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Inhaltsverzeichnis

 

1. Einleitung 1

2. Streß 1

3. Aufbau von Sreßbewältigungsprogrammen 2

4. Die Übungen 4

4.1. Übungen zur Selbstbeobachtung/Selbsterfahrung 4

4.2. Scham-Bekämpfungsübungen (shame attacks) 5

4.3. Übungen zur Gefühlskontrolle 6

4.4. Das Problemlösetraining 6

4.5. Selbstinstruktionstraining 13

4.6. Vorstellungsübungen 16

4.7. Rollenspiele 17

4.8. Hausaufgaben 17

4.9. Posttraining 18

5. Entspannung (physiologische Ebene) 19

5.1. Autogenes Training 19

5.2. Muskelentspannung 23

6. Belastungsausgleich 27

7. Durchgeführte Streßbewältigungsprogramme 27

7.1. Entwicklung und Evaluation eines Programms zur Streßbewältigung (Kaluza). 27

7.2. Lehrerstreß- Ein Zwischenbericht zur Entwicklung eines Streßbewältigungsprogramms (Scholz, Jehle). 29

7.3. Streß- und Verhaltensmanagement im Polizeidienst (Bruns, Bernt & Röhring). 31

8. Methodische Ergebnisse eines Streßbewältigungsprogramms 32

9. Literaturverzeichnis 37

 

1. Einleitung

In den letzten Jahren gewinnen Streßbewältigungsprogramme zunehmend an Bedeutung. In Unternehmen, von Krankenkassen und Kliniken sowie von einer Vielzahl privater Anbieter werden Streßbewältigungsprogramme durchgeführt. Die einzelnen Institutionen streben unterschiedliche Ziele an. Unternehmen versuchen mit Hilfe der Programme die Arbeitsproduktivität zu fördern, Kliniken wollen streßbedingte Krankheiten heilen und Krankenkassen durch Präventivmaßnahmen die Gesundheitskosten senken. Allen liegt aber der Gedanke zugrunde, die Lebensqualität der Teilnehmer zu erhöhen.

In dieser Arbeit werden Streßbewältigungsprogramme in Form und Inhalt vorgestellt. Zunächst wird eine Theorie der Entstehung von Streß kurz beschrieben. Daran anschließend werden Übungen, die in Streßbewältigungsprogrammen häufig durchgeführt werden, näher erläutert. Hierzu gehören auch Entspannungstechniken, die im 5ten Kapitel referiert werden. Durchgeführte Streßbewältigungsprogramme werden am Ende der Arbeit, unter Hinzunahme methodischer Aspekte, wiedergegeben.

 

 

2. Streß

Das Konzept von Selye (1953, nach Braun, 1978) stellt die physiologischen Aspekte der Streßforschung in den Vordergrund. Selye verstand unter Streß einen somatischen Vorgang, der unter dem Einfluß von äußeren Faktoren körperliche Funktionen mobilisiert. In den folgenden Jahren wurde der Streßbegriff auf psychologische und soziale Aspekte erweitert. Streßkonzepte bauen heute zunehmend auf transaktionalen Ideen auf, bei denen Einflüsse der Streßsituationen und der agierenden Personen gleichermaßen Einfluß auf psychische und körperliche Reaktionen ausüben. Die Beobachtung, daß sich verschiedene Menschen in gleichen Streßsituationen unterschiedlich verhalten und, daß eine Person auf ähnliche streßauslösende Ereignisse verschiedenartig reagiert, stützt die Annahme transaktionaler Modelle. Die Stressoren werden deutlich weit gefaßt. Für Streßbewältigungsprogramme ist es lediglich entscheidend, daß die Teilnehmer aufgrund von Belastungsgefühlen teilnehmen. Dennoch wird im folgenden kurz dargestellt, wie Streßsituationen entstehen können:

 

Braun (1978) sieht den Konflikt als streßauslösendes Geschehen. Die Spannung entsteht im Rahmen der Streßuntersuchung aufgrund einer neuen Situation (SD). Auf diese neue Situation wird eine Reaktion (R) angestrebt, die negative Konsequenzen (C-) verhindern soll. Im Modell:

 

 

Braun führt hierzu folgendes Beispiel an:

Ein Angestellter, der bisher beruflich wenig belastet war, genügend Freizeit hatte und diese mit Sport, Wandern und regen sozialen Kontakten verbrachte, kann sich in dieser Situation wohl fühlen und sowohl Spaß an der Arbeit wie auch an seiner Freizeit haben. Seine Beförderung kann nun damit verbunden sein, daß er plötzlich größere Mengen an Arbeit, schwerere Aufgaben und vor allem mehr Eigenverantwortlichkeit auf sich zukommen sieht. Er steht nun vor einer Aufgabe der Anpassung und versucht sie dadurch zu lösen, daß er einen Teil seiner Freizeit zusätzlich am Arbeitsplatz verbringt und auch Zuhause sich noch weiterbildet.

 

Die Beförderung ist hier die neue Situation auf die sich die Person mit der Reaktion des zusätzlichen Zeitaufwandes vor negativen Konsequenzen, z.B.: Angst vor beruflichem Versagen, schützt. Ein Konflikt entsteht dann, wenn der Verzicht auf die Freizeitaktivitäten als negativer Effekt erfaßt wird.

 

 

Wenn die beiden Konsequenzen, Angst-Vermeidungsverhalten und die Aufgabe von Freizeitaktivitäten, in einer gemeinsamen Ursache, hier die Beförderung erkannt werden, kommt es zu einem Konflikt und darauf folgend zu einer Streßsituation (Braun ,12). Streßbewältigungsprogramme haben eine Reduzierung dieses Streßerlebens zum Ziel.

 

3. Aufbau von Sreßbewältigungsprogrammen

Streßbewältigungsprogramme werden von verschiedenen Institutionen mit unterschiedlicher Zielsetzung durchgeführt. Die von uns untersuchten Programme weisen allerdings gemeinsame Strukturen auf, die in diesem Kapitel kurz aufgeführt werden sollen. Angestrebt werden in der Regel Veränderungen situativer und personaler Merkmale. Situative Merkmale sind zum Beispiel die Bedingungen am Arbeitsplatz oder die Arbeitsaufteilung innerhalb der Familie; personale Merkmale werden durch die Streßempfindlichkeit der Teilnehmer bestimmt. Die im folgenden dargestellten Phasen eines Streßbewältigungsprogramms, die von Meichenbaum (vgl. Meichenbaum 1979) entwickelt wurden, werden in ihrer Grundstruktur in den meisten Programmen durchgeführt.

 

Phase I - Die Theorie:

Die Teilnehmer werden nach der Vorstellung zunächst auf theoretische Konzepte aufmerksam gemacht. In der Regel wird das Modell von Lazarus dargestellt. Entscheidend ist es hier, daß die Teilnehmer später nicht nur das umsetzen, was ihnen vom Leiter aufgetragen wird, sondern daß sie ein Verständnis dafür entwickeln, welche Ideen den Übungen zugrunde liegen ( Meichenbaum 1991, 34). Haben die Teilnehmer zum Beispiel verstanden, wie wichtig die Selbstbeobachtung für die Bewältigung von Streß ist, werden sie die Übungen mit weniger Skepsis und mehr Aktivität durchführen. "Aus der Perspektive der dargelegten, theoretischen Zusammenhanges wird einem Klienten die Logik des Trainingsvorgangs eher verständlich" (Meichenbaum 1979, 147).

 

Phase II - Übung und Training:

Die Übungsphase nimmt die Hauptzeit der Gruppentreffen in Anspruch. Neben Übungen zur Selbstbeobachtung und -bewertung werden spezielle Trainings zur Streßverringerung und zur Selbstkontrolle durchgeführt (vgl. Kapitel 4). Die Klienten sollten in dieser Phase des Gruppentrainings ihren Streß selbständig analysieren lernen (Meichenbaum 1991, 58). In der Anwendungsphase wird den Teilnehmern meistens mit Hilfe eines Freizeitkalenders die Aufgabe gestellt das Geübte in tatsächlichen Situationen durchzuführen. Eingeübte Entspannungstechniken sollen in Streßsituationen angewandt werden. Die Teilnehmer sollen sich zudem durch Ausgleichsaktivitäten in sportlicher, kultureller und familiärer Hinsicht betätigen. Meichenbaum schreibt dazu (1991, 58): "Eine wichtige Aufgabe in dieser zweiten Phase des Trainings besteht darin, die inneren Dialoge des Klienten über jeden Trainingsschritt zu erfassen."

 

In dieser Phase können zum Beispiel folgende Übungen durchgeführt werden:

 

- Übungen zur Selbstbeobachtung

- Entspannungsverfahren

- themenzentrierte Gruppengespräche

- Kommunikationstechniken

- Übungen zur sozialen Kompetenz

- Methoden zur Einstellungsänderung

- positive Selbstinstruktion

- autosuggestive und imaginative Verfahren

- Problemlösetraining

- Gymnastik, Jogging, Aerobic

 

Den Teilnehmern des Streßbewältigungsprogramms wird nahegelegt, die für sie passenden Methoden selbständig auszuwählen. Von den Versuchsleitern wird parallel ein problemorientiertes Vorgehen in den Trainingsablauf integriert.

 

Phase III - Die Anwendung:

Die dritte Phase des Gruppentrainings bezeichnet Meichenbaum als Anwendungs- und Posttrainingsphase. Er schreibt dazu: "Das Training richtete sich bis jetzt auf die Änderung der Bewertung des Stresses und den Aufbau von effektiven Bewältigungsstrategien. Die Ziele der dritten Phase des SIT [Streßimpfungstraining] besteht im Transfer der Bewältigungsstrategien auf möglichst viele Alltagsituationen, um eine generalisierte Verhaltensmodifikation zu erzielen" (1991, 79). Für Meichenbaum darf diese Phase nicht als ein 'Loslassen auf Alltagssituationen' verstanden werden. Auch in dieser Phase werden Übungen zunächst in der Gruppe vorbereitet. Hierzu gehören Vorstellungsübungen, Verhaltensübungen, Rollenspiele und das Lernen am Modell. In der Realität sollten sich die Teilnehmer einen Plan zur abgestuften Reizkonfrontation erarbeiten. In der Posttrainingsphase wird über Erfahrungen, Probleme und Erfolge gesprochen.

 

 

4. Die Übungen

Im Rahmen der dargestellten 2ten Phase der Streßbewältigungsprogramme werden Übungen durchgeführt. Bevor konkrete Programme dargestellt werden, soll hier ein Überblick darüber gegeben werden, welche Übungen notwendig bzw. hilfreich sind, um Streßreaktionen zu mindern. Die Übungen sollten nicht wahllos in das Trainingskonzept integriert werden. Die Teilnehmer sollten verstehen, was durch die Übungen erreicht werden soll und warum gerade eine bestimmte Übung ausgewählt wurde.

 

 

4.1. Übungen zur Selbstbeobachtung/Selbsterfahrung

Voraussetzung jeden Trainings zur Verhaltensänderung ist das Erkennen des persönlichen Empfindens. Veränderungsmaßnahmen werden immer erfolglos sein, wenn das, was verändert werden soll, unklar ist. Übungen in Streßbewältigungstrainings sollten daher immer auch solche Übungen enthalten, die Selbstbeobachtungen und Selbstbewertungen präzisieren helfen. Schelp schreibt hierzu: "Sie [Selbstbeobachtung] ist eine wichtige Voraussetzung für die Erstellung einer Problemanalyse und die Ableitung von Veränderungszielen. Durch Selbstbeobachtung ist es möglich, Annahmen über das eigene Verhalten zu überprüfen und eine realistische Ausgangsbasis für Veränderungen zu gewinnen" (Schelp 1990, 50). Übungen dieser Art könnten wie folgt durchgeführt werden.

 

Der Gruppenleiter fordert die Teilnehmer auf, zwei ihrer Geheimnisse auf einen Zettel zu schreiben. Im Anschluß werden die Zettel vermischt und wahllos verteilt. Die Teilnehmer sollen dann auf ihre Gefühle achten, wenn die Geheimnisse in der Gruppe vorgelesen werden (Schelp 1990, 49). Eine weitere Übung verlangt, daß ein Teilnehmer im Kreise der Gruppe stehend ausgelacht wird und seine Empfindungen währenddessen den anderen Teilnehmern hinterher beschreibt (Schelp 1990, 49). Bei einer anderen Übung sagt der Gruppenleiter, er werde jetzt eine Person für eine etwas arg persönliche Aufgabe auswählen. Bitte schließen sie die Augen und machen sie sie erst wieder auf, wenn ich sie ausdrücklich darauf hinweise. Ich werde dem, den ich auswähle die Hand auflegen. Danach geht der Leiter für circa eine Minute um die Gruppe und berührt dann mehrere Personen gleichzeitig. Die aufgetretenen Gefühle werden daran anschließend besprochen (Schelp 1990).

Eine gängige Übung, die der angemessenen Selbstbewertung dient, wird so durchgeführt, daß ein Teilnehmer zunächst zwischen null und hundert Prozent einschätzen soll, wie sehr eine Streßsituation alles in seinem Leben bestimmt hat. Zunächst wird die Person wahrscheinlich beschreiben, daß die auserwählte Situation seines Erachtens nahezu 100% seines Lebens dominiert hat. Nachdem in der Gruppe dann über die Situation gesprochen wurde, verschiedene Handlungsalternativen und positivere Sichtweisen aufgedeckt wurden, wird die Situation nicht mehr als so sehr bestimmend eingeschätzt. Die Teilnehmer werden zunehmend versuchen ihre Situationen objektiver einzuschätzen.

 

 

4.2. Scham-Bekämpfungsübungen (shame attacks)

Das Streßbewältigungstraining kann erst dann zu erfolgreichen Veränderungen führen, wenn die Teilnehmer dazu bereit sind, persönliche Verhaltensweisen und Gedanken offen vorzutragen. Die Scham-Bekämpfungsübungen sollten zu Beginn der Gruppensitzungen die Offenheit der Teilnehmer fördern. Aufgabe ist es, bewußt etwas zu tun, was blamierend oder peinlich ist. Schelp schreibt dazu weiter: "Sie [Scham-Bekämpfungsübungen] dienen dazu, belastende Schamgefühle abzubauen, indem die Person bewußt etwas tut, das sie blamabel oder peinlich findet. Dadurch ist es möglich, die Erfahrung zu machen, daß eine solche Handlung zwar vielleicht unangenehm ist, aber keine derart negativen Konsequenzen hat, wie der Durchführende sich vorher ausgemalt hat" (1990, 48) Die Umwelt soll als kontrollierbar erlebt werden.

 

Es können zum Beispiel folgende Übungen durchgeführt werden:

- Spielzeugente durch die Fußgängerzone hinter sich her ziehen.

- durch den Raum hüpfen, wie ein Frosch quaken und "Ich bin gerne ein Frosch" sagen.

- auf den Stuhl stellen, einen Finger in den Mund stecken und sagen "Ich schäme mich."

(Schelp 1990, 48)

 

Darauf aufbauend wird es den Teilnehmern leichter fallen, von ihren Problemen zu berichten.

 

 

4.3. Übungen zur Gefühlskontrolle

Innerhalb eines Streßbewältigungstrainings sollten die Teilnehmer mit streßfördernden Gefühlen konfrontiert werden. Anschließend werden in der Gruppe Möglichkeiten heraus gearbeitet, die die Gefühle kontrollieren helfen. Beispielhaft werden im folgenden verschiedene streßfördernde Gefühle und deren Umsetzung in Übungen vorgestellt.

 

Risikoübungen:

In Zweiergruppen sollen hier die Teilnehmer das erzählen, was ihnen schwer fällt. Ziel dieser Übung ist die Erfahrung, daß es positiv ist, ein Risiko eingehen zu können, sich zu überwinden oder etwas zu erzählen, das einem schwer fällt (Schelp 1990, 69).

 

Angst vor Ablehnung:

In dieser Übung soll jeder Teilnehmer zwei Punkte (Verhaltensweisen, Eigenschaften, Besonderheiten) aufschreiben, die ihm an einem anderen Teilnehmer nicht gefallen. Danach werden alle Personen der Reihe nach angesprochen und die Punkte müssen vorgelesen werden. Ziel ist es, eine unangemessene Bewertung bei der Angst vor Ablehnung abzulegen (Schelp 1990, 73).

 

Selbstunsicherheit:

Ein gegengeschlechtlicher Partner soll ausgewählt werden. Es müssen drei Sachen gesagt werden wie:

Ich mag Dich weil... Ich find an Dir schön (körperlich), daß... Ich würde mit Dir gerne folgendes machen...

Die Überwindung von Unsicherheit soll hier die Offenheit der Teilnehmer fördern. Das Ziel ist, über eine erhöhte Selbstsicherheit die Streßanfälligkeit zu verringern.

 

 

4.4. Das Problemlösetraining

Das Problemlösetraining soll den Klienten auf Aspekte seiner Situation aufmerksam machen, die er bisher nicht in Betracht gezogen hat. Grundlage ist auch hier, daß der Klient sein Streßproblem genau erkennt und kognitive sowie emotionales Verhalten beschreiben lernt. Das Training sollte nach den vorgegebenen Richtlinien durchgeführt werden, um Aspekte hervorzubringen, die für den Teilnehmer zunächst irrelevant erscheinen. Meichenbaum (1979) schreibt zum Problemlösetraining: "Im Rahmen des Problemlösetrainings wird bei Beginn der Gruppengespräche eine Konkretisierung der zunächst umgangssprachlich dargestellten Probleme erarbeitet. Innerhalb der Gruppe wird darauf aufbauend nach Lösungen gesucht, bewertet und von der betroffenen Person ausgewählt und durch Übungen eingeübt und später umgesetzt."

Erfolge oder Mißerfolge der Problemlösestrategien werden in der Gruppe vorgetragen und diskutiert. In dieses Problemlösetraining werden Entspannungsübungen eingebettet. Einen Belastungsausgleich in Form von Ausgleichsaktivitäten außerhalb der Gruppe vollziehen die Gruppenmitglieder selbständig. Innerhalb der Gruppe wird hierzu ein "Freizeitkalender" aufgestellt.

 

Wasik (1984, aus Meichenbaum 1991, 71) erläutert das Problemlösetraining an Hand aufeinander folgender Schritte und an sich selbst gerichteter Fragen:

 

 

Schritte

Fragen/ Handlungen

 

 

 

 

Problemdefinition

Was belastet mich?

 

Zieldefinition

Was will ich?

 

Berücksichtigung von Alternativen

Was kann ich tun?

 

Berücksichtigung der Konsequenzen

Was könnte passieren?

 

Treffen von Entscheidungen

Wie entscheide ich mich?

 

Handlungsausführung

Handle jetzt!

 

Evaluation

Hat es geklappt?

 

Mit Hilfe dieser Übung sollen die Teilnehmer zu einer selbständigen problemorientierten Auseinandersetzung mit den Belastungen befähigt werden. Zunächst werden sie zur systematischen Selbstbeobachtung von streßauslösenden Situationen und ihrer Reaktionen hierauf angeleitet. An Hand eines vereinfachten verhaltensanalytischen Schemas lernen sie, ihre zunächst umgangssprachlich formulierten Probleme als "Verhalten-in-Situationen" zu konkretisieren.

 

Auf der Basis eines solchen verhaltensanalytischen Problemverständnisses werden in der Kursgruppe dann die weiteren Schritte der Problemlösestrategie am Beispiel konkreter belastender Situationen einzelner Teilnehmer demonstriert (z.B.: Trennung).

 

 

Zunächst erfolgt eine kurze Beschreibung der Probleme:

 

 

Meine Probleme:

1. Meine Frau/ Mein Mann hat sich nach langjähriger Ehe von mir getrennt.

2.

 

 

Sind die eigentlichen Probleme erst einmal erkannt sollten die einzelnen Belastungssituationen näher beschrieben werden.

 

Die Belastungssituationen:

 

Wenn ich abends alleine bin fühle ich mich sehr alleine und verlassen.

Ich gehe nur noch ungern aus dem Haus und werde ich doch mal überredet weg zu gehen, kann ich meine Gedanken und Ängste nicht abschütteln.

 

 

 

Die Belastungssituationen werden nachfolgend konkreter hinterfragt:

 

 

Konkrete Situationsbeschreibung:

 

1. Ort, Zeitpunkt, Handlung

Zu Hause, sitze abends vor dem Fernseher kann mich aber nicht richtig ablenken. Immer wenn ich ein Paar im Fernsehen sehe, muß ich an meine Frau/ meinen Mann denken und fange oft zu weinen an.

2. Gedanken, Bewertungen, Selbstgespräche

Denke, ich bin nicht genug Wert, daß meine Frau/ mein Mann bei mir bleibt. Sage zu mir, daß ich jetzt alleine bleiben werde.

3. Gefühle

Fühle mich einsam und verlassen. Habe Angst vor der Zukunft. Fühle mich unsicher.

4. Körperempfindungen

Mir wird warm, mein Herz schlägt schneller.

5. Eigenes Verhalten

Versuche mich neu auf den Spielfilm zu konzentrieren. Hole mir etwas zu trinken oder zu essen aus dem Kühlschrank. Manchmal versuche ich Zeitschriften zu lesen. Möchte auf andere Gedanken kommen.

6. Nachwirkungen der Situation

Kann nicht einschlafen. Denke ich bin überempfindlich.

 

 

Fragen zu diesem Problemkreis könnten sein:

- An welchem Ort, zu welcher Zeit findet die Handlung statt? Was passiert? Wie verhalten sich die anderen Personen?

- Welche Gedanken kommen mir dazu? Wie bewerte ich die Situation? Welche Selbstgespräche führe ich?

- Welche Gefühle löst die Situation bei mir aus?

- Welche Körperempfindungen nehme ich war?

- Wie ist mein Verhalten in der Situation? Wie reagiere ich?

- Welche Nachwirkungen hat die Situation auf andere Situationen?

 

Wurden bisher die Belastungssituationen näher spezifiziert, wird nun der Umgang mit den Problemen erörtert.

 

Der Umgang mit den Problemen

Kessler (1993) stellt drei Schritte vor, die den Umgang mit den streßauslösenden Problemen fördern sollen. Im ersten Schritt soll den Gedanken an den Problemen nicht ausgewichen werden. Er ist der Meinung, daß die Zuwendung zum Problem mit gleichzeitiger Entspannung die Streßsymptome langfristig verringert. Im zweiten Schritt soll eine neue Perspektive eingenommen werden. Die Streßsituation soll weniger belastend bewertet werden. In der dritten Phase soll ein Handlungsplan entwickelt werden, den die Teilnehmer in den bestimmten Problemsituationen vollziehen können.

 

1. Schritt: Zuwendung und Entspannung

Kessler schreibt zu diesem Schritt: "Patienten grübeln sowieso über die Gefahren, über die drohenden negativen Konsequenzen nach. [...] Es sollen keine halbherzigen Ablenkungsversuche unternommen werden. Die Klienten sollen dich daran hindern die Gedanken an die aversiven Situationen mit anderen Tätigkeiten zu verknüpfen. [...] Die Klienten sollen sich in Gedanken und Vorstellungen so lange mit der aversiblen Situation konfrontieren, bis diese sich von selbst ausblendet. Erst dann sollten sie sich mit alternativen Aktivitäten beschäftigen."

 

Er formuliert folgende Leitsätze:

- Wir versuchen nicht mehr, uns der unangenehmen Reaktion zu entziehen.

- Wir nehmen die Angst, den Ärger, die Ungeduld als Signal dafür, daß wir uns damit beschäftigen müssen. Wir konzentrieren uns auf die unangenehmen Seiten der Situation.

- Wir wenden uns den Dingen zu die wir fürchten, die uns aufregen, ärgern, nervös oder ungeduldig machen.

 

Kessler ist der Auffassung, daß eine Zuwendung zu der Streßreaktion die beste Möglichkeit bietet den Streßsymptomen auf Dauer wirkungsvoll zu begegnen. Eine Person, die zu seinem Chef gerufen wird, da sie einen folgenschweren Fehler begangen hat, soll sich die kommende Situation so lange mit all ihren Details vorstellen, bis die Gedanken von alleine zu anderen Bereichen wechseln. Währenddessen sollten Entspannungsübungen durchgeführt werden. "Im allgemeinen sind unmittelbar positive Effekte auf der autonomen Ebene der Streßreaktion zu beobachten. Meist gelingt die Strategie aber nur vorübergehend oder nur dann, wenn der Stressor z.B. zeitlich relativ fern oder eher harmlos ist" (Kessler 1993, 58). Distanzloses Übersteigern ist ebenso zu vermeiden: kontrollierte Zuwendung.

 

2. Schritt: Eine neue Perspektive einnehmen

Streßsituationen werden von verschiedenen Personen unterschiedlich bewertet. Eine vorgegebene Situation zum Beispiel eine nahende Prüfung kann bei der einen Person starke Streßreaktionen auslösen eine andere Person aber völlig 'kalt' lassen. Dieser zweite Schritt soll eine kontrollierte Streßbewältigung fördern. Hierzu wird den Teilnehmern geraten, in Gedanken in die Rolle eines anderen zu schlüpfen, den diese Situation weniger belastet. Eine andere Möglichkeit ist, sich vorzustellen, wie man im nach hinein über die Streßsituation denken wird. Die Teilnehmer sollen sich fragen, wie groß die Wahrscheinlichkeit wirklich ist, daß das Ereignis eintritt oder einen negativen Ausgang nimmt; sie sollen sich überlegen, ob es tatsächlich eine Katastrophe ist, wenn das Ereignis eintritt oder einen negativen Ausgang nimmt. Diese Verhaltensmöglichkeiten führen dazu, daß die Streßsituationen als weniger belastend wahrgenommen werden. Beispiele positiver Gedanken könnten sein:

 

Was ist ein Ärger mit einem Kollegen verglichen mit einer Kündigung.

Was ist, wenn ich jetzt nicht einschlafen kann, wo ich sowieso schon fünf Stunden geschlafen habe. Ich liege hier im warmen Bett.

 

Bei der Trennungsproblematik könnte eine neue Perspektive folgendermaßen aussehen:

 

Eine neue Perspektive einnehmen:

Die Trennung von meiner Frau ist schlimm genug, aber die letzten Jahre haben wir eh nur noch nebeneinander her gelebt.

Das Leben ist kurz genug. Ich sollte die Zeit, die bleibt, nutzen, um noch einmal etwas anderes zu erleben.

 

 

Kessler gibt ein Beispiel zur Perspektivenveränderung in Bezug zu einer bevorstehenden Prüfung (1993B): "Wenn ich sie hinter mir habe, kann ich sicher darüber Lachen, daß ich mich umsonst aufgeregt habe. Ich bin so gut vorbereitet. eigentlich kann mir nichts passieren, und wenn ich doch durchfallen sollte, dann wiederhole ich sie eben nach mal. Mein Leben hängt schließlich nicht davon ab."

 

3. Schritt einen neuen Handlungsplan entwickeln

Der Klient sollte sich der möglichen Handlung zuwenden, sich einfach fragen, was er tun kann, einen kurzen Plan entwickeln. Handlungspläne sollten in der Gruppe durchgesprochen werden. Andere Gruppenteilnehmer haben oft gute Ideen für ein alternatives Verhalten. Der Teilnehmer sollte nicht im negatives Grübeln verfallen, sondern neue Lösungen für das Problem suchen. Er sollte sich vorstellen, was man tun kann, um mit der Situation besser fertig zu werden.

 

Die Teilnehmer können zum Beispiel durch folgende an sich selbst gerichtete Anweisungen neue Ideen für zukünftige Handlungsweisen entwickeln:

 

- Stellen Sie sich vor wie andere sich bei der Konfrontation mit einem ähnlichen Stressor verhalten würden.

 

- Welchen Rat würden sie einer Person geben, die sich in einer ähnlichen Situation befindet.

 

Einen neuen Handlungsplan entwickeln. Der Person mit der Trennungsproblematik könnte vielleicht folgender Handlungsplan helfen:

 

 

Strategie der Zuwendung:

Welcher Handlungsplan wäre möglich:

Mit Freunden etwas unternehmen. Am Besten zunächst nur mit Männern/ Frauen. Alte Bekannte anrufen. Sportliche Aktivitäten verstärken. Freizeitaktivitäten einbinden..

 

 

Innerhalb der Gruppe sollten alle Schritte des Umgangs mit den Streßreaktionen präsent bleiben. Alle Schritte sollten gemeinsam diskutiert werden.

Der Handlungsplan (3ter Schritt) sollte innerhalb der Gruppe entwickelt und diskutiert werden. Kessler (1993) stellt hierzu folgenden Ablaufplan vor:

 

 

- Lösungen suchen:

Unter Beteiligung der gesamten Kursgruppe erfolgt eine bewertungsfreie Suche nach möglichen Lösungen.

 

- Bewerten und Entscheiden :

Der betroffene Kursteilnehmer wählt, unter Berücksichtigung der zu erwartenden kurz- und langfristigen Konsequenzen, die beste der möglichen Lösungen aus.

 

- Planen von Schritten :

Ziel ist es, das konkrete Vorgehen bei der Realisierung der ausgewählten Lösung möglichst genau zu planen. Zur Vorbereitung der Durchführung der Schritte im Alltag des Teilnehmers, werden Rollenspiele und Vorstellungsübungen eingesetzt.

 

- Durchführen von Schritten:

Dies ist der zentrale Punkt des Problemlöseprozesses, in einem verhaltenstheoretischen Konzept. Alle vorgenannten Problemlöseschritte führen zu ihm hin. Er findet außerhalb der Kurssitzungen statt.

 

- Rückmelden:

In diesem letzten Schritt werden die Ergebnisse der Durchführung bewertet. Außerdem wird nach Gründen für das Ge- bzw. das Mißlingen der Problemlösung gesucht.

 

 

Nachdem diese Sequenz von Problemlöseschritten an einigen Teilnehmerbeispielen durchlaufen worden ist, wird das Vorgehen mit den Teilnehmern reflektiert. Die einzelnen Stufen des Problemlöseprozesses werden erläutert; die Teilnehmer erhalten Arbeitsbögen mit dem Problemlöseschema entlang dessen sie sich selbständig außerhalb der Kurssitzungen mit aufgetretenen Belastungssituationen auseinandersetzen sollen. Während der Sitzungen geschieht dies in Kleingruppen von 3 bis 4 Teilnehmern, welche jeweils für eine belastende Situation eine Problemlösung erarbeitet, wobei sie vom Kursleiter unterstützt werden.

 

 

4.5. Selbstinstruktionstraining

Personen neigen dazu in verbale Selbstanweisungen an sich selbst zu richten. Diese Selbstinstruktionen können negative Wirkungen auf das Verhalten unter Streßbedingungen ausüben. Meichenbaum schreibt hierzu (1979): "Wir organisieren unsere Gedanken durch unseren 'inneren Monolog' - eine durchlaufende Serie von 'Sätzen zu uns selbst' - in denen wir zu uns selbst sagen, was wir zu denken, zu glauben und wie wir uns zu verhalten haben." Eine Person, die vor und während einer Prüfungssituation unter starken Streß gerät, sagt zu sich vielleicht Sätze folgender Art: "Ich werde es nie schaffen" oder "Was werden nur meine Eltern sagen, wenn ich wieder durchfalle". Solche Selbstverbalisation wird Streßreaktionen fördern. Im Rahmen des Selbstinstruktionstrainings sollten diese negativen Anweisungen verändert werden. Meichenbaum schreibt hierzu (1991, 72): "Im SIT [Selbstinstruktionstraining] lernen Menschen neue alternative Selbstinstruktionen für die Situation, in der sie sich auf einen Stressor vorbereiten, sich mit ihm konfrontiert sehen, sich überwältigt fühlen, oder wenn sie den Erfolg ihrer Bewältigungsstrategien bewerten."

 

Die Selbstinstruktionen sollte sich jede Person selbst überlegen. Ein "heruntersagen" von vorgegebenen Instruktionen wird die Streßsituation letztendlich nicht verhindern.

 

Meichenbaum (1991, 73) zeigt im folgenden auf, welche Ziele das Selbstinstruktionstraining verfolgt:

 

- Streßsituationen zu erkennen

- selbstabwertende, streßerzeugende Gedanken, Bilder und Gefühle zu kontrollieren

- den Stressor bewußt wahrzunehmen und ihn umzubewerten

- negative Gefühle zu bewältigen

- sich innerlich auf die Streßbewältigung einzustellen

- das Resultat der Streßbewältigung zu bewerten und sich für die Bewältigungsanstrengungen zu loben

 

Beim Auto-Fahren-Lernen zum Beispiel wird eine Abfolge von Instruktionen zunächst genutzt, um Fahrfehler zu vermeiden (Zündung, Kupplung treten, Gang einlegen...) Später automatisieren sich die Instruktionen. Niemand wird wohl nach einigen Fahrstunden bewußte Anweisungen noch brauchen. Beim Selbstinstruktionstraining werden automatisierte Instruktionen verändert. Hierzu wird in drei Phasen vorgegangen (Meichenbaum, 1991).

 

1. Phase: Verstehendes Eindringen in die besondere Natur des vom Patienten vorgestellten Problems und die Planung des Behandlungsanfangs.

Herausbildung einer gemeinsamen Auffassung führt zu einer Motivationssteigerung des Patienten (Warum wird was gemacht?).

 

2. Phase: Der Therapeut hilft seinem Patienten, die begriffliche Struktur des vorgestellten Problems auszuforschen, auszuprobieren und zu konsolidieren. Gedanken werden 'erforscht'. Den Patienten wird gezeigt, wie ihre Gedanken ablaufen könnten: Kognitionsdiagnostik

 

Beispiele:

- Es ist so anstrengend irgend etwas zu tun

- Ich bin nicht so gut wie die anderen

- Alles ist zwecklos

- Das Leben ist sinnlos

- Es ist alles mein Fehler

 

Gedanken lösen disfunktionale Gefühle und Streßreaktionen aus. Diese werden durch Fragen wie: "Welche Gedanken hatten sie bevor sie hier her kamen?" "Was denken sie wird in derartigen Situationen passieren?" aufgedeckt.

 

3. Phase: Die Gruppe hilft dem Patienten bei der Modifikation seiner Selbsturteile und der Hervorbringung neuer, besser angepaßter Verhaltensweisen. Teilnehmer könnten zum Beispiel dem Fehler unterliegen, Verhaltensweisen in bestimmten Situationen zu generalisieren: Ein Teilnehmer schließt zum Beispiel aus einer Unsicherheit in einer bestimmten Situation: "Ich bin unsicher". Die anderen Teilnehmer sollten auf diese Übergeneralisierung aufmerksam machen. Andere Situationen können gesucht werden, in denen der Teilnehmer Selbstsicherheit gezeigt hat. Die Selbstverbalisation sollte sich in diesem Beispiel ändern in: "In dieser bestimmten Situation war ich unsicher. Aber das muß ja nicht immer so sein".

Weiter kognitive Fehler könnten zum Beispiel sein:

- schwarz- weiß malen

- Katastrophisierung

- selektive Konzentration auf ein Ereignis

 

Bei der Modifikation der Selbsturteile sollten zum Beispiel folgende Umwandlungen vorgenommen werden:

immer ->oft (Bsp.: "Ich bin immer unsicher" in "Ich bin in bestimmten Situationen unsicher).

niemals ->selten

ich muß -> ich will, ich brauche, ich ziehe vor

ich kann nicht -> ich würde es schwierig finden

ich kann niemals ->in der Vergangenheit war ich dazu unfähig

 

 

Beispiele positiver Selbstverbalisation könnten sein:

- Ermuntere dich, ich kann diese Herausforderung bewältigen.

- Ich kann mich überzeugen, es zu schaffen.

- Ein Schritt nach dem anderen.

- Entspanne dich, ich kontrolliere mich. Atme tief ein. Sehr gut!

- Die Dinge sind nicht so wichtig, wie ich meine.

- Wenn ich unter Streß gerate mache ich eine Pause

 

Bei der Trennungsproblematik könnten positive Selbstanweisungen folgendermaßen aussehen:

bisher: jetzt ist meine Frau weg. Alleine! Das schaffe ich doch jetzt nie. Mittlerweile bin ich sechzig; wer will denn noch mit einem 60 jährlichen zu tun haben. Ich werde einsam und traurig in irgendeinem Heim enden.

 

nachher: Irgendwie wird es schon weiter gehen. Werde es zumindest versuchen. Bin jetzt wieder auf mich allein gestellt. Ist vielleicht auch eine Herausforderung in meinem Leben.

 

 

4.6. Vorstellungsübungen

Vorstellungsübungen werden in Streßbewältigungsprogrammen zur Vorbereitung auf reale Streßsituationen genutzt. Der Klient und der Trainer bilden hier gemeinsam eine Hierarchie von Szenen, die von der niedrigsten bis zur höchsten Streßintensität reichen. Die Szenen sollten aus dem Lebensbereich des Teilnehmers ausgewählt werden. Eine weniger intensive Streßsituation könnte zum Beispiel ein kleiner Streit mit der Ehefrau sein, eine hohe Streßintensität wird vielleicht durch ein Treffen mit dem Chef nach eigenen Fehlern verwirklicht. Der Teilnehmer wird aufgefordert sich in die am wenigsten intensive Situation einzufühlen. Der Trainer begleitet den Patienten in sein Vorstellungen. Wird eine vorher abgesprochene Streßreaktion gezeigt, wird mit Hilfe von Entspannungsübungen und mit positiver Selbstverbalisation entgegen gewirkt. Das Ziel ist eine frühzeitige Wahrnehmung der Streßsituation und die Einübung von Bewältigungsstrategien (Selbstverbalisation, Muskelentspannung...). Meichenbaum schreibt hierzu (1991, 79): "Die Grundidee der Vorstellungsübungen stammt aus Wolpes Verfahren der systematischen Desensibilisierung. [...] Wie bei der systematischen Desensibilisierung werden die Klienten gebeten, sich Bewältigungsstrategien bei schrittweise zunehmender Streßintensität vorzustellen, während sie entspannt sind. Im Gegensatz zu Wolpes Technik, eine Szene abzubrechen, wenn der Klient zu starken Streß erlebt. wird er im SIT [Streßimpfungstraining] aufgefordert, sich bei einsetzendem Streßerleben Bewältigungsstrategien vorzustellen."

 

Der Gruppenleiter wird zum Beispiel mit folgenden Worten eine Vorstellungsübung begleiten. 'Sie versuchen, eine lebhafte Vorstellung der Situation zu entwickeln. Sie fühlen, wie sie ängstlich, wütend, erregt werden.... Auch die Vorstellung vermag solche Gefühle auszulösen... Die Belastung ist ihnen ein Signal etwas zu tun... Sie geben sich ihre Instruktionen vor....erinnern sich an die Aufgabe....'

 

4.7. Rollenspiele

Streßsituation werden hier nachgespielt. Auch hier ist das Ziel Streßsituationen zu erkennen und geeignete Maßnahmen einzuleiten. In einem Streßkonzept von West, Horan und Games (1984, aus Meichenbaum 1991, 81) wird ein Rollenspiel für Krankenschwestern vorgestellt. Die Szenen wurden aus der Literatur und den Erfahrungen der Krankenschwestern gewonnen:

Ihre Supervisorin ruft Sie in ihr Büro und stellt fest, daß sie bis zum Schichtwechsel eine Materialzusammenstellung braucht. Gleichzeitig haben zwei Patienten kontinuierlich den Rufknopf gedrückt. Das Telephon hört nicht auf zu klingeln. Sie haben drei Patienten verlassen müssen, um Bettwäsche zu wechseln. Sie mußten den Arzt auf seiner Visite begleiten und Anordnungen geben. Sie haben jemandem eine Rüge erteilt, weil er im Zimmer einer Patienten geraucht hatte. Angehörige kommen zu Ihnen, um eine Auskunft über neue Programme zu erhalten. Sie finden einfach nicht die Zeit, die Evaluation eines Angestellten zu beenden. Den ganzen Morgen haben Sie ohne eine Pause gearbeitet. Ihre Muskeln sind verkrampft, und Sie haben fürchterliche Kopfschmerzen.

 

Es gibt verschiede Möglichkeiten einer Streßsituation zu begegnen. Bestimmte Bewältigungsstrategien, die bei allen Problemen Erfolg versprechen sind selten. Die Teilnehmer sollen in den Rollenspielen auch lernen, welche verschiedenen Möglichkeiten es gibt und für welche Probleme welche Strategien am geeignetsten sind.

 

 

4.8. Hausaufgaben

Die Teilnehmer sollen in der Anwendungsphase ihre Übungen in der Realität erproben. Umso realistischer die vorbereiteten Übungen waren, desto problemloser wird den Klienten eine Umsetzung im alltäglichen Leben gelingen. Die Hausaufgaben sollten in ihrer Schwierigkeit abgestuft werden, um zusätzliche Frustrationen und Ängste abzubauen. Bei Beginn jeder Gruppensitzung sollten die Hausaufgaben aufgegriffen und besprochen werden. "Der Trainer analysiert die Ergebnisse der Hausaufgaben. Wenn die Klienten bei einer Hausaufgabe einen Mißerfolg provoziert haben, sucht der Trainer einfühlend mit dem Klienten die Gründe. Bestand die Ursache eventuell in einem Mißverständnis, einem Gedächtnisfehler, einer die Unterstützung verweigernden Umwelt, überzogenen Anforderungen, Angst vor Mißerfolg, Angst vor Erfolg oder einer Form des Widerstandes? Manchmal ist es sinnvoll, Hausaufgaben als 'persönliche Experimente' zu bewerten, durch die die Klienten herausfinden können, mit welchem Verhalten sie Erfolg haben bzw. scheitern" (Meichenbaum 1991, 83).

 

4.9. Posttraining

Die Gruppensitzungen sollten nach Ende des Trainings nicht abbrechen. Vorteilhaft sind Posttrainingssitzungen, bei denen die Teilnehmer sich nach einigen Wochen wieder treffen. Zumindest sollten die Teilnehmer ihre Übungen auch nach Beendigung der Gruppe fortsetzen. Dies wird vermeiden helfen, daß die Teilnehmer nach wenigen Monaten in alte Verhaltensweiden 'zurückfallen'. Hierzu sollten weitere Pläne erstellt werden, in denen die Teilnehmer ihre Zukunftsaktivitäten festlegen.

 

 

Übungen werden in Streßbewältigungsprogrammen immer durchgeführt. Welche Übungen von den Therapeuten ausgewählt werden, hängt von der Zielsetzung des Trainings und von dem Wissensstand des Trainers ab. Neben den vorgestellten Übungen, bildet die Entspannung einen weiteren wesentlichen Baustein in Streßbewältigungsprogrammen. Dieser Baustein soll im folgenden dargestellt werden, bevor auf bereits durchgeführte Programme im einzelnen eingegangen wird.

 

 

 

5. Entspannung (physiologische Ebene)

Das Wort Streß wurde aus dem Englischen abgeleitet und bedeutet ursprünglich Anspannung, Verzerrung, Verbiegung. Mithilfe von Entspannungstechniken wird versucht, Anspannungen abzubauen. Eckert (1979, 69)schreibt dazu: "Es ist notwendig, sich in Toleranz und Gelassenheit zu üben, Tugenden, die eine aktive Stellungnahme zu den Problemen dieser Welt nicht ausschließen", und später: "Dem trotz äußerer Geschäftigkeit innerlich einsam gebliebenen Menschen fällt es schwer, seine Ängste und seelischen Spannungen loszuwerden" (1979, 70).

 

Zur praktischen Bewältigung des Streß, werden einige Techniken vorgeschlagen. Wir haben aus den Materialien zwei Entspannungstechniken ausgewählt, die kurz vorgestellt werden:

 

- das autogene Training nach I. H. Schultz

- die progressive muskuläre Entspannung nach Jakobsen (Scholz 1983, 85)

 

 

5.1. Autogenes Training

 

Einführung:

Autogenes Training (griechisch) bedeutet soviel wie "aus dem Selbst entstehendes Üben" (Schultz, 1980). Das heißt aber nicht, daß es etwas von Anfang an aus dem Selbst Kommendes gibt, im Gegenteil; immer erfolgt ein von außen kommender Anstoß als Voraussetzung dafür, daß dann etwas von innen heraus, also aus dem Eigenen erwächst, also autogen wird.

Der Begriff besitzt eine starke Verwandtschaft zur Hypnose, denn auch hier besteht das Ziel im Entstehen von Ruhe, Schwere, wenn die Muskeln sich entspannen, und Wärme, wenn die Blutgefäße sich erweitern, und der damit verbundenen Entspannung. Autogenes Training wird deshalb von Schultz (1980) auch "Autohypnose" genannt und auch als "Selbstversenkungsmethode" (Schultz, 1980) bezeichnet, denn es erfolgt eine innere Hingabe an bestimmte Übungen (z.B. "Ich will schlafen", geht nicht, ich muß mich dem Schlaf hingeben!).

Dies ist also die Voraussetzung für das Gelingen der Übungen: sich hinzugeben, sich innerlich zu lösen.

 

Die Übungen:

Vor dem Beginn der Übungen sollte an folgendes gedacht werden:

a) die richtige Haltung:

-Liegehaltung

-Sitzhaltung

Wichtig bei diesen beiden Haltungen ist, daß der Kopf bequem liegt, bzw. abgestützt wird und die Arme locker liegen (bei der Sitzhaltung am besten auf Stuhllehnen).

-Droschkenkutscherhaltung

b) vollkommene Ruhe; auch leise Musik ist störend

c) Zimmer sollte nach Möglichkeit leicht abgedunkelt sein

d) der Übende sollte sich nur auf die Übung und die Übungsformeln konzentrieren

 

Die konzentrative Entspannung wird in sechs Schritten erarbeitet:

1) Muskeln

2) Blutgefäße

3) Herz

4) Atmung

5) Leiborgane

6) Kopf

 

1. Übung: Die Schwereübung (Muskelentspannung)

1. Übungsformel: "Der rechte (linke) Arm ist ganz schwer!" (Schultz, 1980)*

 

(* Ziel ist es, den Arm zu entspannen. Die Lösung der Muskelspannung zeigt sich als Schweregefühl, deshalb lautet die Formel: "Der Arm ist schwer!")

Diese Formel wiederholt der Übende, bis die gewünschte Wirkung eingetreten ist (etwa sechsmal)

 

2. Übungsformel: "Ich bin ganz ruhig!" (Schultz, 1980)

 

Diese Formel erfolgt nach jeder sechsten Schwerekonzentration

Nach etwa einer Minute erfolgt das Zurücknehmen der Schwereempfindung.

Dies geschieht folgendermaßen:

a) beide Arme werden ein paarmal mit energischem Ruck gebeugt und gestreckt

b) es wird tief eingeatmet u. ausgeatmet

c) Die Augen werden geöffnet

 

oder: Als kurzes Formelkommando:

a) Arme fest! b) Tief atmen! c) Augen auf!

 

2. Übung: Wärmeerlebnis (Gefäßentspannung)

doppeltes Ziel der Übung:

-Körperbeherrschung

-Versenkung der Entspannung

 

Diese Übung wird zusammengefaßt zu:

1) Arme und Beine sind ganz schwer

2) Ich bin ganz ruhig

3) Der rechte (linke) Arm ist ganz warm

 

oder: a) Schwere b) Ruhe c) Wärme

 

Diese Übung wird systematisch durchgeführt, gleichgültig, ob sich schon in der ersten Übungswoche begleitende Wärmeerlebnisse einstellen oder nicht.

 

3. Übung: Herzregulierung:

Die Entspannung der Muskeln wurde durch die Konzentration "Schwere" (Schultz, 1980), die der Blutgefäße durch das Erlebnis "Wärme" (Schultz, 1980) erreicht. Was fühlt man am Herzen? Jeder zweite Mensch muß seine Herzempfindungen erst entdecken. Dies geschieht folgendermaßen:

"In Rückenlage wird der rechte Ellenbogen so unterstützt, daß er ebenso hoch liegt wie Brustkorb. Nun wird die rechte Hand auf die Herzgegend gelegt. Der linke Arm liegt wie üblich. Danach werden Schwere, Wärme, Ruhe eingestellt und in Gedanken dorthin in die Brustwand konzentriert, wo die Hand aufliegt. Der Druck der Hand ist eine Art Wegweiser. Nach einigen Übungen werden nun Herzempfindungen bemerkt und unter steter Wiederholung des ganzen Übungsganges (Schwere-Wärme-Ruhe) in diese Gegend des Körpers konzentriert:

"Herz schlägt ruhig und kräftig" bzw. bei leicht Erregbaren: "Herz schlägt ruhig und regelmäßig" (Schultz, 1980).

Ist die Herzempfindung gelernt, wird das Herz ohne äußere Hilfe reguliert, die Hand wird also in ihrer üblichen Haltung weitergeübt.

 

4. Übung: Die Atemeinstellung:

Die in der Muskel-, Blutgefäß- und Herz- Ruheentspannung erarbeitete innere Lösung wird unmittelbar in die Atmung hineintrainiert. Als erstes sollen die ersten drei Übungen sorgfältig erlebt werden. Daran soll sich dann folgende Konzentration anschließen: "Atmung ruhig" (Schultz, 1980).

Das Problem dabei ist, daß viele Übende versuchen, mit der Atmung etwas absichtlich zu machen. Dies muß vermieden werden, denn jede absichtliche Selbstbeeinflußung der Atmung, ist eine Störung für das Training, denn sie würde ja ein Spannungsgefühl herbeiführen. Um ein falsches absichtliches Atmen auszuschalten, ist die ergänzende Konzentration zu empfehlen: "Es atmet in mir" (Schultz, 1980). Ziel ist also, die Atmung aus der Ruheentspannung heraus zu gestalten und den Übenden zu "tragen" und zu "nehmen".

 

5. Übung: Regulierung der Bauchorgane ("Sonnengeflecht")

Zur Entspannung der Bauchorgane stellt sich der Übende auf den größten Lebensnervenknoten des Bauchraums ein, auf das Sonnengeflecht (in der Mitte zwischen Nabel und Brustbeinende). Hierbei konzentriert der Übende: "Ruhe, Schwere, Wärme, Sonnengeflecht strömend warm" (Schultz, 1980).

 

6. Übung: Einstellung des Kopfgebietes

Der Übende konzentriert sich vorsichtig, zunächst nur für wenige Sekunden, etwa zweimal bis zur ersten örtlichen Empfindung, dann drei- sechsmal: "Stirn angenehm kühl" (Schultz, 1980).

Für Übende mit Kopfbeschwerden empfiehlt sich die abgeschwächte Konzentration: "Stirn angenehm und ein wenig kühl. (Schultz, 1980)"

 

Zusammengefaßt:

Nachdem Ruhe eingetreten ist, in Form der Konzentration "Ruhe", folgen die weiteren Konzentrationen:

-Arme und Beine sind schwer, bzw. Schwere.

-Arme und Beine sind warm, bzw. Wärme

-Herz schlägt ruhig und kräftig (oder ruhig und regelmäßig)

-Atmung ganz ruhig- es atmet mich

-Sonnengeflecht strömend warm

-Stirn angenehm kühl

 

Dann erfolgt das "Zurücknehmen", wie bereits beschrieben, in Form von:

"Arme fest, tief atmen, Augen auf. (Schultz, 1980)"

 

Dauer des Trainings:

Die Dauer des Gesamttrainings beträgt etwa zweieinhalb bis drei Monate. Danach sollte jeden Tag zwei bis dreimal geübt werden und versucht werden die Intensität der Befunde immer größer werden zu lassen bis ein fast schlagartiges Umschalten möglich ist.

 

Ratschläge für ein erfolgreiches Training:

-Übungsformeln bildhaft im Inneren erscheinen lassen

-Nicht krampfhaft versuchen, ans Ziel zu gelangen (z.B. Angst davor haben, eine Formel zu vergessen etc.)

-In der Übung sollte nie mit Gewalt eine Einstellung erzwungen oder festgehalten werden.

 

Was kann mit dem autogenen Training erreicht werden?

-Entspannung als Erholung: erfrischende Wirkung. Autogentrainierte können Schlaf kontrollieren.

-Entspannung als Ruhigstellung: falsche, verkrampfte Gefühlsstörungen lösen sich auf und echte Gefühle vertiefen sich.

-Entspannung zur Intensitäts- und Leistungssteigerung (wer ruhiger ist, kann sich besser konzentrieren.

-Entspannung zum Selbstbeherrschen und Selbstbestimmen: Selbstbestimmen in dem man sich einfach andere Formeln einprägt, je nach Wunsch, z.B. anstatt "Arm ist warm", "Ordnung ist Freiheit" oder "Schreibtisch wird aufgeräumt".

(vgl. Schultz, 1980)

 

5.2. Muskelentspannung

Einführung in die Entspannung

Das Entspannungstraining wird zur Bewältigung kurzzeitiger Belastungen als auch zur regelmäßigen Erholung durchgeführt. Das Training erfolgt nach der Methode der Progressiven Muskelrelaxation. Die Entspannungsübungen werden autogen, das heißt ohne Verwendung äußerer Hilfsmittel, wie etwa einer Toncassette durchgeführt. Die Entspannungsübungen beginnen in der zweiten Gruppensitzung und werden bis zum Ende des Kurses durchgeführt.

Entspannung ist somit eine Bewältigungsstrategie, die sowohl die kurzfristige Kontrolle unangenehmer Gefühle erlaubt als auch langfristig eine günstigere Anpassung an Belastungssituationen ermöglicht.

Dazu muß man aber in der Lage sein, einen Zustand tiefer Entspannung herbeizuführen. Die Techniken der Entspannung zu lernen setzt allerdings viel Übung voraus, bis sie sich zunehmend automatisiert (wie z.B. Autofahren).

 

Beschreibung der Entspannungsübungen

Als erstes muß gelernt werden, die Spannung der Muskelgruppen genau zu beobachten. Dazu vergleicht man jeweils den angespannten und den entspannten Zustand einer bestimmten Muskelgruppe.

Das geschieht folgendermaßen:

Eine Muskelgruppe wird mäßig fest angespannt, dabei wird genau auf die Empfindungen geachtet, die dabei entstehen, und schließlich immer weiter gelockert, wobei auch hier wieder auf die Empfindungen der Lockerung geachtet wird. Das hat den Zweck, daß die betreffende Muskelgruppe von Versuch zu Versuch immer tiefer entspannt werden.

Bei der Entspannungsübung werden nacheinander alle wichtigen Muskelgruppen des Körpers einzeln durchgegangen, bis man schließlich völlig entspannt ist. Später werden die einzelnen Muskelgruppen zu größeren Einheiten zusammengefaßt, das hat den Vorteil, daß die Übungen dadurch verkürzt werden, der Zustand der völligen Entspannung also schneller eintritt.

Beim Vollziehen der Übungen, treten wahrscheinlich etwas ungewohnte, aber angenehme Empfindungen auf, wie ein Gefühl der Wärme, ein Kribbeln, ein Gefühl der Schwere etc. Dies zeigt, daß die Übungen richtig gemacht werden, und man sich immer mehr entspannt.

Wichtig ist, daß man die Aufmerksamkeit auf die Instruktionen richtet, sich möglichst nicht ablenken läßt und keine unnötigen Bewegungen durchführt.

Ein Mißverständnis bei den Entspannungsübungen ist, daß der Zustand der völligen Entspannung, mit einem Zustand der Kontrollosigkeit gleichgesetzt wird. Dies ist jedoch, im Gegensatz zur Hypnose, nicht der Fall; während der gesamten Übung kontrolliert man seine Bewegungen und seine Empfindungen. Die Entspannung wird selbst, also bewußt herbeigeführt.

 

Reihenfolge der zu entspannenden Muskelgruppen:

1. rechte Hand, linke Hand, beide Hände zusammen

2. rechter Oberarm, linker Oberarm, bei Arme

3. Stirn (Augenbrauen werden nach oben gezogen, Augenlider zusammengezogen)

4. Kiefermuskel, Lippen, Zunge

5. Schultern

6. Atmung

7. Bauch

8. Beine

 

Instruktionen zur Entspannung:

Am besten setzt man sich bequem auf einen Stuhl und läßt alle Muskeln so locker wie möglich.

 

Hände und Arme:

rechte Hand zur Faust schließen, nicht zu fest, auf Spannung in Hand und Unterarm achten.

Wieder locker lassen, Darauf achten, daß sich die vorher angespannten Muskeln allmählich immer mehr entspannen. Übung wiederholen mit der selben Hand. Übung mit der linken Hand ausführen. Dann mit beiden Händen gleichzeitig.

Genau auf den Übergang vom angespannten zum entspannten Zustand achten. Versuchen die Entspannung immer weiter vertiefen. Analog mit dem rechten, linken und schließlich mit beiden Oberarmen.

 

"...dann folgen die Gesichtsmuskeln...:

Konzentrieren Sie sich jetzt auf die Stirn. Ziehen Sie die Augenbrauen fest nach oben, so daß Querfalten entstehen.

Beobachten Sie die Spannungsempfindungen und lassen Sie die Stirn wieder glatt werden.

Sie spüren, wie mit der Entspannung der Stirn die ganze Kopfdecke locker wird.

Wiederholen Sie diese Übung. Beobachten Sie die Entspannung und versuchen Sie, die einzelnen Übergänge zu unterscheiden.

Ziehen Sie die Augenbrauen zusammen, so daß senkrechte Falten an der Stirn entstehen.

Beobachten Sie die Spannungsempfindungen, ehe Sie die Stirn wieder langsam glatt werden lassen. Achten Sie auf die Entspannung der Kopfdecke.

Ziehen Sie nun die Augenbrauen nach oben und zusammen. Die Stirn ist jetzt ganz verspannt. Lassen Sie nun wieder locker.

Konzentrieren Sie sich auf die Augenpartie. Pressen Sie die Augenlider fest zusammen. Und lockern Sie wieder.

Achten Sie wieder auf den Übergang von der Anspannung zur Entspannung.

Fahren Sie dann mit diesem Muster der Anspannung und Entspannung fort.

Zunächst mit den Kiefermuskeln. Hier beißen Sie die Zähne zusammen. Dann pressen Sie die Lippen aufeinander. Nun drücken Sie die Zunge gegen den Gaumen.

Sie achten jeweils auf den Zustand der Anspannung, beobachten ihn, und lassen wieder locker,

mal schnell, um den Unterschied zwischen Anspannung und Entspannung ganz deutlich zu erleben, mal langsam, um langsam um möglichst feine Unterschiede wahrzunehmen.

Sie wiederholen die Übung mit dem ganzen Gesicht. Spannen alle Muskeln des Gesichts an und lockern sie wieder und gehen die einzelnen Muskelgruppen durch:

die Stirn und die Kopfdecke, die Augenlieder, die Kiefer, die Lippen und die Zunge.

Versuchen Sie, sie jeweils noch weiter zu entspannen, während Sie darauf achten" (Kaluza, 1988).

 

 

Analoges gilt für:

Schultern, Brust und Bauch/ und die Beine

 

Das Prinzip der Entspannungsübungen ist also:

Eine Muskelgruppe anspannen/ die Empfindungen dabei zu beachten/ den Muskel wieder zu entspannen/ die Empfindungen dabei zu beachten/ den Unterschied zu beachten.

 

Sind alle Muskeln entspannt, wird die Entspannung mit jedem Ausatmen vertieft, die Entspannung eine Weile genossen, dann wieder alle Muskeln des Körpers angespannt, die Arme wieder angewinkelt, wieder gestreckt und man räkelt sich wieder. Die Augen werden wieder geöffnet.

 

Kurzform der Entspannung:

Die Abwandlung besteht darin, daß die Anspannungsphase weggelassen wird. (Dies ist nur möglich, wenn man gelernt hat, den Spannungszustand der einzelnen Muskeln genauer wahrzunehmen).

 

Vorgehensweise:

Den einzelnen Muskelgruppen wird nacheinander die Aufmerksamkeit zugewendet. Die bestehende Spannung wird beobachtet, dann entspannt man sich. Die Reihenfolge bleibt wie bisher. Wiederholungen der einzelnen Muskelgruppen können weggelassen werden, wenn eine ausreichende Entspannung der betreffenden Muskelgruppe bereits erreicht wurde. Am Ende der Übung wird die Entspannung wie bereits erwähnt mit Hilfe des Ausatmen vertieft.

Die Anwendung der Kurzform der Entspannung eignet sich besser in Belastungssituationen.

 

Anwendung der Entspannung:

Die Anwendung ist im Grunde bei jeder Gelegenheit möglich. Es ist nicht nötig, es sich dafür bequem zu machen und die gesamte Übung durchzugehen. Man kann lernen, nur einzelne Muskelgruppen zu entspannen: nämlich jene, die bei einer gegeben Aktivität gerade nicht benötigt werden.

Beispiel: Während man sich mit einer Person unterhält, kann man, ohne daß es auffällt, viele Muskeln des Gesichts, die Schultern, den Rücken, den Bauch und die Beine entspannen.

 

Zweck:

Sind viele Muskeln unseres Körpers angespannt, fühlen wir uns belastet. Wir sind verkrampft. Um die Verkrampfung aufzuheben, müssen wir wissen, welche Muskeln zur Zeit unnötig angespannt sind, um diese entspannen zu können. Sind wird dann wieder entspannt, können viele Aktivitäten in verschiedenen Situationen leichter durchgeführt werden, und Belastungsgefühlen entgegengewirkt werden.

(vgl. Kaluza, 1988)

 

6. Belastungsausgleich

Die Kursteilnehmer sollten das Gruppengeschehen nicht als einen von der 'realen' Welt abgetrennten Prozeß erleben. Schon zu Beginn der Gruppensitzungen werden in der Gruppe Möglichkeiten des Belastungsausgleiches gesucht. Hierzu gehören nicht nur sportliche Aktivitäten, wie Gymnastik, Aerobic oder andere Sportarten, sondern auch Ausgleichsaktivitäten wie ins Kino gehen oder ein Museum besuchen.

 

7. Durchgeführte Streßbewältigungsprogramme

In diesem Kapitel werden unterschiedliche Streßbewältigungskonzepte thematisiert. Hiermit sollen die Einsatzgebiete und Unterschiede der Programme herausgearbeitet werden. Solche Konzepte kommen zum Beispiel bei Lehrern, Polizisten, aber auch bei Bulemiekranken, Asthmatikern, Psychosomatik-Patienten und Suchtkranken zum Einsatz.

 

 

7.1. Entwicklung und Evaluation eines Programms zur Streßbewältigung (Kaluza).

 

"Formal besteht das Programm aus 12 Sitzungen von etwa zweistündiger Dauer bei einer Teilnehmerzahl von 6 bis maximal 10. [...] Für die Kursdurchführung stehen Informationsmaterialien, Selbstbeobachtungsbögen, Arbeitsblätter etc., zur Verfügung. In einem Trainingsmanual wird das methodische Vorgehen für alle drei Bausteine genau beschrieben" (Kaluza & Basler, 1986).

 

Es werden zwei Bewältigungsstrategien unterschieden:

a) Die grob instrumentellen Methoden sehen Veränderungen im Sinne des transaktionalen Modells von Lazerus vor. Angestrebt werden Veränderungen der Situation und der Personenmerkmale.

b) Die pallliativen Methoden führen zu einer Regulierung und Kontrolle der physiologischen und emotionalen Folgen.

 

Es gilt ein Gleichgewicht zwischen den beiden Methoden zu finden Das heißt die Phasen der Aktivierung während dem aktiven Problemlösen sollte immer wieder von Phasen der Erholung, Entspannung und Ablenkung abgelößt werden.

 

Das Programm ist in drei Bausteine eingeteilt, die Variabel eingesetzt werden können.

1. Problemlösen

2. Entspannung

3. Belastungsausgleich

 

1. Problemlösen

Systematische Selbstbeobachtung von streßauslösenden Situationen und den darauf folgenden Reaktionen soll den Teilnehmer zu einem selbständigen Umgang mit Belastungen hinführen.

Sie lernen ein vereinfachtes verhaltensanalytisches Problemverständnis.

 

Am Beispiel einiger belastender Situationen werden in der Gruppe weitere Schritte dargestellt:

 

- Lösungen suchen: Bewertungsfreies gemeinsames Suchen nach Lösungsmöglichkeiten

- Bewerten und Entscheiden: Der Teilnehmer entscheidet sich für die best mögliche Lösung

- Planen von Schritten: Die ausgewählte Lösung wird genau geplant. Mit Vorstellungsübungen und Rollenspielen werden die Teilnehmer auf die Durchführung der Schritte im Ernstfall vorbereitet.

- Durchführen von Schritten: Alle Schritte führen auf diesen zentralen Punkt hin, der außerhalb der Gruppe stattfindet.

- Rückmelden: Ergebnisse der Durchführung werden analysiert

 

Nach Erläuterung der Schritte erarbeiten die Teilnehmer das Schema anhand von Arbeitsbögen selbständig. Dann wird in Kleingruppen von 3 bis 4 Teilnehmern wird jeweils eine belastende Situation mit Unterstützung des Kursleiters erarbeitet.

 

2. Entspannungstraining

Die Entspannungsfähigkeit der Teilnehmer wird systematisch trainiert. Zum einen für regelmäßige Enspannungsübungen zum Zwecke der Erholung, zum anderen für kurzfristige Bewältigungsstrategien in akuten Belastungssituationen.

In diesem Programm wird die Methode der progressiven Muskelrelaxation angewandt. Die Teilnehmer werden zu regelmäßigen häuslichen Übungen angeleitet. Sie erfolgen autogen. Bei entsprechenden Fortschritten wird im letzten Kursdrittel die Anwendung der Entspannungsübungen in verschiedenen Alltagssituationen eingeübt. Man spricht auch von Entspannung durch Vergegenwärtigung, cue-controlled relaxation.

 

3. Belastungsausgleich

Ziel ist, daß die Teilnehmer angenehme, entspannende und genußvolle Aktivitäten zum Ausgleich für bestehende Belastungen regelmäßig in ihrem Alltag durchführen. Zu diesem Zweck werden mit jedem Teilnehmer individuelle ausgleichende Aktivitäten erarbeitet, und deren Durchführung verbindlich geplant. Hierzu wird ein sogenannter Freizeitkalender erstellt, in den die Teilnehmer Ort, Zeit und eventuelle Partner eintragen. Anschließend werden Erfahrungen in der Gruppe reflektiert, um innere Barrieren wie Schuldgefühle, innere Unruhe, soziale Unsicherheit und Schamgefühle zu überwinden.

 

Formal besteht das Programm aus 12 Sitzungen von etwa zweistündiger Dauer bei 6 bis maximal 10 Teilnehmern. Die einzelnen Sitzungen sind nicht genau vorstrukturiert, in der Regel werden aber alle drei Bausteine behandelt.

 

7.2. Lehrerstreß- Ein Zwischenbericht zur Entwicklung eines Streßbewältigungsprogramms (Scholz, Jehle).

Bewältigungsmaßnahmen

Jede Intervention (Einmischung) erfordert eine vorausgehende (und begleitende) Diagnostik. Sie soll im Rahmen des Trainingsprojekts durch Selbstbeobachtungen des Lehrers und in Einzelgesprächen zwischen Berater und Teilnehmern sowie durch Gruppendiskussionen in den geplanten Seminarsitzungen durchgeführt werden. Das Programm wird also eine Einführung der Teilnehmer in Selbstbeobachtung (z.B. von Streßreaktionen und Streßreizen) enthalten.

Die Wahrnehmung und Bewertung von Streßreizen und Streßreaktionen sind zentrale Vorgänge in einem Streßprozeß, die sowohl rational (vernünftig, denkend) als auch irrational (emotional, vernunftwidrig) verlaufen können. Ein wichtiger Bestandteil der Streßbewältigung wird demzufolge sein, die bisherige Wahrnehmung und Bewertung von Streßreizen und Streßreaktionen der Lehrer zu prüfen.

 

Ein Trainingsprogramm steht immer zwischen den Polen einer starken Vereinheitlichung des Trainingsangebotes für alle Teilnehmer und dem Bemühen um Individualisierung. Vorgesehen ist eine Kombination von "Standartmaßnahmen" der Streßbewältigung für alle Teilnehmer und eines Katalogs von weiteren Maßnahmen, die für alle Teilnehmer zwar beschrieben werden, die die Teilnehmer jedoch ihrer individuellen Problemlage entsprechend auswählen, einüben und anwenden.

Die Standart- und fakultativen Bewältigungsmaßnahmen sprechen folgende drei Verhaltensebenen an:

 

1. Normalisierung wichtiger vegetativer Funktionen (physiologische Ebene)

der erste Schritt sollte sein, den Erschöpfungszustand und körperliche Beschwerden zu beseitigen.

a)Standartmaßnahme: Progressive Entspannung (emotionale Dekonditionierung)

b)fakultative Maßnahmen: weitere vertiefende Übungen zur Regulierung des Kreislaufs, Regulierung der Atmung, Regulierung von Magen- und Verdauungsbeschwerden, Beseitigung von Schlafstörungen.

 

2. Veränderung des Erlebens bzw. kognitiver Bewertungsmuster (kognitive Ebene)

hier geht es um den Abbau belastender, Streßreaktionen auslösender Gedanken und Gefühle

a)Standartmaßnahmen: Positives inneres Sprechen (kognitive Modifikation),

b)fakultative Maßnahmen: Desensibilisierung von Angstvorstellungen, Phantasieübungen, Veränderung der Selbstgespräche mit Hilfe der Rational-Emotiven Therapie von Ellis (1977).

 

3. Programme zur Verhaltensänderung (Ebene des offenen Verhaltens/ Verhaltenskontrolle)

hier soll sogenanntes Risikoverhalten (gelernte Reaktionen auf Streßsituationen), das selbst wieder Streß auslösen kann, abgebaut und verändert werden:

a)Standartmaßnahmen: Skill-Training, Selbstkontrolle des Arbeitsverhaltens

b)fakultative Maßnahmen: verschiedene Selbststeuerungsprogramme, Aufbau allgemeiner Problemlösefertigkeiten, Übungen zur Bekämpfung der "krankhaften Hast", Entwicklung persönlicher Aktionspläne gegen Arbeitsstreß.

 

Diese Maßnahmen, die den Lehrern angeboten werden, sind personenorientiert. Ein weiterer Bereich von Bewältigungsmaßnahmen bezieht sich darauf, streßauslösende Bedingungen zu ändern (situationsorientierte Maßnahmen). Neben personorientierten Maßnahmen wird das Streßbewältigungsprogramm auch solche situationsorientierte Maßnahmen anbieten. Problematisch ist jedoch, daß nicht unbedingt alle Streßauslösenden Bedingungen vom Lehrer oder durch ein Trainingsprogramm verändert bzw. beeinflußt werden können. Hier spielen (wahrgenommene) Machtverhältnisse eine erhebliche Rolle, die bei der Entwicklung des individuellen Streßmodells des Teilnehmers und bei der Auswahl der Änderungsziele und der Bewältigungsmaßnahmen zu berücksichtigen sind. Je nach Ausgang dieser Prüfung wird ein Teilnehmer sich an die Veränderung von Streßbedingungen heranmachen oder, falls dies außerhalb seiner Macht steht, personorientierte Maßnahmen ergreifen, um die nicht veränderbaren Bedingungen und den dadurch ausgelösten Streß besser ertragen zu können.

 

Dieses Programm hat drei Zielsetzungen:

1. Den Lehrern soll Einsicht in den Verlauf und in Bedingungen von Streßvorgängen vermittelt werden.

2. Sie sollen Möglichkeiten einüben, Streß besser zu bewältigen bzw. besser zu ertragen.

3. eingeübte Bewältigungstechniken im Alltag anwenden.

 

Auch hier werden drei aufeinanderfolgende Bausteine aufgeführt:

1. Instruktionsphase

2. Einübungsphase

3. Anwendungsphase

 

1. Instruktionsphase

Den Lehrern wird ein Erklärungsschema nahegebracht das ihnen Verständnis für Art und Verlauf ihrer Streßreaktionen geben soll.

 

2. Einübungsphase

Die Lehrer lernen ein Schema zur Diagnose ihrer Streßbelastung und Techniken und Strategien zur Streßbewältigung kennen.

 

3. Anwendungsphase

Erproben der Bewältigungsfertigkeiten unter Sreßbedingungen

 

7.3. Streß- und Verhaltensmanagement im Polizeidienst (Bruns, Bernt & Röhring).

Repräsentative Studien an Polizisten ergaben bei etlichen Beamten eine zu geringe Streßstabilität (Selbstkontrolle, emotionale Stabilität) und mangelnde kommunikative Kompetenz. Grundlage für das Training waren insbesondere Verhaltensanalysen bei über 800 Polizeibeamten unterschiedlicher Laufbahnen und Dienstgrade. Das Konzept stammt vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie unter Mitarbeit von zehn Polizeibeamten.

 

Das Trainings verfolgt zwei Ziele:

1. Es werden Techniken der kurzfristigen Erleichterung in Streßsituationen z.B.: Spontanentspannung, innere und äußere Ablenkung, Veränderung innerer Dialoge, Verringerung der Streßdosis.

2. Langfristigen Veränderung z.B.: Autogenes Training, progressive Relaxation, Techniken der systematischen Problemlösung, Techniken der Einstellungsänderung und Techniken der Gesprächsführung

 

In Gruppen von acht Teilnehmern werden von zwei Trainern im sogenannten Team-Teaching drei Seminarwochen durchgeführt. Nach der ersten und der zweiten Trainingswoche gehen die Teilnehmer jeweils 14 Tage in den Alltag zurück, um die Trainingsinhalte unmittelbar anzuwenden und umzusetzen. Die dritte Woche dient der Nachbereitung aber auch der Supervision der Trainer.

 

8. Methodische Ergebnisse eines Streßbewältigungsprogramms

Das Streßbewältigungsprogramm von Kaluza, Basler und Henrich wurde in sieben parallel laufenden Kursgruppen erprobt. Die drei Autoren haben zu diesen Kursen eine Vielzahl von Daten erhoben. Im weiteren werden die Daten genutzt, um methodisch Fragestellungen zu klären.

Die Programme wurden in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule der Stadt Marburg, der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung, sowie der AOK Marburg-Biedenkopf durchgeführt. Ein weiterer Kurs wurde von einer niedergelassenen Psychologin in freier Praxis angeboten. "Bei [...][allen] Kursleitern handelte es sich um Diplompsychologen, die bereits Erfahrungen in der Gruppenarbeit mit Erwachsenen und mit den im Kurs eingesetzten verhaltenstherapeutischen Methoden besaßen" (Kaluza 1988, 28).

 

Für die Teilnehmer an den Kursen galten folgende Kriterien:

- Alter nicht über 60 Jahre,

- Beherrschung der deutschen Sprache und

- Gewährleistung einer regelmäßigen Teilnahme"

 

Es sollten folgende Kriterien ausgeschlossen werden:

- Suchtproblematik

- Suizidgefährdung

- stark beeinträchtigende chronische, psychische und/oder somatische Erkrankung,

- ausgeprägte neurotische Symptome und

- laufende psychotherapeutische Behandlung" (Kaluza 1988, 28).

 

Problematisch wurde für die Autoren die Erfassung der Erfolgskriterien. In ihren Überlegungen entschieden sie sich letztendlich für die Befragung und für die Nutzung gängiger psychologischer Fragebogen und Testverfahren. Es wurde der Gießener Beschwerdebogen (GBB) von Brähler und Scheer, die Eigenschaftswörterliste (EWL) von Janke und Debus und der Streßverarbeitungsfragebogen (SVF) von Janke, Erdmann und Boucsein ausgewertet.

Das Interview mit den Teilnehmern wurde direkt nach Beendigung des Kurses und 4 bis 5 Monate später durchgeführt.

 

 

Durchgeführte Datenerhebung:

 

 

 

Meßzeitpunkt

Meß-

instrument

EG

KG

 

 

 

Prä

Erstinterview:

X

X

 

 

 

 

Fragebögen:

X

X

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Post

1. Nachkontrollinterview:

X

-

 

 

 

 

Fragebögen:

X

X

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Follow-up

(4-5 Monate)

2. Nachkontrollinterview:

X

-

 

 

 

 

Fragebögen:

X

-

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Das Training wurde mit insgesamt 57 Personen in sieben parallel laufenden Gruppen begonnen. Von diesen brachen 4 das Training vorzeitig ab." Weiter beschreiben die Autoren die Stichprobe folgendermaßen: "Unter den 52 Teilnehmern waren 17 Männer und 35 Frauen, der jüngste Teilnehmer war 23, die älteste Teilnehmerin 54 Jahre alt. Das mittlere Alter betrug 37,4 Jahre (s=7,5). Der Großteil der Teilnehmer lebt in einer festen Partnerbeziehung. Die Teilnehmer kommen aus allen Bildungsschichten" (Kaluza 1988, 31).

 

Ergebnisse:

Unterschiede zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe wurden nicht signifikant.

 

Bei allen Fragebogen wurden allerdings Zeiteffekte charakteristisch, d.h. die Abnahme der Beschwerdewerte wurde statistisch signifikant.

 

Gießener Beschwerdefragebogen:

Zeiteffekte wurden signifikant, d. h. die Abnahme der Beschwerdewerte in beiden Untersuchungsgruppen ist statistisch signifikant; eine stärkere Abnahme der Werte der Trainingsgruppe als der der Kontrollgruppe ist nicht zu sichern (Kaluza 1988, 32). Bei den anderen Fragebögen ergeben sich entsprechende Ergebnisse.

 

 

Abbildungen 1 und 2 zeigen die erzielten Werte des Streßverarbeitungsfragebogen (SVF). In diesem Fragebogen werden 19 voneinander unabhängige Skalen erfaßt. Diese lassen sich in potentiell belastungsverschärfende (negative) und potentiell belastungsmindernde (positive) Strategien unterteilen. Belastungsverschärfende Strategien sind zum Beispiel Gedankliche Weiterbeschäftigung oder Resignation, Belastungsmindernde Situationskontrollversuche, Ablenkung oder positive Selbstinstruktion.

 

 

Abb.1: Veränderungen der negativen Strategien des Streßverarbeitungsfragebogen (SVF)

 

Abb.2: Veränderungen der positiven Strategien des Streßverarbeitungsfragebogen (SVF)

Es wurden folgende Effekte erzielt:

 

 

 

Effekt

df

F

p

 

 

GBB

Gruppe

4/85

.23

.87

 

 

 

Zeit

4/85

4.85

.00

 

 

 

Gruppe * Zeit

4/85

.75

.56

 

 

 

 

 

 

 

 

 

EWL

Gruppe

7/81

.62

.74

 

 

 

Zeit

7/81

6.39

.00

 

 

 

Gruppe * Zeit

7/81

1.45

.20

 

 

 

 

 

 

 

 

 

SVF "positive Strategien"

Gruppe

11/73

.91

.54

 

 

 

Zeit

11/73

2.85

.00

 

 

 

Gruppe * Zeit

11/73

2.09

.03

 

 

 

 

 

 

 

 

 

SVF "negative Strategien"

Gruppe

8/83

1.95

.07

 

 

 

Zeit

8/83

5.72

.00

 

 

 

Gruppe * Zeit

8/83

.99

.45

 

 

 

 

 

 

 

 

Ergebnisse der MANOVA-Analyse. Vergleich der Prä- und Postmessungen in Versuchs- und Kontrollgruppe

 

Gießener Beschwerdebogen (GBB)

Eigenschaftswörterliste (EWL)

 

Bei der Befragung der Teilnehmer im Nachinterview ergaben sich folgende Ergebnisse:

70% der Teilnehmer haben das Problemlösetraining auch außerhalb der Kurses angewandt. Lediglich 7 von 48 befragten führten keine Entspanngsübungen mehr durch. 60% haben die Entspannung auch kurz vor oder Während belastender Situationen eingesetzt. Zwei Drittel der Teilnehmer haben in der Zeit nach Kursende Häufiger als früher gezielt Aktivitäten zum Ausgleich unternommen; 65% gaben an, neue Interessen entdeckt bzw. alte wiederaufgenommen zu haben. Die drei Programmbausteine Entspannung, Problemlösen und Belastungsausgleich wurden in etwa als gleich hilfreich empfunden.

 

Die methodische Darstellung soll zum einen die Möglichkeiten einer Bewertung von Streßbewältigunsprogrammen kurz aufzeigen, zum anderen sollen die Schwierigkeiten dargestellt werden, innerhalb weniger Monate signifikante Ergebnisse zu erzielen. Streßbewältigugsprogramme dienen dazu, erste Schritte in ein streßfreieres Leben einzuleiten. Die Entwicklung geht aber über die Übungsstunden hinaus; die Streßbewältigung muß über Jahre immer wieder eingeübt und umgesetzt werden.

 

9. Literaturverzeichnis

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