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"Öko-Controlling"

 

 

1. Controlling? Was ist das?

 

 

Man kann unter Controlling eine "Entscheidungs- und Führungshilfe durch ergebnisorientierte Planung, Steuerung und Überwachung des Unternehmens in allen seinen Bereichen und Ebenen" verstehen.

 

 

2. Betriebliches Öko-Controlling

 

 

"Öko-Controlling ist diejenige betriebliche Funktion, mit der

 

ð mögliche umweltbezogene Probleme und Gefahren rechtzeitig erkannt und vermieden werden können

ð die Betriebsleitung über umweltbezogene Anforderungen des Staates, der Gesellschaft und des Marktes informiert wird, die zu Änderungen der produktions- und produktbezogenen Betriebsführung führen sollte und mit der

ð auf diese Weise die Ziele der langfristigen Gewinnmaximierung und die Existenzsicherung des Betriebes sichergestellt werden können."

 

 

 

2.1 Vorteile des Öko-Controlling

 

 

Die Einführung eines betrieblichen Öko-Controlling bietet eine Vielzahl von Vorteilen:

 

ð Kostenreduzierung

ð Existenzsicherung

ð Marktchancen

 

Einsparung von:

 

- Rohstoffen

- Energie

- Entsorgungskosten

- nachgeschalteter Umwelttechnik

- permanenten technischen Veränderungen

 

Vertrauensverhältnisse zu:

 

- Behörden

- Marktpartnern

- Konsumenten

- Banken

- Versicherungen

- Öffentlichkeit

 

Mitarbeitermotivation und Identifikation

 

- Wettbewerbsvorteile

- Qualitätssicherung

- Eindringen in neue Marktsegmente

- langfristige Produktstabilisierung

 

 

 

 

2.2 Ziele des Öko-Controlling

 

Die Ziele des Öko-Controlling sind auf den drei Ebenen Schaffung und Erhaltung der Reaktions-, Adaptions- und Koordinationsfähigkeit zu finden:

 

ð Verbesserung der inner- und außerbetrieblichen Koordinationsfähgikeit unter ökologischen Aspekten

 

ð Verbesserung der Reaktionsfähigkeit auf umweltrelevante Störungen und Ineffizienzen der Stoff- und Energieflüsse

 

ð Förderung der Mitarbeitermotivation zu umweltschonendem Verhalten

 

ð Verbesserung der Anpassungsfähigkeit an durch Umweltaspekte bedingte Änderungen im Unternehmensumfeld

 

 

 

2.3 Funktionen des Öko-Controlling

 

"Das Umweltcontrolling übernimmt die Informations-, Analyse-, Planungs- und Steuerungsfunktion im Rahmen des Umweltmanagements." Es übernimmt jedoch auch die Aufgabe, frühzeitig auf ökologische Anforderungen hinzuweisen, um dann die daraus erkennbare Problematik der betrieblichen Leistungserstellung aufzuzeigen.

 

 

Die Funktionen: ð Informationsbeschaffung

ð Analyse

ð Planung

ð Steuerung

ð Kontrolle

ð externe Kommunikation

 

 

 

2.3.1 Die Informationsbeschaffung

 

Für ein Umwelt-Controlling sind vorerst sämtliche relevante Informationen zu beschaffen. Diese sind Ressourcenverbräuche, Ressourcenknappheit, Gefahrenpotentiale, Einsatzstoffe (Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe) und Emissionen (feste, flüssige, gasförmige).

 

Es lassen sich vier Informationsaufgaben charakterisieren:

 

1. Die Erfassung von Informationen über die unternehmensinternen Stoff- und Energieströme

2. die Bereitstellung von Daten über die Stoff- und Energieströme innerhalb des Produktlebenszyklus

3. die Beschaffung von Informationen zur ökologischen Beurteilung der Stoff- und Energieströme

4. die Bereitstellung von Daten und Fakten zur Analyse der ökonomisch-ökologischen Restriktionen

 

Grundsätzlich sind es die Stoff- und Energieaustauschbeziehungen mit der Natur, die die ökologische Bedeutung für die Unternehmen darstellen. Folglich sind diese Austauschbeziehungen die relevanten Faktoren, die sich als Grundlage für eine Informationsbeschaffungssystem erweisen.

 

Folgende Faktoren sind für ein Informationsbeschaffungssystem unerläßlich

 

ð der Stoff- und Energiestrom des gesamten Betriebes

ð der Stoff- und Energiestrom einzelner Prozesse oder Verfahrensschritte

ð die stoffliche Wechselwirkungen im Rahmen der ökologischen Produktlebenszyklen

ð die Wechselwirkungen mit der Natur, die durch die Bereitstellung der Produktionsfaktoren und der notwendigen Infrastruktur entstehen.

 

Sind diese Informationen beschafft worden, so sind Maßgrößen zu entwickeln. Das fundamentale Ziel ökologischen Handelns ist die Umweltverträglichkeit. Diese ist allerdings nicht immer leicht zu messen, "die Leistungserstellung kann nur dann als umweltverträglich angesehen werden, wenn sie sich mindestens an die von den jeweiligen Anspruchsgruppen zu definierenden Kriterien hält".

 

Informationssegmente im Umwelt-Controlling

 

² Verbraucherverhalten

² Anforderungen der Marktpartner

² Gesetze und behördliche Auflagen

² Neue Technologien

² Ökologische Ursachen- und Wirkungsforschung

² Branchenvereinbarungen

² Globale und regionale Umweltsituation

² Öffentliche Diskussion und Medien

Die Einbeziehung der Umfeldanforderungen in die Informationsbeschaffung ist also unumgänglich. Jedoch sollte ebenso berücksichtigt werden, daß Ansichten und Anforderungen aufgrund verschiedener Faktoren einer dynamischen Veränderung unterliegen.

 

Einige dieser Faktoren sind:

 

Ä die Wahrnehmung der realen ökologischen Situation

Ä die Entwicklung des allgemeinen gesellschaftlichen Wertewandels

Ä die Veränderung der gesellschaftlichen Ansprüche an ein Unternehmen

Ä die politische Umsetzung der Ansprüche

Ä die juristische Umsetzung

Ä die Veränderung relevanter Marktfaktoren

 

 

2.3.2 Die Analyse

 

Nach der Erfassung der Informationen, die zur Beurteilung der Umweltsituation des Unternehmens dienen, müssen diese nun auch ausgewertet werden, um Entscheidungen treffen zu können. Ziel ist es, vorausschauend handeln und steuern zu können, aufgestellte Umweltprogramme zu überprüfen und Schwachstellen bzw. Probleme möglichst rechtzeitig zu erkennen um dann frühzeitig eine Verbesserung der umweltrelevanten Unternehmensaktivitäten vornehmen zu können. Das Öko-Controlling muß nun hier Instrumente bereitstellen, die eine Entscheidung der Informationsverarbeitung ermöglichen. Einerseits ist die ökologische Situation des Unternehmens durch solche Instrumente darstellbar sein, andererseits müssen sie auch den Zielfindungsprozessen und der Auffindung von Verbesserungspotentialen dienen. Als ökologische Analyseinstrumente der betrieblichen Leistungserstellung stehen verschiedene Systeme zur Verfügung, grundsätzlich kann man folgendermaßen unterscheiden:

 

Ä Monetarisierung von Umweltwirkungen

Ä quantifizierbare Ökobilanzen

Ä qualitativ-orientierte Verfahren

 

 

Monetarisierung von Umweltwirkungen

 

Hier werden Umweltwirkungen mengenmäßig monetär erfaßt, d.h., daß die ökologischen Effekte mit den ihnen entsprechenden Kosten quantifiziert werden. Das Richtmaß sind hier die Kosten, die für die Erhaltung der Umwelt aufgewendet werden müssen. Diese lassen sich in Kosten zur Erhaltung natürlicher Lebensgrundlagen, z.B. Bau und Unterhaltung von Kläranlagen, in Kosten zur Reparatur von Schadenssymptomen, z.B. Restaurierung alter Bau- und Kunstwerke aufgrund von Luftverunreinigungen, und soziale Kosten, z.B. für die Reinigung von Trinkwasser, unterteilen. Die Berechnung ist jedoch nicht immer einfach, dieses Analyseinstrument gibt die Möglichkeit eines allgemeinen Überblickes, allerdings ist es für ein Unternehmen nicht möglich, aus dieser Bewertung entsprechende Handlungen vorzunehmen, "es müßte erst ein Vergleich der ökonomischen mit der negativen ökologischen Wertschöpfung durch die Herstellung eines Produktes erfolgen"

 

 

Quantifizierbare Ökobilanzen

 

Ziel der Ökobilanzen ist es, die verschiedenen Möglichkeiten zur Erreichung eines determinierten Problems gegenüber zu stellen und damit zu erarbeiten. Im Allgemeinen sind dies Stoff- und Energiebilanzen. In sämtlichen Phasen des Produktlebenszyklus werden Stoffe freigesetzt, es gilt diese Stoffe und Energien systematisch zu erfassen. Betrachtet sollten folgende Wirkungsphasen:

 

Ø Soff- und Energieentnahme aus der Natur

Ø Produktion

Ø Konsum

Ø Entsorgung

Ø Transporte zwischen und in den Phasen 1 bis 4

 

Maßstab für die Analyse ist ein extern definierter Umweltstandard. Die Wirkung der einzelnen Stoffe auf die Umwelt wird mit "individuellen ökologischen Wirkungsfaktoren ermittelt." Die Wirkung der Stoffe auf die Umwelt "ergibt sich aus der Menge des Stoffes multipliziert mit seinem individuellen ökologischen Wirkungsfaktor".Das meist angewandteste Verfahren ist das des "kritischen Volumens". Die Beurteilung eines Produktes erfolgt anhand von vier Ökoprofilen:

 

Ÿ kritische Luftmenge

Ÿ kritische Wassermenge

Ÿ feste Abfälle

Ÿ Energieäquivalenzwert

 

 

Vorteil dieser Methode ist, daß man verschiedene Produktionsverfahren, Anlagen und auch Produkte miteinander vergleichen kann. Ein Nachteil liegt jedoch darin, daß "die Aussagekraft dieser Instrumente im Rahmen eines innerbetrieblichen Öko-Controlling-Systems jedoch in dem Maße abnimmt, in dem detailliertes Wissen der Folgewirkungen eines bestimmten Betriebes, einer Produktionsanlage oder eines spezifischen Produktes gebraucht werden.". Ein weiterer Nachteil besteht darin, daß zukünftige Entwicklungstendenzen nicht berücksichtigt werden, da "die Basis der Beurteilung auf bestehenden Zielsetzungen beruhen".

 

 

Qualitativ-Orientierte Verfahren

 

Da auch anhand von Öko-Bilanzen die Schwierigkeit besteht, eine direkte Handlungsorientierung zu erkennen, sollte die Beurteilung nicht nur lediglich an ökologischen Parametern erfolgen, sondern aufbauend auf der Informationserfassung zu den Stoff- und Energieströmen, ergänzt werden.

 

Bei diesem Verfahren muß auf folgendes geachtet werden:

 

w die ökologische Situation des Unternehmens gemäß den bekannten Wirkungen

w die sich hierauf beziehenden heutigen und zukünftigen gesellschaftlichen Ansprüche

w die sich hieraus ergebenden direkten Handlungsrestriktionen (Marktveränderungen, Käuferverhalten, Gesetze, Auflagen)

 

Beim qualitativen Analyseverfahren muß die genaue Ursache des Problems dargestellt werden, ohne jedoch dabei den Zusammenhang der einzelnen Faktoren zum Gesamten zu vernachlässigen, hierbei muß sich die Beurteilung außerdem auf die ökonomischen als auch auf die ökologischen Ziele des Unternehmens beziehen.

 

 

2.3.3 Planung

 

Das Öko-Controlling hat ebenfalls eine Planungsfunktion, um anhand der Analyse des Ist-Zustandes notwendige Handlungen und Verbesserungsmöglichkeiten erkennen zu können. Die Ziele der Planungsfunktion sind:

 

Ÿ derzeitige und zukünftige gesellschaftliche Ansprüche aufzeigen

Ÿ aufgrund der Umfeldinformationen die Bestimmung des Sollzustands durchzuführen

Ÿ die ökologische Situation des Unternehmens gemäß den bekannten Wirkungen abzuschätzen und mit dem Sollzustand vergleichen

Ÿ die sich hieraus ergebenden Handlungsmöglichkeiten und -spielräume erfassen

Ÿ die ökologisch relevanten Vorhaben in einem Umweltprogramm zusammenfassen und die Ziele nach Umfang und Zeitaufwand bestimmen.

 

 

2.3.4 Steuerung

 

Nachdem sämtliche bedeutende Informationen erfaßt und diese analysiert sind, sollte nun ein Steuerungsystem kreiert werden, welches für die Umsetzung der Ziele in konkrete Planungen und Handlungen nötig ist.

 

 

Die Steuerungsfunktion des Öko-Controlling

 

 

 

Personalentwicklung

Rücknahmelogistik Produktentwicklung

+ Recycling

normativ

strategisch

operativ


Distribution å Beschaffung


+ Marketing Öko-Controlling + Materialwirtschaft

Logistik Produktion

Qualitätssicherung

 

Quelle: Hallay/Pfriem, Öko-Controlling, S. 43

 

 

Das Ziel des ökologisch orientierten Steuerungssystems ist, daß die Ökologie in die Gesamtplanung und die alltäglichen Einzelentscheidungen integriert wird.

 

 

 

2.3.5 Kommunikation

 

Das Umweltbewußtsein der Gesellschaft wächst und damit auch die Ansprüche an die ökologische Informationspolitik der Unternehmen. Eine weitere Anforderung an das Öko-Controlling-Systems ist es, daß es sämtliche relevante Elemente für eine entsprechende externe Kommunikation zur Verfügung stellt. Zu denken wäre hier an gesetzlich vorgeschriebene Erklärungen, an freiwillige Aktionen, wie z.B. das Öko-Audit oder an von den Unternehmen veröffentlichte Umweltberichte. Jedoch ist hierbei nicht nur die externe Kommunikation zu berücksichtigen, auch innerhalb der Unternehmung besitzt die Kommunikation eine außerordentliche Relevanz. Sie ist ein wesentlicher "Baustein" des Umweltmanagementsystems, denn sämtliche Bereiche einer ökologisch orientierten Unternehmung bedürfen sowohl sämtlichen ökologische als auch ökonomische Informationen.

 

 

3. Die Einführung eines Öko-Controlling-Systems

 

Die Einführung eines Öko-Controlling-Systems erfordert eine Involvierung des Controlling-Systems in die gesamte Organisation und Struktur eines Unternehmens. Hierbei sind sämtliche Ziele, Aufgaben und Verantwortungen des Öko-Controlling in die Aufbau- und Ablauforganisation und damit in die gesamte Struktur der Unternehmung einzubeziehen.

Da dies einen enormen organisatorischen Aufwand bedeutet, liegt hier die Aufgabe vor allem darin, den Sinn eines solchen Systems sämtlichen Funktionsträgern zu verdeutlichen und nahe zu bringen, denn "eine dauerhafte Implementation kann nur dann gelingen, wenn die Ergebniserarbeitung in direkter Zusammenarbeit und Akzeptanz mit den von Veränderungen betroffenen Personen oder Abteilungen erfolgt".

 

 

Der Aufbau des Öko-Controlling als Phasenmodell

Zielfestlegung

É Å

Erfassung der Stoff- und

Energieströme Kontrolle

É

Ökologische Beurteilung

É È

Erarbeitung der

Optimierungspotentiale Umsetzung und Steuerung

Ä Maßnahmenplanung È

 

Quelle: Hallay/Pfriem: Öko-Controlling, S. 48

 

 

Workshop: Zielfestlegung ß Hopfenbeck und Jasch beschreiben die

â Einführung des Öko-Controlling nach der

Ist-Zustandserhebung: Erfassung der Stoff- und IÖW-Methodik.

Energieströme im Unternehmen

â

Schwachstellenanalyse

â

Workshop: Maßnahmenplanung

â

interne und/oder externe Berichterstattung

â

Durchführung der geplanten Maßnahmen

â

Kontrolle der Maßnahmenentwicklung

 

Um einen Erfolg bei der Implementierung eines Öko-Controlling-System zu haben, ist es durchaus sinnvoll dies mit Projekt- bzw. Workshop-Arbeiten durchzusetzen. Zu beachten ist hierbei, daß wirklich alle Funktionsbereiche und Abteilungen eines Unternehmens an der Umsetzung beteiligt sind, ansonsten ist eine erfolgreiche Implementierung aussichtslos. Im Projektausschuß sollten unbedingt Vertreter aller relevanten Bereiche der Unternehmung beteiligt sein, um eine erfolgreiche Arbeit in der gesamten Struktur zu erreichen.

 

 

 

3.1 Die Zielfestlegung

 

Als erstes sollten die ökologischen Ziele und Problembereiche des Unternehmens andeutungsweise umrissen werden. Sinnvoll wäre dies hier in einem Zielfeststellungs-Workshop vorzunehmen. Wichtig ist es, darauf zu achten, daß sämtliche relevante Bereiche des Unternehmens daran beteiligt sind. Hallay und Pfriem befinden es als sinnvoll, daß gesamte Projekt in zwei Arbeitsgruppen aufzuteilen. Das Projektteam ist für die gesamte Realisierung, für die Koordination und auch für die Registrierung sämtlicher wesentlicher ökologischer Informationen zuständig. Hinzu kommen die Aufgaben, die Funktionsträger bei der Informationssammlung einzuführen und zu unterstützen, die erfaßten Informationen zu bewerten und eventuell noch zu ergänzen. Auch die Analyse der Informationen und die anschließende Aufbereitung dieser, um dem Projektausschuß auf Entscheidungsmöglichkeiten hin ausgerichtete Daten zu liefern, sind Aufgaben des Projektteams. Der Projektausschuß, der sich wie bereits erwähnt, aus den Vertretern der relevanten Unternehmensbereiche zusammensetzt, beschäftigt sich nun mit der Frage, in welchen Schritten die Umsetzung realisieren ist.

 

 

 

3.2 Erfassung der Stoff- und Energieströme

Die Basis für ein fundiertes und erfolgreiches Öko-Controlling ist die Erfassung der ökologisch relevanten Daten. Hier sind sämtliche Stoff- und Energieaustauschbeziehungen, welche aufgrund sämtlicher Unternehmensaktivitäten gebildet werden, zu erfassen. Hierbei sind jedoch auch die Wirkungen zu berücksichtigen, die der gesamte Produktlebenszyklus mit sich bringt, zu denken ist an den Produktgebrauch und die Entsorgung.

 

Beispiel einer Input-Output-Systematik:

Stoff- und Energiebilanz

INPUT OUTPUT


I. Stoffe I. Produkte

1. Rohstoffe 1. Primärprodukte

2. Hilfsstoffe 2. Kuppelprodukte

3. Betriebsstoffe

4. Weitere Materialien II. Stoffliche Emissionen

1. Abfall

II. Energien 2. Abwasser

1. gasförmig 3. Abluft

2. flüssig

3. fest III. Energetische Emissionen

1. Abwärme

2. Lärm

Quelle: PSI-IÖW

 

 

Hallay und Pfriem haben zur systematischen Erfassung als Strukturierungshilfe eine Stoff- und Energiebilanzsystematik entwickelt. Diese Systematik besteht aus vier Bilanzsystemen. Jeweils wird hier Input und Output der Stoff- und Energieströme gegenübergestellt.

 

 

Betriebsbilanz

Prozeßbilanz

Produktbilanz

Substanzanalyse

Die Input-Seite stellt die einge-setzten Stoffe und Energien dar; die Output-Seite ver-zeichnet die stoff-lichen und ener-getischen Emis-sionen.

Hier werden die betrieblichen Abläufe und Produktions-prozesse gegliedert. Die Grund-lage ist die räumliche, zeitliche oder produktbedingte Abgrenz-ung und Beschreibung der jeweiligen Prozeß- bzw. Ver-fahrensschritte. Für jeden dieser Vorgänge werden wiederum der Stoff- und Energiefluß in Form einer Input-Output-Matrix erfaßt.

Die Basis für die Pro-duktbilanz ist der ökolo-gische Produktlebens-zyklus. Bei der Produkt-bilanzierung wird die Bewertung der Umwelt-relevanz der Produkte vorgenommen; für jede Produktstufe werden ebenfalls sämtliche Stoff- und Energieströme erfaßt.

Anhand der Substanz-analyse werden sämt-liche strukturellen Interventionen in die Nutzung der Boden-fläche, in die Land-schaftsstruktur, die Betrachtung des Anlage-vermögens, der Lager-bestände und der Alt-lasten in die Bewertung mit erfaßt.

entnommen aus: Hallay/Pfriem: Öko-Controlling, S. 51

 

 

3.3 Die Ist-Analyse

 

Die Schwachstellenanalyse

 

Mit Hilfe eines Kriterienkatalogeswerden die eingesetzten Stoffe, Energien, Produkte und Produktionsprozesse analysiert. Der Aufbau des Kriterienkatalog entspricht dem der Bilanzsystematik, demnach werden die Einzelbilanzen auf die Bewertung der Schwachstellenanalyse übertragen. Wichtig sind nun auch die Informationen der dritten Ebene der Stoff- und Energiebilanz, die chemische Zusammensetzung, um eine handlungsorientierte Erschließung der Informationen vornehmen zu können. Die Einzelbeurteilung erfolgt vorerst auf den angewendeten Ebenen der Material- bzw. Produktschlüssel. Durch die Zusammenfassung der Einzelanalysen (der Stoffe, Energien, Emissionen, Produkte und Prozesse) lassen sich im Bereich der Schwachstellenanalyse Problemfelder darstellen und demnach Orientierungen zur künftigen Vorgehensweise erkennen.

 

Die Informationsanalyse

 

Nicht nur die betrieblichen Schwachstellen, sondern auch das Erkennen von Informationsmängeln, in bezug auf den Stoff- und Energiefluß und anderen beurteilungsrelevanten Informationen, sind für die Einführung eines Öko-Controlling-Systems unerläßlich. Beim Erfassen der Informationsdefizite lassen sich Rückschlüsse auf die Defitze der Kommunikation und der Organisation ziehen, demnach hat man hier die Möglichkeit, sämtliche Kommunikations- und Organisationsstrukturen zu verbessern und damit die ökologisch-relevanten Daten dem potentiellen Nutzer entsprechend sinnvoll und nützlich für angehende Handlungsvorhaben zur Verfügung zu stellen.

 

 

3.4 Die Maßnahmeplanung

 

Bei der Maßnahmeplanung sind folgende Bereiche involviert:

 

w ökologische Verbesserungsmaßnahmen

w Verbesserung der Informations- und Kommunikationsstrukturen

w Verbesserung der Organisationsstruktur zur formalen Einbindung des Öko-Controlling

 

Aus dem gewonnenen Wissen der Problemfelder aber auch der Optimierungspotentiale, sollte dieses nun in ein Umweltprogramm umgesetzt werden.Dieses Programm sollte kurz-, mittel- und auch langfristige Maßnahmen vorsehen. Hierbei unterstützt die Schwachstellenanalyse Alternativen zu Produkten, Technologien, Einsatzstoffen und Produktionsprozessen z.B. durch eine Szenario-Technik zu finden. Auch bisher begangene Fehler können korrigiert und einzelne Vorgehensweisen verbessert werden, hier "hilft das Öko-Controlling bei der Umsetzung, Korrektur und Validitätsprüfung der beschlossenen Maßnahmen".Die Umsetzung läßt sich über folgende Instrumente realisieren:

 

w die Erstellung eines Umweltprogramms

w die Implementation der Steuerungsinstrumente, z.B. Kennzahlensystem

w der Aufbau eines personalunterstützenden Informationssystems

 

Das Umweltprogramm

 

Wie bereits erwähnt, sollte das Umweltprogramm kurz-, mittel- und langfritstige Perspektiven beinhalten. Es dient der Koordination und der Abstimmung der vorzunehmenden Handlungsmaßnahmen. Die in dem Umweltprogramm dargestellten Ziele sollten inhaltlich und zeitlich bestimmt sein, um die Handlungen kontrollieren zu können.

 

Das Kennzahlensystem

 

Sämtliche Informationen müssen für die Planung und Umsetzung so aufbereitet werden, daß sie handlungsorientiert zur Verfügung stehen.Hier kann ein Kennzahlensystem bei der Unterstützung der Umsetzung hilfreich sein. "Umweltkennzahlen sind effiziente Planung-, Steuerungs- und Kontrollgrößen für das Management der betrieblichen Stoff- und Energieströme".

 

Ä Energiekennzahlen

 

Die Energiekennzahlen zeigen die "wichtigsten Einsparpotentiale auf, geben eine Übersicht über die Hauptemissionsquellen und unterstützen bei Investitionsentscheidungen im Energiebereich". Zuerst sollte eine Überblick über vergangende Energieverbräuche verschafft werden und diesen nach den unterschiedlichen Energieträgern unterteilen, diese sind z.B. Erdgas, Erdöl, Steinkohle, Strom etc. Sämtliche Energieverbräuche sind, um sie in eine absolute Kennzahl zu erhalten, in Joule oder Kilowattstunden zu übertragen.

 

Folgende Beispiele sind entnommen aus Hanbuch Umweltcontrolling, herausgegeben vom Bundesumweltministerium/Bundesumweltamt, S. 543-548

 

Gesamtenergieverbrauch = Summe der Verbräuche der einzelnen Energieträger

 

Energieträgeranteil = Verbrauch des Energieträgers

Gesamtenergieverbrauch

 

Um die Energieintensität der Produktionsprozesse ermitteln zu können:

 

Energieintensität Prozeß x = Energieverbrauch Prozeß x

Gesamtenergieverbrauch

 

Der Energieeinsatz muß auch im Verhältnis zum Produktionsergebnis betrachtet werden:

 

Energieeinsatzquote = Energieverbrauch (gesamt)

Produkteinheiten

 

 

Andere Kennzahlen möchte ich hier nur kurz aufzeigen:

 

Abluftkennzahlen

 

Emissionsmengen der Luftschadstoffe in kg Emissionsquote = emittierte Schadstoffmenge

Produkteinheiten

 

Wasser- und Abwasserkennzahlen

 

Einsatzmengen der Wasserarten; Gesamtwasseeinsatz Wasseranteile = Einsatzmenge der Wasserart

Gesamtwassereinsatz, -verbrauch

 

Abwasseranteile = Prozeßwasser Wassereinsatzquoten = Einsatzmengen der Wasserarten

Gesamtwassermenge Produkteinheiten

 

Abwasserquoten = Mengen der Abwasserarten

Produkteinheiten

 

Materialkennzahlen

 

(Gesamt-) Rohstoffeinsatz = Rohstoffanteil A Rohstoffeinsatzquote = Rohstoffeinsatz

Gesamtrohstoffeinsatz Produkteinheiten

 

Für die Hilfs- und Betriebsstoffe gilt entsprechendes.

 

Weiterhin gibt es Abfallkennzahlen, Produktkennzahlen, Sozial-ökologische Kennzahlen, Kennzahlen für Störfälle und Rechtsverstöße, Standortbezogene Umweltkennzahlen.

 

 

 

3.5 Der Aufbau eines EDV-gestützten Öko-Controlling-Systems

 

Um das Öko-Controlling-System langfristig und erfolgreich und das Ökologieprogramm zu realisieren, sind dafür entsprechend Steuerungs- und Durchsetzungsinstrumente erforderlich. Diese müssen entwickelt werden und in die Ablauforganisation sowie in die gesamte Organisationsstruktur integriert werden.

 

Eines der wichtigsten Planungs-, Steuerungs- und Durchsetzungs-Instrument ist der Aufbau eins EDV-gestützten Öko-Controlling-Systems. Dieses sollte kein "Stand-alone" EDV-System sein, sondern in das betriebliche Informationssystem integriert sein.

 

 

Das betriebliche Umweltinformationssystem sollte der Unterstützung des Öko-Controlling dienen. Diese Hilfe kann in den folgend aufgeführten Bereichen geleistet werden:

 

 

Umweltmonitoringsystem

Einsatz von automatiosierten Meß- und Protokollverfahren, zur Überwachung von den betrieblichen Anlagen nach den gesetzlichen Vorgaben.

Stoff- und Energiebilanzierungssystem

Systematische computergestützte Erfassung der betrieblichen Umweltwirkungen

Berichts-, Kontroll- und Dokumentationssystem

Erstellung der Daten für ein internes Umweltprogramm oder ein externen Umweltbericht

Planungs- und Entscheidungsunterstützungssystem

"Die intern und extern gewonnenen Informationen des Umweltinformationssystems müssen so bewertetet, kombiniert und verdichtet werden, daß dieses Instrumentarium der Führungunterstützung von Entscheidungsträgern genutzt werden kann."

 

Betriebliche Umwelt-Informationssysteme können mit überbetrieblichen Datenbanken verbunden werden, diese sind z.B. die Literaturdatenbank (ULIDAT), die Forschungsdatenbank (UFORDAT), die Luftimmissionsdatenbank (LIMBA), die Meeresumweltdatenbank (MUDAB) etc.

 

 

3.6 Öko-Controlling und organisatiorische Auswirkungen

 

Das Öko-Controlling-System sollte so in die Unternehmensorganisation involviert werden, daß die Controllingaufgaben in die Fachaufgaben integriert sind. Der zusätzliche Aufwand sollte so zu leisten sein, daß die eigentlich wesentlichen Aufgaben der einzelnen Fachabteilungen nicht beeinträchtigt oder gar behindert werden. Vor allem in der Controlling-Aufbauphase ist der Koordinations- und Steuerungsaufwand erheblich. Hier sind in besonderem Maße klare Strukturen und Zuständigkeiten erforderlich. Eine zentrale Steuerung ist sinnvoll, um die Fachabteilungen zu entlasten. Die Aufgabe der Koordinationsfunktion ist hier jedoch nicht, die Controllingaufgaben zu bündeln, sondern diese in die jeweiligen Abteilungen zu integrieren.

 

Die Verantwortung beim Aufbau eines Öko-Controlling liegt grundsätzlich bei der Geschäftsleitung. Um wie bereits erwähnt, klare Strukturen und Zuständigkeiten zu erlangen, sollte die Verantwortung und Zuständigkeit personenbezogen gestaltet werden.

In der Praxis werden häufig Zuständigkeiten und Verantwortung einem Umweltbevollbemächtigten oder -beauftragten übertragen. Er ist einerseits Helfer der Unternehmensleitung, andererseits hat er zwischen den Interessen der Umwelt und den des Unternehmens abzuwägen. Der Verantwortliche hat u.a. folgende Aufgaben :

Ÿ den Umweltschutzgedanken als Querschnittsfunktion im Unternehmen zu fördern

Ÿ bei der Konzeption und Entwicklung umweltfreundlicher Produkte und Verfahren zu beraten bzw. Innovationen im Hinblick auf Umweltschutzbelange anzustreben

Ÿ die Maßnahmen zur Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes zu planen und zu überwachen

Ÿ bei Entwicklungs und Investitionsprojekten mitzuwirken

Ÿ die Kosten des Umweltschutzes zu erfassen und zu beurteilen

Ÿ an der strategischen Planung beteiligt zu sein

Ÿ die Aus- und Weiterbildung ökologisch anzureichern ...etc.

 

 

Um nun das Öko-Controlling in die gesamte Struktur des Unternehmens einbinden zu können, sollten ebenfalls Vertreter der betroffenen Unternehmensbereiche beim Aufbau beteiligt sein. Im Rahmen der Gestaltung von Umweltausschüssen ist dies möglich. In diesen Ausschüssen sollte jedoch auch ein Mitglied der Betriebsleitung und ein Vertreter des Betriebsrates beteiligt sein. Auch Mitarbeiter der Leistungsebene an der Arbeit beteiligt sein. Weitere Möglichkeiten für eine ganzheitliche die Integration des Öko-Controlling sind hier sind neben Umweltausschüssen

 

Ÿ Qulitätszirkel

Ÿ Projektgruppen

Ÿ Fachkommissionen

Ÿ Ökologieabteilungen

Ÿ Ökoteams

Ÿ "ein Öko-Controller als spezielle Promoter, der neben der Geschäftsführung (Macht-Promoting) und den Betriebsbeauftragten (Fach-Promoting) die Rolle des Prozeß-Promoting auszufüllen hätte"

 

 

 

4. "Der Ausblick"

 

"Der Umweltschutz stellt auch die Unternehmen vor neue Herausforderungen: Einerseits nehmen die umweltpolitischen Aktivitäten des Gesetzgebers, der überwiegend Ge- und Verbote in Form von Emissions- und Produktnormen, Reduzierungsverpflichtungen und Vorschriften über den Stand der Technik an die Betriebe heranträgt, ständig zu. Andererseits wächst die Bereitschaft der Konsumenten, bei ihrer Kaufentscheidung Wirkungen der Produkte auf die Umwelt mit einzubeziehen. Schließlich verstärkt sich der moralische Druck der Öffentlichkeit auf die Unternehmen, von denen heutzutage mehr als "nur" eine optimale Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen erwartet wird. Gefordert wird von den Unternehmen auch Anpassung bzw. Unterstützung bei der Durchsetzung sozialer und insbesondere ökologischer Interessen. Das bedeutet, daß die ökologischen Risiken zunehmend zu betrieblichen Risiken- oder zu Chancen- werden. Von daher gilt es ein praxisorientiertes Öko-Controlling aufzubauen. Seine weitere Entwicklung wird in entscheidendem Maße davon abhängig sein, wie stark die Betriebe in Zukunft den Umweltschutzgedanken in ihrer Unternehmensphilosophie verankern werden. Der zukünftige Stellenwert des Öko-Controlling wird deutlich, wenn man sich die zahlreichen betriebswirtschaftlichen Fragen des Umweltschutzes vor Augen führt. Vor allem aufgrund des äußeren Zwangs, hervorgerufen durch die zahlreichen Gesetze, Vorschriften, Verordnungen und Bestimmungen sowohl im nationalen wie auch im internationalen Bereich, werden die Unternehmen immer häufiger Öko-Controlling betreiben müssen."