Verlag, Heidelberg 1991
Parkin, Michael Microeconomics, 4th edition
Addision-Wesley Publ. Comp., USA, 1997
Sloman, John Economics
Harvester Wheatsheaf, Cambridge 1991


[1] Die Kassenhaltung von Haushalten und Unternehmen ist abhängig von den Transaktionskosten, den möglichen Zinskosten sowie dem Konsum (bzw. den Ausgaben von Unternehmen). Unbeachtet ist in unseren bisherigen Betrachtungen dabei die ,Unsicherheit` der Haushalte bei ihren täglichen Entscheidungen geblieben. Aus Angst vor Illiquidität wird jeder Haushalt eine gewisse Liquiditätsreserve parat haben (=Vorsichtskasse).
[2] Wir wissen nicht, wie die Materialbeschaffenheit ist, welche Stöße beim Transport Jahre später zur Beeinträchtigung führen, usw.
[3] vgl. Quellennachweis: Varian, S. 213
[4] vgl. Quellennachweis: Sloman, John S. 114-115
[5] Fragt man den Devisenhändler George Soros ob er auf risikoreichen Märkten mit risikoreichen Finanzprodukten operiert, würde er die Frage sicher bejahen. Fragt man ihn jedoch ob er ein höheres Risiko eingeht, als seine Chancen sind, würde er dieses sicher verneinen.
[6] Eine Option beinhaltet das Recht einen bestimmten Aktienwert zu einem bestimmten Preis innerhalb einer bestimmten Zeit zu verkaufen/kaufen. Der Vorteil für den Anleger ergibt sich aus dem vorher festgelegten Preis. Für dieses Recht muß er jedoch eine Prämie bezahlen, die sich in der Regel aus der Laufzeit, der Volatilität der Aktie, den Erwartungen zu dem Wert und der Differenz zwischen aktuellem Aktienkurs und Optionspreis zusammensetzt.
[7] Je günstiger es ist, Fremdkapital in das Unternehmen zu holen, desto eher sind die Unternehmen bereit mit Hilfe dieses Kapitals zusätzliche Investitionen durchzuführen.
[8] Aufgrund der Konkursgefahr der einzelnen Emittenten.
[9] Es ist beispielsweise derzeit auch mit Blick auf die asiatische Krise sinnvoll, zwischen 30% - 50% des Vermögens in Geld bzw. geldnahen Anlagen zu halten um so derzeit das Kapital Kursschwankungen zu entziehen..
[10] Genau darin spiegelt sich aber auch der Zufluchtscharakter des Geldes wider. Man wird versuchen eine Zuflucht zu verlassen, wenn die Zeiten wieder besser geworden sind und die Unsicherheit beseitigt wurde.