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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Verhaltensauffälligkeit - der Versuch einer Definition
3. Verhaltensauffälligkeiten
3.1. Du bist verhaltensauffällig! Aber warum?
3.2. Wie äußern sich Verhaltensauffälligkeiten?
3.3. Gefühle und Gedanken, die hinter solchem Verhalten stecken
4. Der Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern im Unterricht
4.1. Tips zum erfolgreichen Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern
4.2. Handlungsstrategien
4.3. Die Haltung und Selbstkontrolle des Lehrers
5. Zusammenarbeit mit Psychagogen und Beratungslehrern
5.1.Ablauf der psychagogischen Betreuung
6. Bibliographie

Die Chance der Bärenraupe, über die Straße zu kommen

Keine Chance. Sechs Meter Asphalt
Zwanzig Autos in der Minute.
Fünf Laster.
Ein Schlepper.
Ein Pferdefuhrwerk.
Die Bärenraupe weiß nichts von Autos.
Sie weiß nicht, wie breit der Asphalt ist.
Weiß nichts von Fußgängern,
Radfahrern, Mopeds.
Die Bärenraupe weiß nur,
daß jenseits Grün wächst.
Herrliches Grün,
vermutlich freßbar.
Sie hat Lust auf Grün.
Man müßte hinüber.
Keine Chance. Sechs Meter Asphalt.
Sie geht los.
Geht los auf Stummelfüßchen.
Zwanzig Autos in der Minute.
Geht los ohne Hast,
ohne Furcht,
ohne Taktik.
Geht los und geht
und geht und...
und kommt an!
(Rudolf Otto Wiemer)

Kinder sind wie diese Bärenraupe!
Sie handeln - Ohne sich über die Konsequenzen ihres Handelns bewußt zu sein.
Sie handeln - Ohne mutwillig zerstörerische Absichten.
Sie handeln - Einfach aus dem Bauch heraus.

2. Verhaltensauffälligkeit - der Versuch einer Definition
Um in das Thema einzusteigen, bedarf es vorerst einmal einer Klärung des Begriffes Verhaltensaufälligkeit. Was bezeichnet man denn überhaupt als verhaltensauffällig und wie unterscheiden sich Verhaltensauffälligkeiten von den Begriffen Verhaltensschwierigkeiten und Verhaltensstörungen? Auf Grund der Vielfalt an Definitionen, die uns sämtliche Literatur zu diesem Themenbereich liefert, erweist sich eine Abgrenzung dieser Begriffe als ein äußerst schwieriges Unterfangen. Die folgenden drei unterschiedlichen Definitionsansätze des Begriffes Verhaltensstörung mögen zur Illustration dieser Problematik dienen.
Als verhaltensgestört gilt, wer auf Grund organischer, vor allem hirnorganischer Schädigungen oder eines negativen Erziehungsmilieus in seinem sozialem Verhalten gestört ist und in sozialen Situationen unangemessen reagiert und selbst geringfügige Konflikte nicht bewältigt. (Deutscher Bildungsrat (Hrsg.), 40 in: Seibert et al., 128)
Verhaltensstörung wird als fixierte seelische Konfliktlage verstanden, die gleichermaßen individuelle wie soziale Aspekte aufweisen kann. Geisteskrankheiten bleiben hierbei ausgeklammert. (Atzesberger, M., Frey, H., 12 in: Seibert et al., 128)
Mit Verhaltensstörungen sind Abwegigkeiten der Handlungen und Haltungen von den einfachsten `Ungezogenheiten' mit Ungehorsam, Jähzorn (...) bis zu den schwersten Formen der Verwahrlosung und Kriminalität gemeint. (Wiesenhütter, E., 138 in: Seibert et al., 128)

Eine sehr anschauliche und vor allem übersichtliche und gut verständliche Art der Begriffserklärung liefert uns MinRat. Mag. DDr. Franz Sedlak in seinem Buch Verhaltensauffällig Was nun?. Seine Graphik (Sedlak, 28) soll uns dabei helfen, diese ähnlich klingenden Begriffe abzugrenzen.
Wenn ein Kind ein bestimmtes, an sich `normales' Verhalten (zum Beispiel zornig sein) über eine zu lange Zeit zu häufig, zu stark oder zu hartnäckig zeigt, empfindet der betroffene Erwachsene das Verhalten je nach Stärkegrad entweder als schwierig oder sogar als störend. Somit wird dieses Verhalten als Verhaltensschwierigkeit oder als Verhaltensstörung bezeichnet.
Die Bezeichnung Verhaltensauffälligkeiten umfaßt sowohl diese Verhaltens-störungen als auch die weniger ausgeprägten Verhaltensschwierigkeiten, sowie Verhalten, das einfach auffällig ist, läßt also den meisten Spielraum offen. Da wir zunächst davon ausgehen wollen, daß ein bestimmtes Verhalten grundsätzlich auffällig ist, werden wir uns im Laufe dieser Arbeit auf diesen Terminus festlegen.

3. Verhaltensauffälligkeiten
3.1. Du bist verhaltensauffällig! Aber warum?
Was muß also ein Kind tun, wie muß es sein, damit es als verhaltensauffällig bezeichnet wird? Als erstes fällt auf, daß es stets Dritte (Verwandte, Bekannte, Lehrer, Fachleute, etc.) sind, die ein Kind als verhaltensauffällig bezeichnen. Dies geschieht dann, wenn das Kind sich so verhält, daß es von Normen im negativen Sinn abweicht. Als normal gilt dabei für den Beurteiler seine subjektiven Vorstellungen vom Üblichen, auch vom Gewöhnlichen, vom Häufigsten, vom Durchschnittlichen, von dem, was `man' erwarten kann. Man nennt das die statistische Norm. Wer so denkt, vergleicht also das beobachtbare Verhalten eines Kindes mit seiner Vorstellung von dem, was seiner Meinung nach üblich sein sollte. Das kann an sich eine wertfreie Einstellung sein. Wird sie aber in Bezug zu einem Menschen gebracht, so wird sie wertend.
Verhaltensauffällige Kinder hat nicht der Storch gebracht! Als Teil unserer Gesellschaft spiegeln sie deren Probleme wider. Widrige Lebensumstände, familiäre Fehlerziehung, Entwicklungs- und Beziehungsstörungen, tragische Ereignisse, traumatische Trennungs- und Verlusterlebnisse haben sie zu Symptomträgern gemacht. Sie haben daher als sozial und emotional behinderte Mitmenschen Anspruch darauf, daß man sie und ihre Probleme mit dem größten Respekt behandelt.
Verhaltensauffällige Kinder wollen uns Lehrer grundsätzlich nie persönlich angreifen. Diese Kinder sind bloß unglückliche, meist auch ungeliebte und einsame Kinder, die eben nicht selbst schuld an ihrem Verhalten sind. Sie sind arm dran, es geht ihnen schlecht und niemand möchte eigentlich in ihrer Haut stecken. Deshalb sind sie auf unser Verständnis für sie angewiesen. Darin liegt auch der Schlüssel für einen erfolgreichen Umgang mit ihnen: Wenn wir diese Kinder verstehen, werden wir sie akzeptieren. Wenn wir sie akzeptieren, werden wir sie mögen. Wenn wir sie mögen, schaffen wir jene pädagogische Atmosphäre, in der eine menschlich tragfähige und belastbare Lehrer-Schüler-Beziehung eine Wiedergutmachung ermöglichen kann.
Eine falsche Sichtweise unsererseits beziehungsweise die Fehlinterpretation der auffälligen Signale verschlimmern nur noch den von uns Lehrern, Eltern, etc. beklagten Zustand. Nur professionelle Distanz zu den Symptomen, ein kühler Kopf und das Wissen um die komplexen Zusammenhänge sowie konsequente Strategien können zum Abbau der uns sicherlich im Schulalltag stark belastenden Auffälligkeiten beitragen. Denn `wir dürfen niemals von den Schwierigkeiten ausgehen, die ein Kind macht, sondern immer nur von denen, die es hat.' (Hermann Nohl).

3.2. Wie äußern sich Verhaltensauffälligkeiten?

3.3. Gefühle und Gedanken, die hinter solchem Verhalten stecken


Werden solche Gedanken dauernd von außen durch Eltern, Lehrer oder Mitschüler verstärkt, können sie zur Grundstimmung werden und sich manifestieren. Solche Tendenzen zu Verhaltensstörungen und die dahinter steckenden Gedanken im Schülers folgen oft aus der Familiensituation oder/und aus schlechten Vorerfahrungen mit der Umwelt.

4. Der Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern im Unterricht
Jedes Kind ist anders. Dies gilt auch für verhaltensauffällige Kinder. Man erkennt zunächst ein Abweichen von der Norm, vom `normalen' Verhalten.
Darauf reagiert man mit der Aufforderung, leise zu sein, mitzuarbeiten, sich an die in der Klasse aufgestellten Regeln zu halten. Man wird dem Kind erklären, daß es so nicht geht, wie es sich verhält. Treten diese Verhaltensauffälligkeiten von neuem auf, wird man das Kind beobachten und dessen Eltern über das Verhalten informieren. Gibt es in der Schule einen Psychagogen oder einen Beratungslehrer[1] wird man sich mit ihm absprechen, ihm das Verhalten des Problemkindes schildern. Der nächste Schritt ist, die Familiensituation zu ergründen. Was passiert zu Hause und welche Maßnahmen setzen die Eltern? Man wird sich mit ihnen zusammensetzen und absprechen. Erst wenn man genügend Informationen gesammelt und das Kind ausreichend beobachtet hat, kann man zielführende Maßnahmen einsetzen.
Da jedes Kind anders ist, kann man nur Tips geben und keine Schemata zum richtigen Umgang anbieten.

4.1. Tips zum erfolgreichen Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern

Weitere, konkrete Tips bzw. Konfliktlösungsstrategien:
Die Reaktionen auf das abweichende Verhalten eines Schülers sollten immer so beschaffen sein, daß der Schüler sich nicht persönlich verstoßen oder verachtet fühlt. Ist dies der Fall hat der Lehrer seine pädagogischen Einflußmöglichkeiten verbaut, weil der Schüler zu ihm+ keine Vertrauensbasis mehr entwickelt.
Sanktionen, insbesondere Negativ-Sanktionen, führen nicht zum Erlernen neuer erwünschter Verhaltensweisen, sondern fordern den Schüler eher auf, die Entdeckung zu vermeiden - ohne das Verhalten zu ändern. Restriktives, d.h. ein autoritäres Lehrerverhalten, führt eher zur Verstärkung des abweichenden Verhaltens und zur Aggression und nicht zur Abschwächung des unerwünschten Verhaltens.
Die Verstärkung positiver Verhaltensweisen kann eher den erwünschten verhaltensverändernden Effekt haben. Eine positive Einstellung dem Schüler gegenüber ist nötig, denn eine positive Sichtweise berücksichtigt die Stärken des Schülers, stellt seine Schwachstellen nicht in den Vordergrund.
Die Einstufung eines Schülers als dumm, unfähig oder ähnliches hat negative Auswirkungen auf den Sozialstatus des Schülers. Dies kann abweichendes Verhalten prolongieren bzw. schaffen. `Wenn ich schon zum Lernen zu blöd bin, will ich wenigstens auf anderen Gebieten meine Fähigkeiten beweisen.' Negative Beachtung ist auch eine Beachtung!

4.2. Handlungsstrategien
Man sollte:

4.3. Die Haltung und Selbstkontrolle des Lehrers
Auch der Lehrer sollte sich überlegen, ob er immer richtig reagiert, wie er zu diesen verhaltensauffälligen Schülern steht, wie die Lehrer-Schülerbeziehung ist, etc. Solche Fragen die sich der Lehrer stellt, könnten sein:


Zusammenfassend gesehen gibt es 4 große Bereiche die man als Lehrer/in beachten sollte und was getan werden kann:

  1. Verbesserung der gruppendynamischen Einflüsse - Schaffung eines pädagogisch - prophylaktischen Milieus
    * Positive Einstellung zu Schülern, Partnerschaft Lehrer/ Schüler, Bereitschaft zur Hilfe, Anerkennung des Positiven.
    * Aktivierung der Eigeninitiative, soziales Lernen, negativen sozialen Status vermeiden, Regeln aufstellen und beachten.
    * Partnerschaft Eltern/Schule, gegenseitige Informationen, Beratung bei Schwierigkeiten, positive Einstellung zum Kind.
  2. Verbesserung der methodisch - didaktischen Einflüsse
    * Unterrichtsangebote und Lehrmethoden an die Bedürfnis- bzw. Interessenslage und an das Lernverhalten der Schüler anpassen. Differenzieren.
    * Miteinander lernen und in Gruppen arbeiten; Projekte durchführen; Gruppendynamik aktivieren; Konflikte gemeinsam lösen.
  3. Zusätzliche pädagogische Förderung
    * Unterstützung bei Lernschwierigkeiten durch Einzelförderung und Gruppenförderung durch Lehrer und Mitschüler, Förderunterricht. Differenzierung.
    * Zusatzangebote, die die Lernmotivation fördern, wie Arbeitsgemeinschaften in verschiedenen Sachbereichen; Projekte in eigener Verantwortung der Schüler.
  4. Zusätzliche therapeutische Förderung durch Lehrer oder Therapeuten
    * Förderung der Personalisation durch Entwicklung und Kräftigung der Ich-Stärke, Harmonisierung des emotionalen Verhaltens.
    * Förderung der Sozialisation durch Entwicklung der kommunikativen und kooperativen Fähigkeiten; Förderung der Fähigkeit, Normen zu akzeptieren und zur Grundlage persönlichen Verhaltens zu machen.

5. Zusammenarbeit mit Psychagogen und Beratungslehrern
Psychagogen sind erfahrene Lehrer, die zusätzlich eine Ausbildung an der Universitätsklinik für Neuropsychatrie des Kindes- und Jugendalters absolviert haben. Beratungslehrer sind ebenfalls erfahrene Lehrer, die über das pädagogische Institut eine weitere Ausbildung absolvierten.
Psychagogen und Beratungslehrer sind einer oder mehreren Schulen zugeteilt. Sie erleben die Kinder sowohl in ihren Beratungsstunden, als auch in Unterrichtsstunden und in den Pausen.
Die psychagogische Betreuung hat es zur Aufgabe, mit verhaltensauffälligen, leistungsgestörten und nicht oder nicht gut integrierten Kindern zu arbeiten.
Das Ziel ist, Kindern, die Probleme machen, weil sie Probleme haben, Hilfestellungen zu geben, um dadurch eine bessere Integration in der Klassengemeinschaft zu erreichen.

5.1. Ablauf der psychagogischen Betreuung

1. Der Lehrer stellt in einem ersten Gespräch mit dem Psychagogen/ Beratungslehrer das Problem des Kindes dar.

2. Der Psychagoge beobachtet das Kind im Unterricht.

3. Die Eltern werden eingeladen und es wird eine Betreuung auf unbestimmte Zeit vorgeschlagen, der die Eltern zustimmen müssen.

4. Der Psychagoge lernt das Kind in ein oder mehreren Stunden kennen. Die Betreuungsmöglichkeiten und -schwerpunkte werden erarbeitet.
Betreuungsmöglichkeiten:
* Das Kind kommt über einen längeren Zeitraum eine oder zwei Stunden pro Woche während der Unterrichtszeit zum Psychagogen. Mit den Eltern und Lehrern finden während der gesamten Betreuungszeit regelmäßig ein- bis zweimal im Monat Gespräche statt.
* Gespräche mit Eltern ohne Betreuung der Kinder.

Arbeitsweisen:

Kind:

Familie:

Schule:

Zusammenarbeit mit anderen Institutionen:

6. Bibliographie
Sedlak, Franz, Verhaltensauffällig. Was nun? Eugen Ketterl. (Wien, 1992).
Sedlak, Franz, Worte statt Waffen. Anregungen für eine bessere Konfliktkultur.
Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten. (Wien).
Seibert, N., Serve, H., Zöpfl, H., Schulpädagogik. Eine Einführung in die Themenbereiche Erzeihung und Unterricht in der Schule. PimS-Verlag
GmbH. (München, 1990).
Stadler, Herbert, Verhaltensauffälligkeit und Lehrerkompetenz. Pädagogisches Institut Burgenland. Eigenverlag. (Wolfgarth, 1996).
Stadtschulrat (Hrsg.), Die schlimmen Kinder in der Schule - integrative Betreuung verhaltensauffälliger Kinder. Broschüre des Stadtschulrates für Wien.


[1] Die Bezeichnungen der einzelnen Berufsgruppen (Lehrer, Psychagogen, etc.) beziehen sich auf Personen beiderlei Geschlechts.