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1. Einleitung

2. Inhaltswiedergabe und erste Analyse

3. Figurendarstellung
    3.1. Tick
    3.2. Bernadette
    3.3. Adam

4. Die "Familie auf Zeit"

5. Die Darstellung der Frauen

6. Zusammenfassung und Bewertung

7. Literatur- und Filmverzeichnis

8. Sequenzprotokoll zu "Priscilla"

 
1. Einleitung

"Nichts ist so wie es scheint." Mit diesem gleichermaßen pointierten wie zutreffenden Satz beginnt Hans Schifferles Rezension zu "Priscilla - Königin der Wüste" in "epd Film".

Dieser Aussage wird man im weiteren Verlauf dieser Arbeit wiederholte Male gewahr werden; sie nimmt in gewisser Weise die Funktion eines charakterisierenden Mottos ein - und sie wird der Ambivalenz von spielerischem Vergnügen und drastisch-existentiellem Ernst hinsichtlich der Kreation von (Geschlechts-) Identität der Protagonisten zutiefst gerecht.

In dieser Arbeit soll die Figurenkonstellation in Priscilla im wesentlichen durch eine genaue, kritische Beleuchtung der drei Hauptfiguren Bernadette, Tick und Adam erarbeitet und analysiert werden.

Neben der Betrachtung und Interpretation visueller, bildkompositorischer und filmimmanenter Stilmittel sollen Texte von Marjorie Garber, Barbara Vinken, Annette Kuhn und Richard Ekins, die sich mit dem Phänomen des Cross-Dressing auf theoretischer Ebene auseinandersetzen, eine Argumentationsgrundlage bieten. Auch in Tageszeitungen und Filmmagazinen erschienene Rezensionen werden ergänzend Verwendung finden.

Diese Arbeit soll sich, ausgehend von einem auf eine erste Analyse und Interpretation angelegten Inhaltsabriß, jedoch nicht nur den drei Protagonisten widmen: Von zunehmender Relevanz - und adäquatem Stellenwert - ist auch das komplexe Beziehungsgeflecht der Hauptfiguren untereinander. Im Zentrum dieses Aspektes liegt die argumentativ zu begründende These, daß die drei während ihrer Reise durch das Outback eine Art "Familie" - mit temporär begrenztem Charakter - bilden, in der jeder seinen Platz gemäß der traditionell begründeten Rollenverteilung (Vater, Mutter, Kind) einnimmt und repräsentiert.

Den Abschluß der Arbeit soll eine Erläuterung der Darstellung der Frauenfiguren im Kontext der filmerischen Umsetzung und erzählerischen Logik darstellen.

 

2. Inhaltswiedergabe und erste Analyse In diesem Kapitel wird zum einen der Inhalt des Filmes knapp umrissen, zum anderen bereits eine erste Inhaltsanalyse angestellt. Innerhalb der Analyse der Figurendarstellung können nicht alle für den Film relevanten Sequenzen einfließen. Um aber den Film in seiner Gesamtheit begreifen zu können, sollen diese Sequenzen hier aufgegriffen werden.

Priscilla handelt von drei sogenannten "Drag-Queens", die sich mit einem ausrangierten Schulbus - den sie auf den Namen Priscilla taufen - auf die Reise von Sidney nach Alice Springs begeben. Dort sollen sie in einem Hotel auftreten.

Initiiert wird das ganze von Tick/Mitzi, einem Transvestiten in den Dreißigern, der - wie sich später herausstellt - das Angebot von seiner Frau erhalten hat, die dort mit ihrem gemeinsamen Sohn lebt.

Mit ihm fahren Bernadette, ein Transsexueller in den Fünfzigern, und Adam/Felicia, ein etwa 25 Jahre alter Transvestit.

Während ihrer Reise durch Australien erleben sie immer wieder Konfrontationen mit Menschen, die kein Verständnis für ihre Lebensart aufbringen können.

Bereits ihre Reiseroute gibt Aufschluß über die Intentionen des Filmes.

Betrachtet man Australien auf einer Landkarte, so stellt man fest, daß Sidney sich im äußersten Osten des Landes befindet und Alice-Springs im "Herzen" Australiens - westlich von Sidney. Die Abfahrt der drei wird dementsprechend mit dem Lied "Go west" untermalt. Dies ist das erste typische Westernelement des Filmes: der "Zug nach Westen" in ein - für die Hauptfiguren - unentdecktes Land.

Gleichzeitig dient die Lage des Zielortes dazu, die innere Reise, auf die sich Bernadette, Tick und Adam begeben, zu symbolisieren - die Reise in das Zentrum ihrer jeweiligen Existenz, Identität.

Tick führt diese innere Reise in seine Vergangenheit, die er für Jahre aus seinem Leben ausgeklammert hat.

Bernadette versucht, durch diese Reise über den Tod ihres Geliebten hinwegzukommen und für sich selbst einen neuen Lebenssinn zu suchen.

Adam ist der einzige, der keinen konkreten Grund hat, sich mit auf die Reise zu begeben, er möchte ganz einfach nur eine gute Zeit erleben: "Zu zweit ist es gemütlich, zu dritt ‘ne Party, Bernadette, meine Süße." Adam scheint, gemessen an den existentiellen Motiven der beiden anderen Mitreisenden, keinen zwingenden Beweggrund zu haben, sein Umfeld zu verlassen.

Etwas anderes, das den Film auszeichnet, sind die immer wieder auftretenden "Rückblicke", in denen Informationen über die Vergangenheit der einzelnen Figuren enthalten sind. Kennzeichnend für alle Rückblicke ist die extreme Blaufärbung, die hier den Traumcharakter, das Vergangene visualisieren soll, und die leichte Überbelichtung, die dem gleichen Zweck dient.

Wie bereits erwähnt, kommt es auf ihrer Reise immer wieder zu Konfrontationen. Eine davon ereignet sich in einem Ort namens Broken Hill, in dem die drei eine Bar aufsuchen.

Hier setzt die zweite typische Westernsequenz ein: Beim Betreten der Bar erlischt die Klaviermusik, es herrscht fast völlige Stille. Als Bernadette einen Cocktail an der Bar bestellen will, kommt eine ältere Frau (Shirley) und spricht sie an, sehr schroff erklärt sie den dreien, daß es hier nichts für sie gebe. Hier zeigt sich die klassische Duell-Szene zwischen zwei "Cowboys", allerdings wird das Duell in diesem Fall mit Worten ausgetragen und endet klar zugunsten von Bernadette: "Jetzt hör mal gut zu, du Schlampe. Wie wäre es, wenn du jetzt deinen Tampon anzünden würdest und deine Muschi in die Luft jagen würdest? Das wäre der einzige Bums, den du noch kriegst, mein Schätzchen."

Auch die Schnitttechnik deutet auf eine Westernsequenz hin: Als die ältere Frau auftritt, hat die Kamera eine leichte Untersicht, zuerst auf die Fau und dann auf Bernadette. Auch die Einstellungsgröße ändert sich von einer Halbnahen in eine Großeinstellung von jeweils Bernadette und der Frau. Zwischendurch wird auf einige der anwesenden Gäste geschnitten, die die beiden gespannt beobachten.

Nach diesem "Duell" ist die Spannungskurve gebrochen: Die Gästebrechen in Gelächter aus, und die Musik setzt wieder ein.

Tick demonstriert einigen Gästen die Pflegeprodukte aus der "Wo-Man" Serie, Adam tanzt auf dem Klavier und Bernadette bestreitet ein Wetttrinken gegen Shirley, aus dem sie erneut als Siegerin hervorgeht.

Auch dies kann als Westernsequenz bezeichnet werden: Die Musik wandelt sich von lustiger Klaviermusik in spannungerzeugende Geigenmusik, die Schnitttechnik ist mit der in der vorangegangenen Sequenz zu vergleichen, allerdings geht die Einstellungsgröße hier sogar bis zur Detailaufnahme der Augen der beiden.

In einem starken Kontrast zu dieser Sequenz steht ein Zusammenteffen der drei mit einer Gruppe von Aboriginees, die gerade ein Fest feiern.

Nachdem sie mit ihrem Bus eine Panne hatten, steht am Abend plötzlich ein Aboriginee vor ihnen, der sie zu besagtem Fest einlädt.

Hier wiederholt sich zunächst die Saloonszene aus Broken Hill. Als die drei zu dem Fest kommen, verstummt sofort die Gitarrenmusik, man sieht einige Großaufnahmen der anwesenden Leute, gefolgt von einem Schnitt auf Tick, der sagt: "Ich schätze, wir haben gerade eine Party gestört." Der Aboriginee, der mit ihnen gekommen ist, grinst jedoch nur und sagt: "Nein, kommt nur, ist alles in Ordnung." In diesem Moment setzt die Musik wieder ein, die Situation entspannt sich. Alle schauen sie zwar neugierig, jedoch nicht abwertend an.

Als die Gitarrenmusik zu Ende ist, geben die drei eine Vorstellung für die Aboriginees zu "I will survive". Im Laufe des Auftrittes wird auch dem Aboriginee, der sie gefunden hat, ein Kleid angezogen, er wird in die Show integriert. Während die anderen Aboriginees mit ihren Didgeridoos zu dem Lied spielen oder mitsingen, kommt es zu einer Art kulturellen Symbiose zwischen den Aboriginees und dem Auftritt der drei - es ist nicht mehr klar trennbar, wer auftritt und wer zuschaut. Optisch wird dieser Effekt noch durch den Bildaufbau unterstützt: Im Gegensatz zu allen anderen Auftritten findet dieser hier nicht auf einer Bühne statt, sondern mitten unter den Aboriginees, dadurch werden die drei auch bildlich mit ihrem Publikum auf eine Ebene gestellt, während sie sonst, durch die Höhe der Bühne, von ihrem Publikum abgegrenzt sind. Das Ganze endet mit einem großen Fest, das bis in die Morgenstunden andauert.

Eines der eindringlichsten Merkmale, das sich über den ganzen Film erstreckt, ist die Farbgestaltung. Die Kostüme der drei unterstreichen ihre ausgefallenen Bühnenshows durch ihre extravaganten Farbkombinationen. Umso auffälliger ist dabei eine Sequenz, die sich in der Farbgestaltung sehr zurücknimmt, dadurch aber umso aussagekräftiger ist: Es handelt sich um die Sequenz, in der Tick seinen Sohn Benji das erstemal sieht (Sequenz 45).

Benji wird in einem fast ausschließlich weißen Raum gezeigt, Marion trägt eine rote Bluse, und Adam ist ganz in Schwarz gekleidet. Betrachtet man die Farbe und ihre Funktion, so wird Rot unter anderem die Bedeutung von Kraft zugeschrieben, Weiß steht für Offenheit und Schwarz für Verschlossenheit. Die Farbgebungen und die damit verbundenen Konnotationen spiegeln sich auch im weiteren Verlauf der Handlung wider: In dem Moment, in dem Tick seinem Sohn die Hand gibt, sieht man, wie die anderen drei geradewegs auf sie zukommen. Hier setzt noch einmal Ticks "Erinnerung" vom Anfang des Filmes ein (Sequenz 2), die Krankenhausszene, nur sind diesmal Bob, Bernadette und Adam ein Teil von ihr. Ihr Gang auf das Zimmer, in dem sich Tick und Benji befinden, wird auf einen Krankenhausflur verlagert, bei ihnen ist ein Arzt der eine Tür öffnet, hinter der sich Tick - wieder in seinem Kronleuchterkleid - verbirgt. Der Arzt teilt Tick mit, daß er Vater geworden ist. Bernadette wird ohnmächtig, die Handlung verlagert sich wieder in das Hotel. Durch diese Handlungsverlagerung in Ticks persönliche "Erinnerung" wird deutlich, daß Tick mit seiner Angst vor der Begegnung mit seinem Sohn nicht mehr alleine ist. Die anderen sind ein Teil von Ticks "Erinnerung" geworden und haben somit auch an Ticks Problemen teil.

Als Bernadette wieder zu sich kommt, befinden sie sich bereits in einer Garderobe und bereiten sich auf ihren Auftritt vor. Bernadette fragt Tick, ob sein Sohn überhaupt weiß, womit sein Vater sein Geld verdient, worauf Tick nur eine ausweichende Antwort gibt und behauptet, sein Sohn würde das schon verstehen. Als Marion den Raum betritt, erfährt der Zuschauer, daß Tick sie darum gebeten hat, Benji bereits ins Bett zu bringen, damit er sich nicht den Auftritt anschauen kann - in dieser Sequenz zeigt sich die Konnotation zu der Farbe Schwarz in der Wiedersehensszene mit seinem Sohn.

In der nun folgenden Szene treten die drei auf und singen zu dem Lied "Finally" playback, hier zeigen sie ihr gesamtes Repertoire an Kostümen und Requisiten.

Nach dem Auftritt - der von mäßigem Applaus gefolgt ist - bemerkt Tick, daß sein Sohn im Publikum sitzt und fällt in Ohnmacht.

In der Garderobe kommt Tick langsam wieder zu sich und beschwert sich bei seiner Frau, daß sie ihn angelogen habe.

In der Hotelbar erzählt Marion ihm, daß sie ihren Teil mit der Erziehung ihres Sohnes geleistet habe und seit acht Jahren keinen Urlaub mehr gehabt habe, sie bittet ihn darum, Benji für ein paar Monate zu sich zu nehmen. Tick erklärt ihr, daß er nicht wisse, wie er seinem Sohn klarmachen soll, was und wer er sei, woraufhin Marion nur sagt, daß er das mit seinem Sohn selbst ausmachen müsse. Bezüglich dessen, was Marion bis jetzt geleistet hat, paßt die Farbe Rot als Zeichen der Kraft sehr gut zu ihr und dient als Kontrast zu Ticks Angst davor, seinem Sohn gegenüber er selbst zu sein.

Neben den bereits erwähnten Elementen aus dem Westerngenre setzt sich Priscilla aus Stilelementen des Road-Movie (die Reise durch Australien) und des klassischen Musical zusammen: Neben den eigentlichen Bühnenauftritten kommt es immer wieder dazu, daß besonders Adam während der Reise anfängt, playback zu einem Lied zu singen.

Anhand dieser ersten Inhaltsanalyse konnten bereits wesentliche Merkmale des Filmes herausgearbeitet werden, die dazu beitragen, den nun folgenden Teil leichter in den filmischen Gesamtzusammenhang einzuordnen.

Bei der Untersuchung der Figurendarstellung wird es Hauptaufgabe sein, die Darstellung von Männlichkeit und Weiblichkeit an den einzelnen Figuren näher zu untersuchen und in einem gesonderten Kapitel die These einer "Familie auf Zeit" zu hinterfragen.

 

3. Figurendarstellung Bevor es nun konkret um die Betrachtung der drei Filmfiguren geht, ist es von Nutzen, sich zunächst generell mit dem Phänomen des Cross-Dressing aueinanderzusetzen. Hierzu bietet sich die Arbeit "Verhüllte Interessen. Transvestismus und kulturelle Angst" von Marjorie Garber an.

Die Autorin beschäftigt sich in ihr mit dem Transvestismus als Kulturphänomen. Nach einer ersten Einleitung macht Garber klar, das man den Transvestiten nicht durch sein Geschlecht definieren kann, sondern daß der Transvestismus selbst ein "drittes Geschlecht" darstellt. Wichtig ist allerdings die genaue Definition, die hinter diesem Begriff steht: "Das ® Dritte¯ ist dasjenige, was das binäre Denken in Frage stellt und die Krise herbeiführt [...]. Was hierbei aber entscheidend ist [...], ist, daß der ® dritte Begriff¯ kein Begriff ist. Viel weniger noch ist er ein Geschlecht [...]. Das ® Dritte¯ ist eine Artikulationsweise, eine Art, einen Möglichkeitsraum zu beschreiben. Drei stellt die Idee vom einen in Frage: von Identität, von Selbst-Genügsamkeit, von Selbst-Kenntnis. [...] Das dritte dekonstruiert die Binärstruktur vom Selbst und Anderen, die für sich alleine eine bequeme, weil austauschbare und folglich steuerbare Fiktion von Komplementarität war. Aber [...] es ist nicht selbst ein Drittes; eher ist es etwas, das die Möglichkeit einer harmonischen und stabilen binären Symmetrie in Zweifel zieht."

Das "dritte Geschlecht" hat laut Garber zu Folge Auswirkungen auf die Gesellschaft, es zeigt die - wie Garber sie nennt - "Kategorienkrise" an, "[...] das Aufbrechen und Bewußtmachen kultureller, gesellschaftlicher und ästhetischer Dissonanzen [...].".

Das bedeutet, etwas passiert, eine neue Kategorie - die bis dahin als unmöglich angesehen wurde - tritt auf. In diesem Fall ist dies der Tranvestismus, er stellt die bisherige Binarität von er und sie in Frage. Nach Garbers Auffassung ist die "Kategorienkrise" "[...] nicht die Ausnahme, sondern vielmehr die Grundlage von Kultur überhaupt."

Das Aufkommen des Transvestismus hat also Folgen für die Gesellschaft und für die Kultur, er bringt sie durcheinander und gibt neue Impulse.

Dieser Ansatz läßt sich innerhalb der Analyse der Figurendarstellung miteinbeziehen. Die drei unternehmen eine Reise durch ein Gebiet, in dem sie etwas Neuartiges darstellen und dementsprechend eine - stets unterschiedliche - Reaktion evozieren.

Die Gründe für die unterschiedliche Reaktion der Umwelt auf Tick, Adam und Bernadette hängen nicht unwesentlich von der Definition des Geschlechtsbegriffes ab, der sich in zwei Kategorien teilen läßt: die Geschlechterrolle (gender) und das biologische Geschlecht (sex). Barbara Vinken weist in einem Artikel in der Neuen Rundschau darauf hin, daß es ein großer Fehler ist, die Geschlechtsrolle mit dem biologischen Geschlecht gleichzusetzen. Es kann durchaus zu Diskrepanzen zwischen den Kategorien kommen, es ist nicht logisch, daß sich eine - vom biologischen Geschlecht her - Frau auch in ihrer Geschlechterrolle wie eine Frau verhält und umgekehrt. In der nun folgenden Analyse wird dies noch oft genug veranschaulicht.

Ein weiterer wichtiger Punkt sind die verschiedenen Arten des Cross-Dressing. Ein Transvestit (beziehungsweise ein Transvestophiler) steht in einem starken Gegensatz zu einem Transsexuellen. Der Transvestit zieht seine Lust daraus, Fraunenkleider anzuziehen, gleichzeitig aber zu wissen, eine phallische Frau zu sein. Eine Geschlechtsumwandlung würde ihn also der "[...] Quelle seiner Lust" berauben. Der Transsexuelle will (soweit es möglich ist) - auch körperlich - zu einer Frau werden.

Richard Ekins unterscheidet in seiner Arbeit "The career path of the male femaler" drei Hauptarten: "body femaling", "erotic femaling" und "gender femaling". Beim "body femaling" liegt der Schwerpunkt darin, seinen Körper dem einer Frau anzupassen, diese Art ist mit den Wünschen eines Transsexuellen vergleichbar. Der "erotic femaler" zieht aus seiner Verkleidung als Frau sexuelle Lust oder möchte diese bei anderen bewirken. Hierbei spielt - ähnlich dem Transvestiten - die Gewißheit darüber, eine phallische Frau zu sein, eine große Rolle. Der "gender femaler" versucht, das Verhalten, die Gefühle und die Bewegungen einer Frau zu imitieren. "Gender femaling" und "body femaling" gehen oft ineinander über.

Den Anfang der Figurendarstellung soll nun eine Analyse der Figur des Tick machen.

 

3.1. Tick Um zu einer aussagekräftigen Analyse der Figur des Tick zu gelangen, ist es nötig, die Frage zu stellen, mit welchen filmischen Mitteln die Figur zum Leben erweckt wird: Wie werden biographischer background und die Charakterzüge der Figur vermittelt?

Bereits in der Eröffnungssequenz des Filmes ist über den Inhalt des Liedes, das Tick singt, eine Beschreibung seiner derzeitigen Situation enthalten. "I’ve never been to me" - so der Titel des Stückes - handelt von einer Frau, die nach ihrer Heirat mit einem Prediger feststellt, daß die Ehe nicht das Richtige für sie ist. In einer Textzeile heißt es: "But I ran out of places and thrilling faces because I had to be free". Das Lied stellt ein Gespräch dieser Frau mit einer anderen Frau dar, in dem sie ihr mitteilt, daß das Leben, so wie sie es geführt habe, ein großes Manko beinhaltete: "I’ve been to paradise but I’ve never been to me".

Tick steckt in genau dieser Lebenssituation, er hat seine Frau und seinen Sohn vor sechs Jahren verlassen und führt seitdem ein Leben als drag queen. Seine Vergangenheit holt ihn jedoch in Form des Anrufs seiner Frau wieder ein, und so hat er die Gelegenheit, sich einem Teil seiner selbst - seiner Rolle als Ehemann und Vater -, den er jahrelang verdrängt hat, wieder zu nähern.

Das Lied dient in diesem Zusammenhang dazu, der Figur des Tick Tiefe zu verleihen. Interessant ist dabei, daß das Lied aus der Sicht einer Frau und Mutter geschrieben ist. Dies ist bereits ein erster Hinweis auf Ticks geschlechtliche Identität.

In Sequenz 11 äußert Tick, daß ihm, nach einiger Zeit mit seiner Frau, ihr Ehering besser gefallen habe als seiner. Diese Aussage schließt sich dem Indiz aus dem Lied an.

Ein weiterer wichtiger Punkt der Figur des Tick ist seine Kleidung.

Trägt er auf der Bühne noch farbenprächtige Kleider, so ist er außerhalb seiner Auftritte fast durchgängig schwarz beziehungsweise sehr dunkel gekleidet. Auf die Bedeutung von Schwarz wurde bereits in Kapitel 2 eingegangen: Es dient dazu, seine inneren Konflikte - die bevorstehende Konfrontation mit seinem Sohn und seiner Frau - zu visualisieren.

Die Gestaltung der ersten Sequenz geht mit einem großen Kontrast einher: Der Auftritt von Tick erinnert durch die bläuliche Beleuchtung noch an die später folgenden "Erinnerungen" (und hebt sich somit von der Realität ab). Als das Lied langsam ausklingt, ändert sich die Beleuchtung, das Saallicht wird wieder eingeschaltet, und damit endet die sehr traumhafte Atmosphäre des Auftritts. War Tick noch während des Auftrittes von einer Aura der Unantastbarkeit umgeben - symbolisiert durch die Ausleuchtung und seine erhöhte Stellung auf der Bühne gegenüber dem Publikum - so wird er jedoch, sofort nachdem sich die Beleuchtung ändert, verletzbar. Ein Gast wirft seine leere Bierdose auf Tick, der dadurch zu Boden geht und im Bildaufbau plötzlich unterhalb des Publikums angeordnet ist.

War Tick auf der Bühne noch ein strahlender Star, so ist er nach seinem Auftritt, wenn er sich in der Garderobe hinsetzt und seine Perücke absetzt, das exakte Gegenteil. Tick wirkt in dieser Szene sehr deprimiert und "verletzt".

Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß Tick, nachdem ihn die Bierdose getroffen hat, von Adam geholfen wird.

Er sagt per Mikrofon zu dem Bierdosenwerfer: "Weißt du eigentlich, warum das Mikrokabel so lang ist? [...] Damit ich es leichter wiederfinde, wenn ich es dir in den Arsch schiebe." Adam weist hier ähnliche Verhaltensmuster wie Bernadette (Sequenz 14 und 38) auf, die durch eine verbale Attacke als Beschützerin auftritt. Tick ist der einzige der drei, der sich seiner Umwelt nicht zu erwehren weiß: Er ist ihr gegenüber von den dreien der Hilfloseste.

Ordnet man die Eigenschaft der Hilflosigkeit einem Geschlecht zu, wird man sie wohl eher dem weiblichen - klischeehaft als "schwaches Geschlecht" bezeichnet - als dem männlichen zuweisen.

Der oben bereits beschriebene Kontrast (Ticks Bühnenauftritt versus Tick in der Garderobe) ist jedoch damit nicht zu Ende. Er wird weiter verstärkt, als man Tick - nach dem Telefonat mit Marion - in einer langsamen Kamerafahrt durch eine Straße von Sidney gehen sieht, es regnet und ist bereits dunkel. Um ihn herum kommt es zu einer Schlägerei zwischen ein paar Männern, er selbst läuft unbeirrt weiter durch den Regen. Die Außenwelt wird in dieser Szene als etwas sehr Feindliches und Bedrohliches dargestellt, und Tick, der in dieser Szene selbst Teil dieser Welt ist, wirkt in ihr äußerst deplaziert. Seine Welt ist die Bühne, hier wird er zu einer unantastbaren Figur, doch sobald er die Bühne verläßt, verblaßt der Glanz und verwandelt sich in bloße Hilflosigkeit.

Ein weiterer Punkt, der Tick ausmacht, ist seine Tätigkeit als Verkäufer für Produkte aus der "Wo-Man"-Serie (Sequenz 5, 14, 18). Als Tick am Anfang des Filmes von seiner Frau angerufen wird, begrüßt sie ihn mit den Worten: "Ding dong, hier ist deine Avon-Beraterin [..]!"

Der Film stellt die Beziehung von Ticks Tätigkeit zu der einer Avon-Beraterin also bereits selbst her.

Die Produkte der Firma Avon sind in keinem Laden erhältlich, man kann sie nur von einer Vetreterin erwerben, die regelmäßige Hausbesuche macht. Die Figur der Avon-Beraterin ist mittlerweile bereits zu einem Filmklischee avanciert (siehe beispielsweise die Figur der Peg in "Edward mit den Scherenhänden"): eine Hausfrau mit Kindern mittleren Alters, die durch ihre Tätigkeit etwas Geld hinzuverdienen möchte. Der Kundenkreis setzt sich dabei hauptsächlich aus ihrem engeren Freundeskreis zusammen.

Der Name "Wo-Man" ist hier im doppelten Sinne ein Wortspiel: In erster Linie, indem das Wort "woman" mit einem Bindestrich versetzt wurde und somit die Betonung auf "man" liegt. Allerdings hat das Wort "wo" - wenn es auch korrekterweise "woo" geschrieben wird - auch eine Bedeutung. "woo" läßt sich am besten mit "werben" im Sinne von "um einen Menschen werben" übersetzen. Der "wo-man" ist der "werbende Mann", der Markenname erhält somit eine sexuelle Dimension.

Wichtig ist, festzuhalten, daß die Figur des Tick erneut mit einem - per Klischee - weiblichen Attribut ausgestattet wurde.

Eine weitere Tätigkeit, die Tick ausübt, ist das Schneidern und Nähen. In mehreren Sequenzen ist er damit beschäftigt, ein Kleid oder ein anderes Bühnenaccessoire zu schneidern oder es umzunähen (Sequenz 5, 17).

Tick ist kein gradliniger Mensch, das wurde bereits in der Analyse der Eingangssequenz festgestellt. Umso interessanter ist es in diesem Zusammenhang, die einzige Sequenz, in der Tick in der Öffentlichkeit als Frau gekleidet ist, daraufhin zu untersuchen, ob es Ähnlichkeiten zu dem Verhalten bei seinen Auftritten gibt.

Die Sequenz (Nr.13) spielt in Broken Hill, einem Ort ihrer Durchreise, in dem sie den ersten Zwischenstop einlegen. Tick hat beim Kartenspielen gegen Adam verloren und muß nun zwangsweise zusammen mit Adam den Boulevard der Stadt in einem Bühnenkostüm entlanglaufen.

Die Sequenz setzt mit einer Kamerafahrt von Ticks Füßen auf sein Gesicht ein, er ist gerade aus dem Bus gestiegen, Adam steht hinter ihm. Die Kamera filmt sie aus einer Froschperspektive. Dies ist ein Zitat einer Szene des Filmes "Im Zeichen des Bösen", in der die von Orson Welles gespielte Figur des Hank Quinlan das erste Mal auftritt. Dort dient die extreme Froschperspektive dazu, der von Welles gespielten Figur etwas Zwielichtiges und Gefährliches zu geben. Er wirkt bedrohlich und böse.

Dadurch, daß der Film diese sehr berühmte Szene zitiert, wird der "Auftritt" der drei in Broken Hill ironisiert.

Sie stellen das Neue und Unbekannte (die Kategorienkrise) dar, das in eine verschlafene Stadt eindringt. Durch das Filmzitat wird der nun folgende Gang durch die Stadt bereits karikiert. Der Film spielt mit den Klischees über Transvestiten und ihr Umfeld, das sich in manchen Fällen vor der Unbekanntheit des Phänomen Transvestismus fürchtet.

Nachdem Tick aus dem Bus gestiegen ist und Zweifel darüber angemeldet hat, ob es vernünftig sei, im Bühnenkostüm durch Broken Hill zu laufen, werden die drei dabei gezeigt (Bernadette trägt wie immer Frauenkleidung), wie sie die Geschäftsstraße von Broken Hill entlanglaufen und die Blicke der Menschen auf sich ziehen. In einigen Großaufnahmen sehen wir Passanten, die sie erstaunt und zum Teil verwundert über die Aufmachung von Tick und Adam anstarren.

Auch diese Reihung von Großaufnahmen endet mit einer Ironisierung. In der letzten Großaufnahme wird ein Schäferhund gezeigt, der den Kopf zur Seite neigt - eine Körperhaltung, die Verwunderung zum Ausdruck bringt.

Die ganze Sequenz ist in ihrer Inszenierung sehr "leichtfüßig", zum einen durch die Musik, zum anderen durch Adam, Tick und Bernadette, die wie drei "Stars" wirken, die ein Bad in der Menge nehmen.

Klarer Mittelpunkt in dieser Sequenz ist Tick, der nach seinen anfänglichen Zweifeln am gelöstesten wirkt. Er geht auf einige der Passanten zu und spricht sie sogar an. Der Begriff des "Star" läßt sich noch an einer anderen Szene dieser Sequenz sehr gut verdeutlichen: Man sieht die drei dabei, wie sie einen Zebrastreifen überqueren. Diese Bild stellt ebenfalls ein Zitat dar, dieses Mal allerdings das eines Photos, genauer gesagt des Covers des Beatle-Albums "Abbey Road". Das besondere an diesem Photo sind die Umstände, unter denen es gemacht wurde. Zu der Zeit, in der die Beatles das Album produzierten, waren sie gerade in einer Phase, in der sie sich intensiv mit indischer Musik und indischen Gebräuchen auseinandersetzten, sie haben eine längere Reise in dieses Land unternommen, ließen sich die Haare und ihre Bärte wachsen und trugen orientalische Kleidung. Auf dem Photo sind die vier jedoch in Anzüge gekleidet und wirken entgegen ihres eigentlichen damaligen Aussehens sehr unauffällig. Das Bild spielt dem Betrachter bewußt einen Zustand vor, der so nicht gegeben war, es ist ein Spiel mit der Verkleidung.

Mit diesem Wissen wird klar, daß der Film in der Szene, in der die drei über den Zebrastreifen gehen, erneut ein Zitat umkehrt. Denn im Gegensatz zu dem Beatles-Cover, das Unauffälligkeit vorgeben soll, sind Adam, Tick und Bernadette in dieser Szene durch ihre Bühnenkleider in hohem Maße auffällig.

Die Verbindung zu den Beatles bringt aber eine weitere Analogie, nämlich die Wirkung, die die drei in dieser Sequenz erzielen und die bereits vorhin als die von "Stars" beschrieben wurde, die ein Bad in der Menge nehmen.

Ein weiterer Unterschied zu dem Album-Cover besteht in der Richtung, in der die drei den Zebrastreifen überqueren, und zwar - nicht wie die Beatles von links nach rechts sondern - von rechts nach links - in Anlehnung an die alte Westerntraditon "go west".

Nun wird klar, daß diese Sequenz sehr wohl eine Ähnlichkeit zu Ticks Auftritt am Anfang des Filmes aufweist, denn sie besticht ebenfalls durch die Unantastbarkeit und einer Hervorhebung der drei gegenüber den anderen Passanten in Broken Hill.

Hervorstechend ist aber auch die formale Seite des Filmes in dieser Squenz.

Annette Kuhn bemerkt in einer ihrer Arbeiten: "Crossdressing, by definition, involves clothing: and in itself clothing signifies. [...] Far from being a fixed signifier of a fixed gender indentity, clothing has the potential to disguise, to alter, even to reconstruct, the wearer’s self." In der Broken-Hill Sequenz imitiert der Film auf seiner formalen Ebene die Protagonisten.

Steht den Figuren eine reichhaltige Auswahl an Kleidern zur Verfügung, so bedient sich der Film des reichhaltigen Fundus anderer Filme, die er zitiert. Er verkleidet sich, nimmt Identitäten anderer Filme oder Photos an und macht sie sich zu eigen. Dadurch stellt der Film eine große Nähe zu seinen Figuren her.

Was nun Tick betrifft, so wirkt er in der Sequenz so befreit und locker wie selten, er genießt es - nach anfänglichen Zweifeln - sichtlich, sich als Frau zu bewegen. Dies ist, wie bereits erwähnt, die einzige Sequenz, in der Tick sich ein Kleid nicht für einen Auftritt angezogen hat, sondern um die Geschäftsstraße von Broken Hill entlang zu flanieren.

In den Szenen, in denen Tick auf der Bühne steht, ist nicht eindeutig auszumachen, ob er sich in seiner Rolle als Transvestit lediglich wohlfühlt oder ob er genußvoll in ihr aufgeht - immerhin ist es Bestandteil seines Jobs, gutgelaunt auszusehen -, in der Broken-Hill Sequenz hingegen agiert ein "privater" Tick, der offenkundig mit Spaß in seiner Rolle als Transvestit aufgeht.

Dies läßt sich noch vertiefen, indem man sich mit Ticks Gestus beschäftigt. Eine sehr geeignete Szene hierzu findet sich in Sequenz 43: Bob und Bernadette haben vor dem Bus übernachtet, und am nächsten Morgen treten Tick und Adam aus dem Bus und gehen auf sie zu. Während Adam beide Arme herunterhängen läßt, wobei die Schultern eine Linie bilden (eine sehr maskuline Gangart), hat Tick seinen rechten Arm angewinkelt, die Hand zeigt nach unten, sein linker Arm hängt ein wenig nach vorne. Diese Armhaltung erinnert an eine Frau, die über ihrem ihrem rechten Arm eine Handtasche trägt. Während des gesamten Filmes nimmt Tick ähnliche Körperhaltungen ein.

An diesem Punkt ist es notwendig die Begriffe sex und gender auf die Figur des Tick anzuwenden: Daß Tick von seinem biologischen Geschlecht her ein Mann ist, steht außer Zweifel.

Das er jedoch eher weibliche Wesens- und Charakterzüge besitzt, haben die Ausführungen in diesem Kapitel gezeigt. Tick ist einer der Menschen, bei denen sex und gender auseinanderlaufen, das eine deckt sich nicht mit dem anderen. Sowohl Ticks Charakterzüge als auch sein Gestus sind eher feminin ausgerichtet. Nach der Definition von Richard Ekins ist Tick also ein "gender femaler", jemand, der das Verhalten, den Gestus einer Frau imitiert.

Das läßt auch einen anderen Teil von Ticks Persönlichkeit, der sich wie ein roter Faden durch den Film zieht, und die für ihn damit verbundenen Identitätsprobleme plausibel erscheinen. Die Rede ist von Ticks Rolle als Ehemann und Vater.

Im Laufe des Filmes erfährt der Zuschauer immer mehr über Ticks Vergangenheit. Es wird deutlich, daß sie für ihn ein nicht zu unterschätzendes Problem darstellt.

Der Film präsentiert diesen Aspekt als ein "Coming Out" im umgekehrten Sinne. In der nach wie vor von heterosexuellen Denkweisen geprägten Welt versteht man unter einem "Coming Out" das Bekenntnis einer Frau oder eines Manns zur Homosexualität. Bei "Priscilla" wird dies nun genau umgekehrt: Ein Transvestit bekennt sich vor seinen ebenfalls transvestischen bzw. transsexuellen Freunden zu seiner heterosexuellen Vergangenheit und letztendlich dazu, Vater eins Kindes zu sein. Ähnlich wie beim herkömmlichen "Coming Out" ist dieser Prozeß des Bekennens nicht einfach, Tick kämpft den ganzen Film über damit. Besonders Adam macht es ihm durch seine spitzen Bemerkungen schwer.

Warum Tick so große Schwierigkeiten hat, sich selbst als Vater und Ehemann zu akzeptieren, läßt sich durch das bereits erwähnte Auseinanderdriften von Sex und Gender erklären. Tick sieht sich weder als Ehemann noch als Vater.

Zwar fühlt er sich seinem Sohn verbunden, jedoch nicht in der klassischen Rolle des Vaters. Da er aber davon ausgeht, daß sein Sohn nicht verstehen kann, "was" er ist (Sequenz 48) und das sein transvestisches Umfeld in Sidney nicht akzeptieren wird, daß er Vater ist (Sequenz 55), steckt Tick in einer Krise.

Zunächst versucht er, es beiden Seiten rechtzumachen. Seinem Sohn gegenüber tritt er als "Cowboy" - als Abziehbild eines Machos - auf (Sequenz 51). Er versucht, seine maskulinen Seiten in den Vordergrund zu stellen. Das wirkt eher lächerlich als überzeugend: Während er das Gespräch mit seinem Sohn führt, (Sequenz 53) versucht er zum Beispiel, sich wie ein Cowboy zu gebärden, indem er spuckt.

Nachdem er in dem Gespräch mit seinem Sohn erkannt hat, daß nicht die Umwelt ein Problem mit ihm, sondern er ein Problem mit sich selbst hat, löst sich seine Anspannung. Zum Schluß des Filmes hat Tick einige entscheidende Dinge gelernt: Er darf sich selbst nicht verleugnen, er muß zu dem, was er war und was er ist, stehen und sich auch nach außen dazu bekennen.

 

3.2. Bernadette In einer Kritik zu "Priscilla" in den "Cinema Papers" steht ein - bei näherer Betrachtung - aufschlußreicher Satz über die Figur der Bernadette: "One butch and unattractive woman in a country pub ist belittled and out-done by the queens due to lack of either femininity or masculinity (Bernadette easily out-drinks her) [...]."

Überträgt man die Aussage dieses Zitats auf Bernadette, so bedeutet dies, daß sie sowohl männlich als auch weiblich ist. Bei dieser Feststellung drängt sich die Frage auf, ob die beiden Geschlechter bei Bernadette komplementär zueinander stehen, oder ob sich das eine aus dem anderen ergeben hat. Somit würde das sich aus dem anderen Geschlecht Ergebene nicht als originäres Geschlecht, sondern viel eher als Ausdruck des anderen, eigentlichen Geschlechts interpretiert werden. Ein vordergründig als männlich interpretiertes Verhalten kann also durchaus Ausdruck und Verstärkung des eigentlichen, weiblichen Verhaltens sein und umgekehrt.

Innerhalb dieses Kapitels wird vor allem dieser Aspekt von Bedeutung sein und argumentativ begründet werden.

Alleine dadurch, daß Bernadette transsexuell ist, nimmt sie innerhalb des Filmes eine Sonderposition ein. Ihr Wunsch danach, eine Frau zu sein, muß so groß gewesen sein, daß sie sich einer Operation unterzug, um auch körperlich dazu zu werden.

Zunächst wird jedoch näher auf die Situation, in der sich Bernadette am Anfang des Filmes befindet, eingegangen.

Als Tick sie anruft, um ihr von dem Angebot in Alice Springs zu erzählen, erfährt man, daß ihr Freund Trumpet gestorben ist (Sequenz 3). Zunächst scheint es, als habe Bernadette einen schweren persönliche Verlust erlitten. Als Tick sie jedoch später fragt, ob sie noch oft an Trumpet denke, sagt sie: "Nein, Trumpet war nur ein netter Junge, der mächtig auf Transsexuelle stand. Das findet man oft heute. Wir sind ‘ne Art schräges Statussymbol, macht sich immer gut für eine Einladung. [...] Trotzdem war er besser als nichts."

Kurz nach Trumpets Beerdigung sagte Bernadette zu Tick: "Das ist nicht fair, ich habe mein halbes Leben und meine gesamten Ersparnisse in die Suche nach einem verständnisvollen Ehemann investiert."

Diese beiden Zitate offenbaren, daß Bernadette sich einsam fühlt. Sie war (und ist) auf der Suche nach einem "verständnisvollen Ehemann". Gleichzeitig zeigt sich, daß Trumpet nicht die Art von Mann war, den sie gesucht hat. Daß Bernadette in ihrer Vergangenheit große Probleme mit sich und ihrem Umfeld hatte, wird nur an zwei Stellen offenkundig: In Sequenz 28 stellt sich heraus, daß sie schon als Kind ihr feminines Wesen entdeckt hat - sehr zum Mißfallen ihrer Eltern. In Sequenz 37 spricht Bernadette mit Tick darüber, daß ihre Eltern nach ihrer Totaloperation nicht mehr mit ihr gesprochen hätten.

Bernadette redet nicht gerne über ihre Vergangenheit und mag es nicht, in irgendeiner Weise darauf angesprochen zu werden. Dies bestätigt sich in Sequenz 14 und 15: Nach dem Wetttrinken mit Shirley spricht Bernadette ein Mann an, der sie "Bernie" nennt, worauf sie diesen sofort korrigiert und erklärt, daß sie "Bernadette" hieße. Als Adam anschließend erzählt, daß sie in Wirklichkeit "Ralf" hieße, reißt bei Bernadette der Geduldsfaden. Als sie in ihr Hotelzimmer zurückgekehrt sind, schlägt sie ihn zusammen und besteht darauf, nie wieder so genannt zu werden.

Hier zeigt sich erneut, daß Bernadette eine schwierige Vergangenheit gehabt haben muß, die sie nicht gerne revue passieren läßt, und daß sie, da sie nicht an "Ralf" erinnert werden möchte, jegliche Identifikation vermeiden möchte.

Nach diesem Exkurs in Bernadettes Vergangenheit geht es nun darum, ihre "männliche" und ihre "weibliche" Seite anhand der filmischen Merkmale herauszuarbeiten. Es wird dabei von Bedeutung sein, sowohl die Ebene der körperlichen als auch die der psychischen Geschlechtlichkeit zu untersuchen.

Eine Sequenz, die sich in diesem Zusammenhang ganz besonders anbietet, ist Nr. 19. Hier zeigt Bernadette beide Seiten ihrer Geschlechtlichkeit.

Nachdem der Bus eine Panne hatte und keiner der drei einen Ausweg weiß, macht sich Bernadette auf die Suche nach Hilfe und läuft mitten ins Outback.

Hier bedient sich der Film erneut eines Westernklischees: der einsame Held, der, wie Bernadette selbst zu Adam gesagt hat, "[..] in ein paar Stunden mit der Kavallerie zurück" ist.

Bernadette wird bei ihrer Suche durch das Outback in einigen ausdrucksstarken Weitwinkelaufnahmen gezeigt. Dazu läuft eine Art Mischung aus Opern- und Westernmusik im Hintergrund, die die Tragweite dieser Aktion unterstreicht: Bernadette wird dadurch als Heldin glorifiziert. Es kommt jedoch zum Bruch dieser Glorifizierung, als sie mitten im Outback damit anfängt, sich zu schminken.

Auf der einen Seite tritt Bernadette in dieser Situation als - durch das Westernklischee - männlich konnotierter Held auf; auf der anderen Seite offenbart sich ihre feminine Seite, sie schminkt sich.

In diesen klaren Kontrast zwischen extremer Männlichkeit und Weiblichkeit wird Bernadette nur in dieser Sequenz gesetzt.

Innerhalb des Filmes gibt es einige Sequenzen, in denen die Figur der Bernadtte sehr männlich erscheint. In Sequenz 14 erweist sie sich als Beschützer von Adam und Tick, indem sie Shirley zuerst verbal angreift und sie sie dann in einem Wetttrinken besiegt (siehe Kapitel 1, S. 5). Ebenso verhält sie sich in Sequenz 38, als Adam kurz davor steht, von den Minenarbeitern in Cuba Paddy zusammengeschlagen zu werden. Hier geht sie sogar über die rein verbale Ebene hinaus, sie tritt einem Minenarbeiter zwischen die Beine. Hans Schifferle beschreibt die Szene wie folgt: "Felicia im jugendlichen Übermut kann es sich nicht nehmen lassen, die Minenarbeiter mit ihrer Aufmachung zu reizen. Als der Schwindel auffliegt, muß Bernadette einspringen und den Kerl in sich herauslassen - und wie ® sie¯ zuschlagen kann."

Eine radikale Wendung in der Darstellung der Figur der Bernadette markiert das Auftreten Bobs.

Mit ihm wird die bis dahin in sich geschlossene, vollständige Gruppe, die Bernadette, Tick und Adam darstellen, aufgebrochen. Gleichzeitig nimmt er die Rolle des Kavaliers und Verehrers in Bezug auf Bernadette ein. Er macht ihr immer wieder Komplimente und zeigt ihr dadurch seine Zuneigung. Bernadette avanciert zu einer begehrenswerten Frau. Sequenz 30 nimmt dabei eine Schlüsselposition ein. Nachdem Adam einen See entdeckt hat, nehmem alle ein Bad.

Bernadette wird in einer Einstellung dabei gezeigt, wie sie - in einem weißen Kleid - ganz flach auf dem Wasser liegt und sich treiben läßt. Bob kommt auf sie zu und reicht ihr seine Hand, um sie aus dem Wasser zu heben. Als Bernadette aufsteht, sieht man für einen kurzen Augenblick ihre Brüste, die durch das nasse Kleid durchschimmern. Bernadettes Sexualität und Erotik werden hier deutlich sichtbar visualisiert. Eindringlicher kann körperliche feminine Geschlechtlichkeit nicht gezeigt werden. Dies steht in einem klaren Gegensatz zu der Rolle, die sie bis hierher eingenommen hat (siehe hierzu auch Kapitel 4).

Bis zum Eintreffen Bobs ist Bernadette für die Fragen und Probleme der anderen beiden die letzte Instanz. Sie ist Beschützerin und "Seelsorgerin" für Tick und Adam. Durch Bobs Kenntnisse als Automechaniker wird Bernadettes dominante Rolle beschnitten. In einer Szene läßt sie sich von Bob die Funktionsweise eine Motors erklären. Bob wird dadurch eine für Bernadette ebenbürtige Figur. Auch hinsichtlich des Alters steht Bob mit Bernadette ungefähr auf einer Stufe.

Der endgültige Bruch in der Figurenkonstellation - und damit auch die endgültige Umkehr in der Darstellung der Figur der Bernadette - vollzieht sich in Sequenz 42. Tick, Bernadette und Adam stellen bis zu diesem Zeitpunkt eine Einheit dar, die dadurch gebrochen wird, daß Bernadette abends vor dem Bus zusammen mit Bob übernachtet, während Tick und Adam vor ihnen zu Bett gegangen sind. Die spätere Trennung der drei deutet sich in dieser Sequenz bereits an. Bernadette selbst bestreitet zwar, daß sie sich zu Bob hingezogen fühlt, Tick aber hat bereits frühzeitig bemerkt, daß zwischen den beiden mehr ist als nur Freundschaft. In Sequenz 33 sagt er zu ihr: "Ach, du kannst mir doch nichts vormachen, Bernise, ich erkenne auf 300 Meter, wenn deine Wimpern zu klimpern anfangen."

Innerhalb dieses Gespräches fragt Tick Bernadette, ob sie nie Kinder gewollt habe. Sie antwortet: "Oh doch, aber ich habe gelernt, nie darüber nachzudenken." Hier offenbart Bernadette eine Seite ihrer psychischen Geschlechtlichkeit. Der Wunsch nach Kindern ist bei beiden Geschlechtern vorhanden, aber wenn Bernadette erklärt, sie hätte gelernt, nie darüber nachzudenken, so meint sie damit ihre anatomische Unfähigkeit, Kinder zu gebären. Sie redet von sich als Frau, der diese Möglichkeit vorenthalten bleibt.

Waren es bis hierher lediglich Anspielungen in Bernadettes Sprachgebrauch (sie habe nach einem Ehemann gesucht), so gibt sie sich in dieser Sequenz deutlich auch auf psychischer Ebene als Frau zu erkennen.

Dieser Eindruck erhärtet sich durch Bernadettes Antwort auf Ticks Frage, ob eine alte "queen" (ein Wort, das im Englischen sowohl "Königin" als auch "Schwuler" heißt) wirklich Kinder großziehen könne: "Ich glaub’ schon. Elisabeth hat einiges geleistet. Prinz Charles ist ein wundervoller Bursche."

Ticks Frage bezog sich auf einen Schwulen. Bernadettes Antwort jedoch zeigt, daß sie mental weder als "Schwuler" noch als "Transsexueller" denkt, sondern als Frau.

Auch nachdem Bernadette Adam vor den Minenarbeitern gerettet hat, zeigt sie sich als Frau: "Ich kann nur kämpfen, weil ich es gelernt habe. Heute ein Mann zu sein und morgen eine Frau, ist nicht so ganz einfach."

In diesem Satz liegt mehr als nur die Aussage, daß Bernadette eine Frau ist. In ihm liegt auch die Erklärung für ihr in diesem Kapitel bisher als "männlich" beschriebens Verhalten. Die Härte, mit der Bernadette sich selbst und ihre Freunde vor Anfeindungen verteidigt, begründet sich in ihrem Kampf, als Frau akzeptiert zu werden. Ihr Machismo ist demnach nicht etwas genuin männliches, sondern Ausdruck ihres Selbstverständnisses als Frau und muß als Teil ihrer Weiblichkeit begriffen werden. Bernadette ist nach Richard Ekins sowohl ein "body femaler", ein "erotic femaler" und ein "gender femaler". Alle drei Kategorien finden sich bei ihr wieder.

In Bezug auf das Ende des Filmes erscheint es folgerichtig, wenn er, besonders für die Figur der Bernadette, ein Happy-End bereithält. Es ist ein offenes Ende, aber es scheint zumindest so, als habe Bernadette in Bob ihren "verständnisvollen Ehemann" gefunden. Ihre Kleidung in der Abschiedsszene in Alice Springs unterstützt diese Annahme: Sie trägt ein langes, weißes Kleid, das an ein Brautkleid erinnert.

Nachdem die anderen bereits ihre Koffer im Bus verstaut haben, steht Bernadette vor dem Eingang des Hotels und erklärt, daß sie nicht mitfahren werde. Bob, der bis dahin noch bei den anderen stand, geht auf Bernadette zu und stellt sich hinter sie. Hier zeigt der Film noch einmal ganz klar durch seinen Bildaufbau, daß Bob und Bernadette eine Einheit - ein Paar - bilden.

Damit schließt sich ähnlich wie bei Tick ein Kreis. Bernadette scheint in Bob das gefunden zu haben, was sie immer suchte.

 

3.3. Adam Bereits in Kapitel zwei wurde darauf hingewiesen, daß Adam der einzige der drei Protagonisten ist, der - im Vergleich zu den Motiven der anderen zwei - keinen wirklichen Grund hat, an der Reise teilzunehmen. Sein Entschluß, mitzukommen, gründet sich auf seinen Wunsch, Spaß zu haben, ein Abenteuer zu erleben.

Von Bernadette danach befragt, warum er mitkommen möchte, erzählt Adam von seinem Traum, den Kings Canyon in Stöckelschuhen und einem Gaultier-Kleid zu besteigen.

Die Stellung der Figur des Adam innerhalb der filmischen Dramaturgie ist ein Thema, mit dem sich dieses Kapitel befaßt. Dabei soll die These bewiesen werden, daß Adam im Laufe des Filmes - im Ggensatz zu Tick und Bernadette - keine Entwicklung durchläuft. Im Mittelpunkt steht aber die Analyse der Figur des Adams in Bezug auf seine geschlechtliche Identität.

Eine Besonderheit an Adam ist seine Kleidung. Im Gegensatz zu Tick und Bernadette, die eher gesetztere Farben tragen, zeichnet er er sich durch äußerst farbenfrohe Kleidung aus: rote und gelbe T-shirts, goldfarbene, schwarz- weißgemusterte, blaue und rote Hosen, Ketten und Armreifen. Seine Kleidung ist sehr körperbetont, die T-shirts prinzipiell eine Nummer zu kurz und die Hemden nie zugeknöpft. Sein Oberkörper ist fast den ganzen Film über zu sehen. Adam ist sehr gut gebaut, er hat einen muskulösen, wohlproportionierten Körper, den er gerne präsentiert. Seine Körperfixiertheit zeigt sich zum Beispiel daran, daß er als einziger der drei eine Sonnenbank benutzt.

Daß Adam insgesamt ein extrovertierter Mensch ist, zeigt sich bereits in Sequenz 5: Tick erklärt, daß er Adam mitnehmen möchte, weil er ein guter Entertainer sei. Daraufhin sagt Bernadette: "Allerdings, er ist ein fabelhafter Entertainer geworden. Und das geht dann den ganzen Tag, sieben Tage die Woche."

In seinem Geltungsbedürfnis fehlt Adam jegliches Feingefühl: In Sequenz 21 unterbricht er ein Gespräch zwischen Tick und Bernadette, indem er sich mit einer Gitarre zwischen sie stellt und anfängt zu musizieren. In Sequenz 17 nötigt er den beiden einen Witz auf, den sie nicht hören wollen.

Am ausdrucksvollsten sind jedoch seine Auftritte auf dem Busdach zu klassischer Musik von Verdi. Sein erster Auftritt beginnt mit einer Nahaufnahme seines Gesichtes, als die Kamera von ihm wegzoomt, sieht man, daß er ein hautenges, silberglitzerndes Kostüm trägt. Die nächsten Einstellungen zeigen den Bus aus mehreren Totalen. Den Abschluß bildet eine Weitwinkelaufnahme, in der der Bus kaum noch zu erkennen ist, Adam aber sehr gut. Die wohl passendste Umschreibung dieser Szene gibt Hans Schifferle, wenn er Adam als "[...] riesige Gallionsfigur, die den Kontinent durchmißt" bezeichnet. Adam setzt mit seinem Auftritt ein weithin sichtbares Zeichen und kündigt damit bereits an, daß sich mit ihnen etwas Neues, Unbekanntes nähert. Gleichzeitig sind die Auftritte Zeichen seines Selbstbewußtseins und seines Geltungsbedürfnisses.

Die negative Seite seiner Extrovertiertheit tritt in Sequenz 32 bis 39 in Erscheinung: In Cuba Paddy nimmt Adam Drogen, zieht eines seiner Bühnen-Outfits an und flirtet an einer open-air-Bar mit einem der Minenarbeiter (Frank). Als dieser jedoch bemerkt, daß Adam ein Mann ist (er sieht Adams muskulöse Oberarme), läuft Adam davon, verfolgt von den Minenarbeitern. In einer Sackgasse endet seine Flucht, Frank verpaßt ihm einen Kinnhaken. Nur durch Bernadettes beherztes Eingreifen bleibt Adam Schlimmeres erspart.

Dies ist die einzige Sequenz innerhalb des Filmes, in der einer der Protagonisten für eine Frau gehalten wird. Adams Intention in dieser Sequenz ist es, mit einem der Männer Sex zu haben. Als sein Schwindel bemerkt wird,sagt er: "Aus dem Fick wird dann wohl nichts mehr."

Adam ist ein Transvestophiler, ein "erotic femaler", er hat Spaß daran, Frauenkleidung zu tragen (siehe auch Sequenz 13), ist dabei aber immer noch ein Mann. Seine Art, sich zu bewegen, ist maskulin (siehe Kapitel 3.1., S. 16).

Die Sequenzen 41 und 42 stellen diese Tatsache sehr plastisch dar: Nachdem Adam geschlagen wurde, trägt er eine Art Verband, bestehend aus einem Büstenhalter, um den Kopf. Dabei sind die Körbchen nach oben gerichtet, so daß Adam aussieht, als hätte er Hasenohren. Die Ähnlichkeit zu dem bekannten Playboy-Hasen ist mehr als auffällig. Adam wird hier mit einem sogenannten "Playboy-Bunny", einem Mädchen, daß sich für den Playboy ablichten läßt, gleichgesetzt. Die im Playboy abgedruckten Fotos sind absolut körperbezogen. Durch die ironische Gleichsetzung wird Adams Körperfixiertheit, gleichzeitig aber auch seine Maskulinität, betont.

Adams Sprechweise entspricht dem Klischee des "tuntigen" Homosexuellen. Jedoch kokettiert er lediglich mit diesem Klischee, er kann sich auf der anderen Seite auch sehr "normal" artikulieren. Die Sprache ist Teil von Adams Art, sich in Szene zu setzen.

Selbst in Adams Namen findet sich eine Anspielung darauf, daß er ein Transvestophiler ist: In der biblischen Schöpfungsgeschichte war Adam der erste Mensch (Mann), aus einer seiner Rippen wurde Eva, die erste Frau, geformt. Demnach hat das Weibliche seinen Ursprung im Männlichen. Dies entspricht Adams Geschlechtlichkeit, er ist ein Mann, der Spaß daran hat, Frauenkleider zu tragen, sich aber ausschließlich über seine Zugehörigkeit zum männlichen Geschlecht definiert. Daß es Adam Spaß macht, Frauenkleider zu tragen, drückt sich auch in seinem Bühnennamen aus. Felicia bedeutet "die Glückliche".

Wie bereits zu Anfang des Kapitels erwähnt wurde, gab es für Adam kein zwingendes Motiv, an der Reise teilzunehmen. Daß er aber darüber hinaus keine Entwicklung im Laufe des Filmes durchmacht, wird nun bewiesen.

Tick und Bernadette hatten beide einen Ausgangspunkt, von dem aus eine Entwicklung stattfinden konnte (Ticks Angst vor der Konfrontation mit seinem Sohn, Bernadettes Suche nach einem Mann, nach einer neuen Aufgabe). Adams Basis war es, möglichst viel Spaß zu haben. Sein Traum, den Kings Canyon zu besteigen, geht zum Ende des Filmes in Erfüllung. Eine Entwicklung findet jedoch nicht statt. Adam hat kein Problem, weder mit sich selbst noch mit einer anderen Person, das im Laufe des Filmes gelöst werden könnte.

Darüberhinaus lernt er aus dem, was ihm im Laufe des Filmes passiert, nichts dazu: Am Ende des Filmes nennt er Bernadette erneut "Ralf". Er hat nicht begriffen, daß die Konfrontation mit ihrem Namen eine Begegnung mit ihrer ungeliebten Vergangenheit darstellt. An der einzigen Stelle des Filmes, an der Adam etwas dazulernen hätte können (die Auseinandersetzung mit den Minenarbeitern in Cuba Paddy), kann er nicht darüber reden, durch den Kinnhaken ist sein Mund angeschwollen, so daß er nicht sprechen kann. Im weiteren Verlauf des Filmes wird nicht mehr auf diesen Vorfall eingegangen. Es ist nicht ersichtlich, ob Adam eine Entwicklung erfahren hat.

Am Ende des Filmes ist Adam immer noch der gleiche Mensch, der er am Anfang war.

Das läßt nun wiederum Rückschlüsse auf Adams Stellung in der Dramaturgie des Filmes zu. Die Figur des Adam nimmt den ganzen Film über keinen Einfluß auf den Handlungsverlauf. Keine der anderen Figuren entwickelt sich durch ihn weiter. Während Tick und Bernadette sich gegenseitig beeinflussen, hat Adam an diesem Wachstum nicht teil. Würde man den Charakter des Adam komplett aus dem Film streichen, käme er zum gleichen Ende.

Die Figur des Adam bringt vor allem "Farbe" in den Film, er sorgt für Komplikationen und Amusement.

Auf der symbolischen Ebene des Filmes erfüllt Adam jedoch sehr wohl eine Rolle. Er ist - um Hans Schifferle zu zitieren - eine "Gallionsfigur" für alle anderen Menschen, die als Transvestit oder Transsexueller leben. Es ist in erster Linie Adam, der das Phänomen des Transvestismus nach außen hin präsentiert - sei es durch seine Auftritte auf dem Busdach oder durch die symbolhafte Besteigung des Kings Canyon, die zum einen das Ende des Filmes markiert, zum anderen aber auch Symbol für den Aufstieg des Transvestismus und des Transsexualismus hin zu einer gesellschaftlich anerkannten Lebensart ist. Die Kategorienkrise, die sie für die Binarität aus sie und er darstellen, hat im Laufe des Films erste Auswirkungen gezeigt. Die Menschen, die innerhalb ihrer Reise mit ihnen konfrontiert wurden, haben etwas hinzugelernt, eine neue Form der Geschlechtlichkeit kennengelernt.

 

4. Die "Familie auf Zeit" Wie bereits in der Einleitung angekündigt, widmet sich dieses Kapitel den Beziehungen der Protagonisten untereinander.

Im Mittelpunkt steht dabei die These, daß die drei bei ihrer Fahrt durch das Outback eine "Familie auf Zeit" bilden.

Eine Familie im klassischen Sinne setzt sich aus Vater, Mutter und mindestens einem Kind zusammen. Bezogen auf Priscilla bedeutet dies, nachzuweisen und argumentativ zu begründen, welche Figur welche Rolle einnimmt.

Um diese Rollenverteilung herauszuarbeiten, soll zunächst der Anfang des Filmes genauer auf Hinweise geprüft werden, die bereits erste Anhaltspunkte dahingehend bieten.

Nachdem Tick den Anruf von seiner Frau erhalten hat, telefoniert er zunächst mit Bernadette, um sie zu überreden, mit ihm zusammen nach Alice Springs zu fahren (Sequenz 3). Die Tatsache, daß Adam ebenfalls mitfahren wird, ist für den Zuschauer ebenso überraschend wie für Bernadette, die davon nicht sonderlich begeistert ist (Sequenz 5). Tick versucht, Bernadette davon zu überzeugen, daß Adam der Richtige für die Reise nach Alice Springs sei.

Betrachtet man zu diesem Zeitpunkt die Figurenkonstellation, so steht Adam als Außenseiter da, als "drittes" Rad am Wagen. Tick und Bernadette bilden sofort zu Anfang des Filmes eine Einheit, es erscheint klar und einleuchtend, daß sie zusammen nach Alice Springs fahren werden. Adam jedoch ist der Streitfaktor, bei dem es fraglich erscheint, ob er wirklich mitfahren sollte.

Die Einheit, die Tick und Bernadette bilden, bleibt zunächst ebenso bestehen wie Adams Außenseiterposition.

Dies vermittelt der Film auch durch seinen Bildaufbau: Adam wird immer ein wenig unterhalb von Tick und Bernadette positioniert.

Eine Szene, die dies sehr genau veranschaulicht, ist in Sequenz 22 enthalten: Als die drei bei den Aboriginees angekommen sind, setzen sie sich. Im Bildaufbau ganz rechts sitzt Bernadette, neben ihr befindet sich Tick - auf gleicher Höhe. Ein wenig abseits von den beiden kauert Adam, ungefähr in Schulterhöhe von Tick.

Somit spiegelt der Bildaufbau die Figurenkonstellation.

Diese Szene ist ein exemplarisches Beispiel, einige weitere werden nun folgen.

Während des Essens in Bobs Haus (Sequenz 25) zeigt sich ein ähnlicher Bildaufbau.

In der ersten Einstellung ist der Raum zu sehen, in dem sich alle zum Essen versammelt haben. Im Bildvordergrund befindet sich Adam, am Ende des Tisches, von ihm aus links sitzen Tick und Bernadette nebeneinander. Bob und Cynthia sitzen am anderen Ende des Tisches. Adam ist in dieser Einstellung derjenige, der am niedrigsten positioniert ist.

In dem nun folgenden Gespräch sind einige Großaufnahmen der Gesichter der Anwesenden zu sehen. Tick und Bernadette werden mehrere Male in einer Einstellung gezeigt, ebenso Bob und Cynthia. Adam ist der einzige, der in dieser Sequenz alleine gezeigt wird.

Durch die gleichzeitige Anwesenheit eines Ehepaares - Bob und Cynthia - ist es im Kontext der These der "Familie auf Zeit" umso bedeutungsvoller, daß Tick und Bernadette im Bildaufbau als eine Einheit - als ein Paar - dargestellt werden. Adam entspricht in dieser Situation dem Kind, das neben - nicht bei - seinen Eltern sitzt.

Adams Rolle als Kind scheint sich immer mehr zu verdichten. Doch nun soll herausgearbeitet werden, wer Vater und wer Mutter ist.

Zunächst aber wird die verbale Ebene des Filmes daraufhin untersucht, ob sich auch hier Adams Rolle als Kind wiederspiegelt.

In Sequenz 8 wird Adam von den anderen beiden ausgesperrt und muß vor dem Bus übernachten. Bernadette sagt dabei zu Adam: "Gute Nacht, John-Boy". Dies war immer der Schlußsatz einer sehr populären US-Fernsehserie der 70er Jahre, den "Waltons". John-Boy war einer der Söhne.

Dies ist bereits eine sehr deutliche Anspielung auf Adams Rolle als Kind.

Nachdem Adam Bernadette "Ralf" genannt hat, wird er von Tick ausgeschimpft (Sequenz 17), auch hier lassen sich wieder Muster eines Eltern-Kind-Verhaltens entdecken: Der Vater / die Mutter maßregelt den Sohn.

Auch Adam selbst zeigt auf der verbalen Ebene kindliche Züge.

Als Bernadette sich in Sequenz 19 auf die Suche nach Hilfe macht ruft Adam ihr hinterher: "Da geht ein Transsexueller, wurde zuletzt in westlicher Richtung gesehen. Wir nannten sie Bernie, aber ihr richtiger Name war...". In diesem Moment hindert ihn Tick daran, seinen Satz zu vollenden.

Adams Ausruf stellt eine typische kindliche Reaktion dar, nämlich die des Trotzes. Sogar noch am Ende des Filmes, als er bereits im Bus sitzt und Bernadette zuwinkt, ruft er ihr zu: "Auf Wiedersehen, Ralf". Adam benimmt sich in diesen Situationen eindeutig wie ein kleines trotziges Kind.

In Sequenz 31 läßt sich noch einmal sehr gut demonstrieren, daß Tick und Bernadette Adam wie ein Kind behandeln: Als sie in Cuba Paddy angekommen sind, erklärt Adam, er werde den Abend nicht im Bett verbringen. Bernadettes Kommentar darauf ist: "Also entweder, kommst du mit uns essen, Adam Whiteley, oder gehst sofort auf dein Zimmer und siehst fern." Adams Reaktion darauf ist die eines Kindes. Er hält sich nicht an Bernadettes Anordnung, sondern nimmt Drogen und sorgt an diesem Abend für einige Komplikationen.

Die hier angeführten Zitate belegen eindrücklich, daß Adam innerhalb der Familie die Rolle des Kindes einnimmt.

Ein weiterer Punkt in seinem Verhalten, der diese These stützt, ist seine Reaktion darauf, daß Bernadette am Ende des Filmes mit Bob in Alice Springs bleibt (Sequenz 55): "Ich versteh’ das gut, hat vielleicht jemand Würstchen im Schlafrock gespielt? Laß’ uns verschwinden, bevor ich kotzen muß." Ganz im Gegensatz zu Tick, der Verständnis für ihre Entscheidung aufbringt, ist Adam beleidigt, daß Bernadette nicht mit zurück nach Sidney kommen wird. Auch diese Reaktion entspricht der eines Kindes, das nicht das bekommt, was es gerne hätte.

Adams Rolle in der Familie ist damit hinreichend belegt worden. Jetzt wird es Aufgabe sein, näher auf Tick und Bernadette einzugehen.

Folgende These soll dabei den Ausgangspunkt darstellen: Tick übernimmt die Rolle der Mutter, Bernadette die des Vaters.

Diese Einteilung mag zunächst paradox erscheinen, aber es darf nicht vergessen werden, daß biologisches Geschlecht und gewählte Geschlechterrolle nicht zwangsläufig ineinander übergehen.

Bei einer Einteilung in Vater- und Mutterrolle muß zunächst dargelegt werden, mit welchen Wertmaßstäben es überhaupt möglich ist, Unterschiede aufzuzeigen: In der klassischen Familie ist der Vater das Oberhaupt, er hat das letzte Wort und ist gleichermaßen auch der Beschützer der Familie. Die Mutter steht in der Hierarchie unter dem Vater, sie hält zu ihm und verteidigt ihn nach außen.

Bernadette tritt in dem Film mehrfach als Beschützerin auf (Sequenz 14, 19, 38). Auch ihre Stellung als "Oberhaupt" der drei kann anhand einiger Sequenzen nachgewiesen werden: In Sequenz 16 schlägt Tick vor, eine Abkürzung zu nehmen. Er nimmt sie jedoch erst, nachdem Bernadette ihr Einverständnis gegeben hat. Bernadette nimmt eine dominante Position ein, so auch in Sequenz 15, in der sie Adam verprügelt. Erst am nächsten Tag mischt sich Tick ein, indem er Adam für das, was er getan hat, ermahnt (Sequenz 17).

In Sequenz 38 und 39 wiederholt sich dieser Vorgang in ähnlicher Weise: Zuerst rettet Bernadette Adam vor den Minenarbeitern. Nachdem sie in ihr Hotelzimmer zurückgekehrt sind, schimpft Tick mit Adam.

Eine Wende in der Figurenkonstellation markiert das Auftreten Bobs (Sequenz 24). Spätestens als er sich dazu entschließt, mit ihnen mitzufahren, gerät die "Familie" ins Wanken. Der erste, der dies bemerkt, ist Adam. Direkt nachdem Bob den Bus bestiegen hat, bemerkt er: "Hören Sie, Bob, eins wollen wir von Anfang an klarstellen: Wir tragen hier zwar die Fummel, aber das heißt nicht, daß Sie hier die Hosen anhaben."

Insbesondere Ticks Rolle verändert sich. Ein gutes Beispiel dafür ist Sequenz 28 bis 29: Bis hierhin wurden Tick und Bernadette im Bildaufbau als eine Einheit dargestellt. In Sequenz 28 sind Bernadette und Bob plötzlich zusammen in einer Einstellung zu sehen, während Tick im Hintergrund tanzt. Er nimmt (zumindest) in dieser Einstellung Adams Rolle ein, während Bob Ticks Platz eingenommen hat. Sequenz 29 bestätigt diese Feststellung. Tick und Adam tanzen vor dem Bus, Bob und Bernadette stehen abseits der beiden und unterhalten sich. Die Auflösung der "Familie auf Zeit" setzt mit Bob Erscheinen ein.

Der einzige, der sich dagegen wehrt, ist Adam. Ihm mißfällt es, daß die Einheit, die sie bis jetzt gebildet haben (und vielleicht auch der Familienersatz, den Tick und Bernadette für ihn dargestellt haben) durch Bob aufgelöst wird.

Tick dagegen gönnt es Bernadette, daß sie am Ende des Filmes nicht mit ihnen zurück nach Sidney kommt, mit Bob in Alice Springs zu bleiben. Daß Bernadette für Tick jedoch mehr als nur eine Freundin war, zeigt sich darin, daß Tick ihr zum Abschied sagt, er sei "richtig eifersüchtig" (Sequenz 55). Das gleiche hat auch Bernadette zu ihm gesagt, nachdem sie erfahren hat, das er verheiratet ist (Sequenz 11).

Nun ist auch deutlich geworden, warum in dieser Arbeit von einer "Familie auf Zeit" die Rede ist. Innerhalb des Filmes gibt es sowohl die Phase, in der die drei zu einer Familie zusammenwachsen (Sequenz 7 bis 24) als auch die, in der sich die Familie wieder auflöst (Sequenz 24 bis 58).

 

5. Die Darstellung der Frauen In Priscilla tauchen insgesamt vier verschiedene Frauen auf: Shirley, Cynthia - Bobs Ehefrau, Marion und die Frau, die Australien zu Fuß durchqueren will.

Stephen Elliott - Regisseur und Drehbuchautor des Filmes - hat in Bezug auf die Frauenfiguren in Priscilla folgendes gesagt: "I was very frightened that the film was going to be looked down on by women, because there are not a lot of female rôles in the film and the ones that there are are not treated all that positively"

Aufgabe diese Kapitels ist es, herauszufinden, welches Frauenbild in Priscilla vermittelt wird. Dies wird mit einer Analyse jeder einzelnen der vier Figuren geschehen. Die Frage dabei ist, ob es Zusammenhänge zwischen den einzelnen Charakteren bezüglich ihrer Darstellung gibt, oder ob sie sich voneinander unterscheiden.

Den Anfang macht die Figur der Shirley.

Inhaltlich sowie filmsprachlich wurde die Sequenz, in der sie auftritt, bereits in Kapitel 2 (S.5) bearbeitet, jedoch lag der Schwerpunkt dort auf Bernadette, Tick und Adam.

Bei einer Nahaufnahme von Shirleys Gesicht ist zu erkennen, daß sie ungewaschen ist, ihr Gesicht ist mit Dreck bedeckt. Auch ihre Kleidung sieht sehr unordentlich aus. Sie trägt eine Art weißes Unterhemd, aus dem ihr Büstenhalter hervorschaut.Ihre Arme sind stämmig, ihr Gesicht aufgedunsen.

Ihr Gestus und ihre Art, sich zu bewegen, ähneln einem Cowboy (sie schiebt einige der Gäste einfach zur Seite und baut sich vor den dreien auf). Sie verhält sich überaus rüpelhaft und aggressiv: Sie geht auf Bernadette zu und schlägt ihre Hand auf die von Bernadette - eine Geste, die unmißverständlich (männliches) Dominanzgebahren ausdrückt. Innerhalb der Bar ist Shirley die einzige Frau, repräsentiert aber Eigenschaften, die eindeutig männlich konnotiert sind: Aggressivität, Dominanz (sie ist die einzige in der Bar, die offen das Wort gegen die drei ergreift und dominiert so über die restlichen Gäste) und ein erhebliches Stehvermögen bei der Menge des Alkoholkonsums - einer der Gäste sagt: "Also, die alte Shirley hat noch niemand unter’n Tisch gesoffen."

Im festen Glauben, die Meinung der anderen Gäste zu repräsentieren ("[...] für Typen wie euch haben wir hier gar nichts [...]"), wird Shirley Opfer ihres eigenen Umfeldes. Nachdem Bernadette sie verbal besiegt hat, wird Shirley von den Gästen ausgelacht.

In dieser Sequenz zeigen sich die Auswirkungen der von Marjorie Garber beschriebenen Kategorienkrise besonders deutlich: Das Unbekannte, das Tick, Adam und Bernadette repräsentieren, führt zu einer Angstreaktion seitens Shirley. Sie fühlt sich in ihrer Persönlichkeit - in ihrer Rolle als einzige Frau unter Männern und gleichzeitig maskulin konnotierte dominante Figur- bedroht und greift die drei an.

Mit der Figur der Shirley präsentiert der Film eine Frauenfigur, der jegliche Art von Geschlechtlichkeit abgesprochen wird. In ihrem Auftreten und Aussehen ist keine Weiblichkeit enthalten. Dadurch, daß Bernadette sie insgesamt zweimal besiegt (verbal und beim Trinken) verliert sie auch ihre Männlichkeit und wird dadurch zu einem geschlechtslosen Individuum.

Ein ganz anderes Frauenbild wird durch die Figur der Cynthia repräsentiert.

In einem späteren Rückblick wird deutlich, daß Bob sie während eines Urlaubs kennengelernt hat. Nach einer alkoholgeschwängerten Nacht wacht er neben ihr auf. Sie hält einen Heiratsvertrag in der Hand und erklärt, daß sie mit ihm nach Australien gehen werde. Cynthia ist Asiatin (eine genauere Information über ihre Herkunft gibt es nicht). Sie spricht mit einem asiatischen Dialekt, so daß die meisten ihrer Sätze unvollständig bzw. grammatikalisch völlig falsch sind.

Das erst Mal tritt sie in Sequenz 24 auf, sie bringt Tick, Adam und Bernadette selbstgemachte "Limonade und Cracker". In Sequenz 25 hat Cynthia ein Abendessen - Lamm mit Omelette - zubereitet, das - ebenso wie "Limonade und Cracker" - keinen großen Anklang findet. Selbst wenn Cynthia sich in beiden Sequenzen große Mühe gibt, eine "gute Hausfrau" zu sein, schafft sie es nicht.

Bei dem Essen erzählt sie, daß sie auch einmal in der "Unterhaltungsbranche" tätig gewesen wäre und den dreien gerne etwas im Pub vorsingen möchte. Bob verbietet es ihr. Erst später - in Sequenz 26 - erklärt Bob, daß Cynthia aufgrund eines Alkoholproblems im Pub Lokalverbot habe: "[...] sie macht sich jedesmal komplett zum Narren."

Während Tick, Adam und Bernadette sich im Pub auf ihren Auftritt vorbereiten, wird Cynthia dabei gezeigt, wie sie in hohem Maße erregt durch das Haus läuft und in ihrer Muttersprache Selbstgespräche führt. Sie bricht einen Schrank auf, aus dem Ping-Pong-Bälle herausfallen.

Nachdem der Auftritt der drei in dem Pub zu Ende ist, kommt Cynthia herein. Sie trägt zebragestreifte Reizwäsche und einen schwarzen Hut. Unter großem Beifall der Besucher steigt sie auf die Theke und beginnt, lasziv zu tanzen.

Nach einer Weile holt sie einen Ping-Pong-Ball hervor und führt ihn sich in ihre Vagina ein, um ihn von dort aus in die Menge zu "schießen". Nach einiger Zeit beendet Bob den Auftritt, indem er sie packt und aus dem Pub trägt.

Cynthia ist innerhalb des Filmes eine eindimensionale Figur, beschränkt auf die pure Zurschaustellung sexueller Perversionen. Es ist zu vermuten, daß Cynthia früher als Animiermädchen gearbeitet hat. Ihr Verhalten deutet darauf hin: Sie ist stets aufreizend gekleidet und ist darum bemüht, daß es allen gut geht (sie bringt Limonade und Cracker und bereitet das Essen zu). Ihr von Bob angesprochenes Alkoholproblem wird nicht weiter thematisiert. Sie wird nicht beim Trinken gezeigt. Der Film vermittelt den Eindruck, als ob es Cynthia Spaß machen würde, sich derart zur Schau zu stellen. Dabei wird ihr jegliche Form von Intelligenz abgesprochen: Sie verwechselt die Hautcreme, die Tick ihr schenkt, mit Sahne und ihr mangelhaftes Ausdrucksvermögen dient dazu, Komik zu erzeugen. Als sie Bob verläßt, sagt sie zu ihm: "Ich kann dich nicht leiden, weil du kleines Dingeling." Auch hier wird die Figur der Cynthia auf eine rein sexuelle Ebene beschränkt.

Cynthia wird als in hohem Maße neurotische Figur dargestellt, deren einziger Lebensinhalt darin besteht, sich anderen gegenüber zu exponieren. Etwas, das Cynthia völlig fehlt, ist Vernunft, sie ist im Grunde ein Tier (ihre Reizwäsche hat ein Zebramuster), das auf äußere Reize reagiert. Es ist für sie ein Zwang, in dem Pub aufzutreten, sie bricht sogar den Schrank auf, um an ihre Bühnenutensilien zu kommen.

Das Frauenbild, das der Film über die Figur der Cynthia vermittelt, kann bereits als sexistisch bezeichnet werden - sie wird als rein sexuell triebgesteuertes Wesen dargestellt, nicht aber als Mensch.

Mit Marion, Ticks Ehefrau, zeigt sich erneut eine komplett andere Frauenfigur.

Sie leitet ein Hotel in Alice Springs und hat Benji, den gemeinsamen Sohn, erzogen.

In ihrem Verhalten Tick gegenüber ist sie nicht gerade zimperlich. Sie konfrontiert ihn mit seinen Aufgaben als Vater und hat kein Verständnis für seine Zweifel. Als die drei sich für ihren Auftritt vorbereiten, betritt sie ohne anzuklopfen die Garderobe und faßt Adam an seine falschen Brüste: "Habt ihr denn irgendwas zu verstecken?"

In einem Gespräch, das Adam mit Benji hat, wird angedeutet, daß Marion lesbisch bzw. bisexuell ist: "Früher hatte sie mal eine Freundin, aber die ist jetzt weg."

Marion ist die einzige Frauenfigur, über die sich der Film nicht lustig macht. Sie besitzt einige sehr positive Attribute: sie hat es beruflich zu etwas gebracht, hat ein Kind großgezogen und ist intelligent (sie weiß genau, woher Ticks Zweifel kommen). Auf der anderen Seite steht ihr fast schon burschikoses Benehmen.Sie zeigt Tick gegenüber Dominanz und läßt ihm in Bezug auf Benji keine Wahl.

Diese Mischung verleiht ihr etwas Maskulines.

Marion steht als einzige Frauenfigur mit den Protagonisten auf einer Ebene. Sie ist im Gegensatz zu Cynthia, Shirley und - wie sich beweisen wird - der Frau, die Australien zu Fuß durchquert, keine negativ konnotierte Figur. Burschikoses Verhalten zeigt sich auch an manchen Stellen des Filmes bei Adam und Bernadette.

Die Frau, die Australien zu Fuß durchquert, bildet den Abschluß dieses Kapitels. Sie ist nur an drei Stellen innerhalb des Filmes zu sehen - dabei ist ihr Gesicht nur ein einziges Mal zu erkennen, ansonsten trägt sie einen Helm.

Das erst Mal tritt sie in Sequenz 6 auf. Adam, Tick und Bernadette werden von ihren Freunden mit einer Art Straßenfest verabschiedet. Die Sequenz beginnt damit, daß ein Mann zu sehen ist, der auf einem Podium steht und die Frau gerade verabschiedet. Die Kamera schwenkt auf die Frau, die bereits Lockerungsübungen macht. Sie zieht einen kleinen Wagen hinter sich her, an dem ein Blaulicht befestigt ist, der merkwürdige Piepsgeräusche von sich gibt. Überall an dem Wagen sind Werbetafeln angebracht. Die Kamera schwenkt über die Frau hinweg. Auf der anderen Straßenseite wird gerade der Abschied der drei gefeiert. Luftschlangen und Konfetti fliegen durch die Luft.

In dieser Sequenz wird ein Kontrast aufgebaut: die steife Verabschiedung der Frau, die Australien durchquert versus die sehr lockere und warmherzige Verabschiedung von Tick, Bernadette und Adam.

In Sequenz 16 taucht die Läuferin ein zweites Mal auf. Während die drei eine Abkürzung durch unwegbares Gelände nehmen, läuft die Frau auf der Straße weiter. Hier findet sich erneut ein Kontrast: Die drei verlassen die Straße und damit den metaphorisch gradlinigen Weg, um etwas anderes - eine vermeintliche Abkürzung - auszuprobieren. Die Frau aber bleibt auf der Straße, ist nicht bereit ein Risiko einzugehen.

Zum letzten Mal ist sie in Sequenz 29 zu sehen. Es ist bereits Abend, als sie direkt vor dem Bus vorbeiläuft, vor dem Tick, Adam Bernadette und Bob stehen. Adam grüßt sie, doch sie antwortet nicht und läuft einfach weiter. Daraufhin sagt Bernadette: "Was für ein unhöfliches Frauenzimmer."

Auch in dieser Szene wird die Frau in einen Kontrast zu Adam, Tick und Bernadette gesetzt. Sie ist anscheinend blind und unbeirrt für die Dinge, die um sie herum passieren. Sie läuft stur weiter.

Ihre einzige Motivation liegt darin, von Küste zu Küste zu laufen. Der Weg ist dabei für sie nur Mittel zum Zweck, ihre Umwelt nimmt sie nicht wahr.

Die Frau ist insgesamt eine Karikatur des Klischees der Karrierefrau, die nur ihr Ziel vor Augen hat, dabei aber alles um sie herum vergißt.

Durch den scharfen Kontrast, der immer wieder zwischen ihr und den dreien gezogen wird, zeigt sich die Verbissenheit, aber auch die Engstirnigkeit, mit der sie ihr Ziel erreichen will: Tick wählt eine Abkürzung, sie bleibt auf der Straße. Adam grüßt sie, sie nimmt ihn überhaupt nicht wahr oder ignoriert ihn bewußt.

Zwischen den hier besprochenen Frauenfiguren gibt es keine Gemeinsamkeiten, sie repräsentieren alle ein eigenes Frauenbild, das in drei von vier Fällen negativ konnotiert ist, in einem Fall sogar sexistisch.

Wenn Stephen Elliott davon spricht, daß die Frauen in seinem Film "[...] nicht gerade positiv behandelt (not treated all that positively)" werden, so ist dies eine noch sehr euphemistische Umschreibung.

 

6. Zusammenfassung und Bewertung "Nichts ist so wie es scheint."

Dieses Zitat, das den Anfang der Arbeit markiert, zieht sich gleich einem Leitmotiv durch die Analyse der Figurendarstellung in Priscilla.

In ganz besonderem Maße spiegelt sich der Kontrast zwischen Schein und Sein innerhalb der Figur der Bernadette wider. Ihr zunächst maskulin konnotiertes Verhalten entpuppt sich als Bestandteil, ja als Wesensmerkmal ihrer Weiblichkeit. Gleichzeitig verkörpert sie jedoch innerhalb der "Familie" die Rolle des Vaters.

Das zunächst Paradoxe fügt sich zusammen, erklärt sich durch die Einbeziehung von Kategorien wie sex und gender, "body femaler", "erotic femaler" und "gender femaler", die es ermöglichen, den sehr weiten Begriff des cross-dressing einzuengen und so zu einer erschöpfenden Analyse der Figuren zu gelangen.

Ticks Angst davor, mit seiner Vergangenheit konfrontiert zu werden, erweist sich als Symptom für seine geschlechtliche Spaltung, die sich erst über die Begriffe sex und gender erklären läßt: Von seinem biologischen Geschlecht (sex) ausgehend ist er ein Mann, aber auf der Ebene der Geschlechtsrolle (gender) ist er eine Frau.

Adams konträres Verhalten, bestehend aus "tuntiger" Attitüde und maskuliner Zurschaustellung seiner selbst, fügt sich zusammen in der Kategorie des "erotic femalers", des Transvestophilen.

Ein großes Manko des Filmes liegt in der Darstellung der Frauenfiguren. Durch die fast durchgängig negative Präsentation der, auf Rudimente einer Figur reduzierten, agierenden Frauen (sie sind fast alle auf ein oder zwei Wesensmerkmale beschränkte Figuren), führt sich der Film in seiner Botschaft, Vorurteile gegen klischeebeladene Minoritäten abzubauen, selbst ad absurdum.

Die positive Hervorhebung der Gruppe der Transvestiten und Transsexuellen geht mit einer Aburteilung ganzer Frauengruppen einher und schwächt sich dadurch selbst in ihrer Wirkung auf den Zuschauer.

Ein Grund hierfür findet sich in der Intention, mit der Stephen Elliott diesen Film geschrieben und inszeniert hat: "[...] All I wanted to make was a big, delightful, colorful musical. [...] The driving force was to make the musical; the story about drag queens just happens to be the vehicle."

Auf die Frage, ob die Angst der Menschen vor Schwulen, Transvestiten und Transsexuellen, die er in seinem Film thematisiert, nicht auch als politisch gesehen werden könne, antwortet Elliott mit einem klaren "No".

Dafür, daß dieser Film keine politische Dimension haben soll, sind in ihm viel zu viele Auseinandersetzungen mit tatsächlich existierenden Vorurteilen und Diskriminierungen gegenüber Schwulen, Transvestiten und Transsexuellen enthalten. Andererseits wundert es nicht, daß ein Film, dessen Intention es ist, ein Musical zu sein, die in ihm - anscheinend geradezu zufällig oder beiläufig - enthaltenen Stellungnahmen zu den oben bereits genannten Gruppen nicht in einem übergreifenden politischen Kontext zu vereinen weiß. Die mangelnde politische und kulturelle Glaubwürdigkeit des Films liegt darin begründet, daß Priscilla zutiefst frauenfeindlich ist. Eine Solidarisierung mit der Gruppe der Transvestiten, Transsexuellen und Schwulen ist nicht möglich, wenn andere Gruppen, hier Frauen, gemäß einer männlich beherrschten Gesellschaft diskriminiert werden - was in der außerfilmischen Gesellschaft sonst auch Transvestiten, Transsexuelle und Schwule erleiden müssen.

Der größte Vorwurf, der dem Film gemacht werden kann, ist, daß er für ein reines Musical zu politisch, zu polarisierend ist, für einen Film jedoch, der sich ernsthaft mit den Problemen von Schwulen, Transvestiten und Transsexuellen auseinandersetzt, zu unpolitisch. Viele Begebenheiten (beispielsweise das Graffiti "AIDS FUCKERS GO HOME" oder Adams Auseinandersetzung mit den Minenarbeitern) werden einfach nicht weiter ausgeführt.

Einer klaren Stellungnahme zu diesen Problemen verweigert sich der Film, sie gehen unter im heiteren, bunten Klischee der Transvestiten, Transsexuellen und Schwulen, die zwar mit Konflikten zu kämpfen haben, aber keine tiefen, existentiellen Krisen durch sie erleiden.

 

7. Literatur- und Filmverzeichnis

 

Literatur:

- Ekins, Richard: The career path of the male femaler. In: Ekins, Richard und David King: Blending Genders. Social aspects of cross-dressing and sex-changing. London, New York 1996

- Garber, Marjorie: Verhüllte Interessen. Transvestismus und kulturelle Angst. Frankfurt a. M. 1993

- Heimendahl, Eckart: Licht und Farbe. Ordnung und Funktion der Farbenwelt. Berlin 1961

- Kuhn, Annette: The power of the Image. Essays on Represantation and Sexuality. London 1985

- Schifferle, Hans: Priscilla - Königin der Wüste. In: epd Film 11/94

- Vallence, David und Monica Zetlin: The adventures of Priscilla - Queen of the desert. In: Cinema Papers/101. Oktober 1994

- Vinken, Barbara: Den Körper neu denken: Gender Studies. In: Neue Rundschau. 1993

 

Filme:

- "Im Zeichen des Bösen"; USA 1957; Originaltitel: "Touch of Evil"; Länge: 105 Min.; Regie: Orson Welles; Produktionsfirma: Universal; Darsteller: Orson Welles (Hank Quinlan), Charlton Heston (Ramon Miguel Vargas), Janet Leigh (Susan Vargas), Marlene Dietrich (Tanya) u.a.

- "Edward mit den Scherenhänden"; USA 1990; Originaltitel: "Edward Scissorhands"; Länge: 104 Min.; Regie: Tim Burton; Produktionsfirma: 20th Century Fox; Darsteller: Johnny Depp (Edward), Winona Ryder (Kim), Dianne Wiest (Peg), Vincent Price (Der Erfinder)

- "Priscilla - Königin der Wüste"; Australien 1994; Originaltitel: "The Adventures of Priscilla - Queen of the Desert"; Länge: 98 Min.; Regie: Stephan Elliott; Produktionsfirma: Polygram Filmed Entertainment/Latent Image-Specific Films; Darsteller: Terence Stamp (Bernadette), Hugo Weaving (Anthony ® Tick¯ Belrose/ Mitzi)), Guy Pearce (Adam Whiteley/ Felicia) u.a.

 

8. Sequenzprotokoll zu "Priscilla"
 
 
Sequenz-nummer
Bemerkungen
Inhalt
Zeit
1
1. Tag, Sidney Tick und Adam treten in einer Bar auf. Sie werden ausgebuht. 0.00.00
2
Erster "Rückblick" Hinter der Bühne: Tick erhält einen Anruf von seiner Frau, sie will wissen, "ob es dabei bleibt". Tick im Krankenhaus, er trägt ein Kleid, das aussieht wie ein Kronleuchter, und hat eine Zigarre in der Hand (Hinweis auf sein Kind). 0.03.43
3
  Auf der Straße: Tick ruft Bernadette an, sie erzählt ihm vom Tod Trumpets. 0.04.04
4
2. Tag Friedhof: Beerdigung von Trumpet. Tick erzählt Bernadette von dem Angebot, in Alice Springs aufzutreten. 0.04.42
5
  Bei Tick: Er hat ein Gespräch mit einem Kunden für die Kosmetikserie "Wo-Man". Bernadette ruft an und sagt zu. Tick erklärt, daß Adam auch mitkommen wird. Adam erzählt von seinem Traum, einmal in einem Gaultier-Kleid den Kings Canyon zu besteigen. 0.06.13
6
3. Tag Auf der Straße: Adam kommt mit "Priscilla", er hat das Geld für den Bus von seiner Mutter. Die Reise beginnt. Gleichzeitig startet auch noch eine Läuferin eine Durchquerung Australiens zu Fuß. 0.08.20
7
  Im Bus: Allen ist langweilig, Adam erzählt Tick, daß Bernadette in Wirklichkeit Ralf heißt. 0.10.42
8
  Outback: Es ist Abend, sie bereiten ihr Nachtlager vor. Adam wird ausgesperrt und muß vor dem Bus übernachten. 0.12.33
9
4. Tag Im Bus: Sie halten an und bemerken, wie weit ihre Reise noch sein wird. 0.13.54
10
Zweiter "Rückblick" Im Bus: Sie vertreiben sich die Zeit mit Kinderspielen. Tick hat schlechte Laune, darauf angesprochen erzählt er den beiden anderen, daß er das Engagement in Alice Springs von seiner Frau hat. Die Hochzeit von Tick, er ist als Braut, seine Frau als Bräutigam verkleidet. 0.15.27
11
  Am Lagerfeuer: Tick erzählt von seiner Ehe und wie sie gescheitert ist, Adam ist taktlos, Bernadette verständnisvoll. Adam deutet an, daß Tick auch noch Kinder haben könnte. Tick ist erleichtert, daß er ihnen von seiner Frau erzählt hat. Bei einem Kartenspiel mit Adam verliert Tick und muß nun in seinem Bühnenkleid zusammen mit Adam die Hauptstraße von Broken Hill entlanglaufen. 0.16.31
12
5. Tag Im Bus: Adam hackt darauf herum, daß Tick verheitratet war. 0.18.10
13
Broken Hill In der Stadt: Tick und Adam ziehen ihre Bühnenkleider an. Zusammen mit Bernadette laufen sie durch die Stadt und erregen die Aufmerksamkeit der Einwohner. Sie nehmen sich ein Zimmer in einem Hotel (Marios Palace). In ihrem Zimmer zeigt ihnen Bernadette, wie man die kleinen Alkoholfläschchen in der Mini-Bar mit Wasser und Tee nachfüllt, um nichts dafür bezahlen zu müssen. 0.19.06
14
  "Palace Hotel Bar": Die drei beschließen, in eine Bar zu gehen (ebenfalls in Bühnenkleidung). Dort angekommen, werden sie von einer Frau angepöbelt. Bernadette kann die Situation jedoch retten und der Abend endet darin, daß sie sich alle betrinken. Adam erwähnt vor Bernadette, daß sie in Wirklichkeit Ralf heißt. 0.22.03
15
  Im Hotel: Bernadette verprügelt Adam, weil der sie Ralf genannt hat. 0.25.27
16
6. Tag Vor dem Hotel: Jemand hat auf ihren Bus "Aids Fuckers Go Home" geschrieben. Adam geht in einen Laden und kauft Farbe und Pinsel.Sie reisen weiter. Tick ist über den Vorfall betroffen. An einer Weggabelung entscheiden sie sich für eine Abkürzung. Die Frau, die den Kontinent durchquert, begegnet ihnen. 0.25.57
17
Dritter "Rückblick" Adam steht auf dem fahrenden Bus in einem silbernen Kleid mit einer sehr langen Scherpe, es läuft Opernmusik. Im Bus unterhalten sich Tick und Bernadette über Adams Faux-Pas. Wieder im Bus, wird Adam von Tick zur Rede gestellt. Adam als Kind, sein Onkel liegt in der Badewanne und will, daß Adam seinen Penis anfaßt. Der zieht jedoch den Stöpsel aus der Badewanne und so saugen sich die Hoden seines Onkels fest. Der Bus hat eine Panne. 0.27.27
18
7. Tag Irgendwo im Outback: Es ist keine Hilfe in Aussicht. Bernadette nimmt Hormonpillen, Adam streicht den Bus lavendelfarben an. 0.31.06
19
  Bernadette macht sich auf die Suche nach Hilfe, während die anderen beiden beim Bus bleiben. Tick probt seinen Auftritt, Adam streicht den Bus an. 0.33.40
20
  Bernadette findet Hilfe, einen alten Mann und seine Frau, die mit ihrem Jeep unterwegs sind (Mr. und Mrs. Spencer). Als sie am Bus angekommen sind, kommt ihnen Tick in seinem Bühnenkostüm entgegen. Der Mann fährt einfach weiter. 0.36.06
21
  Am Bus: Es ist Abend, Tick redet mit Bernadette über sein Dasein als Transvestit. Alle drei proben ihren Auftritt. Plötzlich taucht ein Aborigine auf, der sie bei ihren Proben beobachtet hat. 0.37.58
22
  Die drei begleiten ihn zu seinen Leuten, die gerade ein Fest feiern. Sie führen dort ihre Show auf, der Aborigine tanzt sogar in einem ihrer Kostüme mit. 0.39.33
23
8. Tag Am Bus: Adam zeigt Bernadette seine "Abba - Scheiße". Sie lassen eine Gummipuppe als Drachen steigen. 0.43.35
24
  Tick kommt mit Bob zurück, der sie bzw. den Bus mit zu sich nach Hause abschleppt. Bob erklärt, daß sie einen neuen Benzintank brauchen. Bobs Frau (Cynthia) tritt auf. 0.45.23
25
  In Bobs Haus: Er hat sie zum Essen eingeladen und überredet sie zu einem Auftritt im Pub. Bob stellt sich als Kenner der "Les Girls" heraus, einer legendären Transvestitengruppe, der auch Bernadette angehörte. Bob ist von dem aufdringlichem Verhalten seiner Frau sichtlich genervt. 0.46.50
26
  Im Pub: Der Auftritt der drei findet keinen Anklang - außer bei Bob. Bobs Frau kommt plötzlich in Reizwäsche gekleidet in den Pub und zieht mit ihrer "Show-Einlage" alle Augen auf sich. Bob nimmt sie und trägt sie aus dem Pub. 0.48.49
27
9. Tag Bei Bob: Seine Frau kommt aus dem Haus und erklärt Bob, daß sie ihn verläßt. Bob beschließt, bei den dreien mitzufahren, um ihnen bei möglichen Pannen zu helfen. Sie machen sich auf den Weg nach Cuba Paddy, einer Minenarbeiterstadt, in der Bob einen neuen Benzintank besorgen kann. 0.53.19
28
Vierter "Rückblick" Im Bus: Adam ist zum zweiten Male auf dem Dach des Busses, diesmal sitzt er in einem übergroßen Damenschuh, aus dem Rauch aufsteigt, es läuft Opernmusik. Bob fragt Bernadette, warum sie sich hat umoperieren lassen. Bernadette als Kind, es ist Weihnachten. Er hat die Geschenke vertauscht, so daß er eine Puppe und seine Schwester einen Betonmischer erhält. 0.54.55
29
  Am Bus: Es ist Abend, Adem redet mit Tick über dessen Sexualität. Tick erwähnt, daß er selbst nicht genau weiß, was er eigentlich ist. Zweite Begegnung mit der Frau, die Australien durchquert. 0.56.43
30
10. Tag Adam entdeckt einen See, alle nehmen ein Bad. Bob benimmt sich Bernadette gegenüber wie ein Gentleman. Sie fahren weiter. 0.57.40
31
  Im Bus: Adam singt play-back zu "I don’t care if the sun don’t shine". Alle haben Spaß. Ankunft in Cuba Paddy. Bob warnt sie vor den Minenarbeitern. 0.58.55
32
Cuba Paddy Im Hotel: Adam ist alleine im Hotelzimmer, Tick und Bernadette sind essen gegangen, Bob ist mit ein paar Freunden zum Trinken verabredet. Adam kramt aus seiner Tasche ein paar Pillen. 1.00.37
33
  Im Restaurant: Tick und Bernadette reden über Bob. Tick unterstellt Bernadette Gefühle für Bob. Sie reden über Ticks Frau. 1.01.02
34
  Adam läuft in seinem Bühnenkostüm und offensichtlich unter Einfluß von Drogen in eine Videothek. 1.01.51
35
  Im Restaurant: Tick und Bernadette reden über Kinder und diskutieren die Frage, ob Transvestiten bzw. Transsexuelle Kinder großziehen können. 1.02.11
36
  Draußen: Adam trifft auf eine Gruppe Minenarbeiter, die an einer open-air-Bar stehen, Bob ist auch dort (ihm ist die Situation peinlich). Adam flirtet mit einem der Männer (Frank), es kommt zum Streit. Der Minenarbeiter will Adam verprügeln. 1.02.49
37
  Im Restaurant: Tick redet mit Bernadette über deren Beziehung zu ihren Eltern. Sie bemerken den Streit zwischen Adam und dem Minenarbeiter. 1.04.46
38
  Bernadette geht dazwischen und tritt dem Minenarbeiter zwischen die Beine. 1.05.11
39
  Im Hotel: Tick schimpft mit Adam. Bernadette redet über das Dasein als Transvestit bzw. Transsexueller und tröstet Adam. 1.06.43
40
11. Tag Sie verlassen Cuba Paddy. Bob kann keinen Ersatztank auftreiben und erzählt den dreien, daß er wüßte, wo man einen solchen Tank beziehen könnte.  1.07.35
41
  Im Bus: Tick entschuldigt sich bei Adam (der einen Verband um sein Gesicht trägt) dafür, daß er ihn gestern angebrüllt hat. Bob verrät, daß er den Tank nur in Alice Springs bekommen kann und daß er sie bis dorthin bgegleitet. 1.08.02
42
Fünfter "Rückblick" Bob wacht in einen Hotelzimmer auf, neben ihm liegt eine Frau (Cynthia), die ihm eine Heiratsurkunde zeigt und ihm erklärt, daß sie ob jetzt seine Frau sei und mit ihm nach Australien kommen werde. Tick macht sich Sorgen um die Begegnung mit seiner Frau. Bob und Bernadette kommen sich näher. 1.09.16
43
12. Tag Bob und Bernadette haben beide vor dem Bus übernachtet. Sie machen sich auf den Weg nach Alice Springs. 1.11.45
44
Alice Springs Ankunft in Alice Springs. 1.12.56
45
Sechster "Rückblick" Im Hotel:Tick trifft seine Frau (Marion Barber). Es kommt heraus daß er noch einen Sohn (Benji) hat. Wieder die Krankenhausszene, der Arzt sagt dieses Mal jedoch, daß Tick Vater geworden ist. Bernadette wird ohnmächtig. 1.13.30
46
  In der Garderobe: Die drei unterhalten sich über Ticks Sohn und bereiten sich auf ihren Auftritt vor. Tick will nicht, daß sein Sohn ihn auf der Bühne sieht. Bob bringt Bernadette Blumen. 1.15.21
47
  Auf der Hotel-Bühne: Die drei treten auf. Tick bemerkt, daß Benji doch zuschaut und wird ohnmächtig. 1.17.16
48
  In der Garderobe: Tick kommt langsam wieder zu sich, er ist sauer auf Marion, da die Benji ins Bett bringen sollte. Tick weiß nicht, wie er seinem Sohn klarmachen soll, was er ist. 1.21.34
49
  Bob steht vor Bernadettes Zimmer, er bringt ihr ihre Blumen aus der Garderobe. 1.22.52
50
13. Tag Adam unterhält sich mit Ticks Sohn. Adam bemerkt, daß Benji sehr wohl versteht, was sein Vater ist. Es wird angedeutet, das Marion bisexuell ist. 1.23.24
51
  Die sechs machen einen Ausflug (zum Kings Canyon?). Tick ist immer noch wütend auf Marion. Benji spielt mit Adam. 1.24.05
52
  An ihrem Ausflugsziel angekommen, spielen sie Scharaden (jeder ahmt einen homosexuellen Schauspieler nach). Tick lehnt es ab, sich mit den anderen zwei die Bühnenkleider anzuziehen. 1.24.58
53
  An einem Fluß: Gespräch zwischen Tick und Benji. Tick entschuldigt sich dafür, daß er Kleider anzieht. Sein Sohn bittet ihn, ihm die ABBA-Show vorzuführen. Tick bemerkt, daß sein Sohn ihn so akzeptiert, wie er ist. 1.26.17
54
  Tick, Adam und Bernadette besteigen einen Felsen (den Kings Canyon?) in ihren Bühnenkleidern und schauen in die Ferne. Sie beschließen, ihre Show noch zu Ende zu bringen und dann zurück nach Sidney zu fahren. 1.27.52
55
3 bis 4 Wochen später Vor dem Hotel: Die drei wollen abreisen. Tick nimmt Benji mit, damit seine Frau ein wenig mehr Zeit für sich hat. Bernadette beschließt, zusammen mit Bob in Alice Springs zu bleiben. Adam ist sauer darüber, Tick wünscht ihr alles Gute.  1.30.17
56
  Im Bus: Adam singt playback zu ABBA ("Mama Mia"), er tanzt mit Benji.  1.32.34
57
Sidney, keine genaue Zeitangabe möglich Sidney: Tick und Adam treten in einer Bar auf sie singen zu ABBA ("Mama Mia"). Benji ist auch anwesend Ü Musik läuft von 56 zu 57 fließend weiter. 1.33.09
58
  Abspann. 1.35.22
59
  Der Gummi-Puppen-Drachen landet in einem japanischen Garten. 1.38.28