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Rezension - Die DDR 1945-1990

Die DDR 1945-1990
Hermann Weber  

Oldenbourg Verlag  
München 2000
ISBN: 3-486-52363-5
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Wie der Titel bereits erkennen läßt, beschränkt sich Weber keineswegs auf die Zeit nach der Staatsgründung, sondern widmet sich ebenso detailliert der Vorgeschichte der DDR. Die spezifischen Interessen der Sowjetunion werden dabei ebenso angesprochen wie die von Anbeginn gegebene Unfähigkeit der deutschen Kommunisten, ihre Herrschaftsansprüche "im freien Konkurrenzkampf mit anderen Parteien" (S. 9) durchzusetzen. Diese Herangehensweise ermöglicht es, jene Strukturdefekte aufzudecken, die das SED-Regime seit seinem Entstehen kennzeichneten und wohl nicht unwesentlich zu seinem späten Sturz beitrugen: die Gründung der Partei als Zwangsmaßnahme, die Unterordnung ökonomischer Notwendigkeiten unter das Primat der Ideologie und - neben anderem - die einseitige Orientierung auf das Modell Sowjetunion. In vier Abschnitten wird die Entwicklung der DDR von ihrer Gründung 1949 bis hin zur friedlichen Revolution des Jahres 1989/90 dargelegt. Dabei versteht es der Autor, den grundlegenden Dualismus der Entwicklung nachhaltig aufzuzeigen: Obwohl die Handlungsmotivation der SED durchgängig der eigene Machterhalt war und dieser auch mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln durchgesetzt wurde, konnten die Vorstellungen der Parteiführung doch keineswegs ungebrochen umgesetzt werden. Kontinuität und Wandel bedingten sich auch hier beständig. Dabei war die Partei zumindest in Krisensituationen durchaus in der Lage, einen "Lernprozeß" (S. 43) zu durchlaufen und die eigene Politik im zwingend notwendigen Rahmen zu modifizieren. Daß es letztlich jedoch vor allem die Sowjetunion war, die den Bestand des Regimes garantierte, zeigte sich nicht nur in den Junitagen des Jahres 1953, sondern vor allem 1989/90. Denn mit der Abkehr der SED von ihrer "Schutzmacht" trug die Parteiführung nicht unwesentlich zu ihrem eigenen Sturz bei, spätestens zu diesem Zeitpunkt war "das Versagen der überalterten Führungsriege [...] durch nichts zu kaschieren, der Zusammenbruch nicht mehr aufzuhalten" (S. 104). Nach der ebenso kurzen wie instruktiven Einführung in die DDR-Geschichte, die aufgrund des zur Verfügung stehenden Rahmens zwangsläufig nur die zentralen Elemente umfaßt, widmet sich Weber im zweiten Teil den Grundproblemen und Tendenzen der Forschung. Dazu gehört die allgemeine Hinterfragung des Forschungsstandes ebenso wie eine detaillierte Schilderung der gegenwärtigen Archivlage und eine Auseinandersetzung mit der Rolle der Historiker der DDR - sowohl vor als auch nach der "Wende". Bemerkenswert ist hier vor allem die vom Autor bereits an anderer Stelle konstatierte Gefahr "blinder Aktengläubigkeit", die u.U. dazu führt, daß neue Untersuchungen "hinter bereits erreichte, fundierte Analysen" zurückfallen (S. 130). Gerade derart grundlegende wie überzeugende Beobachtungen sind es, die dem Buch ein besonderes Gewicht verleihen und somit als nahezu ideal für den Einstieg ins Thema erscheinen lassen. Bei einem solchen Einstieg hilfreich ist auch der dritte Teil des Buches, der 2115 Publikationen zu einer umfangreichen Auswahlbibliographie zusammenfaßt. Gesamtdarstellungen sind dabei ebenso berücksichtigt wie gedruckte Quellen, Bibliographien, Memoiren und Veröffentlichungen zu zahlreichen Spezialgebieten der DDR-Geschichte. Im Vergleich zur 2. Auflage sind mehr als 400 Titel neu aufgenommen, darunter auch ein Großteil der wesentlichen Neuerscheinungen des Jahres 1999. An Aktualität ist diese Auswahlbibliographie somit kaum zu übertreffen. Ein Anhang mit Zeittafel und Abkürzungen rundet das Buch ab. Dessen Bedeutung gerade für den "Einsteiger" sollte nicht unterschätzt werden, denn die Bedeutung von Akronymen wie etwa "DFD" oder "VdgB" erschließt sich keineswegs von selbst. Alles in allem stellt "Die DDR 1945-1990" einen überaus gelungenen Versuch dar, die Geschichte der DDR sowohl darzustellen als auch Wege für eine weitere Beschäftigung mit dem Thema aufzuzeigen und für die damit verbundenen Probleme zu sensibilisieren. Ganz im Sinne der Herausgeber werden hierin "nur die wichtigsten Probleme vorgestellt, weniger bedeutsame Fragen hintangestellt" (Vorwort). Daß die damit notwendigerweise verbundene Auswahl eine subjektive - und somit streitbare - ist, läßt sich nicht umgehen. Auch wenn nicht jede der getroffenen Gewichtungen nachvollziehbar ist - so werden etwa in der Zeittafel Bodenreform und Kollektivierung der Landwirtschaft nicht bzw. nur am Rande erwähnt -, vermag dies doch kaum den Gesamteindruck zu trüben: ohne Zweifel ein Buch, das eine ebenso fundierte wie gut lesbare Einführung in die DDR-Geschichte bietet. Jens Schöne


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